Ärzt:innen sprechen ab dem Body-Mass-Index 30 von Adipositas. Bei Personen mit sehr starker Fettleibigkeit (BMI über 40 = Adipositas permagna) gibt es auch operative Möglichkeiten. Je stärker das Übergewicht, desto höher ist auch das Risiko für Gelenkerkrankungen, Rückenbeschwerden, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder Krebserkrankungen. Bei Adipositas ist ärztliche Unterstützung beim Abnehmen sinnvoll, eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten, regelmäßige Bewegung und Verhaltenstherapie stehen dabei im Vordergrund.
- Bei der chronischen Erkrankung Adipositas nimmt der Körper mehr Kalorien auf, als er verbraucht. Es entsteht ein Überschuss, der als Fett im Körper gespeichert wird.
- In Österreich sind, über alle Altersgruppen hinweg, Männer häufiger betroffen als Frauen. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter an.
- Es können Symptome auftreten, wie Kurzatmigkeit, Schnarchen, Atemprobleme bei körperlicher Aktivität, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen.
- Eine Basistherapie, die ernährungs-, bewegungs- und verhaltenstherapeutische Maßnahmen umfasst, liegt jeder gewichtsreduzierenden Therapie zugrunde.
Art | Chronische Ernährungs- und Stoffwechselstörung |
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Ursache | Unausgewogener Energiehaushalt |
Symptome | Kurzatmigkeit, Schnarchen, Atemprobleme, Hautanomalien, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen |
Diagnose | BMI Berechnung, Beurteilung der Fettverteilung um den Bauch, Messung des Körperfetts |
Therapie | Basistherapie (Ernährung, Bewegung, Verhaltenstherapie), medikamentöse Therapie, Chirurgie |
FAQ (Häufige Fragen)
Was ist Adipositas?
Bei Adipositas handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die durch ein Übermaß an Körperfett charakterisiert ist. Sie kann zu Folgeerkrankungen und einer eingeschränkten Lebensqualität führen.
Was ist der Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas?
Über das Ausmaß des Übergewichts gibt der Body-Mass-Index Aufschluss. Laut WHO werden folgende Gewichtsklassifikationen mittels BMI definiert:
- Ein Wert zwischen 35 und 30 – Übergewicht
- Ab einem Wert von 30 – Adipositas Grad I
Was hilft gegen Adipositas?
- Das Basisprogramm, das jeder gewichtsreduzierenden Therapie zugrunde liegt, umfasst Ernährungs-, Bewegungs-, und Verhaltenstherapie.
- Eine medikamentöse Therapie wird unterstützend zu den genannten Maßnahmen empfohlen, wenn eine klinisch signifikante Gewichtsabnahme nicht erreicht werden kann.
- Für Patient:innen mit einem BMI über 40 bzw. ab 35 mit behandlungsbedürftigen Begleiterkrankungen gibt es die Möglichkeit der Adipositas-Chirurgie.
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Österreichische Adipositas Allianz (ÖAA) warnen in einer Presseaussendung Anfang des Jahres (2024), dass Übergewicht und Adipositas mitten in der Gesellschaft angekommen sind: Bereits etwas mehr als die Hälfte der Erwachsenen sowie rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig.
Konkret sind in Österreich etwa 41 % der Männer von Übergewicht und 18 % von Adipositas betroffen. Bei Frauen sind etwa 27 % übergewichtig und 15 % leben mit Adipositas. In allen Altersgruppen sind Männer jedoch häufiger betroffen als Frauen. Dabei steigt die Häufigkeit mit zunehmendem Alter an.
Video: Adipositas – Lebensstil, Stigmatisierung und Langzeitschäden
OÄ Priv.-Doz. Dr. Johanna Brix, Fachärztin für innere Medizin, informiert über Adipositas und geht dabei auf den Lebensstil, Stigmatisierung und Langzeitschäden ein. (27.11.2024)
Adipositas entsteht infolge eines unausgewogenen Energiehaushalts, da der Körper mehr Kalorien aufnimmt, als er verbraucht. Dadurch entsteht ein Überschuss, der als Fett im Körper gespeichert wird.
