Genusstraining

Frau und Mann erleben Wellness beim Genusstraining
Im Genusstraining werden die 5 Sinne Riechen, Schmecken, Tasten, Sehen und Hören wiederentdeckt und geübt.
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Sich Zeit für Genuss zu nehmen erhöht die Lebensqualität und macht glücklich. Leider geht manchen Menschen im stressigen Alltag ihre natürlich Fähigkeit zu genießen verloren.

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Das Leben bietet viele Gelegenheiten zum Genießen: Sei es der erste Schluck Kaffee am Morgen, eine heiße Dusche nach dem Sport, ein Spaziergang durch den Wald oder das Geräusch von Regentropfen auf dem Dach. Doch oft sind wir zu beschäftigt mit anderen Dingen – Gedanken an die Arbeit, die Kinder oder das Abendessen lenken von den Sinneseindrücken ab, die uns Genuss bereiten könnten.

Im Genusstraining werden die fünf Sinne Riechen, Schmecken, Tasten, Sehen und Hören wiederentdeckt. Ziel ist es, Genussmomente in den Alltag zu integrieren. Das Genusstraining ist in der Psychologie und Psychotherapie eine beliebte Methode, um Patienten mehr Lebensfreude zu vermitteln. Es wird z.B. bei Burnout oder Depressionen eingesetzt. Aber auch für gesunde Menschen macht es Sinn, das Genießen zu üben und sich regelmäßig Zeit für die eigenen Bedürfnisse zu nehmen.

Für jeden Menschen bietet das Genusstraining viele Anregungen, wie der Alltag durch Genussmomente bereichert werden kann. Genuss hält uns gesund und schützt Körper und Psyche vor den negativen Auswirkungen von Stress. Dabei geht es vor allem um die bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf Positives und das Wahrnehmen von Bedürfnissen und Gefühlen. Sie können sich folgende Fragen stellen:

  • Was brauche ich in diesem Moment?
  • Was würde mir jetzt Genuss bereiten?
  • Was ist für mich entspannend?
  • Was macht mich zufrieden?

Und erlauben Sie es sich, den Antworten entsprechend zu handeln.

Genuss bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Für Ihr persönliches, tägliches Genusstraining könnte das z. B. eine der folgenden Situationen sein:

  • sich ein ausgiebiges Frühstück gönnen
  • an einem schönen Tag mit dem Rad zur Arbeit fahren
  • nach einem Winterspaziergang eine heiße Tasse Tee trinken
  • an den ersten Frühlingstagen draußen in der Sonne sitzen
  • den Duft von frischem Gebäck riechen
  • ein Mittagsschläfchen machen
  • den Tisch mit einem Blumenstrauß schmücken

Nach Psychotherapeut Rainer Lutz, der die "Kleine Schule des Genießens" erstmals bekannt gemacht hat, gibt es sieben Regeln, die den Genuss erst möglich machen:

1. Regel: Genuss braucht Zeit

Genuss hat mit Entspannung zu tun und funktioniert nicht von einer Sekunde auf die andere, mitten in der Hektik des Alltags. Um genießen zu können, müssen Sie sich Pausen schaffen und bewusst Zeit für Ihren persönlichen Genussmoment nehmen. Diese Pausen müssen nicht unbedingt lange sein – oft reichen schon fünf Minuten, um sich eine Portion Entspannung zu verschaffen.

2. Regel: Genuss muss erlaubt sein

Nicht jeder Mensch hat gelernt, genießen zu dürfen. Wer in einem Umfeld aufwächst oder aufgewachsen ist, wo Leistungsdruck herrscht und Genuss ein Tabu ist, muss erst lernen, dass er genießen darf. Bei der Aufarbeitung der individuellen Lebensgeschichte kann Psychotherapie hilfreich sein.

3. Regel: Genuss geht nicht nebenbei

Genuss braucht nicht nur Zeit – Genuss braucht auch Ihre volle Aufmerksamkeit. Konzentrieren Sie sich für einige Minuten nur darauf, den Duft von frisch gemähten Gras zu atmen oder den Geschmack und das Gefühl von zartschmelzender Schokolade auf Ihrer Zunge wahrzunehmen.

4. Regel: Wissen, was einem gut tut

Jeder Mensch hat seine ganz eigenen Vorlieben. Für den einen ist es sonntags lang zu schlafen, für den anderen ist es, sonntags in aller Früh joggen zu gehen. Finden Sie heraus, was Ihre persönlichen Vorlieben sind, und leben Sie diese aus – auch wenn die anderen die Nase rümpfen, weil Sie genüsslich ein Essiggurkerl in Schokoladensoße tunken.

5. Regel: Weniger ist mehr

Vieles können wir erst schätzen, wenn wir es nicht jeden Tag haben. Wenn Sie jeden Nachmittag ein Stück Torte essen, ist es lange nicht so etwas Besonderes, als wenn Sie das nur an einem Tag in der Woche tun, z. B. als Belohnung nach dem Besuch des Fitnessstudios. Gönnen Sie sich jeden Tag mindestens einen Genussmoment – aber achten Sie darauf, dass das Genussmittel etwas Einzigartiges bleibt.

6. Regel: Ohne Erfahrung kein Genuss

Werden Sie Spezialist in einem Gebiet, das Ihnen Genuss bereitet. Schmecken Sie die feinen Unterschiede von verschieden intensiv gebrühten Tees oder erspüren Sie die Texturen von Ihren Lieblingsfruchtjoghurts. Denn Genuss hat immer auch etwas mit Erfahrung zu tun: Je genauer Sie zwischen unterschiedlichen Sinneseindrücken differenzieren können, desto eher wissen Sie, was Sie brauchen, um Genuss zu verspüren.

7. Regel: Genuss ist alltäglich

Warten Sie mit dem Genießen nicht, bis Sie Urlaub haben, die Jahresbilanz abgeschlossen ist, oder die Kinder ihre Schularbeiten geschrieben haben. Nehmen Sie sich immer wieder Zeit zum Genießen – planen Sie es in Ihren Alltag ein und lassen Sie sich die Minuten, die nur Ihnen gehören, nicht nehmen.

Die Möglichkeiten, Genuss in Ihren Alltag zu integrieren sind unbegrenzt – und genießen Sie auch die Vorfreude auf die bevorstehenden Genussmomente!

  • B. Handler: Genusstraining - Euthyme Verfahren - Ein Leben mit allen Sinnen, In: Psychologie in Österreich, 2009, 1, S. 70-76
  • R. Lutz in Verhaltenstherapiemanual, M. Linden & M. Hautzinger (Hrsg.), Springer Verlag, 7. Auflage, Berlin/Heidelberg 2011, S. 389-391
  • Mit allen Sinnen leben: tägliches Genusstraining, B. Handler, Goldegg Verlag, Wien, 2008

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Zuletzt aktualisiert:

24. November 2022

Erstellt am:

24. November 2022

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