Struma (Kropf, vergrößerte Schilddrüse)

Struma: vergrößerte Schilddrüse
In späteren Stadien kann die Struma zu sichtbaren Veränderungen führen.
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Ist die Schilddrüse vergrößert bzw. knotig umgeformt, spricht man von einer Struma oder einem Kropf. Warum es dazu kommt, kann verschiedene Ursachen haben.

Medizinische Expertise

Georg Zettinig

Univ. Doz. Dr. Georg Zettinig

Facharzt für Nuklearmedizin und Arzt für Allgemeinmedizin, Schilddrüsenpraxis Josefstadt
Laudongasse 12/8, 1080 Wien
www.schilddruesenpraxis.at
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Bei einer Struma ist entweder die ganze Schilddrüse größer als normal oder es bilden sich einzelne oder mehrere Knoten. Eine Struma kann als alleinstehende Erkrankung mit normaler Schilddrüsenfunktion, aber auch in Kombination mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vorkommen.

  • Eine Struma ist eine Vergrößerung der Schilddrüse und wird auch als Kropf bezeichnet.
  • Sie kann sehr dezent ausgeprägt sein, dann wird sie häufig als Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung festgestellt.
  • Ist die Struma stark ausgeprägt, kann sie mit Symptomen wie z. B. Atemnot oder Schluckbeschwerden einhergehen.
  • Zur Behandlung einer Struma stehen unterschiedliche Therapieformen zur Verfügung.
Art Drüsenschwellung
Ursache genetische Veranlagung, Jodmangel, Entzündung
Übertragung nicht ansteckend
Symptome erst ab bestimmtem Struma-Grad: Engegefühl im Hals, Schluckbeschwerden, Atembeschwerden
Therapie je nach Ursache: abwarten und kontrollieren, Medikamente, Radiojodtherapie, Operation

Als Struma (Kropf) bezeichnet man eine Vergrößerung der Schilddrüse. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt "Drüsenschwellung" oder "Geschwulst". Ist die Schilddrüse nur leicht vergrößert, verursacht sie meist keine oder nur leichte Beschwerden wie ein Engegefühl im Hals oder Schluckbeschwerden.

Eine Struma gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse. Frauen sind etwa viermal so häufig betroffen wie Männer. Als häufigste Ursache gilt ein schleichender Jodmangel.

Die Schwellung der Schilddrüse kann sehr dezent ausfallen und nur im Ultraschall feststellbar sein, aber auch sehr stark ausgeprägt sein und mit lokalen Symptomen (wie z. B. Atemnot) einhergehen. Je nachdem, wie stark die Schilddrüse vergrößert ist, wird die Krankheit in unterschiedliche Struma-Grade eingeteilt:

Struma-Grad Eigenschaften
Grad 0 nur im Ultraschall feststellbar
Grad 1 tastbare Vergrößerung
Grad 1a tastbare Vergrößerung, bei Rückwärtsneigung des Kopfes nicht sichtbar
Grad 1b tastbare Vergrößerung, bei Rückwärtsneigung des Kopfes sichtbar
Grad 2 tastbare Vergrößerung, bei normaler Kopfhaltung sichtbar
Grad 3 tastbare und stark sichtbare Vergrößerung mit lokalen Komplikationen (z. B. Einschränkung der Atmung)

Eine Struma wird aber nicht nur nach Größe, sondern auch nach anderen Kriterien eingeteilt. Und zwar nach Beschaffenheit, Lage, Funktion und Dignität:

Beschaffenheit

  • Struma diffusa (diffuse Schilddrüsenvergrößerung): Die Schilddrüse ist gleichmäßig vergrößert. Es kommt zu keiner zusätzlichen Knotenbildung.
  • Struma nodosa (Schilddrüsenknoten): Auf der Schilddrüse sind einzelne oder mehrere Knoten tastbar bzw. sichtbar. Man kann diese in der Szintigraphie als "kalt" oder "heiß" charakterisieren. Heiße oder warme Knoten schütten unkontrolliert ohne jede Regulation Schilddrüsenhormone aus, kalte Knoten bestehen aus nicht normal funktionierendem Schilddrüsengewebe und haben ein etwas höheres Risiko für Bösartigkeit.

