Cortisol (Kortisol)

Frau sitzt gestresst an ihrem Arbeitsplatz
Bei Stress steigt der Cortisolspiegel kurzfristig an, sinkt danach aber wieder ab.
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Cortisol ist ein wichtiges körpereigenes Hormon, das an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist. Bei Stress wird es vermehrt freigesetzt.

Medizinische Expertise

Elisabeth Lerchbaum

Priv.-Doz.in Dr.in Elisabeth Lerchbaum

Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie
Endokrinologikum, Pensionsweg 6, 8043 Graz
www.endokrinologikum-graz.at
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Inhaltsverzeichnis

Das Stresshormon Cortisol hat viele positive Eigenschaften, kann jedoch im Überschuss oder bei einer Unterversorgung Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wichtig ist ein Gleichgewicht des Hormons im Körper.

  • Cortisol wird auch als Stresshormon bezeichnet, weil es in Stresssituationen vermehrt freigesetzt wird.
  • Cortisol erfüllt wichtige Aufgaben im Körper und ist unter anderem an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt.
  • Ist der Cortisolwert dauerhaft erhöht oder zu niedrig, muss die Ursache abgeklärt werden.
  • Cortisolwerte unterliegen einem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus und kommen daher je nach Tageszeit in unterschiedlich hoher Konzentration vor. Am höchsten ist die Konzentration morgens, am niedrigsten abends. 
  • Cortisol kann im Blutserum, Urin oder Speichel bestimmt werden.
  • Bestimmte Krankheiten sowie die Einnahme von Medikamenten können den Cortisolspiegel beeinflussen. 
Art Hormon
Bildung in der Nebennierenrinde
Aufgabe/Wirkung u.a. wichtige Rolle in Stoffwechsel und Immunsystem
Wert bestimmen in Blut, Speichel und Urin
Symptome bei zu viel Cortisol u.a. Fetteinlagerung, Osteoporose, Bluthochdruck, schlechte Wundheilung, Magengeschwüre, Ödeme, depressive Verstimmung
Symptome bei zu wenig Cortisol u. a. Leistungsabfall, Müdigkeit, Schwäche, Übelkeit, niedriger Blutdruck

FAQ (Häufige Fragen)

Was macht Cortisol im Körper?

Cortisol hat verschiedene Aufgaben und wirkt auf unterschiedliche Vorgänge im Körper ein z.B. Blutzuckerregulation, Protein- und Fettstoffwechsel, Stressbewältigung, wirkt entzündungshemmend und unterdrückt Immunreaktion, stabilisiert Blutdruck, Einfluss auf Emotionen und Gedächtnis.

Wie macht sich zu viel Cortisol bemerkbar?

Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann zu folgenden Beschwerden führen:

  • Fetteinlagerung am Körperstamm
  • Verkümmerung der Muskulatur
  • Osteoporose
  • Bluthochdruck
  • Bindegewebsschwäche
  • dünne Haut
  • schlechte Wundheilung
  • Magengeschwüre
  • Ödeme
  • depressive Verstimmung
  • Schlafstörungen
Wie kann man Cortisol senken?

Um den Cortisolspiegel zu senken bzw. niedrig zu halten, sind folgende Verhaltensweisen hilfreich:

  • Stress im Alltag reduzieren
  • Entspannungsübungen (z.B. Atemübungen, Yoga, Meditation)
  • Körperliche Aktivitäten (z.B. Sport, Spazierengehen)
  • ausreichend Schlaf
  • ausgewogene Ernährung
  • Alkohol und Nikotin vermeiden

Cortisol ist ein wichtiges Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Es gehört zu der Gruppe der Steroidhormone und spielt in zahlreichen Stoffwechselvorgängen, wie etwa dem Fettstoffwechsel, eine zentrale Rolle. Außerdem beeinflusst das Hormon den Blutzucker und das Immunsystem.

In normalen Mengen ist Cortisol nicht schädlich, sondern lebensnotwendig. Bei Stress steigt der Cortisolspiegel kurzfristig an, sinkt danach aber wieder ab. Es ist wichtig, einen erhöhten Cortisolwert, der unter Stress entsteht, von einem krankhaften, chronisch veränderten Cortisolspiegel abzugrenzen. 

Die Cortisolproduktion ist ein fein abgestimmter Prozess, an dem verschiedene Hormone beteiligt sind:

  1. Hypothalamus: Bei Stress oder einem niedrigen Cortisolspiegel schüttet der Hypothalamus das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) aus.
  2. Hypophyse: CRH stimuliert die Hypophyse, die dann das Adrenocorticotropin-Hormon (ACTH) freisetzt.
  3. Nebennierenrinde: ACTH gelangt über das Blut zur Nebennierenrinde, die anschließend Cortisol produziert und freisetzt.

Der Körper verfügt außerdem über einen Feedback-Mechanismus, der bewirkt, dass das ausgeschüttete Cortisol die Ausschüttung von CRH und ACTH drosselt, sodass es in der Regel nicht zu einem Überschuss an Cortisol kommt. 

Cortisol wird in der Leber abgebaut und über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.

Cortisol hat verschiedene Aufgaben und wirkt auf unterschiedliche Vorgänge im Körper ein: 

Energie- und Stoffwechsel

  • Blutzuckerregulation: Cortisol erhöht den Blutzuckerspiegel, indem es die Neubildung von Glukose (Glukoneogenese) in der Leber fördert. Dadurch steht Energie für Stresssituationen zur Verfügung. 
  • Protein- und Fettstoffwechsel: Cortisol fördert den Abbau von Proteinen und Fetten, um Aminosäuren und Fettsäuren als Energiequellen bereitzustellen.

