Wenn das Kind zum Zahnarzt muss

Bub hat seinen ersten Zahnarztbesuch
Nicht nur die zweiten Zähne, auch die Milchzähne sollten 2x im Jahr vom Zahnarzt kontrolliert werden.
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Auch Milchzähne müssen gut gepflegt und vom Zahnarzt regelmäßig kontrolliert werden, denn sie erfüllen wichtige Funktionen und sind die Voraussetzung für die Entwicklung eines gesunden bleibenden Gebisses.

Medizinische Expertise

Katrin Bekes

Univ.-Prof.in Dr.in Katrin Bekes

Fachärztin für Kinderzahnheilkunde, Klinik für Kinderzahnheilkunde, Universitätszahnklinik Wien
Sensengasse 2a, 1090 Wien
www.unizahnklinik-wien.at
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Wie Sie Ihr Kind am besten auf seinen ersten Zahnarztbesuch vorbereiten und was üblicherweise dabei passiert, hat die Wiener Kinderzahnärztin, Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME, im Interview zusammengefasst.

Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME: Wir Kinderzahnärzte empfehlen den ersten Zahnarztbesuch eigentlich schon ab dem ersten Milchzahn, welcher in der Regel mit einem halben Jahr durchbricht. Hier geht es uns vor allem darum, einen ersten Kontakt zu den Eltern zu bekommen und ihnen wertvolle Tipps zu geben, wie Karies entsteht, wie sie die kleinen Zähnchen richtig pflegen und worauf sie bei der Ernährung achten müssen. So sollte zum Beispiel das Fläschchen nicht zur "Selbstbedienung" oder als Nuckelersatz überlassen werden, übermäßiges Trinken von zucker- und säurehaltigen Getränken (insbesondere gesüßte Tees, Instanttees, Obstsäfte oder verdünnte Fruchtsäfte) sollte ebenfalls vermieden werden. Kinder sollten so früh wie möglich daran gewöhnt werden, Wasser zu trinken.

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Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME: Zunächst einmal ist es günstig, wenn für den ersten Zahnarztbesuch eine Tageszeit ausgewählt wird, zu der das Kind ausgeruht und fit ist. Besonders für kleine Kinder ist es meistens vorteilhaft, die Termine in die Vormittagsstunden zu legen. Bezüglich der Vorbereitung für einen solchen Besuch ist zu sagen, dass es am besten ist, wenn die Eltern positive Signale senden, keine Drohungen aussprechen und wenn das Kind unvoreingenommen zu uns kommt. Wir empfehlen den Eltern, dass sie neugierig auf uns machen sollen. Sie können z.B. zu Hause üben, den Mund zu öffnen und die Zähne zu zählen. Sie können auch bei den Stofftieren zu Hause die Zähne zählen. Auch Bilderbücher zum Thema eignen sich zur Einstimmung. Wichtig ist uns vor allem, dass Eltern ihre eigenen Ängste und Gefühle im Vorfeld nicht auf das Kind übertragen. Äußerungen wie "Es tut nicht weh" oder "Du brauchst keine Angst zu haben" sollten vermieden werden.

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Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME: Von Elternseite wünschen wir uns, dass sie genügend Zeit einplanen und lieber etwas zu früh in die Ordination kommen. Gerade kleine Kinder wollen ausreichend Zeit haben, alles zu entdecken. Beim ersten Termin wird das Kind gründlich zahnärztlich untersucht, es werden eventuell Röntgenbilder angefertigt – wenn es das Kind zulässt – und ein Behandlungsplan wird besprochen. In der Regel wird beim ersten Besuch noch keine Behandlung stattfinden, um das Kind nicht zu überfordern.

Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME: Zunächst einmal ist es wichtig festzuhalten, dass Milchzähne überhaupt versorgt gehören, weil sie wichtige Funktionen erfüllen. Milchzähne sind die Platzhalter für die späteren bleibenden Zähne. Unter dem Milchzahn befindet sich in der Regel der bleibende Zahn, der den Platz für den korrekten Durchbruch in der Zahnreihe benötigt. Die Frontzähne spielen für die Phonetik eine wichtige Rolle. Sie sind bedeutsam für die S- und Zischlautbildung. Aus diesem Grund sollten auch kariös befallene Milchzähne so lange wie möglich erhalten werden. Möglichkeiten, kariöse Milchzähne zu versorgen haben wir sicherlich in einfachster Form mit Füllungen, die zur Standardtherapie gehören. Bei stärkerem kariösen Befall der Zähne kann aber auch eine Kronenversorgung notwendig sein. Auch dies ist bereits im Milchgebiss möglich.

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Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME: Generell muss man sagen, dass Kinder eine sehr sensible Patientengruppe sind. Ihre Behandlung erfordert großes Einfühlungsvermögen, viel Ruhe und einen langfristigen Vertrauensaufbau. Nur so können wir eine solide Basis für die Gesundheit der Zähne der Kinder für das gesamte Leben legen. Aus diesem Grund versuchen wir die Kinder langsam, schrittweise und spielerisch an die zahnärztliche Behandlung bei uns heranzuführen und zu gewöhnen und nehmen uns dafür viel Zeit. Wir machen die Kinder mit den wichtigsten zahnärztlichen Instrumenten vertraut, indem wir altersgemäße Namen für diese wählen. So wird bei uns z.B. der Speichelabsauger zum Schlürfi, welcher immer so durstig ist und der Luft- und Wasserpuster macht bei uns den Wind und den Regen. Anhand unserer Handpuppen zeigen wir den Kindern die einzelnen Schritte und erläutern ihnen in kindgerechter Sprache, was wir machen. Das Kind kann somit Vertrauen gewinnen und sammelt positive Erfahrungen in der zahnärztlichen Umgebung. Zusätzlich wählen wir die Strategie der kleinen Behandlungsschritte.

  • Interview mit Univ.-Prof. Dr.Katrin Bekes, MME am 08.05.2019

Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

8. Mai 2019

Stand der medizinischen Information:

8. Mai 2019

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