Der Gesundheitscheck kann Leben retten: Werden Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck) im Frühstadium erkannt, ist Zeit für die Behandlung gewonnen und Spätfolgen können vermieden werden. Die Vorsorgeuntersuchung setzt sich aus 1 oder 2 Terminen bei einem Arzt zusammen – idealerweise beim Hausarzt – oder kann in einem Gesundheitszentrum der Krankenkassen an einem einzigen Tag gemacht werden. Die Ziele des Gesundheits- Checks sind eine genaue Bestandsaufnahme des Gesundheitszustands und der Risikofaktoren eines Patienten sowie eine Beratung für ein gesünderes Leben. Bei dem Angebot der österreichischen Sozialversicherungsträger können alle Männer und Frauen ab dem 18. Lebensjahr einmal jährlich teilnehmen.
- Die kostenlose Vorsorgeuntersuchung kann einmal jährlich in Anspruch genommen werden. Durchgeführt wird sie vom Hausarzt oder in einem Gesundheitszentrum der Krankenkassen.
- Zu den durchgeführten Untersuchungen zählen unter anderem eine Blut- und Harnanalyse, eine Aufnahme des Body-Mass-Index und je nach Alter eine Darmkrebs-Kontrolle und ein Sehtest.
- Ziel ist es, bestimmte Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen oder Zahnfleischerkrankungen möglichst frühzeitig zu erkennen und in der Folge besser behandeln zu können.
- Zusätzlich zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung sollten Frauen regelmäßig Screenings zur Erkennung von Brustkrebs durchführen lassen. Männern ab dem 45. Lebensjahr wird eine jährliche Prostatauntersuchung empfohlen.
Die österreichischen Sozialversicherungsträger investieren jährlich über 400 Millionen Euro in die Vorsorgeuntersuchung, um die österreichische Bevölkerung zur Prävention zu bewegen – denn oft findet der erste Kontakt mit dem Thema Gesunderhaltung erst bei einer Schwangerschaft oder einer schweren Krankheit statt. Die Vorsorgeuntersuchung stellt eine einzigartige Chance dar, Ihre Gesundheit prüfen zu lassen – und das kostenlos.
Die kostenlose jährliche Vorsorgeuntersuchung macht aus 2 Gründen Sinn:
- Vermeidung von gesundheitlichen Risiken: Indem ein Gesundheitsrisiko rechtzeitig erkannt wird, können Krankheiten verhindert bzw. das Risiko für ihre Entstehung gemindert werden.
- Früherkennung: Grundsätzlich sind die Heilungschancen höher, je früher eine Erkrankung entdeckt wird. In früheren Stadien sind diese besser therapierbar.
Die Untersuchung besteht lediglich aus 2 Terminen beim Arzt und ist schnell gemacht. Entscheidet man sich für ein Gesundheitszentrum der Krankenkasse, ist sogar nur ein Termin nötig. Der Wert der Vorsorgeuntersuchung übersteigt ihren Aufwand bei Weitem, denn die Früherkennung von Krankheiten, wie Krebs oder Bluthochdruck kann lebensverlängernd sein. Wenn Sie eine Vorsorgeuntersuchung machen möchten, vereinbaren Sie dafür einen Termin mit einem Arzt für Allgemeinmedizin, der im Vertrag mit der Krankenkasse steht.
Die Untersuchung besteht aus unterschiedlichen Basisuntersuchungen:
Erhebung der Krankengeschichte
In einem ersten Schritt füllen Sie einen Fragebogen aus, der Fragen zu vergangenen oder bestehenden Erkrankungen, zu Ihren Lebensgewohnheiten etc. enthält. Dadurch kann sich der Arzt einen Überblick über Ihren Gesundheitszustand verschaffen.
Körperliche Untersuchung
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung sucht der Arzt den Körper nach Auffälligkeiten ab: Dazu gehören unter anderem eine Inspektion der Haut, eine Überprüfung der Beweglichkeit des Halses, die Tastuntersuchung der Lymphknoten, des Überprüfen der Pulse an Armen und Beinen, das Abhören von Herz und Lunge, Abtasten der Bauchorgane, Untersuchung der Wirbelsäule sowie eine Blutdruckmessung.
Bestimmung des Body Mass Index (BMI)
Da Übergewicht Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Krebs und andere Krankheiten begünstigen kann, berechnet der Arzt anhand Ihrer Körpergröße und Ihres Gewichts den Body Mass Index. Dieser zeigt an, ob Sie an Unter- oder Übergewicht leiden bzw. ob Sie normalgewichtig sind. Zusätzlich nimmt der Arzt Maß von Ihrem Bauchumfang, der bei Männern nicht über 102 cm und bei Frauen nicht über 88 cm liegen sollte.
