Bei einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) können die Nieren ihrer Filterfunktion nicht mehr ausreichend nachkommen. Dies führt zu einem Anstieg der harnpflichtigen Substanzen im Blut (Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin u. ä.). Die häufigste Ursache für eine chronische Niereninsuffizienz in den westlichen Ländern ist Diabetes in Kombination mit Bluthochdruck. Verschiedene Faktoren können zu einer akuten Beeinträchtigung der Nieren führen.
In Österreich haben geschätzte 200.000 Menschen eine deutlich eingeschränkte Nierenfunktion. Mehr als 4.500 Menschen sind auf künstliche Blutwäsche (Dialyse) bzw. Bauchdialyse angewiesen, über 4.500 Menschen haben ein Nierentransplantat.
Vielerlei Ursachen können zu einer langsam fortschreitenden chronischen Niereninsuffizienz führen. Dazu zählen Bluthochdruck und Diabetes mellitus, aber auch Autoimmunerkrankungen oder genetische Defekte. Auch mechanische Faktoren wie Nierensteine oder Infektionen, etwa wiederholte Nierenbeckenentzündungen, können die Funktion der Nieren nach und nach beeinträchtigen.
Die Gründe für ein akutes Nierenversagen (ANV), also den plötzlichen Verlust der Nierenfunktion teilt man in prärenal, renal und postrenal ein.
Vor der Niere (prärenal): Bei dieser Form (etwa 60 % der Fälle) verringert sich die Durchblutung der Nieren stark. Dies ist die häufigste Form des ANV und kann beispielsweise durch Kreislaufschocks, Austrocknung (Fieber, Durchfall, Erbrechen), Blutgerinnsel in den Nierengefäßen oder bestimmte Medikamente verursacht werden.
In der Niere (renal): Zu dieser Form kann es beispielsweise durch eine Beeinträchtigung der Nierenkanälchen (Tubuli) bedingt durch lang andauernden Sauerstoffmangel kommen. Auch eine toxische Störung durch Medikamente oder Kontrastmittel sowie – allerdings selten – eine Nierenentzündung können Ursachen für ein renales ANV sein.
Nach der Niere (postrenal): Eine vergrößerte Prostata, Nierensteine, Tumoren und andere Ursachen können die ableitenden Harnwege beeinträchtigen und so zum postrenalen ANV führen.
Hinsichtlich der Symptome ist grundsätzlich zwischen akutem Nierenversagen und chronischer Niereninsuffizienz zu unterscheiden. Überschneidungen der Verlaufsformen sind durchaus möglich und nicht selten.
Ein akutes Nierenversagen führt relativ schnell zu einer Verringerung der Urinmenge sowie zu Ödemen, also Wassereinlagerungen in Beinen oder auch Lunge. Meist merken Betroffene dies sehr rasch. Kommt es zu einem deutlichen Anschwellen der Füße innerhalb weniger Tage, sollte dies als Alarmsignal gewertet und ärztlich abgeklärt werden. Atemnot aufgrund von Wassereinlagerungen in der Lunge können ebenfalls auf ein Nierenversagen hindeuten.
Schwieriger zuzuordnen sind häufig die Symptome einer chronischen Nierenschwäche. Dazu zählen Abgeschlagenheit, verminderte Belastbarkeit sowie Appetitverlust und Übelkeit.
Die Basis der Diagnose bilden grundsätzlich drei Untersuchungen, die vom Hausarzt ausgeführt bzw. veranlasst werden können.
- Mittels Blutabnahme werden "Nierenwerte" (Kreatinin, Harnstoff im Blut und die geschätzte Filterleistung eGFR) sowie Elektrolyte bestimmt.
- Eine Untersuchung des Urins gibt Aufschluss auf Eiweiß (Proteinurie) bzw. Blut (Hämaturie) oder Infektion im Harn.
- Ebenso erfolgt in der Regel eine Ultraschall-Untersuchung der Nieren.
Ergeben diese Untersuchungen keine Auffälligkeiten, kann eine Erkrankung der Nieren mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Ansonsten sollte rasch ein Nephrologe, also ein Nierenspezialist konsultiert werden.
Die Wahl der geeigneten Therapie ist sehr stark abhängig von der jeweiligen Ursache der Nierenschwäche. In manchen Fällen kann eine Verbesserung der Einstellung des Blutdrucks bzw. des Blutzuckers die Nierenfunktion verbessern. Eine eindeutige Diagnose kann mithilfe einer Nierenbiopsie (Gewebeentnahme) gestellt werden. Liegt allerdings eine Autoimmunerkrankung vor, wird der Arzt zu immunsuppresiven Medikamenten raten, also Arzneien, welche das Immunsystem drosseln. Das kann beispielsweise auch eine Option bei transplantierten Nieren sein, wenn sich die körpereigene Abwehr gegen das "fremde" Organ richtet. Auch für manche genetisch bedingte Nierenerkrankungen gibt es bereits Behandlungsmöglichkeiten.
Bei einem kompletten Versagen der Nierenfunktion ist eine künstliche Blutwäsche (Dialyse) erforderlich. Dabei wird zwischen Hämodialyse und Peritonealdialyse unterschieden. Häufiger ist die Hämodialyse, bei der das Blut außerhalb des Körpers gefiltert wird. Bei der Peritonealdialyse hingegen dient das Bauchfell als körpereigener Filter. Eine weitere Möglichkeit stellt eine Nierentransplantation dar.
Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch ist Prävention der beste Rat. Häufige Ursachen für eine verminderte Nierenfunktion sind Bluthochdruck (Hypertonie) und Typ-2-Diabetes mellitus. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichende körperliche Aktivität sind essentiell, um diese Faktoren "im grünen Bereich" zu halten. Auch eine jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt ist wichtig, um Hypertonie und Diabetes frühzeitig zu erkennen und somit behandeln zu können.
Weitere Informationen zum Thema Nierenerkrankungen sowie eine Auflistung der Hämodialyse-, Peritonealdialyse- sowie Transplantationszetren in Österreich finden Sie auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie.