Zahnfleischbluten

Frau hat blutiges Zahnfleisch
Tritt beim Zähneputzen Zahnfleischbluten auf, ist das ein Alarmsignal.
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Gelegentliches Zahnfleischbluten beim Zähneputzen wird oft nicht ernst genommen – dabei ist es oft ein deutliches Warnsignal für eine mögliche Zahnfleischentzündung bzw. für Entzündungen des Zahnhalteapparates.

Medizinische Expertise

Bernd Matschy

Med.Dent. Dr. Bernd Matschy

Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Murgasse 4, 8010 Graz
www.dr-matschy-zahnarzt.at
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Hinter dem Symptom Zahnfleischbluten können aber nicht nur Krankheiten im Mund, sondern auch Erkrankungen im restlichen Körper stecken. Auch durch bestimmte Medikamente und in Zeiten hormoneller Veränderungen – wie in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren – tritt Zahnfleischbluten gerne auf. Da so viele verschiedene Ursachen dahinter stecken können, sollte Zahnfleischbluten immer der Zahnarzt abklären!

So gut wie jeder Erwachsene kennt Zahnfleischbluten. Besonders häufig tritt es jedoch auf:

  • wenn die Mundhygiene zu wünschen übrig lässt (auch Auftreten von Mundgeruch),
  • wenn Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) oder des Zahnfleisches (Gingivitis) vorliegen: Mehr als 80 % der erwachsenen Bevölkerung zeigen Zeichen einer Zahnfleischentzündung Gingivitis,
  • wenn es zu hormonellen Veränderungen kommt (z.B. Schwangerschaft, Wechseljahre, Pubertät),
  • wenn eine Grunderkrankung (z.B. Diabetes, Immunstörungen, Leukämie, Hämophilie) oder eine akute Erkrankung (z.B. Virusinfektion) vorliegt,
  • wenn in der Ernährung Mängel bestehen (z.B. Vitamin C-Mangel),
  • beim Tragen herausnehmbarer Zahnprothesen,
  • bei der Einnahme von blutverdünnende Medikamente einnimmt,
  • bei Rauchern.

Mehr als 500 Bakterienarten leben im menschlichen Mund. Manche davon schützen uns, andere können krank machen. Setzen sich ungünstige Bakterien durch unzureichende Hygiene im Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch fest, können sie Mundgeruch und Entzündungen auslösen.

Dazu zählen:

  • Zahnfleischentzündung (Gingivitis): Neben Zahnfleischbluten sind geschwollenes, gerötetes Zahnfleisch und ein vertiefter Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch typische Zeichen dieser Entzündung. Durch eine gründliche Mundhygiene lässt sich eine Gingivitis meist wieder beheben.
  • Entzündungen des Zahnhalteapparates: Umgangssprachlich wird Parodontitis fälschlicherweise auch als "Parodontose" bezeichnet, entsteht die Parodontitis, wenn eine Gingivitis nicht behoben wird. Denn dann kann sich die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat ausdehnen. Die Parodontitis äußert sich neben Zahnfleischbluten, geschwollenem, gerötetem und empfindlichen Zahnfleisch auch durch Zahnfleisch-, Bindegewebe- und Knochenschwund. Die Parodontitis ist die Hautursache für Zahnverlust im Erwachsenenalter.

Ursache körperliche Erkrankung

Doch hinter Zahnfleischbluten können nicht nur Zahnschäden und Krankheiten im Mund stecken.

Zahnfleischbluten ist manchmal auch ein Warnzeichen, dass körperliche Erkrankung oder Mangelzustände vorliegen:

  • Diabetes mellitus: Diabetes begünstigt die Entwicklung der Parodontitis, deren typisches Symptom Zahnfleischbluten ist. Schlecht eingestellte Diabetiker haben ein 3fach erhöhtes Risiko, an einer Parodontitis zu erkranken, da der erhöhte Blutzucker zu einem Anstieg der Glukose im Speichel führt – das fördert Parodontitis und Karies.
  • Infektionen: Befallen den Körper bestimmte Viren (z.B. Epstein-Barr- oder Zytomegalievirus) oder Pilze (z . B. Candida albicans), führt das oft zu Schleimhautveränderungen, die sich durch blutendes Zahnfleisch äußern können.
  • Blutgerinnungsstörungen: Ist das Blut in seiner Gerinnung vermindert – etwa durch "Bluterkrankheiten" wie Hämophilie oder wenn man blutverdünnende Medikamente einnehmen muss – kann starkes Zahnfleischbluten auftreten.
  • Leukämie: Frühsymptome von Leukämie sind Veränderungen am Zahnfleisch. Es entzündet sich, schwillt an und blutet.
  • Immunschwäche: Das HI-Virus, das zur Aids-Erkrankung führen kann, löst häufig eine starke Rötung des Zahnfleisches mit Schwellungen und Blutungen aus. Medikamente, die das Immunsystem drosseln (Immunsuppressiva) führen ebenfalls oft zu Zahnfleischbluten.
  • Allergien: Reagiert das Immunsystem auf zahnärztlichen Werkstoffen überempfindlich, kann dies dort wo damit im Mund gearbeitet wurde, lokales Zahnfleischbluten verursachen. Diese Allergien sind jedoch sehr selten. Und wenn das auslösende Material wieder entfernt ist, verschwindet das Zahnfleischbluten auch wieder.
  • Mangelernährung: Wird der Körper nicht mit genügend Nährstoffen versorgt, sind Zahnfleischbluten und Zahnfleischschwund typisch. Dies ist z.B. der Fall bei Magersucht, starkem Alkoholismus, Unterernährung oder Skorbut.
  • Verletzungen: Und natürlich blutet das Zahnfleisch, wenn man es verletzt. Das kann durch zu starkes Schrubben mit einer harten Zahnbürste sowie nach Verätzungen der Schleimhaut durch chemische Stoffe oder nach Verbrühungen sein.

