Kurzdarmsyndrom

Kurzdarmsyndrom behandeln
Ein schlecht eingestelltes Kurzdarmsyndrom kann zu vielen Komplikationen führen.
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Bei bestimmten Krankheiten kann eine chirurgische Entfernung von Teilen des Dünndarms notwendig werden.

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Das Kurzdarmsyndrom (KDS) ist eine sehr seltene und komplexe Erkrankung. In Österreich sind ca. 300 Menschen von KDS betroffen.

Der normale Dünndarm ist 3 – 6 Meter lang und dient der Aufnahme von verdauter Nahrung sowie Flüssigkeit. Verbleiben weniger als 25 – 30 % der Dünndarmfunktion, spricht man von einem Kurzdarmsyndrom.

Die häufigsten Ursachen sind eine chirurgische Entfernung von Dünndarmabschnitten wie z. B. aufgrund von chronischen Entzündungen (Morbus Crohn), Darmvenenthrombosen, Tumoren, Bauchverletzungen oder angeborenen Missbildungen. Deutlich seltener kommt es bei normaler Darmlänge zu einem teilweisen Funktionsverlust, was auch als "funktioneller Kurzdarm" bezeichnet wird.

Da jede einzelne Körperzelle wie ein kleiner Verbrennungsmotor funktioniert, kann sie ihre Funktion nur dann optimal erfüllen, wenn sie ausreichend Flüssigkeit, Energie und Nährstoffe zur Verfügung hat. Je früher ein Problem erkannt wird, desto einfacher kann es ausgeglichen und die volle Funktion wieder hergestellt werden.

Ein Mangel an Flüssigkeit und/oder Nährstoffen kann zu einer Vielzahl von Komplikationen führen, wie z. B. ungewolltem Gewichtsverlust, Muskelschwäche, Störungen des Knochenstoffwechsels, Wundheilungsstörungen, bis hin zu Nierenversagen bzw. Funktionseinschränkungen von Herz- und Atemmuskulatur.

Eine frühzeitige Behandlung von KDS ist daher von großer Bedeutung.

Die Therapie des KDS richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, der Anpassungsfähigkeit des Darms sowie nach möglichen Begleiterkrankungen, die das KDS mit sich bringen kann.

An erster Stelle stehen die Ernährungs- und Flüssigkeitszufuhr. Konkrete Tipps, von spezialisierten Diätolog*innen erarbeitet, wie z. B. zu isotonen Getränken, Trinknahrungen, abführenden und stopfenden Nahrungsmitteln etc. stehen auf www.kurzdarmsyndrom.at zur Verfügung.

Bei einer chirurgischen Behandlung besteht die wichtigste Maßnahme darin, dass stillgelegte Darmabschnitte wieder angeschlossen werden, sodass die maximale Darmlänge genutzt wird.

Medikamentöse Therapien dienen der Unterstützung der Darmfunktion und damit der Versorgung jeder einzelnen Körperzelle. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Medikamente für Sie konkret in Frage kommen. Dies können z. B. Medikamente zur Eindickung des Stuhls oder zur besseren Aufspaltung der Nährstoffe sein, zur Reduktion von Magen-Darm-Säften oder zur Bindung von Gallensäuren. Für Patient*innen mit KDS und chronischem Darmversagen gibt es auch eine Hormontherapie zur Stimulation der Darmzotten, um die Aufnahme von Nährstoffen zu verbessern.

Auch mit komplementären Therapien, wie z. B. TCM/TEM, Osteopathie, Shiatsu, Aromatherapien etc. gibt es gute Erfahrungen, um den Körper zusätzlich zu unterstützen.

Da KDS ein sehr komplexes Krankheitsbild ist und jede Therapie an die individuellen Bedürfnisse und die persönliche Situation angepasst werden sollte, ist die Einbindung in ein multidisziplinäres Behandlungsteam (Chirurgie, Gastroenterologie, Diätologie, Psychologie, Physiotherapie etc.) für den Therapieerfolg von großer Bedeutung. So kann auch trotz schwerer Erkrankung eine hohe Lebensqualität erreicht werden.

Eine Funktionseinschränkung bzw. der Verlust von Körperteilen geht immer mit zahlreichen Herausforderungen einher. Betroffene und Angehörige müssen dafür Lösungen finden sowie lernen, die Situation anzunehmen. Menschen, die schon länger mit der Diagnose KDS konfrontiert sind, haben dabei schon zahlreiche praktische Erfahrungen gesammelt. Der Austausch mit Gleichgesinnten bietet daher viele Vorteile und tut auch der Seele gut.

Die Patientenorganisation "Die Chronischen Experten" (www.chronisch.at) hat sich speziell auf KDS-Betroffene fokussiert und kann bei Bedarf auch Ratschläge für spezialisierte Fachärzt*innen bzw. Diätolog*innen geben.

Die Plattform www.ced-kompass.at bietet, in Kooperation mit der ÖMCCV (Österreichische Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung, www.oemccv.at) sehr umfangreiche Services wie z.B. Infomaterial, Podcasts, Videos, eine telefonische Helpline etc. an.

Wichtig ist, dass Sie mit KDS nicht allein sind und sich Unterstützung von einem auf KDS-Patient*innen spezialisierten Behandlungsteam suchen. Selbstverständlich kann eine Beratung bzw. ein Austausch mit einer Patientenorganisation niemals einen Arzt/eine Ärztin ersetzen.

C-ANPROM/AT/REV/0016, Jän. 2023


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Erstellt am:

9. Februar 2023

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