Generell ist für Diabetiker ein aktiver Lebensstil zu empfehlen. Für sportlich Ambitionierte, die an Typ-1-Diabetes leiden, gibt es nur wenige Bewegungseinschränkungen, um eventuelle Stoffwechselentgleisungen (Ketoazidosen und Hypoglykämien) zu vermeiden. Beim Typ-2-Diabetiker sind vor allem all jene Sportarten empfohlen, die eine Erhöhung der Insulinwirksamkeit mit sich bringen, jedoch keine Extrembelastungen darstellen. Diabetes – vor allem Diabetes 2 – ist nicht nur ein Problem für Erwachsene oder Senioren, sondern tritt immer häufiger auch bei Kindern auf (meist in Verbindung mit Übergewicht), denn die Kinder bewegen sich zu wenig.
Typ-1-Diabetikern sind im Bereich Sport nahezu keine Grenzen gesetzt. Es gibt sogar Typ1-Diabetiker, die es zum Olympiasieger gebracht haben. Erlaubt ist praktisch alles was Spaß macht, wenn man die vorgegebenen Richtlinien zur Vermeidung von Stoffwechselentgleisungen beachtet. Sport und Bewegung führen nachweislich zu einer deutlichen Verbesserung des Stoffwechsels.
Für Typ-2-Diabetiker ergeben sich – vor allem durch Ausdauertraining – langfristig eine Reihe von Vorteilen:
- Verbesserung der Blutzuckerwerte,
- Senkung der Blutfette,
- Reduktion von Bluthochdruck,
- Reduktion von Herzkreislauf-Risiken
- Reduktion von Übergewicht
Bei gestörter Glukosetoleranz kann regelmäßiges und vor allem richtiges Training sogar eine Manifestation der Erkrankung verhindern.
Sport verbessert nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern vor allem auch die Lebensqualität. Schon 30 Minuten Bewegung pro Tag wären ein guter Start. Alltagsbewegungen, wie Gehen, Treppensteigen, usw. gehören bereits dazu. Darüber hinaus wäre regelmäßiges Fitnesstraining zu empfehlen. Als Grundregel bei allen Arten von Sport gilt aber: Training muss richtig dosiert sein und soll vor allem auch Spaß machen, um positive Effekte zu erreichen.
Video: Mit Sport gegen Diabetes: Vorbeugung und Therapie
Die Diabetologin Prim. Dr. Claudia Francesconi erläutert in ihrem Vortrag die wichtigsten Fakten rund um die Stoffwechselerkrankung Diabetes. Im Anschluss gibt die Olympia-Teilnehmerin und Leistungssportlerin Dr. Beate Schrott konkrete Tipps für den perfekten Sport bei Diabetes. (Krems, 2.6.2020)
Vorrangiges Ziel eines geplanten Sportprogramms für Diabetiker ist es, vor allem die aerobe Ausdauer zu verbessern. Aus medizinischer Sicht ist dies der beste Schritt, um einerseits den Stoffwechsel zu stabilisieren, anderseits aber auch das Herzkreislauf-System zu stärken. Ausdauersportarten, die mehrere Muskelgruppen fordern, sind zu bevorzugen. Gehen, Wandern, Nordic Walking, Joggen, Schwimmen, Tanzen oder Radfahren beanspruchen gleichzeitig mehrere Muskelgruppen und sind daher besonders effizient. Wer zusätzlich Geschicklichkeit und Beweglichkeit trainieren möchte, ist mit Ballsport gut beraten. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn man eine Sportart wettkampfmäßig betreiben will. Überforderung durch extremen Ehrgeiz kann leicht zu einer Zuckerentgleisung führen. Wer zusätzlich an Bluthochdruck leidet, sollte wiederum beim Krafttraining Acht geben. Krafttraining mit Hanteln, etc. kann den Blutdruck kurzfristig ansteigen lassen. Günstiger sind kräftigende "Alltagsbewegungen", wie z.B. Treppensteigen statt Liftbenützung, aber auch Übungen mit dem eigenen Körpergewicht (z.B. Kniebeugen, Liegestütz etc.).
