Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie)

Mädchen mit Brille liest ein Buch.
Menschen mit Weitsichtigkeit können Objekte in der Nähe schlechter erkennen. Das fällt z.B. beim Lesen auf.
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Menschen mit Weitsichtigkeit (auch Übersichtigkeit genannt) haben Probleme mit dem Sehen in der Nähe – der Augapfel ist zu kurz gebaut, gegenteilig zur Kurzsichtigkeit, wo dieser zu lang ist.

Medizinische Expertise

Axel Kummer

Dr. Axel Kummer

Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie, Fachbereich Augenheilkunde und Optometrie, Dr. Axel Kummer
Josefsplatz 12, 2500 Baden bei Wien
www.dr-kummer.at
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Betroffene benötigen eine Brille mit Gläsern, die das betrachtete Objekt vergrößern (Plusgläser), um den Sehfehler auszugleichen. Bei der Kurzsichtigkeit kommen dagegen Minusgläser zum Einsatz, die beim Sehen verkleinernd wirken. Unbehandelt kann Hyperopie zu Kopfschmerzen, Augenbrennen und zu Problemen beim Lesen führen. Symptom der Weitsichtigkeit ist unscharfes Sehen auf kurze Entfernung, das zum typischen "Weghalten" z.B. der Zeitung vom Gesicht führt. Etwa jede 5. Person zwischen 20 und 30 Jahren ist weitsichtig. Auch Weitsichtigkeit kann wie Kurzsichtigkeit mit Hilfe von Kontaktlinsen korrigiert werden.

  • Bei der Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist der Augapfel zu kurz, in der Folge haben Betroffene Probleme, besonders nahe Objekte richtig zu sehen.
  • Im höheren Alter steigt das Risiko stark an, bei vielen Patienten ist die Krankheit aber angeboren und zeigt schon im Kindesalter Symptome.
  • Neben verschwommenem Sehen beobachten Betroffene oft auch Kopfschmerzen und regelmäßige Müdigkeit.
  • Anders als bei der Kurzsichtigkeit sind für Brillen Plusgläser notwendig, die beim Sehen vergrößernd wirken. Auch Kontaktlinsen sind möglich.

Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist ein häufig auftretender Sehfehler, etwa 20 % der 20- bis 30-jährigen Europäer sind davon betroffen. Babys kommen häufig mit einer Hyperopie zur Welt, diese muss vom Augenarzt regelmäßig kontrolliert werden, ab einer gewissen Stärke müssen Brillen verordnet werden. Weitsichtigkeit ist nicht zu verwechseln mit der häufig auftretenden Alterssichtigkeit (Presbyopie), die aufgrund eines nachlassenden Naheinstellungsvermögen des Auges ab 40 auftritt.

Der Brennpunkt des Auges sitzt bei Weitsichtigen hinter der Netzhaut, auf der Netzhaut entstehen sogenannte Streukreise. Das fällt hauptsächlich beim Lesen auf, die Buchstaben verschwimmen, die Sicht wird besser, je weiter die Schrift von den Augen entfernt wird. Betroffene halten z.B. Bücher "von sich weg", um besser zu sehen. Weitsichtigkeit ist häufig vererbt. Junge Menschen sind oft imstande, durch Muskelkraft (Akkommodation) die Weitsichtigkeit auszugleichen.

Auf Dauer führt diese Anstrengung des Auges (Überlastung des Ziliarmuskels) zu folgenden Symptomen:

  • Kopfschmerzen,
  • Brennen und Schmerzen der Augen,
  • Problemen beim Lesen, der Bildschirmarbeit,
  • vermehrte Müdigkeit,
  • verschwommenes Sehen und
  • Einwärtsschielen (viele Kinder, die weitsichtig sind, belasten ohne Brille den Ziliarmuskel so stark, dass es zum Einwärtsschielen kommt), Doppelbilder, Konzentrationsstörungen

Es gibt 2 unterschiedliche Arten bzw. Ursachen der Weitsichtigkeit, die einerseits von der Brechkraft des Auges und andererseits von der Länge des Augapfels bestimmt werden.

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Alterssichtigkeit ist eine Art der Weitsichtigkeit, die dadurch entsteht, dass die Fasern (Zonula Fasern) an denen die Linse aufgehängt ist im fortschreitenden Alter ihre Elastizität verlieren. Dies kann durch eine Brille ausgeglichen werden, die Stärke der Brille nimmt mit zunehmendem Lebensalter zu.

Die Diagnose Weitsichtigkeit wird vom Augenarzt gestellt. Obwohl die Beschwerden wenig charakteristisch und nicht immer eindeutig sind, erkennt der Arzt schon im Gespräch mit dem Patienten zumeist, dass es sich um Hyperopie handeln könnte.

Um sicherzugehen, sind allerdings 2 Untersuchungsschritte notwendig:

  • Objektive Refraktionsbestimmung (Refraktometrie): Anhand eines Autorefraktors kann der Augenarzt die Dioptrienstärke des Auges bestimmen. Eine Brillenverordnung ist aber erst nach einer folgenden subjektiven Untersuchung (besser/schlechter?) möglich. Bei Patienten bis zum Alter von 18 Jahren ist die Skiaskopie (Schattenprobe) in Mydriasis (mit Augentropfen erweiterte, auf Licht nicht mehr reagierende Pupille) notwendig, um die Weitsichtigkeit aufzudecken, da die Patienten es gewohnt sind, stark zu akkommodieren (also ihre Augen "scharfzustellen"). Dieses Akkommodieren wird durch die Weitstellung (Mydriasis) der Pupille verhindert. Die Messwerte des Autorefraktors dienen nur zur Orientierung (junge Menschen können durch verstärkte Akkommodation das Gerät "täuschen" und damit das Ergebnis verfälschen). Die Verordnung eines Sehbehelfes ist mit dem alleinigen Refraktometer-Ergebnis nicht möglich.
  • Subjektive Refraktionsbestimmung: Der Patient blickt durch verschiedene Gläserkombinationen und beurteilt nach eigenem Empfinden, ob er damit besser oder eher schlechter sieht (der Augenarzt fragt: besser oder schlechter?). So kann die genaue Sehstärke ermittelt werden.

Weitsichtigkeit muss durch Sammellinsen (Plusgläser, Konvexgläser) ausgeglichen werden, damit der Brennpunkt statt hinter der Netzhaut auf der Netzhaut liegt. Bei jungen Menschen, die nur leicht weitsichtig sind, kann damit noch etwas abgewartet werden. Weitsichtige benötigen immer Gläser mit Plusdioptrien (Gläser / Linsen mit positivem Brechwert), Kurzsichtige hingegen welche mit Minusdioptrien.

Gegen Weitsichtigkeit gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen. Es ist aber sinnvoll, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt in Anspruch zu nehmen, um eine "versteckte" Weitsichtigkeit zu entdecken. Wird diese rasch durch Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen, können Symptome wie Kopfschmerzen, Brennen und Müdigkeit der Augen etc. vermieden werden.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

13. Juni 2024

Erstellt am:

20. Juni 2014

Stand der medizinischen Information:

8. September 2021


ICD-Code:
  • H52

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