Blutuntersuchung
Der Arzt nimmt eine Blutabnahme vor und macht die Analysen entweder selbst oder schickt die Blutproben in ein Labor. Die Blutwerte geben z.B. Aufschluss über eine bestehende Blutarmut, einen zu hohen Cholesterinwert oder einen erhöhten Blutzuckerspiegel, der auf Diabetes hinweisen kann.
Harnuntersuchung
Anhand des Harns kann der Arzt Krankheiten der Niere, Harnblase, Harnröhre und Harnleiter feststellen. Ihre Urinprobe geben Sie beim Arzt vor Ort in einen Becher ab.
Gynäkologische Untersuchung
Frauen können regelmäßig einen PAP-Abstrich (Krebsabstrich) vom Muttermund zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs machen lassen. Dieser kann vom Allgemeinmediziner im Rahmen der Basisuntersuchungen oder vom Frauenarzt in einem separaten Termin durchgeführt werden.
Untersuchung auf Parodontitis
Parodontitis (chronische Zahnfleischentzündung) ist die häufigste Ursache für Zahnverlust bei Personen ab dem 30. Lebensjahr. Findet der Arzt für Allgemeinmedizin bei der Vorsorgeuntersuchung Anzeichen für diese oder eine andere Erkrankung des Zahnfleisches, schreibt er dem Patienten eine Überweisung zum Zahnarzt.
Hämoccult-Test
Auch die Überprüfung des Stuhls gehört zur Vorsorgeuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr, dann erhöht sich das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Sie nehmen zuhause mit einem speziell für diesen Test gemachten Set an 3 aufeinanderfolgenden Tagen eine Probe und bringen die Proben zum Arzt mit oder schicken das Kuvert mit den Proben per Post ab. Zusätzlich kann alle 10 Jahre eine kostenlose Darmspiegelung in Anspruch genommen werden. Dafür ist eine Überweisung eines Arztes notwendig. Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie hat ein Qualitätszertifikat für die Koloskopie entwickelt. Einrichtungen mit dem "Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge" ermöglichen z.B. eine sanfte Koloskopie (Medikamentengabe vor der Darmspiegelung).
Hör- und Sehtest
Mit fortschreitendem Alter treten Schwerhörigkeit und Fehlsichtigkeit gehäuft auf. Personen über 65 erhalten im Rahmen der jährlichen kostenlosen Vorsorgeuntersuchung deshalb eine genaue Prüfung von Augen und Ohren, um zum frühestmöglichen Zeitpunkt entgegensteuern zu können.
Abschlussgespräch
Sind alle Untersuchungen absolviert, bespricht der Arzt in einem abschließenden Gespräch Ihre Untersuchungsergebnisse. Haben Sie die Vorsorgeuntersuchung bei einem niedergelassenen Arzt gemacht, brauchen Sie einen zusätzlichen Termin zur Befundbesprechung, da die Blut- und Harnproben zuvor im Labor ausgewertet werden müssen. Zumeist finden beim ersten Termin nur die Blutabnahme und die Abgabe der Harnprobe statt und beim zweiten Termin die restlichen Basisuntersuchungen. In Gesundheitszentren der Krankenkasse bzw. bei einem Vertragsarzt gibt es oft ein hauseigenes Labor, weswegen nur ein Termin notwendig ist. Sie erhalten am Ende einen Arztbrief, in dem alle Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchung festgehalten sind. Sind weitere Untersuchungen notwendig, werden Sie zum entsprechenden Facharzt überwiesen.
Der Fokus bei der Vorsorgeuntersuchung liegt auf der Prävention und Früherkennung von
- Herz-Kreislauferkrankungen: In der Vorsorgeuntersuchung wird ein persönliches Risikoprofil in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt erstellt, das Lebensgewohnheiten wie Zigaretten- oder Alkoholkonsum beinhaltet.
- Krebserkrankungen: Jede 8. Frau erkrankt im Laufe Ihres Lebens an Brustkrebs, bei Männern Prostatakrebs die häufigste Krebsart. Der Fokus liegt deshalb auch auf der Prävention von Krebserkrankungen. Für Frauen gibt es das kostenlose Brustkrebs Screening zur Früherkennung von Brustkrebs.
- Stoffwechselerkrankungen: Ein ungesunder Lebensstil und Diabetes-Erkrankungen in der Familie begünstigen eine Erkrankung an Diabetes. Der Arzt wird bei der Vorsorgeuntersuchung auch den Blutzuckerwert bestimmen.
- Alterserkrankungen: Die Überprüfung des Seh- und Hörvermögens ist ab dem 65. Lebensjahr besonders wichtig. Wird nachlassende Hör- oder Sehleistung schnell erkannt, lässt sich die Lebensqualität älterer Menschen verbessern.
