Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)

Junge Frau bei der Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse
In Österreich sind etwa 150.000 Menschen von einer Schilddrüsenüberfunktion betroffen.
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Durch die Überfunktion befinden sich zu viele Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Tri-Jod-Thyronin (T3) im Blut, die für die Fortpflanzung und das Wachstum wichtig sind.

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Dadurch laufen alle Stoffwechselvorgänge im Körper viel schneller ab, die Überfunktion der Schilddrüse zeigt sich daher häufig in Symptomen wie Herzbeschwerden, starker Nervosität und Gewichtsverlust. Ungefähr 150.000 Österreicher:innen sind von einer Hyperthyreose betroffen.

  • Bei der Schilddrüsenüberfunktion werden zu viele Schilddrüsenhormone (T3 und T4) ins Blut ausgeschüttet.
  • Stoffwechselvorgänge laufen bei Betroffenen viel schneller ab.
  • Typische Symptome der Überfunktion sind innere Unruhe, Schlaflosigkeit und Gewichtsverlust.
  • Besteht ein Verdacht auf Schilddrüsenüberfunktion, werden im Rahmen einer Blutabnahme die Schilddrüsenhormone bestimmt.
  • Dank Medikamenten und der Radiojodtherapie ist die Krankheit heute gut behandelbar. Mittels einer Operation können Teile der Schilddrüse entfernt werden.
Art Schilddrüsenerkrankung
Beschreibung zu starke Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen
Ursachen gutartige Gewebeveränderungen (Knoten), Morbus Basedow
Symptome Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit, Hyperaktivität, Gewichtsverlust
Diagnose Blutabnahme, Ultraschalluntersuchung, Szintigraphie
Therapie Medikamente, Radiojodtherapie, operative Teilentfernung der Schilddrüse

In Österreich sind etwa 150.000 Menschen von einer Hyperthyreose betroffen. Frauen sind weitaus häufiger von einer Überfunktion der Schilddrüse betroffen: Sie erkranken viermal häufiger als Männer, vor allem in Phasen hormoneller Umstellung wie Pubertät, Schwangerschaft und Menopause. Rund ein Drittel der Patient:innen ist über 35 Jahre alt. Bei der Altersgruppe über 60 Jahren ist zirka jeder Zehnte von einer Überfunktion betroffen.

Die Schilddrüse liegt unterhalb des Kehlkopfes. Sie hat lebensnotwendige Funktionen zu erfüllen: Sie produziert die lebenswichtigen Hormone Thyroxin (T4) und Tri-Jod-Thyronin (T3).

Erkrankungen der Schilddrüse sind auch in Österreich häufig, schätzungsweise ist jeder 4., sogar jeder 3. Erwachsene davon betroffen. Die Ursachen können sein:

  • tumorartige Erkrankungen
  • Entzündungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Gewebeveränderungen der Schilddrüse

All diese Schilddrüsenkrankheiten können zu Störungen des Hormonstoffwechsels führen. Diese Funktionsstörungen werden – abhängig von der Wirkung der Schilddrüsenhormone auf den Organismus – als Überfunktion oder Unterfunktion bezeichnet.

Unterfunktion der Schilddrüse Damit die Schilddrüse Hormone herstellen kann, benötigt sie Jod aus der Nahrung (Erwachsene 150 μg täglich). Erhält sie zu wenig Jod, neigt die Drüse dazu, sich zu vergrößern (Struma, umgangssprachlich auch Kropfbildung). Die Struma ist häufig als Vorwölbung im Halsbereich zu sehen. Ein Jodmangel führt dann in weiterer Folge zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Auch wenn es in unseren Breiten kaum mehr zu Jodmangel kommt, so ist die Unterfunktion eine sehr häufige Erkrankung. Ihre Bildung ist meist auf Morbus Basedow bzw. Morbus Hashimoto zurückzuführen.
Überfunktion der Schilddrüse Bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) werden mehr Schilddrüsenhormone ins Blut ausgeschüttet als der Körper benötigt. In der Folge laufen sämtliche Stoffwechselvorgänge beschleunigt ab. Es kann zu Herzbeschwerden, starker Nervosität und Gewichtsverlust kommen.

 

Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion

Für die Überfunktion der Schilddrüse gibt es im Wesentlichen zwei Ursachen:

  • In der Schilddrüse haben sich (meist) gutartige Gewebeveränderungen gebildet (sogenannte "heiße Knoten"), die verstärkt Jod aufnehmen, unkontrolliert Hormone bilden und ausschütten. Der Körper ist nicht in der Lage, die Hormonausschüttung zu regulieren, es entsteht ein Überfluss.
  • Es kann zu einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Morbus Basedow) kommen. Bei diesem Prozess entstehen Antikörper gegen Schilddrüsenzellen. Häufig erkranken Frauen zwischen 30 und 40 Jahren an Morbus Basedow.

Selten kann auch eine vorübergehende Entzündung der Schilddrüse zu einer Überfunktion führen.

