Depression

Depression: Traurige Frau im Bett
Ein geminderter Antrieb zählt zu den möglichen Symptomen einer Depression.
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Die psychische Erkrankung "Depression" ist mehr als nur tiefe Niedergeschlagenheit, ca. 500.000 Österreicher sollen betroffen sein.

Medizinische Expertise

Marc Risch

Dr. med. Marc Risch

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Gafleistrasse 70, 9497 Triesenberg
clinicum-alpinum.com
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Inhaltsverzeichnis


Es gibt ältere Hypothesen, die als Hauptgründe für die Entstehung einer Depression eine Störung des Botenstoffhaushalts (Serotoninmangelhypothese) im Gehirn postulieren. Moderne Erklärungsmodelle gehen in Richtung der sog. Psycho-Neuro-Immunologie und legen Nahe, dass bei Depressionen sogenannten Mikroentzündungen eine Rolle spieleen.Losigkeitssymptome wie sich wertlos zu fühlen und der Verlust an Interessen, aber auch körperliche Symptome sind häufige Anzeichen für depressives Kranksein. Als Hauptgründe für den starken Zuwachs von Depressionen – aus großen Kohortenstudien bekannt –, dass Einsamkeit und Stadtleben die stärksten Treiber für Affekterkrankungen, zu denen Angst, Panik, Zwang und Depression gehören, sind.

Vom Arzt verordnete Antidepressiva, Gesprächstherapie mit Psychotherapeuten und bei leichten Verläufen auch Johanniskraut sind das Mittel der Wahl bei der Behandlung. Depression tritt als reine Depression auf (unipolare Depression) und als Phase beim manisch-depressiven Erkrankungsbild der bipolar-affektiven Störung. Häufig gibt es Begleiterkrankungen, sog. Komorbiditäten wie Suchterkrankungen, Schlafstörungen u. v. a. m. – Dies gilt es bei einer Diagnosestellung zu beachten.

Video: Unterschied von Depression und Trauer sowie geschlechtsspezifische Fakten zu Depression – LGBTIQA*

Psychotherapeut Mag. pth. Bernhard Gracner, MSc erklärt den Unterschied zwischen Depression und Trauer. Außerdem geht er auf die geschlechtsspezifischen Eigenschaften der Krankheit und ihre Besonderheit im LGBTIQA*-Kontext ein. (Webinar, 3.7.2023)

Mindestens 500.000 Österreicher leiden derzeit an einer behandlungsbedürftigen Depression. Es gibt eine hohe Dunkelziffer, die Zahl der Depressionen steigt stetig an. Frauen sind oberflächlich betrachtet zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Wenn man jedoch die Charakteristika der männlichen Depression und ihre anders gearteten Symptome der erhöhten Risikobereitschaft, Selbst- und Fremdaggressivität und des vermehrten Substanzkonsums berücksichtigt, dann gleicht sich die Zahl der Depressionen zwischen den Geschlechtern fast aus. Ebenso sollte die Depression bei Adoleszenten, die Depression bei Schwangeren und jungen Müttern und die Depression des älteren Menschen besonders betrachtet werden.

Experten sehen einen der Mitauslöser für den Anstieg von Depressionen in den Anforderungen des heutigen Lebens an den Menschen: immer schneller, immer rascher, ständig durchstarten. Allerdings gibt es nicht die eine Ursache für eine Depression, wie es auch nicht ein einheitliches Bild an Symptomen gibt. Wie eingangs erwähnt legen große sozialwissenschaftliche Studien nahe, dass Weltweit gesehen 2 Haupttreiber für Affekterkrankungen zu identifizieren sind: Soziale Exklusion (Einsamkeit) und Stadtleben.

Botenstoffhaushalt im Gehirn

Einer der Hauptgründe für die Entstehung einer Depression ist eine Störung des Botenstoffhaushalts im Gehirn: Serotonin und/oder Noradrenalin sind in den Gehirnkreisläufen aus der Balance geraten. Die Störung ist in vielen Fällen biologisch bedingt, wiewohl Depression keine Erbkrankheit ist.

