Sodbrennen (Refluxösophagitis, Refluxkrankheit)

Frau hat Sodbrennen.
40 % der erwachsenen Europäer haben ein Mal im Monat Sodbrennen.
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Enge auf Höhe des Brustbeins und Brustschmerzen nach dem Essen sind häufige Symptome bei Sodbrennen. Die Erkrankung entsteht, wenn der Ösophagussphinkter nicht mehr richtig schließt.

Medizinische Expertise

Christoph Gasché

Univ.Prof. Dr. Christoph Gasché

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Heiligenstädterstraße 50-52, 1190 Wien
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Dieser Muskel sitzt am Ende der Speiseröhre zum Mageneingang und ist dafür verantwortlich, Speisen in den Magen zu befördern. Ist seine Schließfunktion gestört, kommt es zu einem Rückfluss des Mageninhaltes in die Speiseröhre (Reflux). Das brennende Gefühl des Brustbeins, das viele nach dem Essen plagt, geht von der hinter der Brust liegenden Speiseröhre aus. Durch die aggressive, aus dem Magen aufsteigende Magensäure wird die Speiseröhre angegriffen, wodurch dort eine chronische Entzündung entstehen kann.

  • Sodbrennen ist ein brennendes Gefühl in der Brust- und Magengegend.
  • Der Schmerz wird durch Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verursacht.
  • Auslöser für Sodbrennen können fettreiche Ernährung, Stress, Alkohol oder Nikotin sein.
  • Bei häufigem Sodbrennen sollte eine Endoskopie durchgeführt werden.
  • Fenchel- oder Kamillentee beruhigen den Magen und lindern die Schmerzen.
  • Auch Milch und Joghurt sind natürliche Hemmer der Magensäure.

Regelmäßiges Sodbrennen sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden: 40 % der erwachsenen Europäer leiden ein Mal im Monat unter Sodbrennen.

Jeder 10. Europäer ist von der sogenannten Gastroösophagealen Refluxkrankheit (englisch GERD) betroffen, von der man erst spricht, wenn Sodbrennen regelmäßig auftritt, das bedeutet 1 bis 2 Mal in der Woche.

Bei den GERD-Erkrankten weist die Schleimhaut der Speiseröhre vor allem an dem magennahen Ende Verätzungen auf. Das kann eine Reihe von Komplikationen zur Folge haben (z.B. Blutungen und Geschwüre) und birgt auch ein erhöhtes Krebsrisiko. So kann sich z.B. ein Barrett-Ösophagus bilden, eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs. Dabei wandelt sich die Schleimhaut der Speiseröhre (ein Plattenepithel) in jene Art der Schleimhaut um, die auch im Darm vorkommt (ein einschichtiges Zylinderepithel).

  • Dumpfer, brennender Schmerz hinter dem Brustbein
  • Säurebedingte Magenbeschwerden wie Magendruck und Magenschmerzen
  • Nächtliche Beschwerden – Magensaft kann im Liegen leichter in die Speiseröhre aufsteigen
  • Aufstoßen mit saurem Geschmack am Zungengrund und im Rachen
  • Beschwerden wie Husten, Heiserkeit und Schmerzen im Brustraum
  • Zahnschäden

Der säuerliche Rückfluss kann durch Übergewicht und Schwangerschaft entstehen. Stress und ungesunder Lebensstil wie Alkohol und Nikotin können begünstigende Faktoren für die Verstärkung von Sodbrennen darstellen.

Zwerchfellbruch

Ein weiterer viel diskutierter Auslöser bei Sodbrennen ist die Hiatushernie (Zwerchfellbruch), die sich dort bildet, wo die Speiseröhre in den Magen übergeht.

Durch eine Muskelschwäche im Zwerchfell rutscht der obere Magenteil 1 bis 2 cm in den Brustraum nach oben, dadurch verlieren die Zwerchfellschenkel ihre unterstützende Wirkung auf den Ösophagussphinkter, den Muskel an der Grenze zwischen Speiseröhre und Magen. Somit öffnet und schließt sich der Ösophagussphinkter zur falschen Zeit und verursacht so Sodbrennen.

Sodbrennen in der Schwangerschaft

Vor allem im letzten Trimester der Schwangerschaft sind über 70 % der Frauen von Sodbrennen betroffen. Der Mutterkuchen produziert das Hormon Progesteron, das zur Entspannung der Uterusmuskeln führt. Progesteron entspannt aber auch den Ösophagussphinkter und verlangsamt die Arbeit des Magens, gleichzeitig entsteht durch den Fötus ein hoher Druck im Bauchraum. All diese Umstände begünstigen Sodbrennen in der Schwangerschaft.

Wer fortlaufend und lebenseinschränkend von Sodbrennen betroffen ist, sollte den Gang zum Gastroenterologen nicht scheuen. Er bietet verschiedene Möglichkeiten, um die Diagnose zu stellen und Abhilfe zu schaffen.

  • Endoskopie der Speiseröhre: Bei der Endoskopie der Speiseröhre untersucht der Gastroenterologe die Speiseröhre auf Verätzungen.
  • pH-Metrie: Bei der pH-Metrie wird ein dünner Schlauch wird von einem Nasenloch bis zum Ende der Speiseröhre gelegt und misst über 24 Stunden den pH-Wert in der Speiseröhre.

Das Wichtigste ist, sich nach dem Essen nicht hinzulegen. Wer von Sodbrennen betroffen ist, sollte sich erst 3 bis 4 Stunden nach dem Essen in eine horizontale Lage begeben.

Wer an Sodbrennen leidet, sollte säurehaltige und -lockende Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte, Kaffee und Süßspeisen vermeiden und mehrere, kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen – siehe Ernährung bei Sodbrennen.

Milch und Joghurt sind natürliche Hemmer der Magensäure.


Nach ärztlicher Absprache können 2 bis 3 Stunden nach den Mahlzeiten Antazida genommen werden, das sind Medikamente zur Neutralisierung der Magensäure.

Vermeiden Sie Sportarten wie Laufen, Rudern oder Tennis bei Sodbrennen, sie begünstigen die Refluxsymptome. Günstige Sportarten bei Sodbrennen sind Yoga oder aufrechtes Radfahren.

  • Interview mit Univ. Prof. Dr. Christoph Gasche
  • Pflege heute, Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage, München, 2011
  • Biologie, Anatomie, Physiologie, Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, München, 2011

Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

29. Januar 2016

Stand der medizinischen Information:

29. Januar 2016


ICD-Code:
  • R12

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