Dehnungsstreifen (Schwangerschaftsstreifen)

Schwangere Frau cremt sich ihren Bauch ein
Schwangerschaftsstreifen lassen sich mit Hilfe fetthältiger Öle gut vorbeugen.
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Schwangerschaftsstreifen treten auf, wenn die Haut und das Bindegewebe, zum Beispiel während der Schwangerschaft, mehr beansprucht und überdehnt werden.

Medizinische Expertise

Sabine Schwarz

Dr.in Sabine Schwarz

Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Niederhofstraße 39, 1120 Wien
www.hautzentrumwien.at
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Durch das schnelle Anwachsen des Bauchumfanges während der Schwangerschaft verliert die Haut an Elastizität, die Fasern der unteren Schicht der Haut bekommen Risse, charakteristische Streifen entstehen. Schwangerschaftsstreifen treten vor allem am Bauch, bei den Brüsten, am Gesäß oder an den Hüften auf. Sie sind im Laufe der Entwicklung zuerst bläulich-rötlich oder violett, nach der Geburt werden sie wieder blasser, bis meist weißlich-silbrige Streifen zurückbleiben. Schwangerschaftsstreifen gelten zwar nicht als gesundheitsgefährdend, werden aber oftmals als kosmetisch störend empfunden. Bis zu 80 % der Frauen entwickeln im Laufe ihrer Schwangerschaft die ungeliebten Streifen.

Durch die Hormonumstellung während der Schwangerschaft kommt es zu einigen Veränderungen für die werdende Mutter. Denn neben allgemeinen Beschwerden, wie Übelkeit oder Rückenschmerzen, können sich auch der Haar- und der Hauttyp verändern: Frauen mit vormals trockener Haut bekommen während der Schwangerschaft fettige, zu Unreinheiten neigende Haut, und umgekehrt. Auch das körpereigene Hormon Cortisol und der erhöhte Östrogenspiegel sind mitverantwortlich bei der Entstehung von Dehnungsstreifen. Sie werden vermehrt während der Schwangerschaft gebildet, machen die Haut dünner und verringern dadurch ihre Elastizität.

  • Schwangere mit Übergewicht

  • Schwangere mit übermäßiger Gewichtszunahme während der Schwangerschaft

  • Schwangere mit empfindlicher Haut

  • Schwangere mit einem schwachen Bindegewebe

  • Schwangere, die Mehrlinge erwarten

Die Neigung zu einem schwachen Bindegewebe und damit auch zu Schwangerschaftsstreifen ist genetisch veranlagt, weshalb sie familiär gehäuft auftreten. Hellhäutige Frauen sind eher betroffen, als dunkelhäutige Frauen, jüngere Schwangere häufiger als ältere. Die ungeliebten dünnen Streifen können aber nicht nur während einer Schwangerschaft auftreten, sondern auch durch schnelle Gewichtszunahme oder Muskelaufbau bzw. bei zu schnellem Wachstum während der Pubertät.

Schwangerschaftsstreifen lassen sich auf Grund der Gewichtszunahme meist nur schwer verhindern und eine wirklich wirksame Therapie von vorhandenen älteren Schwangerschaftsstreifen gibt es derzeit nicht.

Einige Methoden, wie z.B. Narbencremes, Farblichttherapien, Lasertherapien, Microneedling, Kältetherapien oder Säurepeelings, können unmittelbar nach der Schwangerschaft eingesetzt werden, um die noch frischen Dehnungsstreifen zu behandeln – eine vollständige Entfernung ist aber oftmals trotzdem nicht möglich. Damit die Auswirkungen vermindert werden, kann die werdende Mutter versuchen, schon in einem frühen Stadium der Schwangerschaft ihr Bindegewebe und ihre Haut zu unterstützen. Eine Garantie, dass die ungeliebten Schwangerschaftsstreifen erst gar nicht auftreten, gibt es aber leider nicht.

Fetthaltige Öle sind sehr gut hautverträglich und eignen sich hervorragend für Massagen oder zum Einreiben. Die oftmals reich an Vitamin E und ungesättigten Fettsäure haltigen Öle machen die Haut elastischer und widerstandsfähiger. Öle, wie zum Beispiel das

  • nährende Mandelöl,

  • das feuchtigkeitsspendende Arganöl,

  • das hautregenerierende Johanniskrautöl,

  • das hautpflegende Macadamianussöl oder

  • das heilungsfördernde Ringelblumenöl

pflegen und unterstützen die Haut während der Schwangerschaft.

