Blut ist rar und teuer. Zudem bergen Transfusionen von Fremdblut auch ein gewisses Risiko. So kann sich etwa die Gefahr von Folgeerkrankungen – Infektionen beispielsweise – nach einer Operation erhöhen. Darauf reagiert man zusehends mit Patientenblut Management (PBM).
- Wem nützt PBM?
- Was passiert bei PBM?
- Was können Sie zum Gelingen von PBM beitragen?
- Wer führt PBM durch?
- Wo liegen die Grenzen von PBM?
- Kosten und Krankenkasse.
- Blutarmut (Anämie) vor der großen Operation.
Allen Patienten rund um große Operationen, bei denen eine schwere Blutung auftreten kann. Das Bewahren des körpereigenen Blutes steigert mittel- und langfristig das Behandlungsergebnis und die Patientensicherheit im Vergleich zum früher üblichen großzügigen Verabreichen von Blutkonserven.
Bei PBM wird ein Maßnahmenbündel eingesetzt mit dem Ziel, körpereigenes Blut zu bewahren, jegliche Blutarmut rund um große Operationen zu behandeln, den Blutverlust zu minimieren und Fremdbluttransfusionen zurückhaltend zu geben – also nur dann, wenn es keine andere Alternative gibt. Das PBM kommt vor, während und nach großer Operation bis zur Krankenhausentlassung zum Einsatz.
Wenn eine große Operation ansteht, dann können und sollen Sie bei entdeckter Blutarmut (Hämoglobin unter 13 g/dl) noch vor der Operation die angeordneten Labortests und Behandlungen zur Korrektur der Blutarmut durchführen. Dann starten Sie in die große Operation mit einer ausreichenden Reserve an eigenem Blut und Sie verringern für sich das Risiko einer Blutkonservengabe. Auch die Verordnung bei blutverdünnenden Medikamente ist einzuhalten. Alle diese Verordnungen erhalten Sie auch im Anästhesie-Vorbereitungsgespräch. Eine umfassende Patientenleitlinie gibt es als Video.
Bei PBM werden Medikamente und Medizinprodukte eingesetzt, die auch mögliche Komplikationen haben. Der Nutzen überwiegt deutlich potenzielle Risiken.
Vor der OP sind es Allgemeinmediziner, Internisten und Anästhesisten, die Labortests zur Erkennung einer vorbestehenden Blutgerinnungsstörung oder einer Blutarmut vor der Operation veranlassen und behandeln.
Während der großen Operation führen Chirurgen und Anästhesisten das Ausschöpfen von Alternativen zur Fremdbluttransfusion durch: Chirurgen führen die Operation möglichst blutarm durch. Anästhesisten fangen jeden Bluttropfen vom Wundgebiet auf und führen das gereinigte Patientenblut zurück. Anästhesisten veranlassen Labortests zur Erkennung einer Gerinnungsstörung und setzen Medikamente ein, die eine entstandene Gerinnungsstörung rasch korrigieren. Anästhesisten untersuchen den Füllstand und führen die Infusionstherapie durch. Anästhesisten veranlassen Labortests zur Erkennung einer Blutarmut und führen zurückhaltend die Fremdbluttransfusion durch.
Wenn der Füllstand an körpereigenem Blut sich kritischen Werten nähert und lebenswichtige Organe zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe erhalten könnten, dann muss Fremdblut transfundiert werden. Auch wenn es diese Grenze gibt, so konnte unter Anwendung von PBM bei etlichen Routineeingriffen, wie Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen der Blutverbrauch deutlich reduziert werden. Heute wird bei diesen Operationen nur noch in echten Ausnahmefällen Fremdblut gegeben und es werden in den meisten Krankenhäusern gar keine Blutkonserven mehr im Voraus vorbereitet.
Was passiert bei der Diagnostik und Therapie einer Blutarmut vor einer großen Operation?
Es wird nach PBM im Blutbild der Gehalt an roten Blutkörperchen gemessen. Weitere Labortests messen Faktoren der Blutbildung. Manchmal ist eine Darmspiegelung nötig um stille Blutverluste aus dem Darm zu erkennen und zu stoppen. Je nach Befundergebnissen wird die Blutbildung mit geeigneten Medikamenten gefördert. In den meisten Fällen hat die Anämie ihre Ursache im Eisenmangel. Dann wird mittels Eisengabe die patienteneigene Menge an roten Blutkörperchen noch vor der großen Operationen normalisiert.
Wer führt die Anämiekorrektur durch?
Vor der OP sind es Allgemeinmediziner, Internisten und Anästhesisten, die vor der Operation Labortests zur Erkennung einer vorbestehenden Blutarmut vor der Operation veranlassen und behandeln.
Welche Risiken gibt es bei der Anämiekorrektur?
Eisentabletten können Übelkeit hervorrufen, Eiseninfusionen können allergische Reaktionen auslösen.
Was können Sie zum Gelingen der Anämiekorrektur beitragen?
Der Patient wird zum Akteur der eigenen Gesundheit indem er aktiv mithilft, eine etwaige Blutarmut zu beheben. Die Österreichische Fachgesellschaft für Anästhesiologie ÖGARI veröffentlicht unter www.oegari.at im „Patientenforum“ Informationen zu Blutarmut und Eisentherapie.
Kosten und Krankenkasse
Die deutlichen Kosteneinsparungen durch PBM im Krankenhaus müssten mit dem zahlenden System außerhalb des Krankenhauses abgeglichen werden. Im niedergelassenen Bereich entstehen nämlich Kosten durch die Anämiekorrektur vor großen Operationen, die derzeit noch nicht von den Krankenkassen abgegolten werden.
- Schumacher, B. Vor geplanter Op.: Risikofaktor Anämie. MMW - Fortschritte der Medizin 160, 20 (2018).
- Patient Blood Management (05.02.2019)
- Patientenblut-Management: Kluger Umgang mit einem wertvollen Gut (05.02.2019)