Kopfschmerzen (Cephalgie)

Frau hat starke Kopfschmerzen
Kopfschmerzen können als eigene Erkrankung oder als ein Symptom unterschiedlicher Krankheiten auftreten.
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Kopfschmerzen zählen neben Rückenschmerzen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden. Nahezu jeder Mensch ist gelegentlich von Kopfschmerzen betroffen. In der Regel sind sie aber harmlos und verschwinden von selbst wieder.

Medizinische Expertise

Heinz Weber

Dr. med. univ. Heinz Weber

Facharzt für Neurologie
Rahlgasse 1/12, 1060 Wien
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Kopfschmerzen können als eigene Erkrankung oder als ein Symptom unterschiedlicher Krankheiten auftreten. So werden Kopfschmerzen grundsätzlich unterteilt in primäre Kopfschmerzarten und sekundäre Kopfschmerzen, die von anderen Erkrankungen verursacht werden. Zu den häufigsten Formen zählen der Spannungskopfschmerz und die Migräne. Der Cluster Kopfschmerz hingegen ist eine seltene Kopfschmerzerkrankung.

  • Kopfschmerzen zählt zu den häufigsten Beschwerden und kann in primäre und sekundäre Kopfschmerzen unterteilt werden.
  • Unter primäre Kopfschmerzen fallen alle Kopfschmerzformen, wo keine bestimmte Ursache zugrunde liegt. 
  • Sekundäre Kopfschmerzen können durch andere Erkrankungen entstehen oder die Folge eines Unfalls sein.
  • Zur Abklärung von Kopfschmerzen sollte eine körperliche und neurologische Untersuchung durchgeführt werden.
Arten Primäre und sekundäre Kopfschmerzen
Ursachen Primär: noch nicht eindeutig erforscht, möglicherweise genetische Veranlagung;
Sekundär: hervorgerufen durch andere Erkrankungen oder als Folge eines Unfalls
Diagnose Anamnese, neurologische Untersuchung
Therapie Je nach Kopfschmerzart

Warum primäre Kopfschmerzen auftreten, ist noch nicht eindeutig erforscht. Möglich ist, dass genetische Veranlagungen dabei eine Rolle spielen. Zudem können bestimmte Faktoren Kopfschmerzattacken auslösen, wie:

  • Stress
  • Schlafmangel
  • Hunger
  • Bei Clusterkopfschmerz: Alkohol oder Aufenthalt in großer Höhe

Sekundäre Kopfschmerzen können verschiedene Ursachen haben, wie: 

  • Erkältungen, 
  • Verspannungen, 
  • ein „Kater“ nach zu viel Alkohol 
  • oder Hormonschwankungen während des Menstruationszyklus. 
  • Auch Medikamente wie Hormonpräparate, Blutdruckmittel oder Potenzmittel können Kopfschmerzen verursachen. 
    Nur selten werden Kopfschmerzen von ernsten behandlungsbedürftigen Erkrankungen hervorgerufen, wie etwa: starkem Bluthochdruck, Hirntumoren, einer Hirnhautentzündung oder einem Glaukom. Auch eine Verletzung des Kopfes oder der Wirbelsäule kann Kopfschmerzen hervorrufen.

Video: Kopfschmerz: Richtig zuordnen, gezielt behandeln

Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber und A.o. Uni-Prof. Dr. Çiçek Wöber-Bingö informieren über Kopfschmerzen – wie sie richtig zugeordnet und behandelt werden können. (06.06.2024)

Bei den primären Kopfschmerzen sind die Kopfschmerzen selbst die Ursache für den Schmerz. Welche Kopfschmerzart zutrifft, wird von der Neurolog:in diagnostiziert.

Zu den primären Kopfschmerzen gehören die folgenden häufigsten Arten:

  • Migräne
  • Spannungskopfschmerz (episodisch und chronische Form)
  • Cluster Kopfschmerz (und andere Trigeminoautonome Kopfschmerzen)
  • Anfallsartiger Halbseitenkopfschmerz (Paroxysmale Hemikranie),
  • Einseitiger Dauerkopfschmerz (Hemicrania continua)
  • Schlafgebundener Kopfschmerz (Hypnic Headache)
Migräne Die Migräne ist eine Kopfschmerzerkrankung, bei der neben starken, pulsierenden, meist halbseitigen Schmerzen, die bei Anstrengung stark zunehmen, Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Lichtempfindlichkeit auftreten. Die klassische Form (etwa ein Drittel) beginnt mit einer max. 30 min. dauernden Aura (eine über die Hirnrinden wandernde kombinierte Reiz- und Ausfallsymptomatik wie etwa ein Flimmerskotom). Beschwerden dauern in der Regel maximal 72 Stunden an. Etwas mehr als 10 % der Bevölkerung sind von der Migräne betroffen. Sonderformen kommen weitaus seltener vor. Bei körperlicher Betätigung verschlimmern sich die Symptome.
Spannungskopfschmerz Spannungskopfschmerzen sind die häufigste Kopfschmerzform. Sie werden unterteilt in den episodischen (weniger als 180 Schmerztage pro Jahr) und chronischen (mehr als 180 Schmerztage pro Jahr) Verlauf. Die Schmerzen werden als drückend und einengend empfunden, sie verstärken sich im Gegensatz zur Migräne nicht durch körperliche Aktivität und es treten keine Übelkeit oder Empfindlichkeiten auf. Zusätzlich haben viele Betroffene eine Verspannung der Nacken- und Kopfmuskulatur, woraus sich der Name Spannungskopfschmerz ableitet. Die Dauer der Schmerzen ist sehr unterschiedlich (30 Minuten bis 12 Stunden), die Kopfschmerzen können auch mehrfach täglich und das tagelang auftreten.

