Ischiasschmerzen (Ischialgie)

Frau greift sich auf den unteren Rücken, da sie Ischialgie hat
Bei Ischiasschmerzen ist in den meisten Fällen die Lendenwirbelsäule betroffen.
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Unter Ischias (auch Ischiassyndrom oder Ischiasschmerzen genannt) versteht man Schmerzen unterschiedlicher Intensität entlang des Ischiasnervs, fallweise heftig ziehend. 

Medizinische Expertise

Thomas Kalmar

OA Dr. Thomas Kalmar, MSc

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Karl-Eybl-Gasse 1/1/7, 3500 Krems an der Donau
www.dr-kalmar.at
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Die Schmerz-Symptome verlaufen von der Lendenwirbelsäule im unteren Rücken über das Gesäß, die Rückseite der Oberschenkel bis in die Unterschenkel und können bis in die Füße ausstrahlen. Häufig ist ein gereizter Nerv schuld an den Schmerzen. Ist ein Ischiasschmerz vorhanden, fällt es schwer, auf Zehenspitzen oder den Fersen zu gehen. Die Behandlung z.B. mit entzündungshemmenden Medikamenten richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. Schätzungen zufolge ist jeder 5. Österreicher fallweise mit Ischiasschmerzen konfrontiert.

  • Als Ischiasschmerzen oder oft auch nur Ischias werden Schmerzen entlang des Ischiasnervs bezeichnet. Der längste Nervenstrang im menschlichen Körper ist für die Übertragung von Empfindungen an den Beinen ins Gehirn zuständig.
  • Die Schmerzen gehen vom unteren Rücken oder Gesäß aus und können je nach Intensität bis in die Zehen ausstrahlen. Mögliche Ursachen sind ein Bandscheibenvorfall, degenerative Veränderungen oder neurologische Erkrankungen.
  • Zur akuten Schmerzlinderung ist eine Schonung sinnvoll, behandelt wird mit Medikamenten und Physiotherapie.
  • Langfristig sind regelmäßige körperliche Betätigung, idealerweise unter Anleitung eines Physiotherapeuten und das Vermeiden bzw. Reduzieren von Übergewicht wichtig, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen.
Art Schmerzen entlang des Ischiasnervs
Ursachen Bandscheibenvorfall, entzündete Nerven, neurologische Erkrankungen, seltene Tumorerkrankungen
Symptome Schmerzen im unteren Rücken, die bis in die Zehen ausstrahlen können
Diagnose körperliche Untersuchung, Röntgen, Computertomographie, Kernspintomographie
Therapie Schmerzmittel, Physiotherapie, Rückentraining

Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in Österreich. In den meisten Fällen ist davon die Lendenwirbelsäule betroffen. Bei einem großen Teil dieser Patienten treten Reizungen des Ischiasnervs auf. Es wird geschätzt, dass rund 20 % der Bevölkerung zumindest einmal im Leben von Ischiasschmerzen betroffen sind.

Der Ischiasnerv ist der längste und dickste Nervenstrang im menschlichen Körper. Seine Aufgaben: Er sendet Empfindungen an den Beinen an das Rückenmark, von dort werden die Botschaften an das Gehirn weitergeleitet. In umgekehrter Richtung dient der Ischiasnerv dazu, Befehle des Gehirns über das Rückenmark an die Beine zu leiten. Ein solcher Befehl kann z.B. lauten, einen Muskel zusammenzuziehen.

Ischiasschmerzen können verursacht werden durch...

  • einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (im unteren Rückenbereich)
  • chronisch-degenerative Veränderungen. So kann etwa eine durch Verschleiß bedingte Verengung des Wirbelkanals in der Lendenwirbelsäule die Nervenfasern ständig reizen oder gar zusammendrücken, wodurch ebenfalls heftige Schmerzen entstehen können
  • entzündete Nerven im Lendenwirbelbereich
  • neurologische Erkrankungen (wie die Neuroborreliose)
  • Infektionen von Bandscheiben oder Wirbelknochen
  • seltene Tumorerkrankungen

Leitsymptom für eine Reizung des Ischiasnervs sind heftige Schmerzen, die sich vom unteren Rücken über das Gesäß und die Rückseite der Oberschenkel bis in die Kniekehlen ziehen und bis in die Zehen ausstrahlen können. Auch Gefühlsstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühle bis hin zu Lähmungserscheinungen in den Füßen sind möglich.

