Unterkühlung (Hypothermie)

Mann mit Unterkühlung wärmt sich an einer Tasse Tee.
Erste Anzeichen einer gefährlichen Unterkühlung können eine beschleunigte Atmung und Zittern sein.
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Von einer Unterkühlung spricht man, wenn die Körperkerntemperatur, die bei Erwachsenen um die 37°C betragen sollte, auf unter 35°C absinkt.

Medizinische Expertise

Alexandra-Maria Warenits

Dr.in Alexandra-Maria Warenits

Fachärztin für Innere Medizin und Intensivmedizin
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
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Gibt der Körper über einen längeren Zeitraum mehr Wärme ab als er produzieren kann, fällt seine Kerntemperatur. Da eine Unterkühlung gefährlich und in schweren Fällen sogar lebensbedrohlich ist, ist schnelles Handeln wichtig. Was im Ernstfall zu tun ist, hängt insbesondere vom Schweregrad bzw. vom Zustand des Betroffenen ab.

  • Zu einer Unterkühlung kommt es, wenn die Temperatur im Inneren des Körpers unter einen Wert von 35°C absinkt.
  • Betroffene zittern zuerst, atmen schneller, der Herzschlag ist beschleunigt. Bei weiterer Unterkühlung werden die Körperfunktionen heruntergefahren. Es kann zur Bewusstlosigkeit kommen.
  • Eine schwere Unterkühlung ist lebensbedrohlich.
  • Erste Hilfe: Notruf wählen, Atmung des Betroffenen prüfen, bei Atemstillstand Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten.
Art kritisches Absinken der Körpertemperatur
Ursache Kälteeinwirkung (z. B. durch kaltes Wetter oder Wasser)
Symptome kalte Füße, kalte Hände, Zittern, Blässe, schnelle Atmung, schwacher Herzschlag
Behandlung Notruf (144 oder 112), bei Bedarf Verständigung der Bergrettung, Erste-Hilfe-Maßnahmen

Ein gesunder Erwachsener hat eine Körperkerntemperatur von etwa 37°C. Sinkt diese unter 35°C ab, spricht man von einer Unterkühlung (Hypothermie). Eine Unterkühlung ist lebensgefährlich, da wichtige Organe nicht mehr ausreichend versorgt werden können.

Zu einer Unterkühlung kommt es, wenn der Körper über einen anhaltenden Zeitraum mehr Wärme abgibt, als er produziert. Das kann durch den Aufenthalt in kaltem Wasser oder im Freien bei kaltem Wetter passieren. Eine Unterkühlung kann auch in häuslicher Umgebung bei normaler Raumtemperatur entstehen, wenn eine erkrankte Person über längere Zeit (Stunden bis Tage) leicht oder nicht bekleidet, immobil liegt (nach Sturzgeschehen).

Zu Unterkühlungen kommt es vor allem bei Kindern und älteren Menschen. Auch erschöpfte Personen sind anfälliger für eine Unterkühlung.

Sinkt die Körpertemperatur ab, versucht der Körper die Unterkühlung im Körperinneren auszugleichen. Die Blutgefäße an der Körperoberfläche und in den Gliedmaßen ziehen sich zusammen, so kühlt das Blut im Körperinneren weniger schnell ab. Kalte Hände und Füße sind die Folge.

Der Betroffene beginnt zu zittern und produziert durch die Muskelaktivität zusätzlich Wärme. Außerdem schüttet der Körper verstärkt Adrenalin aus, das die Körperfunktionen aktiviert. Zunächst beschleunigen sich dadurch die Atmung und der Herzschlag. Schreitet die Unterkühlung voran, fahren die Körperfunktionen allerdings herunter und der Betroffene verliert das Bewusstsein.