Es gibt viele verschiedene Faktoren, die die Entstehung von Adipositas begünstigen:
- Genetische Veranlagung, familiäre Disposition
- Ernährungsverhalten (z.B. mehrmals am Tag verzehrte zucker- und fettreiche, kalorienreiche Mahlzeiten)
- Bewegungsmangel
- Essstörungen
- Psychische Ursachen (z.B. Depressionen, Stress, Angstzustände),
- Schlafmangel,
- Nikotinverzicht,
- die Einnahme bestimmter Medikamente,
- gelegentlich auch eine Unterfunktion der Schilddrüse,
- die Hormonumstellung in den Wechseljahren
Auch der Faktor Umwelt spielt eine Rolle: In Industrieländern steht ein großes Angebot an zuckerhaltigen und kalorienreichen Nahrungsmitteln zur Verfügung. Menschen sind umgeben von Werbung, Plakaten und Bildern, die den Konsum fördern.
Adipositas entwickelt sich meist im Erwachsenenalter. Die Erkrankung entsteht nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über Jahre oder Jahrzehnte.
Symptome, die in Verbindung mit Adipositas auftreten können, sind z.B.:
- Kurzatmigkeit
- Schnarchen
- Atemprobleme bei körperlicher Aktivität
- Hautanomalien, Dehnungsstreifen
- Gelenkschmerzen
- Rückenschmerzen
Krankhaftes Übergewicht beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, da die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist, sondern erhöht auch erheblich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten verschiedener Folgeerkrankungen wie
- Diabetes Mellitus Typ 2,
- Herzkreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall,
- hoher Blutdruck,
- Schlafapnoe (Atemaussetzer)
- Erkrankungen des Bewegungsapparats (Arthrose)
- Fettleber, Gallensteine
- und Krebserkrankungen wie Dickdarmkrebs, Prostatakrebs, Nieren-, Gallenblasen- und Brustkrebs.
Viszerales Bauchfett begünstigt Adipositas
All diese Erkrankungen werden besonders vom viszeralen Bauchfett begünstigt. Dieses viszerale Fett ist, anders als das von außen sichtbare Fett, tief im Körper versteckt und lagert sich dort um die lebenswichtigen Organe im Bauchraum ab. Es kurbelt Stoffwechselabläufe an, die Fettstoffwechselstörungen und somit die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes fördern. Besonders gefährdet, auch für die Entstehung des metabolischen Syndroms, sind Personen, die die Fettverteilung um den Bauch haben ("Apfel-Typ"), Menschen mit hüftbetonter Adipositas ("Birnen-Typ") sind etwas begünstigter (= Beurteilung der Fettverteilung). Bei älteren Menschen verlangsamt sich der Stoffwechsel und damit auch der Fettabbau, auch bei Frauen nach den Wechseljahren erhöht sich das Risiko für viszerales Bauchfett.
Bester Indikator für überschüssiges viszerales Fett ist die Messung des Bauchumfangs, an der Stelle, an der der Bauch am dicksten ist: Das Risiko für Folgeerkrankungen ist ab 102 cm bei Männern und ab 88 cm bei Frauen deutlich erhöht. Daher sollte ab 94 cm (Männer) bzw. 80 cm (Frauen) eine Lebensstiländerung vorgenommen werden, um das Krankheitsrisiko zu verringern.
Adipositas wird als krankhaftes Übergewicht definiert. Über das Ausmaß des Übergewichts bei Erwachsenen gibt der Körpermasse-Index (Body-Mass-Index oder BMI) Aufschluss. Berechnet wird er folgendermaßen: Das Gewicht in Kilogramm wird durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat dividiert (BMI = kg/m2)
BMI = [Körpergewicht (kg)] / [Körpergröße zum Quadrat (m2)]
Ein Beispiel:
Eine Person ist 172 cm groß und wiegt 80 kg.