Eine ganz besonders wichtige Rolle spielt die Trainingsintensität (z.B. das Tempo). Gerade bei Diabetikern lässt sich die optimale Trainingsintensität objektiv mittels eines Belastungstests (Ergometrie) ermitteln. Die gerne verwendeten Pulsformeln (z. B. unter Berücksichtigung des Lebensalters) sind nur bedingt geeignet die individuell richtige Trainingsintensität zu bestimmen. Vor allem bei Personen, die zusätzlich noch Medikamente einnehmen müssen, passen die auf Basis der Formel errechneten Pulswerte kaum. So komisch es auch klingen mag, aber die Intensität – vor allem bei Anfängern – stimmt, solange man beim Gehen, Laufen, Radfahren etc. noch reden kann. Wenn einmal die Luft zum Reden zu wenig wird, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass man zu schnell unterwegs ist.
Für Anfänger gilt als Ziel eine Dauerbelastung von zumindest 30 Minuten zu erreichen. Alternativ wäre zum Einstieg auch ein Intervalltraining zu empfehlen (z.B. 2 Minuten schnelles Gehen, 1 Minute langsam Gehen, 2 Minuten schnelles Gehen, 1 Minute langsam Gehen, usw. bis man insgesamt 30 "schnelle" Minuten in einer Trainingseinheit erreicht hat. In weiterer Folge kann man die Belastungsdauer von 2 Minuten auf 3 Minuten, 5 Minuten oder 10 Minuten steigern. Die Pause bleibt dabei immer gleich.
Das Ziel sollte es sein, ein richtig dosiertes Ausdauertraining zu absolvieren, am besten 3 mal pro Woche 30 bis 60 Minuten lang.
Die folgenden Sportarten sind für Diabetiker besonders geeignet:
- Gehen,
- Wandern,
- Nordic-Walking,
- langsames Laufen,
- Schilanglauf,
- Schwimmen,
- Radfahren,
- Rudern,
- Ballspiele,
- Segeln
Weniger geeignet sind die klassischen Risikosportarten, die auch entsprechende Adrenalinschübe auslösen können wie z.B.:
- Fallschirmspringen,
- Drachenfliegen,
- Eisklettern,
- Tauchen,
- extreme Ski- oder Klettertouren
Was oft unterschätzt wird, ist die Bedeutung von Alltagsbewegungen. Treppensteigen statt Rolltreppe oder Lift, Gehen oder Radfahren statt Auto oder Straßenbahn, mehr Bewegung im Berufsalltag, Gartenarbeit, usw. sollte mehr denn je beachtet werden. Nur durch eine Umstellung der Alltagsbewegungen könnte man bereits erste positive Erfolge erzielen.
Eine sportmedizinische Untersuchung ist vor Trainingsbeginn unbedingt notwendig. Denn im Gegensatz zu gesunden Sportlern müssen Diabetiker ihren Stoffwechsel auch während des Trainings im Auge behalten und sich bereits im Vorfeld Gedanken machen, wie sie eine Unterzuckerung bzw. eine Stoffwechselentgleisung verhindern können. Vor und nach dem Sport daher unbedingt die Blutzuckerwerte kontrollieren!
Eine umfassende medizinische Untersuchung beinhaltet auch eine sportärztliche Beratung, wie die Insulin- und Kohlenhydrateversorgung vor, nach und während des Sports erfolgen muss. Auch bei der Planung des Trainings kann der behandelnde Arzt helfen.
Je nachdem, für welche Sportart man sich begeistert, wird das Outfit gewählt. Der Sportartikelhandel bietet für alle Sportaktivitäten auch die entsprechende funktionelle Kleidung bzw. Ausrüstung an. Sogar die Sportgeräte (Hometrainer, Langlaufskier, Fahrräder etc.) können bereits dem individuellen Leistungsstatus entsprechend angepasst werden.