Das Problem bei der Behandlung: Pilze sind äußerst anspruchslos und daher wahre Überlebenskünstler. Bleibt ein Hautpilz jedoch unbehandelt, kann sich daraus ein Nagelpilz entwickeln. Eine Behandlung kann zwar mitunter monatelang dauern, ist aber durchwegs erfolgreich.
25 % der Österreicher leiden an Fußpilz. Etwa 3 bis 5 % der Menschen erkranken mindestens einmal im Leben an einem Nagelpilz. Im fortgeschrittenen Alter sind sogar mehr als 50 % der älteren Menschen betroffen. Pilzinfektionen im Bereich der Haare bzw. am Kopf betreffen hingegen fast ausschließlich Kinder.
Was sind Hautpilze?
Wie Bakterien zählen auch Pilze zu gängigen "Besiedlern" unseres Körpers, es gibt mehrere hundert Arten davon. Ein funktionierendes Abwehrsystem sorgt dafür, dass ein Pilz nicht weiter in den Körper eindringen und ihm eine Mykose (pilzbedingte Infektion) zufügen kann. Ist die Abwehr geschwächt, können Pilze umso leichter in den Körper eindringen. Pilze bevorzugen ein warmes, feuchtes Milieu. Pilzerkrankungen werden häufig von Fadenpilzen (Haut, Hornhaut, Nägel, Haare) oder Hefepilzen (auch an Schleimhäuten, eventuell im Körperinneren oder Organen), seltener auch von Schimmelpilzen (Infektion von Haut, Nägel, inneren Organen) verursacht. Am häufigsten treten Pilze in den Zehenzwischenräumen oder Nägeln auf. Etwa ein Viertel der Österreicher kennt das Problem "Fußpilz". Sie sind meist sehr hartnäckig und machen eine Therapie nicht gerade einfach. Einerseits sind sie anspruchslos, andererseits gelangt das wirksame Medikament manchmal nicht in ausreichender Konzentration in das befallene Gewebe.
Die 3 wichtigsten Verursacher von Pilzinfektionen sind:
- Fadenpilze (Dermatophyten)
- Hefepilze der Gattung Candida (Candidosen)
- Schimmelpilze
Pilzinfektionen treten am häufigsten an den Füßen auf, gefolgt vom Befall auf Zehennägeln. Babys erleiden Infektionen am Gesäß im Bereich der Windel. Die Pilzinfektion des behaarten Kopfes tritt in unseren Breiten hauptsächlich bei Kindern auf.
Hautpilz/Fußpilz
Erreger sind meist Fadenpilze (z.B. Trichophyton mentagrophytes), aber auch Sprosspilze, wie bestimmte Candidaarten. Die Ansteckung erfolgt auf feucht-warmem Terrain, einen "idealen" Boden dafür bieten z.B. Schwimmbäder oder Sauna. Die Pilzerkrankung (Tinea pedum) entwickelt sich am Fuß meist zuerst in den Zehenzwischenräumen. Typisch ist die weiße Farbe der Haut, sie wirkt "aufgeweicht" und löst sich ab. Die Haut kann an den betroffenen Bereichen heftig jucken. An den Händen ist der Befall weit seltener.
Eine Pilzinfektion im Bereich von Stamm und Extremitäten ist an den ringförmigen Läsionen mit Randbetonung und schuppiger Oberfläche zu erkennen. Ein Pilz kann auch das Gesicht besiedeln (Tinea faciei).
Besonders gefährdet, an Fußpilz zu erkranken, sind Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Durchblutungsstörungen. Menschen, die zuvor Antibiotika eingenommen haben, tragen ein erhöhtes Risiko, dass eine Pilzinfektion im Bereich der Schleimhäute auftritt. Bei Diabetikern kann das sekundäre Eindringen von Bakterien zu schweren Wunden führen. Oft machen sich Pilzerkrankungen nicht sofort bemerkbar. Dann können die Erreger über andere Wege übertragen werden, so z.B. den Badezimmerteppich, das Bett oder über das Schuhwerk. Wichtig ist es, den Hautpilz zu behandeln, denn die Erkrankung verheilt nicht von selbst.
Nagelpilz (Onychomykose)
Auch beim Nagelpilz ist ein Fadenpilz der Verursacher (z.B. Trichophyton rubrum u.a.), mitunter auch Sprosspilze, wie verschiedene Candidaarten. Im Zuge einer Infektion dringt der Erreger in das Nagelbett ein und befällt dort den Nagel, meist an den Zehen. Der Nagel verdickt sich, wird "schrumpelig" und verfärbt sich. Etwa die Hälfte aller Menschen im fortgeschrittenen Alter leiden an Nagelpilzbefall. Aber auch junge Menschen sind nicht "immun" gegen eine Infektion – vor allem in Sauna und Schwimmbad erfolgt die Ansteckung. Die Erreger können aber auch durch verunreinigte Utensilien bei der Pediküre oder von Pilzen befallenem Schuhwerk übertragen werden.