BMI = 80 / (1,72 x 1,72) = 27 kg/m2 = Übergewicht
Laut WHO werden folgende Gewichtsklassifikationen mittels BMI definiert:
Unter dem Wert von 18,5 | Untergewicht |
Zwischen 18,5 und 25 | Normalgewicht |
Zwischen 25 und 30 | Übergewicht (Präadipositas) |
Zwischen 30 und 34,9 | Adipositas Grad I |
Zwischen 35 und 39,9 | Adipositas Grad II |
Über dem Wert von 40 | Adipositas Grad III (Adipositas permagna) |
Neben der Ermittlung des BMI wird Übergewicht durch die Beurteilung der Fettverteilung um den Bauch (siehe "Apfel-Typ" bzw. "Birnen-Typ") oder auch über die Messung des Körperfetts festgestellt: Die Bio-Impedanz-Analyse (BIA) bestimmt die Zusammensetzung des Körpers (Fett, Muskelmasse, Wasser): Diese Methode eignet sich besonders gut zur Kontrolle der Gewichtsreduktion, ob wirklich überschüssiges Fett oder ungünstigerweise Muskelmasse abgebaut wird.
Um festzustellen, ob Adipositas infolge einer Erkrankung entstand und um auch das Risiko für Folgeerkrankungen beurteilen zu können, können zudem Blutdruck-, Blutzucker-, Cholesterin-, Nieren- und Schilddrüsenwerte überprüft werden.
Video: Übergewicht und Adipositas - mehr als nur zu viel Gewicht
Assoc. Prof. Priv. Doz. Dr. Florian Kiefer, OÄ Priv. -Doz. Johanna Brix und Mag.a Christina Müllneritsch referieren über die Auswirkungen und Gefahren von Adipositas und Übergewicht. (Webinar, 28.05.2024)
Schon eine geringe Gewichtsabnahme von 5 bis 10 % reduziert Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. Doch ohne professionelle Unterstützung schaffen es nur wenige Übergewichtige, ihr Gewicht gesund und langfristig zu reduzieren. Nach der "Diätphase" fallen viele wieder in ihr altes Ernährungsmuster zurück, die mühsam abgespeckten Kilos finden sich bald wieder auf den Hüften und rund um den Bauch.
Basistherapie
Das Basisprogramm, das jeder gewichtsreduzierenden Therapie zugrunde liegt, umfasst Ernährungs-, Bewegungs-, und Verhaltenstherapie.
- Verhaltenstherapie: Dazu zählen das eigene Essverhalten (wann esse ich, wie oft, welche Mengen, welche Lebensmittel), das mit Hilfe eines Ernährungstagebuchs dokumentiert wird.
- Ernährungstherapie: Kalorien reduzieren bedeutet fett- und zuckerarme ballaststoffreiche Lebensmittel schmackhaft miteinander zu kombinieren und zwar nur dann, wenn man Hunger verspürt. Optimal ist es, dreimal am Tag zu essen und auf Zwischenmahlzeiten ganz zu verzichten. Wobei das individuell verschieden ist und manchmal auch 5 Mahlzeiten sinnvoll sein können. Das "Dahinessen" sollte aber jedenfalls vermieden werden. Maximal ein Stück Obst, ein weißes 1% Joghurt, oder Buttermilch ohne Geschmackszusatz, können Heißhungerattacken bremsen. Fertigprodukte und Softgetränke am besten ganz weglassen.
Wichtig ist es auch, langsam, aber dafür kontinuierlich Kilos zu verlieren (ein Kilo pro Woche reicht!): Um ein Kilogramm Körperfett zu verlieren, müssen 7.000 kcal eingespart werden. Eine langsame Gewichtsreduktion von zum Beispiel 0,5 kg pro Woche macht in Summe 26 kg im Jahr!
