Das kann so weit führen, dass Betroffene Stimmen hören und Dinge sehen, die nicht vorhanden sind, oft sind es die Angehörigen, die bei diesem manischen Verhalten aktiv werden. Auf die Manie, deren Ursachen in einem Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe zu suchen sind, folgt oft der Absturz in die Depression, 85.000 bis 170.000 Personen in Österreich sind von einer bipolaren Erkrankung betroffen.
Überschäumende Kreativität, gesteigerter Tatendrang gepaart mit geringem Erholungsbedürfnis – all diese Attribute sind für viele Menschen erstrebenswert, sind sie doch Inbegriff eines vitalen Lebensgefühls. Wer in einem manischen Zustand ist, fühlt sich nicht krank und begibt sich auch nicht in ärztliche Behandlung. Somit ist es auch schwierig zu erheben, wie viele Personen mit einer Manie (monopolare / unipolare Manie) leben. Untersuchungen zufolge leiden 1 bis 2 % der Erwachsenen an manischen Episoden, die sich vielfach mit depressiven Phasen abwechseln bipolare Erkrankung. Bei der Mehrzahl der Maniker tritt unmittelbar vor oder nach der manischen Episode eine depressive auf. Leicht manische Zustände in der Pubertät, die in aggressives, distanzloses Verhalten münden können, werden oft als "Pubertätskrise" verkannt.
Die Ursachen für eine Manie sind noch nicht vollständig geklärt, allerdings wurde in Untersuchungen im Gehirn ein Ungleichgewicht der Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin festgestellt. Stress und psychische Belastungen (affektive Psychosen) wie eine Scheidung, Jobverlust, Tod eines Angehörigen etc. können manische Phasen auslösen.
In der Episode der Manie zeigen sich mindestens eine Woche lang 3 der der folgenden Symptome:
- starke Überaktivität, physische Rastlosigkeit, innere Getriebenheit
- vermehrte Gesprächigkeit
- gesteigerter Gedankenfluss oder das Gefühl "schneller zu denken"
- Unfähigkeit, Begonnenes zu vollenden
- Keine Sensibilität für die Bedürfnisse und Gefühle anderer
- Enthemmung, distanzloses Verhalten
- vermindertes Schlafbedürfnis; Patienten schlafen typischerweise nur wenige Stunden pro Nacht
- gesteigertes Selbstwertgefühl oder Größenwahn
- Ablenkbarkeit oder ständiges Ändern von Handlungen oder Plänen
- Kaufrausch, Drogenkonsum, Alkoholexzesse oder ähnliches Sucht-Verhalten ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen
- erhöhter sexueller Antrieb
Bei einer psychotischen Manie hat der Patient wahnhafte Zustände oder Halluzinationen. Mitunter kann sich der Zustand zu einer einem Delirium ähnlichen Verwirrtheit entwickeln, die einer sofortigen Therapie bedarf.
Wird die manische Person in ihrem Tatendrang und ihrer Willensfreiheit nicht ernst genommen oder behindert, kann die exzessive Hoch-Stimmung schnell umschlagen: Sie wird aggressiv, rechthaberisch, ungeduldig, abwertend, rücksichtslos, sehr gereizt und evtl. sogar handgreiflich. Besonders ihre Familie und ihr Bekanntenkreis haben meist sehr unter diesen extremen Stimmungswandlungen zu leiden, da sich der Maniker nicht stoppen oder belehren lässt.
Eine abgeschwächte Form der Manie wird als Hypomanie bezeichnet (Vorstufe der Manie). Die Symptome sind einer Manie ähnlich, jedoch schwächer ausgeprägt.
An einer Manie Erkrankte haben während der manischen Phase typischerweise keinerlei Krankheitseinsicht; sie fühlen sich nicht seelisch krank, sondern blendend und voller Tatendrang. Wenn die Phase abgeklungen ist, sitzen die Erkrankten vor einem großen Scherbenhaufen und sind voller Schamgefühle wegen ihres Verhaltens. In dieser Phase besteht noch eher die Möglichkeit, den Maniker zu einem Arztbesuch (ideal wäre ein Gespräch mit einem Psychiater) zu überreden. Ein Psychiater ist ein Arzt, der sich mit dem Erkennen und der Behandlung krankhafter psychischer Störungen befasst. Zum Unterschied: Ein Psychologe hingegen beschäftigt sich in erster Linie mit der Erforschung des Seelenlebens des Menschen und den zugehörigen Vorgängen.
In einer akuten Phase hingegen hilft manchmal nur die Einweisung in eine psychiatrische Klinik, wenn der Maniker selbst- oder (eher selten) fremdgefährdend agiert.
Zur Behandlung einer akuten Manie werden Lithiumpräparate, Antiepileptika oder atypische Neuroleptika eingesetzt, die genau nach ärztlicher Vorschrift eingenommen werden müssen. In der Akutphase der Erkrankung können Beruhigungsmittel (Tranquilizer) hilfreich sein, um die Erregung der Patienten zu dämpfen oder ihnen Schlaf zu ermöglichen. Zu diesem Zweck werden meist Benzodiazepine oder Neuroleptika eingesetzt.
Wenn der Patient Einsicht zeigt, dass er sich einer Behandlung unterziehen muss, ist eine Psychotherapie sehr hilfreich. Sie kann mit positiv beeinflussenden, helfenden Gesprächen bzw. Methoden wirkungsvoll unterstützen.
Sobald sich Anzeichen bemerkbar machen, sofort den Arzt aufsuchen, um den Ausbruch einer ausgeprägten Manie zu verhindern.
- Leben mit bipolaren Störungen, P. Bräunig, Trias Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 2009
- Lieber Matz, Dein Vater hat 'ne Meise, S.Schlösser, Ullstein Verlag, 1. Auflage, Berlin, 2011