Folgende Symptome können bei der Hyperthyreose auftreten:

  • Emotionale Schwankungen
  • Schlaflosigkeit
  • Unruhe, Hyperaktivität (Manie)
  • depressive Verstimmung bis zur Depression
  • Angstzustände
  • Spürbares Herzrasen: Besonders Jüngere leiden häufig unter Herzbeschwerden
  • Zittern der Hände
  • Schweißausbrüche
  • Haarverlust, brüchige Nägel
  • Gewichtsverlust, obwohl der Appetit groß ist
  • Aussetzen der Periode
  • Potenzprobleme
  • Augenerkrankungen: Rötungen, Sehen von Doppelbildern. Typisch für Morbus Basedow sind hervortretende Augen

Bei älteren Menschen können die meisten dieser typischen Beschwerden auch fehlen, oder sie sind durch die Einnahme von Medikamenten wie Betablockern deutlich abgeschwächt. Bei einer versteckten Schilddrüsenüberfunktion fühlen sich alte Personen schwach, müde, geistesabwesend und depressiv, sie verlieren stark an Gewicht.

Eine unbehandelte Überfunktion der Schilddrüse führt längerfristig zu Organschädigungen.

Wichtige Diagnoseschritte sind:

  • eine Blutabnahme, mit deren Hilfe die Schilddrüsenhormonwerte T3 und T4 und das Hormons TSH (Hormon der Hirnanhangdrüse) bestimmt werden. Bei einer Überfunktion sind T3 und T4 erhöht, der TSH- Wert ist stark erniedrigt. Sind bestimmte TSH-Rezeptor-Antikörper im Blut nachweisbar, ist das ein Hinweis auf Morbus Basedow.
  • Weitere Diagnoseschritte sind eine Ultraschalluntersuchung und eine Szintigraphie, um die Größe und Beschaffenheit von Knoten abzuklären.

Entzündliche Veränderungen am Auge (Trockenheit, Fremdkörpergefühl, Hervortreten der Augen) können auf Morbus Basedow hinweisen.

Hyperthyreose betrifft etwa 150.000 Österreicher:innen und lässt sich mittels Medikamenten und spezieller Therapien sehr gut in den Griff bekommen. Die Überfunktion der Schilddrüse kann durch Medikamente, Operation und Radiojodtherapie (Gabe von radioaktivem Jod 13) behandelt werden.

Medikamentöse Behandlung Die Medikamente, sogenannte Thyreostatika, hemmen die Schilddrüsenfunktion, verlangsamen die Aktivität der Schilddrüse und verringern die Hormonproduktion. Betablocker bessern Symptome wie Herzrasen, Zittern, Schwitzen und Unruhe. Da eine Dauertherapie mit Thyreostatika aufgrund von Dosis-abhängigen Nebenwirkungen nicht sinnvoll ist, wird – sobald sich der Hormonspiegel normalisiert hat – mittels Operation bzw. Radiojodtherapie eine dauerhafte Lösung angestrebt.
Die Radiojodtherapie Bei dieser Behandlungsmethode wird eine Kapsel mit radioaktivem Jod geschluckt. "Normales" Schilddrüsengewebe nimmt sehr viel weniger Jod aus dem Blut auf als Gewebsanteile mit Überfunktion. "Heiße Knoten" werden somit vernichtet. Wird ein Morbus Basedow mit Radiojodtherapie behandelt, besteht anschließend eine Schilddrüsenunterfunktion, die aber leicht und ohne Nebenwirkungen behandelt werden kann. An gesunden Körperzellen außerhalb der Schilddrüse und am Erbgut entstehen dabei keine Schäden. Die Radiojodtherapie wird häufig bei kleinen Kröpfen, bei älteren Erkrankten bzw. bei hohem Operationsrisiko durchgeführt. Für Schwangere ist diese Methode tabu, mit der Radiojodtherapie behandelte Frauen sollten 6 Monate lang nicht schwanger werden.
Die Operation Als Alternative zur Radiojodtherapie ist auch die operative Entfernung von Teilen der Schilddrüse möglich, danach ist die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen nötig. Sehr oft wird der Routineeingriff bei sehr großen Kröpfen, jungen Frauen und Menschen mit Angst vor der Radiojodtherapie durchgeführt. Sehr selten kann es passieren, dass bei der Operation Stimmbandnerven verletzt werden, das führt zu Heiserkeit.

 

Patient:innen mit Schilddrüsenüberfunktion leiden oft unter Stimmungsschwankungen, fühlen sich müde und gereizt.

  • Entspannungsübungen können Stress mildern, Beschwerden wie Zittern, Unruhe, Schwitzen können sich bessern.
  • Wichtig ist es, auf regelmäßige Pausen zu achten, um bewusst Ruhephasen zu schaffen.
  • Jodarme Ernährung kann einer Schilddrüsenüberfunktion ebenfalls entgegenwirken.

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Zuletzt aktualisiert:

29. Januar 2024

Erstellt am:

9. Dezember 2013

Stand der medizinischen Information:

14. Mai 2020


ICD-Codes:
  • E05
  • E06
  • P72
  • E07

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