Für die sogenannte Winterdepression gilt ein Mangel an Sonnenlicht als Auslöser.

Psychisch belastende Situationen

Depressionen können auch durch Lebensereignisse wie Jobverlust, schwere Krankheit oder Tod eines geliebten Menschen ausgelöst werden.

Losigkeitssymptome

Depressionssymptome werden auch "Losigkeitssymptome" genannt: Freudlosigkeit, Lustlosigkeit, Interesselosigkeit, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Wertlosigkeit. Schwer Depressive empfinden das Leben nicht mehr als lebenswert, fühlen unendliche Leere und tiefe Traurigkeit – 5 bis 15 % der Betroffenen nehmen sich das Leben.

Weitere Beschwerden

  • Schlafstörungen
  • Angstgefühle
  • Antriebsminderung
  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • übersteigerte Schuldgefühle
  • Konzentrationsstörungen
  • innere Unruhe

Bei depressiven Männern kann zudem eine Tendenz zu aggressivem Verhalten, Symptome einer sogenannten "Männlichen Depression" können sein:

  • erhöhte Reizbarkeit
  • Verstimmung
  • schnelles Aufbrausen
  • vermehrte Aggression und Wutanfälle
  • Neigung zu Vorwürfen und nachtragendem Verhalten
  • erhöhte Risikobereitschaft
  • exzessives Sporttreiben
  • ausgedehnter Alkohol- und Nikotinkonsum

Physiologische Symptome können sein

Mehr lesen » Postpartale Depression

Unipolar oder bipolar, das sind die beiden großen Gruppen der Krankheit. Während bei der unipolaren Depression in Krankheitsphasen nur depressive Episoden vorkommen, sind es bei der bipolaren depressive und manische Episoden (manisch-depressiv). Sowohl bei der reinen Depression, als auch bei jener mit manischen Phasen (bipolar-affektive Störung) gibt es Phasen der Beschwerdefreiheit.

Mehr lesen » Depression: 13 Fragen

Ein ausführliches Arztgespräch – erst Hausarzt, dann Psychiater – ist immer der Grundpfeiler der Depressions-Diagnose. Eine körpermedizinische Ausschlussdiagnostik ist unerlässlich.Auch Fragebögen helfen.

Trotz guter Therapiechancen erhalten mindestens 45 Prozent der Betroffenen keine adäquate Behandlung oder nehmen keine in Anspruch.

Die Therapie setzt sich aus unterschiedlichen Säulen zusammen:

  • Die wichtigste Säule jeder Depressions-Therapie ist eine Individualisierte Therapie unter Methodenintegration. Häufig medikamentöse Behandlung, mittels sogenannter Antidepressiva, die insgesamt eine gute Wirkung zeigen. Die Angst vieler Patienten vor Suchtgefahr ist dabei unbegründet. Ergänzt von einem zweiten Standbein:

  • Das zweite Standbein sind verschiedene Formen von Psychotherapie.
  • Bei leichten bis mittelschweren Depressionen kann auch konzentrierter Johanniskrautextrakt helfen.

Zusätzliche Möglichkeiten

  • Eine Selbsthilfegruppe kann dabei helfen, manches mit anderen Augen zu sehen und wieder Sinn ins Leben zu bringen. Sporttherapie und viel Bewegung in freier Natur gelten ebenfalls als Stimmungsaufheller.
  • Wer unsicher ist, ob er an einer Depression leidet, kann einen Selbsttest machen (unter anderem bieten das österreichische Bündnis gegen Depression sowie 'Nein zur Depression' einen solchen an).

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

4. Juli 2023

Erstellt am:

30. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

14. September 2021


ICD-Codes:
  • F33
  • F34
  • F39
  • F53
  • F92

Quellen:

Österreichisches Bündnis gegen Depression (04.07.2023)

Patientenbroschüre: "Auswege. Ein Patienten-Leitfaden bei Depression und Angst", unter der Ägide der Österreichischen Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie (ÖGPB), S. Kasper, C. Haring, Wien, 2011


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