Pilzinfektionen am Kopf (Tinea capitis)
Wenn die Kopfhaut juckt und schuppt, kann das ein Anzeichen auf einen Pilzbefall sein. Verursacht wird er fast ausschließlich durch eine Infektion über Haustiere, genauer gesagt durch den Pilz "Microsporum canis". Meist betrifft die Infektion Kinder. Als Kleiepilzflechte (Pityriasis versicolor) bezeichnet man eine Pilzerkrankung im Hautbereich, die von einem Hefepilz verursacht wird. Es bestehen helle rötlichbraune Flecken am Stamm, die sich nach UV-Exposition zu weißlichen Flecken verändern. Diese können auch großflächiger sein und Schuppen bilden. Hohe Luftfeuchtigkeit oder eine starke Schweißproduktion können diese Symptome begünstigen.
Soor
Ein Soorpilz oder eine Candidaart ist für die bei Babys häufig auftretende Windeldermatitis verantwortlich. Begünstigt wird die Infektion durch Hautreizungen in der Windel, die durch Harn noch verstärkt werden, sodass sich Erreger hier leicht ansiedeln können. Das feucht-warme Windelklima ist der ideale Nährboden für den Soorpilz, er führt zu Hautrötungen im nahezu gesamten Windelbereich. Ein häufiges Windelwechseln und ausgewogene, säurearme Ernährung des Kindes können dem Problem vorbeugen.
Bei Pilzerkrankungen ist eine exakte Diagnose unerlässlich. Im Zuge einer mikroskopischen Untersuchung wird festgestellt, ob eine Pilzinfektion vorliegt. Dann muss durch Anlegen einer Kultur die genaue Art des Erregers bestimmt werden, um auch therapeutisch wirksam eingreifen zu können.
Dazu werden Schuppen von Haut oder Nagel abgenommen, auf eine Platte aufgetragen und bearbeitet. Erst nach 2 bis 3 Wochen lässt eine mikroskopische Untersuchung der Pilzkultur eine Beurteilung zu.
Pilzinfektionen werden mit Antimykotika therapiert. Das sind Medikamente, die in die Zellen des Pilzes eingreifen, ohne die Wirtszelle zu schädigen. Um das richtige Präparat zu wählen, muss eine exakte Diagnose erfolgen. Am Markt ist eine Vielzahl von Medikamenten in verschiedenen Darreichungsformen. Ob Cremes, Puder, Sprays oder Kapseln, ob äußerliche Anwendung oder Medikamente zum Schlucken: die Erkrankung muss in jedem Fall ausreichend lange behandelt werden, damit es zu keiner Persistenz von Pilzen kommt.
Gegen Haut- und Nagelpilze sind Substanzen aus der Klasse u.a. der Allylamine, Azole, Morpholine, der Hydroxypyridone, sowie Thiocarbamat u.v.m. Für Nagelpilze eignen sich bei geringem Befall oder im Falle von Kontraindikationen gegen systemische Medikamente auch antimykotische Nagellacke.
Um einem Fußpilz vorzubeugen, ist es günstig, atmungsaktives Schuhwerk zu tragen. Im Nassbereich (Bad, Sauna) sind Badeschuhe eine gute Prophylaxe. Entsprechende Hygiene ist nötig, wenn man ohnedies leicht zu schwitzenden Füßen neigt. Nach dem Duschen oder nach einem Fußbad sollten die Zehenzwischenräume immer gut getrocknet werden. Pflegecreme sorgt für Geschmeidigkeit, ein täglicher Sockenwechsel (am besten aus Naturmaterialien) beugt der Vermehrung von Erregern vor. Vorsicht auch bei der Übertragung im eigenen Umfeld – Manikürzeug, Handtücher, Toilettenaccessoires sollten nie gemeinsam benutzt werden. Fußpilz sollte unbedingt behandelt werden, da bei unbehandelter Infektion daraus leicht ein Nagelpilz entstehen kann.
Beim Befall der Mundschleimhäute ist vor allem eine Hygiene zwischen Eltern und Baby wichtig. Erwachsene bemerken von ihrer Pilz-Besiedelung oft nichts, doch durch ein gemeinsames Essen vom selben Löffel kann der Erreger übertragen werden.
- M. Ruhnke et al.: Diagnosis and therapy of Candida infections: joint recommendations of the German Speaking Mycological Society and the Paul-Ehrlich-Society for Chemotherapy. In: Mycoses 2011; 54:279-310
- Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft (20.08.2018)
- Leitlinien der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft – Mykosen (20.08.2018)
- Leitlinien der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft – Candidose (20.08.2018)
- Robert Koch Institut, Mykosen (20.08.2018)