Die Unterkühlung wird in verschiedene Stadien bzw. Schweregrade unterteilt. Typische Symptome einer leichten Unterkühlung sind:

  • kalte Hände und Füße
  • Zittern
  • schnelle Atmung
  • schneller Herzschlag
  • blasse Haut
  • der Betroffene ist bei Bewusstsein, wirkt erregt und wird später zunehmend ruhiger

Erste Hilfe bei leichter Unterkühlung

  • Wählen Sie den Notruf 144 oder 112. Bei einem Unfall in den Bergen sollte die Bergrettung unter 140 verständigt werden.
  • Bringen Sie den Betroffenen, wenn möglich, an einen warmen Ort, um ihn vor Kälte und Wind zu schützen.
  • Entfernen Sie bei Bedarf nasse Kleidung und decken Sie den Betroffenen mit warmen Decken zu.
  • Bieten Sie dem Betroffenen warme Getränke wie z. B. Tee (kein Alkohol!) an. Bei Personen mit eingetrübtem Bewusstsein dürfen keine Getränke verabreicht werden (Aspirationsgefahr).
  • Beobachten und beruhigen Sie die Person bis zum Eintreffen der Rettungskräfte.

Typische Symptome einer schweren Unterkühlung sind:

  • langsame Atmung
  • langsamer Herzschlag
  • Muskelstarre
  • kein Zittern mehr
  • nachlassendes Schmerzempfinden
  • Teilnahmslosigkeit
  • bei Fortschreiten der Unterkühlung: zunehmende Müdigkeit bis hin zu Bewusstlosigkeit, Koma und Herz-Kreislauf-Stillstand

Erste Hilfe bei schwerer Unterkühlung

  • Wählen Sie den Notruf 144 oder 112. Bei einem Unfall in den Bergen sollte die Bergrettung unter 140 verständigt werden.
  • Bewegen Sie die betroffene Person möglichst wenig und transportieren Sie sie nicht!
  • Überprüfen Sie das Bewusstsein der unterkühlten Person.
  • Bei Bewusstlosigkeit des Betroffenen überprüfen Sie Atmung und Atemwege
    • normale Atmung: Bringen Sie den Betroffenen in stabile Seitenlage und überprüfen Sie immer wieder die Atmung, bis die Rettungskräfte eingetroffen sind. Sorgen Sie für Wärmeerhalt (Nasse Kleidung entfernen, zudecken, Raumtemperatur auf 28°C erhöhen).
    • keine normale Atmung: Beginnen Sie sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen – 30-mal Herzdruckmassage, 2-mal beatmen. Wiederholen Sie dies so lange bis die Rettungskräfte eingetroffen sind oder die Person wieder normal atmet. Sobald mehr als ein Helfer vor Ort ist, soll die Person, die die Herzdruckmassage durchführt, alle 2 Minuten abgewechselt werden. Ein Defibrillator (AED) soll, wenn möglich, herbeigeholt werden.

Achtung:

  • Bei schwerer Unterkühlung soll der Betroffene maximal in stabile Seitenlage bewegt werden, oder an einen warmen Ort, am besten in horizontaler Körperlage getragen werden. Durch eine plötzliche Blutumverteilung (kaltes Blut aus Händen und Füßen fließt zur Körpermitte) können lebensbedrohliche Herz-Rhythmus-Störungen ausgelöst werden.
  • Bei Atemstillstand führen sie sofort Wiederbelebungsmaßnahmen (30 Herzdruckmassagen, 2 Beatmungen, Wiederholung) durch bis der alarmierte Rettungsdienst eintrifft. Ein Defibrillator muss umgehend herbeigebracht werden.
  • Bewusstlose Personen mit erhaltener Atmung sollen in stabile Seitenlage gebracht werden. Bleiben Sie bei der Person, bis der alarmierte Rettungsdienst eintrifft.
  • Sorgen Sie für Wärmeerhalt durch Zudecken und Erhöhung der Raumtemperatur, bis der alarmierte Rettungsdienst eintrifft.
  • Wärmen Sie die betroffene Person auf keinen Fall zu schnell auf, beispielsweise durch ein heißes Bad. Dabei können lebensbedrohliche Herz-Rhythmus-Störungen auftreten.

Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

2. Dezember 2022

Stand der medizinischen Information:

2. Dezember 2022


ICD-Code:
  • R68

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