Beim Lipödem kommt zu Schwellungen und Einlagerungen von Flüssigkeit, meist in den Extremitäten und im Bereich Hüfte und Gesäß, die starke Schmerzen verursachen können.
Es gibt derzeit noch keine aussagekräftigen Studien hinsichtlich der Häufigkeit. Ein Hauptgrund hierfür ist sicher, dass die Diagnose viel zu selten gestellt wird, weil es zu einer Verwechslung mit Adipositas oder einem Lymphödem kommt. Die Dunkelziffer dürfte also höher liegen als anzunehmen.
Die genauen Ursachen sind bis jetzt nicht geklärt. Laut Studien scheint das weibliche Hormon Östrogen beim Verlauf und Fortschreiten der Erkrankung eine zentrale Rolle zu spielen. Da ausschließlich Frauen betroffen sind und eine familiäre Häufung besteht, ist es naheliegend, dass eine genetische Komponente eine große Rolle spielt. Man nimmt an, dass mehrere Gene an der Entstehung des Lipödems beteiligt sind.
Erste Anzeichen sind eine disproportionierte Fettgewebsverteilung mit Druck- oder Spannungsschmerzen in den betroffenen Extremitäten, aber auch die Neigung zu Blutergüssen. Mit Fortschritt der Erkrankung bzw. bei Gewichtszunahme kommt es zu deutlichen, teils entstellenden Fettgewebswülsten. Bei extremem Übergewicht kann es auch zu einem Lymphstau kommen, was in der Fachsprache als Lipolymphödem bezeichnet wird.
Erstmalig bemerkbar macht sich das Lipödem meist in der Pubertät. Weiters berichten Patientinnen aber auch über einen Krankheitsfortschritt in der Schwangerschaft oder Menopause.
Die Untersuchung erfolgt sowohl durch eine klinische Untersuchung als auch durch eine genaue anamnestische Befragung. Sehr hilfreich ist hierbei eine gute Fotodokumentation und Erfassung der Fettdicke mittels Ultraschall. Nur wenn zusätzlich ein Verdacht auf ein Lymphödem besteht, wird eine Lymphszintigraphie durchgeführt.
Sehr häufig durchlaufen Patientinnen über Jahre hinweg verschiedene konservative Therapieformen wie Lymphdrainage, Kompression etc. Sofern überhaupt zusätzlich ein Ödem (Lymphödem) vorliegt, was bei den meisten Betroffenen gar nicht der Fall ist, bringen diese Behandlungen nur einen geringen Effekt. Patientinnen, die zusätzlich übergewichtig sind, leiden meist noch viel mehr unter Beschwerden und werden häufig ausschließlich als fettleibig abgestempelt. Auch bei Gewichtsreduktion kommt es an den betroffenen Stellen nur zu einer geringen Verbesserung der Beschwerden.
Eine effektive und nachhaltige Behandlungsform ist die Fettabsaugung. Hierbei wird das Fettgewebe in lokaler Betäubung über kleinste Hautschnitte schonend mit Vibrationskanülen abgesaugt. Dadurch wird nicht nur eine deutliche Reduktion des Umfangs erzielt, sondern es kommt auch zu einer Verbesserung bzw. völligem Verschwinden der Beschwerden. Studien haben gezeigt, dass die Lebensqualität der Patientinnen durch die Fettabsaugung enorm verbessert wird.
An der genetischen Tatsache, dass man ein Lipödem hat, kann die Betroffene nichts ändern. Bei adipösen Patienten ist es sinnvoll, sich gesund zu ernähren und auf das Gewicht zu achten, weil sich das Übergewicht vor allem bei vom Lipödem betroffenen Stellen speichert und dadurch bei Übergewicht dort die Beschwerden stärker werden.
- Interview mit Dr. Spiro Silvester Schuller, Juli 2018