Zahnersatz: Baustelle im Mund

Abbildung eines Zahnersatz
Eine Lücke in der Zahnreihe soll unbedingt geschlossen werden, weil sonst die Nachbarzähne in die Lücke hineinkippen können bzw. der Gegenzahn in die Lücke "hineinwachsen" kann.
© Maxx-Studio / Shutterstock.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Es gibt verschiedene Arten von Zahnersatz. Sie lassen sich abnehmen oder fix im Kiefer verankern.

Medizinische Expertise

Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Schöne gesunde Zähne – wer möchte sie nicht gerne bis ins hohe Alter haben? Doch Karies, Parodontitis oder andere, z. B. unfallbedingte, Ursachen können zu einer unerwünschten vorzeitigen Lücke im Gebiss führen, auch in jungen Lebensjahren. Doch egal warum Zähne verloren gegangen sind, das Fehlen einer oder mehrerer Zähne beeinflusst die eigene Lebensqualität. Denn Lachen, Sprechen oder Kauen können schwerer fallen und die Schmerzen vermindern die Freude am Essen. Es gibt verschiedene Arten von Zahnersatz. Sie werden unterteilt in abnehmbaren und den festsitzenden Zahnersatz.

  • Bei Menschen mit einem fehlenden Einzelzahn
  • Bei Personen mit mehreren fehlenden Zähnen
  • Bei Menschen mit einem vollständig zahnlosen Kiefer
  • Bei Personen mit unerwünschten Zahnfehlstellungen

Die Gründe für einen vorzeitigen Zahnverlust sind sehr vielfältig:

  • Karies
  • Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis)
  • Akute Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
  • Unfallbedingte Ursachen, wie Stürze, Schläge oder Gewalteinwirkungen
  • Mangelernährung
  • Essstörungen, z. B. Bulimie oder Magersucht
  • Tumorerkrankungen
  • Genetisch bedingter Zahnverlust, wenn die Zähne nicht nachwachsen oder von Geburt aus fehlen

Je nachdem, wie viele Zähne verloren gegangen sind und wie gesund die umgebenden Nachbarzähne sind, stehen verschiedene Möglichkeiten als Zahnersatz zu Verfügung. Sie werden unterteilt in abnehmbaren und festsitzenden Zahnersatz.

Teilprothesen

Mit Teilprothesen können größere Lücken im Gebiss geschlossen werden, wenn noch genügend eigene, gesunde Zähne vorhanden sind. Das Grundgerüst kann aus Kunststoff oder Metall (Modellgussprothesen) bestehen und mit Klammern oder unsichtbaren Halteelementen auf den gesunden Nachbarzähnen verankert werden.

Modellgussprothesen sind Konstruktionen, bei denen nur ein schmaler Metallbügel zur Stabilisierung der Zahnreihen verwendet wird. Dieser Bügel läuft im Oberkiefer über den harten Gaumen, im Unterkiefer unterhalb der Zunge von rechts nach links. Die Klammern können bei dieser Versorgung sichtbar sein. Soll man keine Klammern sehen, gibt es die Möglichkeit, den Zahnersatz über sogenannte Teleskopkronen an den verbleibenden Zähnen zu befestigen. Diese werden aus Metall, alternativ auch aus Zirkon, angefertigt und werden auf den abgeschliffenen Zahnstümpfen fix zementiert. In der Prothese wird eine "Sekundärkrone" eingearbeitet, die genau auf die "Primärkrone" passt. So wird ein sicherer Halt erreicht und das Halteelement bleibt unsichtbar. Diese abnehmbaren Prothesen erfüllen höchste ästhetische Ansprüche.

Weitere Möglichkeiten klammerloser Teilprothesen sind Steg- und Geschiebekonstruktionen.

Alle Arten von Teilprothesen können zum Reinigen ohne größeren Aufwand herausgenommen werden.

Totalprothese

Eine Totalprothese kann angefertigt werden, wenn im Kiefer kein einziger gesunder Zahn mehr vorhanden ist. Die "dritten Zähne" bestehen aus einer zahnfleischfarbenen Basis aus Kunststoff, auf der künstliche Zähne aus Kunststoff oder Keramik verankert sind. Sie stützen sich auf der Schleimhaut des zahnlosen Kiefers ab und halten durch den daraus resultierenden Saugeffekt. Der Halt einer Totalprothese ist hauptsächlich von der Größe der Auflagefläche und der Form und Höhe des Kieferkammes beeinflusst. Zusätzlicher Halt wird durch die bestmögliche Anpassung der Prothesenränder an die umgebenden Weichteile (Wangenmuskulatur, Zunge) erreicht. Dazu muss ein anatomischer und funktioneller Abdruck des Kiefers genommen werden. Ein starker Rückgang des Kieferknochens infolge des Zahnverlustes kann jedoch einen unzureichenden Sitz der Prothese bedingen und so zu massiven Problemen hinsichtlich der Kau- und Sprachfunktion führen.

Kronen

Eine Zahnkrone ist eine künstliche Schutzkappe, die einen beschädigten Zahn schützen und seine Funktion wieder herstellen soll. Dafür wird der Zahnschmelz abgeschliffen und anschließend ein Abdruck genommen, damit die Krone individuell angefertigt werden kann. Es können Verblendmetallkronen, Keramikkronen oder Stiftzahnkronen angefertigt werden. Die angefertigte Krone wird dann mit einem speziellen Klebstoff/Zement am abgeschliffenen Zahn fixiert.

Brücken

Eine Zahnbrücke wird eingesetzt um nach einem Zahnverlust den fehlenden Zahn zu überbrücken. Eine Brücke besteht aus einer Krone für die angrenzenden Zähne und einem künstlichen Mittelstück, das den fehlenden Zahn ersetzten soll. Die vorhandenen gesunden Nachbarzähne dienen dabei als Pfeiler, an dem die Brücke verankert werden kann. Dazu werden die angrenzenden Zähne soweit abgeschliffen, dass die Brücke gut einzementiert werden kann.

Stiftzähne

Die Versorgung von wurzelbehandelten Zähnen erfordert oft die Anfertigung von sogenannten Stiftaufbauten und anschließender Überkronung, damit eine mechanische Stabilisierung des Zahnes gewährleistet wird. Ein Wurzelstift kann aus Metall oder Keramik bestehen und wird im Wurzelkanal des Zahnes befestigt. Auf dem Wurzelstift kann dann eine künstliche Zahnkrone verankert werden.

Implantate

Ein Zahnimplantat besteht aus einer künstlichen Wurzel (Titanschraube), die operativ im Kieferknochen befestigt wird. Auf dem Implantat wird im Anschluss ein festsitzender oder abnehmbarer Zahnersatz verankert. Zahnimplantate sollen den fehlenden Zahn ersetzen und genauso belastbar wie ein natürlicher sein. Wichtig vor der Behandlung ist, dass das Zahnfleisch und der ausgewachsene Kiefer gesund und frei von Entzündungen sind. Nach einer Einheilungsphase des Implantates von etwa 6 bis 12 Wochen, können Zahnkronen oder Brücken angefertigt werden. Es kann notwendig sein, dass vor der eigentlichen Behandlung ein Kieferknochenaufbau erfolgen muss.

Veneers

Veneers (Verblendschalen) bestehen aus hauchdünnen Keramik- oder Kunststoffschalen. Sie können bei störenden Schönheitsfehlern der Zähne, wie Verfärbungen, Füllungen oder Zahnfehlstellungen, auf die Zahnoberfläche geklebt werden. Damit die Veneers gut halten, wird vor dem Aufbringen der betroffene Zahnschmelz etwas aufgeraut. Form und Aussehen der Verblendschalen werden individuell angepasst. Die Haltbarkeit beträgt meist mehrere Jahre.

Bei Allergieverdacht sollten bereits im Planungsstadium Unverträglichkeiten auf die verwendeten Werkstoffe (Edelmetalle, Legierungen, Prothesenkunststoffe, Zemente) ausgeschlossen werden.

Wird beim Beratungsgespräch beim Zahnarzt festgestellt, dass für ein Zahnimplantat nicht genügend Kieferknochen vorhanden ist, muss vor der Behandlung ein Knochenaufbau durchgeführt werden. Dies kann die Behandlung verzögern.

Wie bei jedem operativen Eingriff kann es zu diversen Nebenwirkungen kommen. Beim Zahnersatz unterscheiden sie sich je nach Eingriff. Diverse Medikamente, wie Bisphosphonate, können den Heilungsverlauf verzögern oder das Risiko für das Auftreten von Knochennekrosen (Absterben von Knochenabschnitten) erhöhen.

Bei neuen Prothesen kann es vorkommen, dass das Sprechen und Kauen anfangs schwieriger fällt und möglicherweise auch unangenehm erscheint. Das liegt daran, dass Prothesen den Schall anders leiten und die Muskulatur sich erst an die Prothese gewöhnen muss. Auch Druckstellen sind nicht ausgeschlossen, da sich die neue Prothese erst einlagern muss. Die Eingewöhnungszeit ist vom Heilungsverlauf abhängig.

Prothesen im Unterkiefer halten meist schlechter, als im Oberkiefer. Das liegt daran, dass eine Prothese im Oberkiefer leichter am Gaumen hält. Auch bei Mundtrockenheit halten Prothesen schlechter. Hier schaffen Speichelersatzprodukte aus der Apotheke Abhilfe.

Auch eine adäquate Nachsorge vom Zahnersatz ist wichtig. Dazu gehören regelmäßige Unterfütterungen der Prothesenbasis bzw. der Austausch von Halteelementen.

Damit der Zahnersatz möglichst lange hält, sollten Sie die Anweisungen des Zahnarztes befolgen. Die tägliche Mundhygiene, eine regelmäßige professionelle Kontrolle und eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt sind für die Haltbarkeit wichtig.

Die Übernahme der Kosten durch die gesetzlichen Krankenkassen ist unterschiedlich geregelt. Detaillierte Kostenerstattungen können bei der jeweiligen Krankenkasse angefragt werden. Meist wird aber nach einer Bewilligung durch den chefärztlichen Dienst eine z. B. abnehmbare Prothese durch die Krankenkasse übernommen. Die Tragedauer beträgt 6 Jahre. Vor Ablauf dieser Frist wird eine Prothese nur mit einer medizinischen Begründung bewilligt. Beim festsitzenden Zahnersatz gibt es von vielen Krankenkassen keine Kostenerstattung, außer in besonderen medizinischen Fällen.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

1. Oktober 2019

Erstellt am:

20. April 2016

Stand der medizinischen Information:

1. Oktober 2019

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge