Frau Assoc.-Prof.in Priv-Doz.in Dr.in Veronika Seebacher-Shariat, von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums AKH Wien, informiert, mit welchen Fragen Betroffene im Verlauf der Erkrankung konfrontiert sind.
Dr.in Seebacher-Shariat: Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Alter, genetische Veranlagung und die Faktoren im Zusammenhang mit der Fortpflanzungsgeschichte (z.B. Anzahl der Schwangerschaften und Stillzeiten, Art der Verhütung etc.). Präventivmaßnahmen gegen das Auftreten der Erkrankung können generell sein: ein gesunder Lebensstil, regelmäßige gynäkologische Untersuchungen und das genetische Abklären von Risiken durch Genmutationen, wenn im familiären Umfeld Krebserkrankungen auftreten.
Dr.in Seebacher-Shariat: Die Symptome sind leider oft unspezifisch. So zählen zum Beispiel dazu: Bauchschmerzen, Blähungen, Veränderungen in der Verdauung, Gewichtsverlust, vermehrter Harndrang, Müdigkeit oder Veränderungen im Zyklus. Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen: Wenn Frauen kein gutes Gefühl haben, dann auch "harmlose" Symptome abklären.
Dr.in Seebacher-Shariat: Der Verdacht auf Eierstockkrebs wird meist auf Basis einer Kombination aus körperlicher Untersuchungen, bildgebenden Verfahren, wie Ultraschall oder MRT, und Bluttests gestellt. Die eigentliche Diagnose lässt sich nur histologisch stellen - also durch die operative Entfernung eines auffälligen Eierstockes oder, im Falle der Ausbreitung im Bauchraum, durch eine Biopsie. Wird der Verdacht auf oder gar die Diagnose Krebs ausgesprochen, so ist das für die Betroffene immer ein großer Schock - und natürlich auch für ihr Umfeld.
Webinar-Tipp
Mehr über die Therapie von Eierstockkrebs und auch, was zu tun ist, wenn der Krebs zurückkommt, samt aktueller Entwicklungen bei den Therapiemöglichkeiten erfahren Sie in dem Webinar des Vereins "Leben mit Krebs":
"Eierstockkrebs - Ein Update zu den neuesten Erkenntnissen bei Erstdiagnose und Rezidiv", 14. Mai um 16.30 Uhr.
Die Anmeldemöglichkeit und die Zugangsdaten finden Sie hier: https://webinar-lebenmitkrebs.at/.
Der Vortrag steht auch im Anschluss als Aufzeichnung zur Verfügung.
Dr.in Seebacher-Shariat: Zuerst gilt es, die weitere Therapie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu besprechen. Dazu gehört es, sich gerade bei dieser Krebsart, an ein zertifiziertes Zentrum mit dem Schwerpunkt Eierstockkrebs zu wenden. Gerade wenn zu Beginn eine Operation erforderlich ist, sollte diese unbedingt von Spezialistinnen und Spezialisten auf diesem Gebiet, die über viel Erfahrung verfügen, durchgeführt werden. Mein Tipp: Scheuen Sie sich nicht, gezielt danach zu fragen oder sich eine Zweitmeinung einzuholen.
Spezialzentren
Einen Überblick über Zentren finden Sie auf der Website der Österreichischen Krebshilfe: www.krebshilfe.net/services/spezialzentren-frueherkennung/zertifizierte-gynaekologische-zentren#c17422
Dr.in Seebacher-Shariat: Gerade Krebstherapien sind sehr individuell auf die Patientinnen zugeschnitten und werden auf Basis der Diagnose und im Gespräch mit dem behandelnden Team festgelegt. Mein Tipp ist hier, stets das offene Gespräch mit dem behandelnden Team zu suchen. Themen, wie zum Beispiel Kinderwunsch, gehören unbedingt angesprochen. In vielen Fällen folgt die Therapie dem Schema: zuerst die Operation und danach eine Chemotherapie, eventuell gefolgt von einer Erhaltungstherapie. Wie gesagt, die Details werden individuell auf die jeweilige Patientin abgestimmt.
Dr.in Seebacher-Shariat: Auch hier stehen weitere Therapiemöglichkeiten mit unterschiedlichen Wirkstoffen zur Verfügung. In Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt kann auch die Testung auf Biomarker Sinn machen, um die passende Therapie für die Art der Erkrankung zu finden. Gerade in dieser Situation ist auch die Teilnahme an Studien sinnvoll, da diese Möglichkeiten darstellen an neue, oft wirksamere Medikamente zu gelangen.
Dr.in Seebacher-Shariat: Wichtig ist stets das vertrauensvolle Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt, das Ansprechen von Nebenwirkungen und vor allem der sorgsame Umgang mit sich selbst. Vielen hilft auch das Gespräch mit anderen Betroffenen im Rahmen einer Selbsthilfegruppe.
Dr.in Seebacher-Shariat: Die Erkrankung Krebs trifft in ihrer Wucht nicht nur die Patientinnen selbst, sondern auch ihre Familie und ihre Lieben. Jede und jeder geht mit so einem Lebenseinschnitt ganz unterschiedlich um. Mein Tipp ist es auch hier, möglichst offen über Gefühle, Ängste und Hoffnungen sprechen – sowohl untereinander als auch eventuell in einer Gruppe. Der Wunsch, tapfer zu sein, macht meiner Erfahrung nach oft mehr Druck als ein offener Umgang mit dem Thema.
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