Ätherische Öle haben viele Wirkungen – nicht nur auf die Psyche, sondern auch auf den Körper. Um Schwangerschaftsstreifen zu minimieren, eignen sich unter anderem folgende ätherische Öle wie:

  • das hautpflegende Neroli Öl,

  • das zellenerneuernde Öl des Weihrauchs,

  • das hautregenerierende Rosenöl oder

  • das wundheilungsfördernde Lavendelöl.

Für Massagen oder Einreibungen kann eine 1% Mischung aus einem fetten Öl und einem ätherischen Öl, das heißt 20 Tropfen ätherisches Öl auf 100ml fettes Öl, verwendet werden. Mischungen mit ätherischen Ölen sollten erst ab 16. Schwangerschaftswoche und nur nach einem Verträglichkeitstest benutzt werden.

  • Moderate Gewichtszunahme: eine starke Gewichtszunahme während der Schwangerschaft fördert die Entstehung von Schwangerschaftsstreifen

  • Viel Obst und Gemüse: gesund essen während der Schwangerschaft

  • Ausreichend Trinken: der Bedarf an Flüssigkeit ist in der Schwangerschaft unter anderem wegen des erhöhten Blutvolumens leicht erhöht. Idealerweise sollten mindestens 2 Liter Flüssigkeit pro Tag zugeführt werden, damit der ganze Körper ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt ist. Am besten eignen sich normales Leitungswasser oder Mineralwasser, verdünnte Frucht- oder Gemüsesäfte oder ungesüßte Tees.

  • Bewegung: regelmäßiger Sport während der Schwangerschaft festigen das Hautgewebe, z.B. Schwimmen, Yoga oder Gymnastik

  • Stützen der Brust: ein gut sitzender BH stützt das Brustgewebe

  • Zupf- und Knetmassagen: mit einem Massageöl wird die Haut an Bauch, Brüsten und Oberschenkeln vorsichtig gekniffen und nach oben gezupft. Das sollte nicht wehtun und die Haut nur leicht gerötet sein.

  • Wechselduschen: helfen die Durchblutung zu steigern, das Gewebe zu festigen und die Haut zu straffen

  • Bürstenmassagen: Trockenbürstenmassagen mit Massagehandschuhen

  • Eincremen: tägliche Anwendung von hautpflegenden, rückfettenden Cremes, Lotionen oder Ölen – je früher, desto besser. Da sie aber nur in der obersten Hautschicht wirken, kann nur selten verhindert werden, dass die untere Hautschicht reißt und Dehnungsstreifen entstehen.

  • Peelings pflegen die Haut: Peelings fördern die Durchblutung der Haut, z.B. mit Mandelöl und Kristallzucker vermischen und die Haut damit einreiben

  • Kieselerde haltige Lebensmittel: dazu zählen etwa Vollkornprodukte oder Kartoffeln, Vitamin E-haltige Lebensmittel (Nüssen oder pflanzliche Öle…) sowie Vitamin C haltige Lebensmittel unterstützen und festigen das Bindegewebe

Auch wenn es kein sicheres Rezept gibt, das bei allen Arten von Schwangerschaftsstreifen hilft, kann man versuchen, die Entstehung der ungeliebten Streifen durch vorbeugende Maßnahmen zu vermindern. Je früher dabei mit der Vorbeugung begonnen wird, desto besser.

  • Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, R. Gätje et al, Thieme Verlag, 1. Auflage, Stuttgart, 2011
  • Perikonzeptionelle Frauenheilkunde, C. Gnoth et al, Springer Verlag, 1. Auflage, Berlin Heidelberg, 2014
  • Körperpflege und Kosmetik, S. Ellsässer, Springer Verlag, 2. Auflage, Heidelberg, 2008
  • Aromatherapie, D. Wabner, Urban & Fischer Verlag, 1. Auflage, München, 2009
  • Mind-Maps Aromatherapie, M. Werner, Haug Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 2009

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

17. August 2020

Erstellt am:

20. Juli 2015

Stand der medizinischen Information:

17. August 2020

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