Trigeminoautonome Kopfschmerzen

Trigeminoautonome Kopfschmerzen sind durch die Kombination von Schmerzattacken im Bereich des Nervus trigeminus verbunden mit autonomen Symptomen wie Tränenfluss oder Augenrötung gekennzeichnet. Die Abgrenzung zu anderen Kopfschmerzformen ist noch nicht endgültig geklärt. Zu den trigeminoautonomen Kopfschmerzen zählen:

Cluster Kopfschmerz Der Cluster Kopfschmerz ist eine seltene Kopfschmerzerkrankung. Sie tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Charakteristisch ist das Auftreten in Episoden von mehreren Wochen Dauer, während dieser kommt es mehrmals täglich zu maximal 2 Stunden dauernden Attacken, die zum Teil fahrplanmäßigum die gleiche Uhrzeit auftreten. Der Schmerz wird als unerträglich stark und streng einseitig empfunden und bessert sich im Gegensatz zur Migräne auf Bewegung. Meist kommt es zu einseitiger Augenbindehautentzündung oder Naserinnen.
Paroxysmale Hemikranie Die paroxysmale Hemikranie verläuft ähnlich wie der Cluster Kopfschmerz, wobei Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Die Attacken sind häufiger (mindestens 5 pro Tag), beginnen abrupt und dauern aber etwas kürzer (meist weniger als 30 min).
Hemicrania continua Bei der Hemicrania continua kommt es zu anhaltenden Dauerkopfschmerzen, die einseitig auftreten. Die mittelmäßig starken Kopfschmerzen können von Attacken mit sehr starken Schmerzen unterbrochen werden. Begleitsymptome wie Tränenfluss, Bindehautrötung oder Nasenlaufen können auftreten. 
SUNCT-Syndrom Beim SUNCT-Syndrom (short-lasting uniform neuralgiform headache with conjunctival injection and tearing) kommt es in der Regel zu extrem kurz andauernden Kopfschmerzattacken (Sekunden bis wenige Minuten), die jedoch unglaublich heftig sind. Die Betroffenen schildern die Schmerzen so, als hätte man direkt einen "Nerv" getroffen. Im Durchschnitt kommt es zu sechzig oder mehr Attacken täglich, in seltenen Fällen sind auch zweihundert möglich. Die Kopfschmerzen sind in der Regel nur einseitig am oder im Auge spürbar. Das betroffene Auge ist gerötet und tränt. 

Weitere (seltene) Kopfschmerzarten sind:

  • Schlafgebundener Kopfschmerz (Hypnic Headache)
  • der idiopathische stechende Kopfschmerz
  • der Husten- und Anstrengungskopfschmerz
  • der Kopfschmerz bei sexueller Aktivität
  • und der Donnerschlagkopfschmerz.

Video: Was steckt hinter der Volkskrankheit Migräne und wie ist dennoch eine gute Lebensqualität möglich?

Dr. Sonja-Maria Tesar (Fachärztin für Neurologie) spricht über den Unterschied zwischen chronischen Kopfschmerzen und Migräne, erläutert die häufigsten Kopfschmerz-Arten sowie -Ursachen und geht auf neue Therapiemöglichkeiten bei Migräne ein. (Wolfsberg, 11.5.2020)

Die sekundären Kopfschmerzerkrankungen sind für weniger als 10 % der Kopfschmerzen verantwortlich. Sie sind meist ein Warnhinweis für eine andere Grunderkrankung und müssen daher rasch einer Diagnose zugeführt werden.

Posttraumatische Kopfschmerzen

Die posttraumatischen Kopfschmerzen machen sich bei 90 % der Patient:innen spätestens 7 Tage nach einem Schädel-Hirn-Trauma mit Bewusstseinsverlust bemerkbar. Die Schmerzen sind oft von vegetativen und psychischen Veränderungen getriggert, meist von mittlerer Intensität aber langer Dauer.

Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen

Die Kopfschmerzen treten durch akuten oder chronischen Gebrauch von Medikamenten auf. Durch die Einnahme von Schmerzmitteln, Antihistaminika, Antirheumatika, Schlafmitteln, Kortison-Präparaten oder Herzmedikamenten kommt es zu einer Änderung der Schmerzschwelle.

Treten Kopfschmerzen mehr als einmal monatlich auf oder dauern die Schmerzen länger als 2 Tage an und werden sie durch die Einnahme eines handelsüblichen Schmerzmittels nicht besser, sollte eine Neurolog:in aufgesucht werden. Diese wird eine allgemeine neurologische Untersuchung und ein Beratungsgespräch durchführen.

Zur genaueren Diagnosestellung werden noch andere Untersuchungsmethoden eingesetzt:

Liegen bei Kopfschmerz-Betroffenen bestimmte Merkmale vor, besteht Grund zur Sorge: 

  • Seh- oder Empfindungsveränderungen, plötzliche Muskelschwäche, Koordinationsverlust, Krampfanfälle, Sprach- und Verständnisprobleme, Veränderungen des Bewusstseinszustandes, wie Benommenheit oder Verwirrtheit (die auf eine Hirnstörung hinweisen)
  • Fieber und ein steifer Nacken, wodurch das Senken des Kinns auf die Brust schmerzhaft und manchmal unmöglich ist
  • sehr plötzlicher, starker Kopfschmerz (Donnerschlagkopfschmerz)
  • Druckschmerz an den Schläfen (wie beim Frisieren) oder Kieferschmerzen beim Kauen
  • Das Vorliegen einer Krebserkrankung oder einer Erkrankung, die das Immunsystem schwächt (Immundefektkrankheit) 
  • Einnahme eines Medikaments, das das Immunsystem unterdrückt (Immunsuppressivum)
  • Symptome mit Beteiligung des gesamten Körpers wie Fieber oder Gewichtsverlust
  • Zunehmend schlimmer werdende Kopfschmerzen (in Bezug auf Häufigkeit oder Schwere)
  • Rote Augen und Halo-Lichtringeffekte um die Lichtquellen
  • Sehr hoher Blutdruck

Das Vorliegen eines Warnsignals kann darauf hindeuten, dass die Kopfschmerzen durch eine ernste Erkrankung verursacht werden. In diesem Fall sollten Betroffene umgehend eine Ärzt:in aufsuchen.

Jede Kopfschmerzart benötigt ihre eigene Therapie. Über die Art der Therapie und die richtige Dosierung der Medikamente entscheidet nach der Diagnosestellung die behandelnde Ärzt:in.

In vielen Fällen verschwinden Kopfschmerzen von selbst. In der Selbstmedikation stehen schmerzstillende Arzneimittel, wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol zur Verfügung. Auch Mikronährstoffe, Homöopathie, ätherische Öle oder Akupunktur können zum Einsatz kommen.

Bei primären Kopfschmerzen können Betroffene versuchen, mögliche Auslöser herauszufinden. Das Führen eines Schmerztagebuchs kann dabei behilflich sein. Kennt man die auslösenden Faktoren, kann man versuchen sie künftig zu meiden. Auch die Einnahme von Schmerzmitteln zu notieren ist sinnvoll, da ein zu häufiger Gebrauch selbst Kopfschmerzen verursachen kann. 

Um Kopfschmerzen vorzubeugen, kann es auch helfen:

  • genügend Wasser zu trinken, 
  • ausreichend Schlaf, 
  • Entspannungsübungen, 
  • Yoga 
  • oder Ausdauersport

Selbsttest

Migräne oder andere Kopfschmerzen?

Migräne oder andere Kopfschmerzen?

Kopfschmerzen und Migräne unterscheiden sich in der Symptomatik. Testen Sie hier, wozu Sie eher neigen.

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Migräne oder andere Kopfschmerzen?

Wie stark sind die Kopfschmerzen?

Gibt es eine offensichtliche Erklärung für die Kopfschmerzen – z. B. Alkoholkonsum, Dehydrierung, Erkältungskrankheit?

An welcher Seite treten die Kopfschmerzen auf?

Treten zusätzlich zu den Kopfschmerzen andere Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen auf?

Wie würden Sie die Kopfschmerzen am ehesten beschreiben?

Reagieren Sie während der Kopfschmerzen sehr empfindlich auf Licht und Geräusche?

Kündigen sich die Kopfschmerzen schon im Vorhinein durch andere Beschwerden wie Gesichtsfeldausfälle, Lichtblitze oder Sprachstörungen an?

Verbessern oder verschlechtern sich die Schmerzen, wenn Sie sich körperlich betätigen?

Wie würden Sie selbst ihr Geschlecht definieren?

Wie alt sind Sie?


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

3. Juli 2024

Erstellt am:

13. Dezember 2013

Stand der medizinischen Information:

3. Juli 2024


ICD-Codes:
  • G44
  • R51

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