Hormonell bedingte Ursachen

In Zeiten hormoneller Veränderungen tritt Zahnfleischbluten ebenfalls vermehrt auf. Denn einige Hormone lockern das Gewebe und damit auch das Zahnfleisch.

Dadurch können Bakterien leichter eindringen:

  • Schwangerschaft: Die Hormonumstellung während der Schwangerschaft führt dazu, dass auch das Zahnfleisch weicher wird. Zudem wird es stärker durchblutet. Vermehrtes Zahnfleischbluten bei Schwangeren ist oft das erste Anzeichen einer Zahnfleischentzündung (Schwangerschaftsgingivitis). Die Pille kann übrigens ähnliche Hormonveränderungen wie bei einer Schwangerschaft bewirken, weshalb mache Frauen von ihr Zahnfleischbluten bekommen.
  • Wechseljahre: Unter den hormonellen Schwankungen der Menopause kann auch die Mundgesundheit leiden. Diese Sonderform nennt man hormonelle Gingivitis. Typischerweise verändert sich zunächst das Zahnfleisch: Es schwillt an und blutet häufiger.
  • Pubertät: Als Folge der hormonellen Umstellung des Organismus, tritt eine Zahnfleischentzündung, durch die es vermehrt zu Blutungen kommt, auch in der Pubertät gehäuft auf. Diese Sonderform nennt man Pubertätsgingivitis.

Zahnfleischbluten ist also ein Symptom, hinter dem viele Ursachen stecken können. Gesundes Zahnfleisch blutet nicht! Deshalb sollte man Zahnfleischbluten als Warnsignal immer ernst nehmen und vom Arzt abklären lassen.

Erster Ansprechpartner bei Zahnfleischbluten ist der Zahnarzt. Im Gespräch (Anamnese) wird er die oben aufgezählten Ursachen und die Lebensgewohnheiten abfragen. Zudem interessiert ihn natürlich, seit wann das Zahnfleischbluten besteht, in welcher Form es auftritt und ob es von Schmerzen begleitet wird.

Dann wird sich der Zahnarzt Mundhöhle, Zahnfleisch und Zähne ansehen, um sich einen Überblick über die Mundgesundheit und ev. Zahnschäden zu verschaffen. Außerdem kontrolliert er einen möglichen Zahnfleischrückgang und misst die Tiefe evtl. vorliegender Zahnfleischtaschen.

Wenn sich der Zahnarzt nach diesen Untersuchungen den Grund für das Zahnfleischbluten noch nicht erklären kann, wird er weitere Diagnostik empfehlen, um der Ursache auf die Schliche zu kommen. Dabei können etwa Röntgenuntersuchungen des Kiefers zum Einsatz kommen, aber auch Ultraschall- und Laboruntersuchungen.

Je nachdem, welche Ursache dem Zahnfleischbluten zugrunde liegt, gestaltet sich die Therapie. Da in den allermeisten Fällen eine durch Bakterien ausgelöste Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) oder des Zahnhalteapparates (Parodontitis) der Grund für das Bluten ist, wird der Patient einige Termine bei Zahnarzt haben. Dabei werden die Bakterien im Mundraum beseitigt (z.B. mit Hilfe der Mundhygiene), um diesen Entzündungen ihre Grundlage zu entziehen.

Nach der Gingivitis- oder Parodontitis-Behandlung sowie zur Vorbeugung dieser Entzündungen müssen Sie Zähne und Zahnfleisch immer gründlich reinigen: Mindestens 2 Mal täglich jeweils 3 Minuten lang die Zähne putzen ist Pflicht – am besten mit einer mit Fluorid angereicherten Zahnpasta. Vergessen Sie auch nicht Ihre Zahnzwischenräume! Um das Bakterienwachstum einzudämmen, können zudem Zungenschaber und medizinische Mundspüllösungen sinnvoll sein.

Auch wenn Sie Ihre Mundpflege noch so gründlich betreiben – Zahnarzttermine sind ebenfalls Pflicht: Alle halbe Jahr sollte man zur Vorsorge-Untersuchung gehen und dabei eventuell auch gleich eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen. Kontrollen beim Zahnarzt und die eigene Mundpflege müssen immer Hand in Hand gehen, um die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch bis ins hohe Alter zu erhalten.

Wer schon Zahnersatz hat, sollte "die Dritten" genauso gründlich pflegen, wie die echten Zähne! Sonst bilden sich auch dort Beläge aus Essensresten und Bakterien, die zu Zahnfleischentzündung und Parodontitis und damit u. a. zu Zahnfleischbluten führen können: Herausnehmbare Prothesen am besten mit einer speziellen Prothesenbürste reinigen. Als Putzmittel genügt "dem Gebiss" flüssige Handseife. Spezielle Reinigungstablette sollte man erst nach dieser mechanischen Reinigung verwenden. Die Pflege mit einer Prothesenbürste ersetzt dieses Wasserbad nämlich nicht!

Weil eine Prothese bei jeder Kaubewegung einen gewissen Druck auf das Zahnfleisch ausübt, kann dieses empfindlicher werden und sich eher entzünden. Um das Zahnfleisch zu stärken, massieren Sie es einmal täglich mit einer weichen, angefeuchteten Zahnbürste. Das beseitigt nicht nur Speisereste und Keime, sondern regt auch die Durchblutung an.

Und falls Sie dem blauen Dunst verfallen sind: Hören Sie mit dem Rauchen auf! Denn Nikotinkonsum greift das Zahnfleisch an und fördert so Zahnfleischbluten und die Entstehung von Entzündungen.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

2. März 2015

Stand der medizinischen Information:

2. März 2015

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