Gastroparese (Magenlähmung, Magenentleerungsstörung)

Frau hält beide Hände auf ihrem Bauch, weil sie Bauchschmerzen hat
Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger von Gastroparese betroffen als Männer.
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Bei einer Gastroparese kommt es zu einer verlangsamten Magenentleerung, die sich durch Symptome wie Völlegefühl und Übelkeit bemerkbar macht. Bei einer milden Gastroparese sind die Beschwerden durch eine Ernährungsumstellung in der Regel gut behandelbar.

Medizinische Expertise

Rainer Hubmann

Dr. Rainer Hubmann

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Hauptstraße 54, 4040 Linz
www.hubmannsv.at
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Gastroparese ist eine Magenentleerungsstörung, deren Krankheitsbild sehr komplex ist. Meist werden dabei vor allem feste Nahrungsbestandteile erheblich verzögert in den Dünndarm transportiert. Die Gastroparese kann sich durch Völlegefühl oder Übelkeit bemerkbar machen. Diabetes ist die häufigste bekannte Ursache für die Störung der Magenentleerung.

  • Die Gastroparese ist eine Magenentleerungsstörung, bei der die Funktion des Magens beeinträchtigt ist.
  • Völlegefühl, auch in nüchternem Zustand, ist ein charakteristisches Symptom. 
  • In extremen Fällen kommt es zu regelmäßigem Erbrechen und in Folge zu einer Mangelernährung und Gewichtsverlust.
  • Die Behandlung basiert auf mehreren Bausteinen, etwa durch Ernährungsumstellung, der Gabe von Medikamenten bis hin zur Implementierung eines Magenschrittmachers.
  • Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer.
Art Magenentleerungsstörung
Ursache Am häufigsten: Diabetes mellitus
Sonstige: neuropathische oder muskuläre Erkrankungen
Operative Faktoren (z.B.Vagotomie)
Medikamente (z.B. GLP-1-Agonisten)
Symptome Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen, bis hin zu Mangelernährung und Gewichtsverlust
Diagnose Gastroskopie, Röntgen mit Kontrastmittel, Atemtest oder Szintigraphie, MRT, Druckmessungen
Behandlung spezielle Diät, Medikamente, Operation (Magenschrittmacher)

FAQ (Häufige Fragen)

Wie kommt es zu einer Gastroparese?

Zu den häufigen Ursachen einer akuten Gastroparese zählen u.a. Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung), Einnahme von Medikamenten bei Nervenschmerzen (u.a. Opiate), Verletzung des Nervus vagus nach operativen Eingriffen (z.B. Lungentransplantation, Ösophagusektomie (Entfernung der Speiseröhre) oder Magenoperationen), Erkrankungen wie systemische Sklerose, Morbus Parkinson, Amyloidose.

Die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus ist die wohl häufigste bekannte Ursache einer chronischen Gastroparese.

Wie ernährt man sich bei Gastroparese?

Empfehlenswert sind mehrere kleine Mahlzeiten und eine fett- und ballaststoffarme Kost.

Ist eine Gastroparese heilbar?

Eine Gastroparese ist nicht heilbar. Das Ziel der Behandlung ist eine Verbesserung der Beschwerden und bessere Magenentleerung.

Eine Gastroparese ist eine funktionelle Störung der Magenentleerung, bei der der Magen die Nahrung erheblich verzögert in den Dünndarm transportiert. Die Störung passiert nicht aufgrund einer körperlichen Ursache, etwa durch Tumoren, Fremdkörper oder Entzündungen, sondern aufgrund einer veränderten Funktionsweise des Magens bzw. einer Anomalie der Magenmotorik.

Die Gastroparese kommt mit einer Prävalenz bei 0,9 bis 2,7 % relativ selten vor, allerdings ist es in den letzten Jahren zu häufigeren Krankenhausaufenthalten gekommen. Dies könnte aber weniger an einem häufigeren Auftreten der Funktionsstörung liegen als an einer verstärkten Beachtung.

Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. 

Beim Dumping-Syndrom (am häufigsten die Folge nach bestimmten Magenoperationen) handelt es sich ebenfalls um eine Störung der Magenentleerung, allerdings wird die Nahrung dabei zu schnell vom Magen in den Dünndarm befördert.

Dr. Rainer Hubmann, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie

Die Störung passiert nicht aufgrund einer körperlichen Ursache, etwa durch Tumoren, Fremdkörper oder Entzündungen, sondern aufgrund einer veränderten Funktionsweise des Magens bzw. einer Anomalie der Magenmotorik.

Dr. Rainer Hubmann, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie

Man unterscheidet zwischen akuter und chronischer Gastroparese:

Zu den häufigen Ursachen einer akuten Gastroparese zählen u.a.

  • Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung)
  • Einnahme von Medikamenten bei Nervenschmerzen (u.a. Opiate)
  • Verletzung des Nervus vagus nach operativen Eingriffen (z.B. Lungentransplantation, Ösophagusektomie (Entfernung der Speiseröhre) oder Magenoperationen)
  • Erkrankungen wie systemische Sklerose, Morbus Parkinson, Amyloidose

Die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus ist die wohl häufigste bekannte Ursache einer chronischen Gastroparese. Folgende Prozesse können mit Diabetes mellitus im Zusammenhang stehen: 

  • autonome Neuropathie
  • Veränderungen des enterischen Nervensystems
  • Reduktion der interstitiellen Zellen von Cajal (ICC)
  • gestörte Freisetzung bestimmter Hormone
  • Hyperglykämie
  • Dysfunktion der glatten Muskulatur

Häufig kann die Funktionsstörung keiner eindeutigen Ursache zugeordnet werden und der Auslöser bleibt unklar (idiopathische Gastroparese).

Folgende Beschwerden treten bei einer Gastroparese auf:

  • Völlegefühl, oft auch im nüchternen Zustand
  • frühe Sättigung
  • Übelkeit und Erbrechen, häufig von Mahlzeiten, die vor Stunden oder sogar Tagen eingenommen wurden
  • Blähungen
  • Aufstoßen
  • Bauchschmerzen

Bei einer schweren Gastroparese oder wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt, sind eine Gewichtsabnahme sowie Mangel- bzw. Unterernährung die Folge.

Im Zusammenhang mit Diabetes mellitus kann es außerdem zu einer Hypoglykämie und einem schwer einstellbaren Blutzuckerspiegel kommen.

Nach einem Anamnese-Gespräch, in dem Vorerkrankungen und akute Beschwerden besprochen werden, wird die Ärzt:in bei Bedarf entsprechende Untersuchungen einleiten oder an eine Fachärzt:in überweisen.

Folgende Untersuchungen dienen der Diagnostik einer Gastroparese, auch um organische Ursachen oder ähnliche Syndrome wie z.B. PDS (Postpandrial Distress Syndrome) ausschließen zu können:

  • Gastroskopie (Magenspiegelung)
  • Magen-Darm-Passage (Röntgen mit Kontrastmittel, um Speiseröhre, Magen und Dünndarm sichtbar zu machen)
  • Blutuntersuchung
  • Magenentleerungsszintigraphie
  • C13-Atemtest oder C-Oktansäure-Atemtest: Nach einer ersten Atemprobe wird eine Testmahlzeit, die eine Testsubstanz enthält, gegessen und anschließend werden in weiteren Atemproben CO2-Werte gemessen.
  • MRT
  • Druckmessungen am Magenpförtner (EndoFLIP): Im Rahmen einer Gastroskopie wird ein Ballonkatheter in die Speiseröhre eingeführt, der mit einer Flüssigkeit aufgeblasen wird, um Spannungen und Dehnbarkeit zu messen.

Die Behandlung einer Gastroparese erfolgt über mehrere Faktoren, wobei eine Ernährungs- und Verhaltensumstellung die Basis, jedoch häufig nicht als einzige Therapieform ausreichend ist und meist durch Medikamente und einen Magenschrittmacher ergänzt wird. Eine Gastroparese ist nicht heilbar. Das Ziel der Behandlung ist eine Verbesserung der Beschwerden und bessere Magenentleerung.

Ernährung 

Eine Ernährungsumstellung durch eine Ernährungsberatung ist der erste Schritt der Therapie, vor allem, um eine Mangelernährung auszugleichen bzw. vorzubeugen. Empfehlenswert sind mehrere kleine Mahlzeiten und eine fett- und ballaststoffarme Kost. 

In schweren Fällen kann eine enterale Ernährung (künstliche Nahrungszufuhr über eine Magensonde) oder eine parenterale Ernährung (Nährstoffversorgung über den Blutkreislauf) zum Einsatz kommen.

Medikamente

Begleitend ist die Gabe von Medikamenten in Form von Prokinetika und Antiemetika sinnvoll. Antiemetika sind Medikamente, die gegen Übelkeit und Erbrechen eingesetzt werden. Prokinetika dienen zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden und wirken verdauungsfördernd.
Folgende Wirkstoffe werden u.a. eingesetzt:

  • Domperidon
  • Metoclopramid
  • Erythromycin
  • Prucaloprid

Magenschrittmacher

Um chronische Gastroparese in den Griff zu bekommen, besteht außerdem die Möglichkeit, einen gastralen Neurostimulator (sogenannter Magenschrittmacher) einzusetzen.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

26. Mai 2025

Erstellt am:

23. Mai 2025

Stand der medizinischen Information:

26. Mai 2025

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