Lage

  • Eutope Struma: normale anatomische Lage im Halsbereich
  • Dystope Struma: Lage im Brustkorb, hinter der Luftröhre oder unter der Zunge

Funktion

  • Euthyreote Struma: normale Schilddrüsenhormonwerte
  • Hypothyreote Struma: bei Schilddrüsenunterfunktion
  • Hyperthyreote Struma: bei Schilddrüsenüberfunktion

Dignität

  • Struma maligna: Struma mit bösartigem Tumor
  • Blande Struma: nicht entzündliche, gutartige Schilddrüsenvergrößerung bei normaler Stoffwechsellage der Schilddrüse

Eine Struma kann unterschiedliche Ursachen haben, dazu zählen:

  • Jodmangel: Auslöser für eine Struma kann ein ernährungsbedingter Jodmangel sein. Die Schilddrüse braucht Jod, um die Hormone T3 und T4 herstellen zu können. Wird zu wenig Jod aufgenommen, entsteht eine hormonelle Unterversorgung. Diese versucht der Körper durch eine vermehrte Ausschüttung des Hormons TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon) auszugleichen. TSH signalisiert der Schilddrüse, die Hormonproduktion zu steigern. Es kommt zu einem Zellwachstum in der Schilddrüse – und so zu einer Vergrößerung bzw. Schwellung.
  • Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis): Die Schilddrüse vergrößert sich nicht, das Gewebe schwillt als Entzündungsreaktion an. Als Ursache kommen Infektionen, Verletzungen oder eine Strahlentherapie im Halsbereich in Frage. Auch bestimmte Medikamente oder andere Erkrankungen der Schilddrüse (wie z. B. Morbus Basedow) können zu einer Schilddrüsenentzündung führen.
  • Tumore
  • bestimmte Medikamente

Eine geringe Vergrößerung der Schilddrüse verursacht meist keine oder wenig Beschwerden. Folgende Symptome können auftreten:

  • Engegefühl im Hals
  • Atembeschwerden
  • Schluckbeschwerden
  • Heiserkeit

Da eine Struma meist kaum Beschwerden verursacht, ist sie häufig ein Zufallsbefund. Bei Beschwerden wie Engegefühl im Hals, Atembeschwerden, Schluckbeschwerden oder anhaltender Heiserkeit sollte zur Abklärung immer eine Ärzt:in aufgesucht werden. Die erste Ansprechpartner:in ist die Hausärzt:in. Diese wird nach einer ausführlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) eine körperliche Untersuchung durchführen und kann gegebenenfalls weitere Untersuchungen wie Ultraschall der Schilddrüse, Blutuntersuchung (TSH-Spiegel) oder eine Szintigrafie (nuklearmedizinische Untersuchung) einleiten.

Im Ultraschall werden Knoten hinsichtlich ihrer Gutartigkeit bzw. Bösartigkeit beurteilt, in der Szintigraphie können sie zusätzlich charakterisiert werden. Manchmal ist auch eine Feinnadelpunktion zur weiteren Beurteilung des Gewebes erforderlich.

Wie eine Struma behandelt wird, hängt unter anderem von der Ursache ab. Grundsätzlich stehen zur Behandlung einer Struma folgende Therapieformen zur Verfügung:

  • abwarten und kontrollieren
  • Medikamente: Schilddrüsenhormone und/oder Jod
  • Radiojodtherapie: örtliche Bestrahlung der Schilddrüse
  • Operation: vor allem bei Verdacht auf bösartige Veränderungen oder sehr großer Struma

Welche Therapie in Frage kommt, wird individuell entschieden.

  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen dabei, eine Struma vorzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Jugendliche und Erwachsene benötigen pro Tag etwa 180 – 200 Mikrogramm Jod, zum Würzen von Speisen sollte jodiertes Speisesalz verwendet werden. Gute Quellen für Jod sind außerdem Meeresfische. Eine übermäßige Zufuhr von Jod kommt kaum vor.
  • In bestimmten Lebenssituationen wie Schwangerschaft und Stillzeit besteht ein erhöhter Jodbedarf. Eine Einnahme von Jodtabletten sollte aber nur in Absprache mit der behandelnden Ärzt:in erfolgen.

Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

10. Oktober 2023

Stand der medizinischen Information:

10. Oktober 2023


ICD-Code:
  • E04.2

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