- Bewegungstherapie: Bewegung jeder Art (flottes Spazierengehen, Radfahren, Treppen steigen…) ist wichtig, um den Stoffwechsel anzukurbeln und Muskelmasse zu erhalten. Mindestens dreimal die Woche 40 Minuten lang sollten angepeilt werden. Adipöse sollten unbedingt mit der Ärzt:in reden, um die geeignete Form der gelenkschonenden Bewegung zu finden (z.B. Nordic Walken oder Schwimmen), bewährt hat sich auch Gruppentraining.
Medikamentöse Therapie
Medikamente, die in den Fettstoffwechsel eingreifen, das Sättigungsgefühl verstärken, den Appetit reduzieren und damit eine Gewichtsabnahme ermöglichen, können zur Behandlung eingesetzt werden. Diese Arzneimittel sind jedoch verschreibungspflichtig und sollten keinesfalls leichtfertig eingesetzt werden. Eine medikamentöse Therapie wird unterstützend zu den genannten Maßnahmen empfohlen, wenn eine klinisch signifikante Gewichtsabnahme nicht erreicht werden kann.
Chirurgie
Für Patient:innen mit einem BMI über 40 bzw. ab 35 mit behandlungsbedürftigen Begleiterkrankungen gibt es die Möglichkeit der Adipositas-Chirurgie: Mit Hilfe verschiedener Methoden wird das Magenvolumen verkleinert. Nach jeglicher Art der Operation ist es wichtig, die Ernährungsgewohnheiten umzustellen, langsam mehrere kleine Portionen am Tag zu essen und ausreichend zu kauen.
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Für die Motivation und das Durchhaltevermögen beim Abnehmen ist es sehr wichtig, sich folgende Fragen zu stellen:
- Warum möchte ich eigentlich abnehmen?
- Wie viele Kilos möchte ich verlieren?
- Welcher Zeitpunkt ist günstig, um mit einer Umstellung zu beginnen?
- Welche Hilfestellungen (z.B. Ärzt:innen, Bücher, Fitnesszentrum) kann ich mir organisieren?
- Gibt es eine Methode (z.B. Formula-Diäten), mit der es mir leichter fällt, meine Essgewohnheiten umzustellen?
Kalorientabellen und der Glykämische Index (GI)/Glykämische Last in Tabellen können helfen, jene (kalorienarmen) Lebensmittel auszusuchen, die man gerne isst, damit fällt eine Umstellung leichter.
Selbsthilfegruppe: Hilfreich kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen sein. Man kann sich gegenseitig austauschen und sich zum Beispiel auch zum Sport treffen.
Mehr zum Thema: Übergewicht » Wie kann man vorbeugen?
- Der Österreichische Ernährungsbericht 2012, Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.), Wien, 2012
- Nationaler Aktionsplan Ernährung inkl. Maßnahmenübersicht und Planung 2012, Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.), Wien, 2012
- Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur "Prävention und Therapie der Adipositas", Deutsche Adipositas-Gesellschaft (Hrsg.),(24.11.2016)
- LOGI-Guide: Tabellen mit über 500 Lebensmitteln bewertet nach ihrem Glykämischen Index und ihrer Glykämischen Last , F. Mangiameli, N. Worm, Systemed; 2. überarbeitete Neuauflage, Lünen, 2011
- OTS Presseaussendung: Übergewicht und Adipositas am Vormarsch (27.09.2024)
- MSD Manuals: Adipositas (27.09.2024)
- Gesundheitsinformation.de: Adipositas (27.09.2024)
- DocCheck Flexikon: Adipositas (27.09.2024)
- Deutsche Adipositas Gesellschaft (27.09.2024)
- ÖAG – Austrian Obesity Association: Was ist Adipositas? (27.09.2024)