Ischiasschmerzen und gleichzeitige Schwäche von Bein- oder Fußmuskeln sind Alarmsymptome, die sofort ärztlich begutachtet werden sollten.

Der Verlauf ist in den meisten Fällen harmlos, zumeist bessern sich die Schmerzen im Laufe der Therapie binnen Tagen, spätestens nach wenigen Wochen verschwinden sie wieder. In seltenen schweren Fällen dagegen kann eine Operation an der Wirbelsäule nötig werden. Diese Maßnahme steht an letzter Stelle. Die regelmäßige ärztliche Verlaufskontrolle ist wichtig, um die Behandlung, Operation oder nicht, in die richtigen Bahnen zu lenken.

Grundlage einer Diagnose ist die sorgfältige Schmerzanamnese, körperliche Untersuchung der Wirbelsäule und die neurologische Untersuchung. Auf das Vorliegen eines Dehnungsschmerzes des Ischiasnervs (Lasègue-Test genannt) wird besonderes Augenmerk gelegt. Dabei liegt der Patient flach auf dem Rücken und das gestreckte Bein wird vom Arzt langsam und vorsichtig angehoben. Schießen bis zu einem Winkel von etwa 45 Grad plötzlich heftige Schmerzen vom Rücken in das Bein ein und strahlen sie bis unter das Knie aus, wird der Ischiasnerv als Ursache der Schmerzen gesehen.

Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie und Kernspintomographie den Verdacht absichern und auch andere Ursachen ausschließen oder diese bestätigen.

Von den Ischiasschmerzen abzugrenzen ist die Lumbalgie (der sogenannte Hexenschuss). Hier schmerzt ausschließlich der Bereich des unteren Rückens (der Bereich der Lendenwirbelsäule), der Schmerz zieht sich jedoch nicht in die Beine hinunter.

ISCHIASSCHMERZEN HEXENSCHUSS
WAS VERSTEHT MAN UNTER... Der Ischiasnerv ist gereizt bzw. wird gequetscht Bestimmte Muskelbereiche im unteren Rückenabschnitt verkrampfen sich schmerzhaft
MÖGLICHE AUSLÖSER Bandscheibenvorwölbung, Bandscheibenvorfall Abrupte, ruckartige Bewegungen, das Heben schwerer Lasten
WO SIND DIE SCHMERZEN SPÜRBAR? Ischiasbeschwerden strahlen in den Po oder das Bein aus, Bewegung ist meist möglich Der Hexenschuss schmerzt direkt im Rücken, es ist nur schwer möglich, aufrecht zu gehen

Anfangs entlastet man die Wirbelsäule, indem man sich in "Stufenlagerung" hinlegt: Der Oberkörper liegt dabei flach, während die Beine hoch gelagert werden. Das entlastet den Druck auf die bedrängte Nervenwurzel. Völlige körperliche Schonung ist jedoch keine Dauerlösung und sollte auf wenige Tage beschränkt bleiben. In den meisten Fällen verabreicht der Arzt schmerz- und entzündungshemmende Medikamente. Injektionen an die gereizten Nervenwurzeln und Schmerzpunkte unterstützen die Heilung. Treten zusätzlich zu den Schmerzen auch Taubheitsgefühle oder gar Lähmungserscheinungen auf, muss engmaschig kontrolliert werden, fallweise ist eine Operation erforderlich.

Nach Abschluss der Akuttherapie und nach Abklingen der Schmerzen empfiehlt sich in vielen Fällen Physiotherapie oder Rückentraining, um die Muskulatur im geschwächten Bereich zu stärken und um weiteren Ischialgien vorzubeugen. Eine konsequente Umsetzung des erlernten Verhaltens im Alltag wird dringend empfohlen, um Wiederholungen der Probleme und eine mögliche Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern.

Dauerhafte körperliche Schonung ist keine Option. Im Gegenteil, Patienten sollen sich nach Anleitung eines Physiotherapeuten (nach Abklingen der Schmerzen) ausreichend bewegen. Die Absolvierung einer Rückenschulung hilft, weitere Vorfälle vorzubeugen. Bei Übergewicht wird zur Gewichtsreduktion (mehr Bewegung, kalorienärmere Ernährung) geraten.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

18. Mai 2020

Erstellt am:

10. Juli 2014

Stand der medizinischen Information:

18. Mai 2020

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