Hepatitis D

Abbildung von einer Leber
Leberschmerzen machen sich auf der rechten Seite unter dem Brustkorb bemerkbar
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Hepatitis D ist eine aggressive Entzündung der Leber, die durch das Hepatitis-D-Virus über das Blut (wie das Hepatitis-B-Virus) übertragen wird.

Medizinische Expertise

Wolfgang Vogel

Univ.Prof. Dr. Wolfgang Vogel

Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie
Anichstraße 35, 6020 Innsbruck
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Die Inkubationszeit beträgt etwa 4 bis 6 Wochen. Da dieses Virus jedoch "unvollständig" ist und nur mit einem anderen Virus überleben kann, tritt die Erkrankung in Kombination mit Hepatitis B auf. Es ist also nicht möglich, sich "nur" mit dem HD-Virus zu infizieren. Bei vorliegender Hepatitis B erschwert eine zusätzlich Hepatitis-D-Infektion jedoch die Hepatitis-B-Erkrankung, das Risiko für eine Leberzirrhose oder Leberkrebs ist höher. Mithilfe einer gängigen Kombinationstherapie ist es möglich, Hepatitis D gut zu behandeln, eine Heilung gilt als eher selten. Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt automatisch auch vor Hepatitis D.

Eine Infektion sowohl mit Hepatitis B als auch mit D ist in Mitteleuropa relativ selten, weltweit sind jedoch etwa 10 Millionen Menschen mit dem HD-Virus infiziert. Risikogruppen sind ausschließlich Betroffene, die an Hepatitis B erkrankt sind. Am häufigsten verbreitet ist die Virusinfektion in den Südregionen der russischen Föderation, Osteuropa, Südamerika und Zentralafrika, sowie in der Südtürkei.

Das Risiko erhöht sich bei häufig wechselnden Sexualpartnern, bei Drogenkonsumenten, die dieselben Spritzen verwenden. Auch Mitarbeiter im Gesundheitswesen, die häufig mit Blut in Kontakt kommen, haben ein erhöhtes Risiko. Mit Hepatitis B sind etwa 350 Millionen Menschen weltweit infiziert, sie sind daher potenzielle Risikogruppen, um sich auch mit Hepatitis D zu infizieren.

Hepatitis-Delta-Viren (HDV) verursachen im gesamten Lebergewebe eine Entzündung. Erreger ist ein defektes sogenanntes RNA-Virus, also ein Virus, das im Zellkern des Erregers vorliegt. Es besitzt keine Hülle und ist daher, um sich zu vermehren, auf die Hüllproteine des Hepatitis-B-Virus (HBsAg) angewiesen. Um seine RNA (Ribonukleinsäure) im Viruskern in die Leberzellen einzuschleusen, "leiht" sich das Virus die Hülle des Hepatitis-B-Virus und heftet sich an Leberzellen.

Menschen, die chronisch an Hepatitis B erkrankt sind (etwa 5 % aller HB-Infektionen), haben ein hohes Risiko, auch eine Hepatitis D zu entwickeln. Auch bei einer neu diagnostizierten Hepatitis B sollte mittels Diagnoseverfahren eine zusätzliche Infektion mit dem HD-Virus ausgeschlossen werden.

Ähnlich wie das Hepatitis-B-Virus wird die Infektion über das Blut (Nadeln, Spritzen, Tätowierung) oder beim Geschlechtsverkehr übertragen. In seltenen Fällen kommt es auch zu einer Übertragung bei der Geburt auf das Kind, wenn die Mutter eine hohe Hepatitis-B-Viruslast in sich trägt und ein positives HBe-Antigen aufweist.

Die häufigsten Übertragungswege sind:

  • Wechselnde Sexualpartner, wenn diese mit Hepatitis D infiziert sind
  • Gemeinsames Benutzen von "Drogenbesteck" (Spritzen)
  • Nadelstichverletzungen (Tätowierungen mit unsauberen Werkzeugen)
  • Geburt, wenn die Mutter an Hepatitis B (oder D) erkrankt ist

Hepatitis vom Typ A und Hepatitis E hingegen werden am häufigsten durch mangelnde Hygiene von Trinkwasser und Nahrungsmitteln verursacht, heilen jedoch bei davor gesunden Menschen wieder aus, ohne einen chronischen Verlauf zu nehmen.