- Suchterkrankungen: Alkohol-, Nikotin- und Medikamentenkonsum sind wichtige Indikatoren, die im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung vom Arzt erfragt und dokumentiert werden. Zusätzlich wird Hilfe zur Entwöhnung von Suchtmitteln angeboten.
- Parodontalerkrankungen: Zahnfleischentzündungen verlaufen oft schmerzfrei, weswegen Betroffene meist erst im späten Stadium einen Arzt aufsuchen. Um eine zu späte Diagnose zu vermeiden, wurde die Vorsorge für Parodontalerkrankungen in die Gesundenuntersuchung mit ins Programm genommen.
Die Basisuntersuchungen werden von niedergelassenen Ärzten für Allgemeinmedizin, Vertragsärzten oder in Gesundheitszentren der Krankenkasse angeboten. Die eventuell notwendigen Zusatzuntersuchungen finden bei Fachärzten für Innere Medizin, Fachärzten für Lungenheilkunde und Fachärzten der Radiologie statt. Der gynäkologische Abschnitt wird bei Fachärzten für Frauenheilkunde und Geburtshilfe durchgeführt.
Es gibt kein Risiko der Vorsorgeuntersuchung, bis auf die Koloskopie – der Arzt kann Sie im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung genau darüber aufklären.
Um alles zu einem reibungslosen Ablauf der Untersuchung beizusteuern, bringen Sie Folgendes zu Ihrer Vorsorgeuntersuchung mit:
- Ihre e-card oder gegebenenfalls einen Ersatzkrankenschein
- Alte Befunde von früheren Untersuchungen
- Arztbrief der letzten Vorsorgeuntersuchung, falls Sie schon eine gemacht haben. Der Arzt kann dann die neuen Werte mit den älteren vergleichen und eventuelle Veränderungen ausmachen.
- Eine Liste von Medikamenten, die Sie regelmäßig einnehmen
Bitte erscheinen Sie nüchtern zur Vorsorgeuntersuchung, da auch eine Blutabnahme stattfindet.
Auch außerhalb der jährlichen Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt gibt es mögliche Erkrankungen, die man ab einem gewissen Alter checken lassen sollte. Sinnvolle Untersuchungen, die man zusätzlich zur Vorsorgeuntersuchung regelmäßig durchführen sollte, beziehen sich insbesondere auf das Brustkrebs-Risiko bei Frauen und die Prostatauntersuchung bei Männern.
Brustkrebs-Vorsorge
Mit Mitte 20 wird allen Frauen zur monatlichen Selbstuntersuchung der Brust zur Früherkennung von Brustkrebs geraten. Genaue Anweisungen zur Durchführung zuhause gibt der Arzt. Zusätzlich tastet der Gynäkologe beim jährlichen Kontrolltermin die Brust gründlich ab, um eventuelle Veränderungen oder Knoten ausschließen zu können. Auch diese Untersuchung wird von den Krankenkassen getragen, außer sie findet bei einem Wahlarzt statt (Honorarzahlung).
Frauen, in deren Familie Brustkrebs aufgetreten ist, sind erblich vorbelastet und haben ein höheres Risiko, an Tumoren der Brust zu erkranken. Der Gynäkologe wird die Frau dann ab dem 30. Lebensjahr zum Brustkrebs- Screening überweisen. Wenn Beschwerden auftreten, ist es jederzeit möglich eine Mammographie nach Zuweisung des Arztes in Anspruch zu nehmen, auch für Frauen unter 30. Ab dem 40. Lebensjahr ist ein regelmäßiges, alle 2 Jahre beim Gynäkologen durchgeführtes Screening sinnvoll. Wenn eine Frau – egal welchen Alters – Beschwerden hat oder zur Risikogruppe gehört, kann sie unabhängig davon durch den Arzt ihres Vertrauens zu einer Mammographie zugewiesen werden.
Prostata-Untersuchung
Männer sollten ab dem 45. Lebensjahr jährlich ihre Prostata beim Urologen untersuchen lassen, um möglichen Prostatakrebs im frühen Stadium zu erkennen. Selbst wenn keine Symptome spürbar sind, sollte die Tastuntersuchung gemacht werden. Dieses vorsorgliche Screening wird von der Krankenkasse bezahlt.
Jede in Österreich wohnhafte volljährige Person kann einmal pro Jahr bei jedem mit der Krankenkasse im Vertrag stehenden Arzt mit Vorsorgeuntersuchungsvertrag oder in Gesundheitszentren der Krankenkassen eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen. Man muss also nicht zwangsläufig versichert sein, um sich der Untersuchung unterziehen zu können.