Stressbewältigung

  • Cortisol hilft dem Körper dabei, sich an akute und chronische Stresssituationen anzupassen.
  • Es steigert die Leistungsfähigkeit und sorgt dafür, dass ausreichend Energie zur Verfügung steht. 

Immunsystem

  • Cortisol wirkt entzündungshemmend und unterdrückt die Immunreaktion, indem es die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen reduziert.

Blutdruck- und Kreislauf 

  • Cortisol stabilisiert den Blutdruck, indem es die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin reguliert.

Schlaf-Wach-Rhythmus

  • Cortisol folgt einem circadianen Rhythmus: Morgens ist der Spiegel am höchsten (hilft beim Aufwachen), abends am niedrigsten (erleichtert das Einschlafen). Zu wenig Schlaf kann diesen Rhythmus stören. 

Psyche

  • Cortisol wirkt sich auf Emotionen und Gedächtnis aus. Chronisch erhöhte Cortisolwerte können zu Angstzuständen, Depressionen und Konzentrationsstörungen führen.

Der Cortisolwert wird vor allem bei Verdacht auf folgende Erkrankungen bestimmt:

  • Morbus Cushing
  • Adenom der Nebennierenrinde
  • Tumor der Nebennierenrinde
  • ACTH-produzierender Tumor
  • Funktionsschwäche der Nebennierenrinde
  • Adrenogenitales Syndrom 

Der Cortisolwert kann auf verschiedene Arten bestimmt werden. Welche Untersuchung zum Einsatz kommt, hängt von der klinischen Fragestellung und Verdachtsdiagnose ab. Folgende Methoden gibt es:

Bluttest: Meistens erfolgt eine Blutentnahme morgens, wenn der Cortisolspiegel am höchsten ist. Die Blutprobe wird anschließend labordiagnostisch auf den Cortisolgehalt untersucht.
Urintest: Dabei wird die Menge an Cortisol, die innerhalb von 24 Stunden über den Urin ausgeschieden wird, gemessen.
Speicheltest: Um den Tagesverlauf des Cortisolspiegels besser beurteilen zu können, wird der Speichel meist zu verschiedenen Tageszeiten gesammelt.

Je nach Verdachtsdiagnose können zusätzliche Tests wie der ACTH-Stimulationstest notwendig sein.

Der Cortisolwert kann auf verschiedene Arten bestimmt werden. Welche Untersuchung zum Einsatz kommt, hängt von der klinischen Fragestellung und Verdachtsdiagnose ab.

Priv.-Doz.in Dr.in Elisabeth Lerchbaum, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie

Cortisolwerte werden von zahlreichen Faktoren wie Tageszeit, Art der Untersuchung, Alter und Geschlecht der untersuchten Person beeinflusst.

Folgende Richtwerte gelten für Erwachsene:

Uhrzeit µg/dl nmol/l
Vormittag 4,8 – 19,5 133 – 537 nmol/l
Nachmittag 2,5 – 11,9 68 – 327 nmol/l
Nacht < 1,8 < 50

Ist der Cortisolwert dauerhaft zu niedrig, spricht man von einem sogenannten Hypocortisolismus. Folgende Beschwerden können auftreten:

Die häufigste Ursache für eine chronisch erniedrigte Cortisol-Konzentration ist eine Funktionsstörung der Nebennierenrinde (Nebennierenrindeninsuffizienz). Dabei werden je nach Ort der Störung primäre, sekundäre und tertiäre Insuffizienz unterschieden. Beim primären Hypocortisolismus (Morbus Addison) liegt die Störung direkt in der Nebennierenrinde. Beim sekundären und tertiären Hypocortisolismus liegt die Schädigung in der Hirnanhangsdrüse oder im Thalamus.

Ist der Cortisolwert dauerhaft zu hoch, spricht man von Hypercortisolismus oder Cushing-Syndrom. Meistens ist der Auslöser für ein Cushing-Syndrom die Einnahme von Glukokortikoiden (z.B. Kortison). Ein erhöhter Cortisolspiegel kann aber auch auf cortisolproduzierende Tumoren der Nebennierenrinde oder auch ACTH-produzierende Tumoren zurückzuführen sein. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann zu folgenden Beschwerden führen:

Die Cortisolwerte können aber auch durch bestimmte Verhaltensweisen einer Person erhöht sein. Dieses sogenannte Pseudo-Cushing-Syndrom kann u.a. entstehen durch:

  • Alkoholmissbrauch
  • starkes Übergewicht
  • Magersucht 
  • schwere Erkrankungen und Infektionen
  • psychische Beschwerden wie Depressionen
  • veränderter Östrogenspiegel z.B. durch Schwangerschaft oder Antibabypille
  • Stress
  • Medikamente

Wer den Verdacht hat, einen erhöhten Cortisolspiegel zu haben, sollte dies von eine Ärzt:in abklären lassen. Dieser kann unter anderem Erkrankungen der Nebennierenrinde erkennen oder ausschließen. 
Grundsätzlich gilt: Bei Stress reagiert der Körper mit einem Hormonschub und setzt unter anderem vermehrt Cortisol frei. Um den Cortisolspiegel zu senken bzw. niedrig zu halten, sind folgende Verhaltensweisen hilfreich:

  • Stress im Alltag reduzieren
  • Entspannungsübungen (z.B. Atemübungen, Yoga, Meditation)
  • Körperliche Aktivitäten (z.B. Sport, Spazierengehen)
  • ausreichend Schlaf
  • ausgewogene Ernährung
  • Alkohol und Nikotin vermeiden

Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

6. Mai 2025

Stand der medizinischen Information:

7. Mai 2025

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