Betroffene, die sich mit dem Hepatitis-D-Virus infiziert haben, haben – wie bei Hepatitis B – oft keine Beschwerden. Mitunter können grippeähnliche Symptome auftreten, Abgeschlagenheit, Fieber, Kopfschmerzen, eine gelbliche Färbung der Haut sind mögliche Hinweise auf die Erkrankung.Das HD-Virus kann entweder gleichzeitig mit dem Hepatitis-B-Virus übertragen werden (Koinfektion) oder einen Hepatitis-B-Virenträger infizieren (Superinfektion).

Bei einer gleichzeitigen (simultanen) Infektion mit HBV und HDV (akute Koinfektion), treten meist schwere Krankheitsverläufe ein. Diese fallen heftiger aus als Einzelinfektionen mit dem Hepatitis-B- oder -C-Virus. Wurde eine Hepatitis-B-Infektion diagnostiziert, muss abgeklärt werden, ob evt. auch eine Hepatitis D vorliegt. Werden beide Erreger nachgewiesen, muss eine entsprechende Therapie sofort eingeleitet werden. In 95 % der Erkrankungsfälle können beide Infektionen ausgeheilt werden. Ein erhöhtes Risiko dafür haben Menschen, die Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem beeinflussen (Immunsupressiva), wie z.B. HIV-Infizierte oder Transplantierte. Diese Risikogruppen sollten daher in jedem Fall gegen Hepatitis B geimpft werden.

Zunächst treten kaum Beschwerden, am ehesten grippeähnliche Symptome auf.

Tritt eine akute Hepatitis B auf, ist eine Untersuchung auf Hepatitis D erforderlich, um auszuschließen, dass es sich um eine Koinfektion (Hepatitis B und D) handelt. Der Nachweis von Hepatitis B erfolgt im Zuge eines Tests, der feststellt, ob ein HBs-Antigen vorliegt.

Für den Hepatitis-D-Test stehen folgende Verfahren zur Verfügung:

  • ELISA Test: Dieser Test zeigt, ob ein HD-Antigen und ein Anti-HDV vorliegt. Der ELISA Test wird auch als Nachweis für Aids / HIV eingesetzt. Liefert dieser Test Hinweise auf ein HD-Antigen und ein Anti-HDV, muss ein
  • PCR-Test durchgeführt werden. Dieser dient zum Nachweis des HDV-Genoms, d.h. es wird festgestellt, ob genetische Merkmale (in diesem Fall die Ribonukleinsäure) des Erregers vorliegen.

Standardtherapie bei Hepatitis B (und C) ist eine Behandlung mit Peginterferon alfa-2a. Durch die Gabe von Peginterferon alfa-2a kann der Erkrankungsverlauf gemildert werden, da die Produktion von Hepatitis-B- wie auch der Hepatitis-D-Viren dadurch gehemmt wird.


Zur Therapie von Hepatitis D (und B) wird eine Kombinationstherapie von Peginterferon alfa-2 und Virostatika (Substanzen, die die Virenproduktion hemmen) wie

  • Adefovir
  • Lamivudin
  • Entecavir
  • Telbivudin
  • Tenofovir

angewendet. Bei einem Viertel der Behandelten konnte eine Heilung von Hepatitis B und D erzielt werden. Da das Hepatitis-D-Virus aber nach beendeter Therapie erneut aktiv werden kann (weil es in Leberzellen überleben kann), ist eine regelmäßige Beobachtung unbedingt auch nach Abheilen einer Hepatitis B und D erforderlich. Ein wirksames Medikament, das sich ausschließlich gegen Hepatitis-D-Viren wendet, gibt es noch nicht.

Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt automatisch auch vor Hepatitis D. Weitere vorbeugende Maßnahmen sind das Vermeiden von Blutkontakt, Safer Sex sowie Vorsicht bei der Verwendung von Nadeln, Rasierklingen oder Spritzen.

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Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

5. Februar 2021

Erstellt am:

25. August 2014

Stand der medizinischen Information:

5. Februar 2021


ICD-Code:
  • B17

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