Was passiert während der fruchtbaren Tage einer Frau im Körper? Um das herauszufinden, stehen unterschiedliche Hilfsmittel – von der Kalendermethode, Temperaturmessung oder Schleimbeobachtung bis hin zum Zykluscomputer – zur Verfügung. Doch auch der weibliche Zyklus unterliegt Schwankungen. Ausgelöst durch Stress, Fieber, unregelmäßigen Schlaf oder Diäten kann der Eisprung verschoben werden und nicht selten in eine ungewollte Schwangerschaft münden. Statistisch werden etwa 25 von 100 Frauen mit diesen natürlichen Methoden schwanger, empfohlen werden sie daher in erster Linie Frauen mit Kinderwunsch.
- Als Zyklus wird die Zeit vom ersten Tag der Regelblutung bis zum Tag vor der nächsten Regelblutung bezeichnet. Im Schnitt dauert er 28 Tage.
- Die fruchtbaren Tage berechnen kann man unter anderem mit der Kalendermethode, der Temperaturmethode oder einer Zervixschleimbeobachtung. Manche Frauen berichten außerdem von Unterbauchschmerzen, die in eben diesen Tagen auftreten.
- Die natürliche Familienplanung ohne Verhütungsmittel ist in erster Linie Paaren mit Kinderwunsch zu empfehlen. Frauen, die auf keinen Fall schwanger werden möchten, sollten sich nicht auf diese Methode verlassen.
Der Zyklus einer Frau beginnt mit dem ersten Tag der Regelblutung und endet am Tag vor Beginn der nächsten Regelblutung. Die Zyklusdauer liegt zwischen 21 und 35 Tagen, im Durchschnitt sind es 28 Tage. Nach der Blutungsphase reift eine neue Eizelle in einem der beiden Eierstöcke heran, anschließend wird der Eisprung durch das sogenannte luteinisierende Hormon (LH) ausgelöst. Die Dauer von der Regelblutung bis zum Eisprung kann variieren, die Dauer vom Eisprung bis zum nächsten Blutungsbeginn ist immer 14 Tage. Rund um den Eisprung kann die fruchtbare Phase, auch bedingt durch die lange Überlebensdauer der Spermien in der Gebärmutter, mitunter recht lang sein.
Die Pille greift in diesen Ablauf ein und verhindert durch die Einnahme von Hormonen den Eisprung. Frauen, die jahrelang die Pille eingenommen haben, müssen ihren Körper erst langsam wieder kennenlernen, um die Anzeichen ihrer fruchtbaren Phase richtig zu deuten. Wollen Sie die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft erhöhen, stehen Ihnen einige Methoden zur Verfügung, um den Eisprung und die fruchtbaren Tage zu berechnen. Wichtigste Voraussetzung dafür: ein möglichst regelmäßiger Zyklus. 1 bis 2 Tage machen nichts aus, aber bei Schwankungen von bis zu 7 Tagen sind diese Methoden nicht mehr sinnvoll. Zur Verhütung eignen sich diese Hilfsmittel nur bedingt und sind daher für Frauen, die auf gar keinen Fall schwanger werden wollen, definitiv nicht geeignet.
Kalendermethode (Knaus-Ogino-Methode)
Spermien können in der Scheide nur einige Stunden, im Gebärmutterhals und in der Gebärmutter bis zu 5 Tage, selten auch bis zu 7 Tage überleben. Die Eizelle ist aber maximal 24 bis 36 Stunden befruchtungsfähig. Wenn Sie schwanger werden wollen, ist der ideale Zeitpunkt für eine Befruchtung 2 Tage vor bis 2 Tage nach dem Eisprung. Um den Zeitraum der Befruchtung berechnen zu können, sollten die Menstruationszyklen etwa 1 Jahr, mindestens jedoch 6 Monate lang protokolliert werden. Aus diesem Protokoll wird dann der kürzeste und der längste Zyklus herangezogen, denn entscheidend ist die Anzahl der Tage, gerechnet vom 1. Tag der Blutung bis zum letzten Tag vor Einsetzen der nächsten Blutung. Mit diesen beiden Informationen rechnen Sie:
Kürzester Zyklus minus 18 Tage = Erster fruchtbarer Tag
Längster Zyklus minus 11 Tage = Letzter fruchtbarer Tag
Beispiel:
Kürzester Zyklus hat 27 Tage: 27 – 18 = 9
Längster Zyklus hat 31 Tage: 31 – 11 = 20
Nach dieser Berechnung wäre die fruchtbarste Zeit zwischen dem 9. und 20. Tag der Periode.
Die Eisprungrechner, die häufig im Internet angeboten werden, sollten ebenso nur unterstützend bei Kinderwunsch angewendet werden – je genauer Sie die Dauer ihres Zyklus und die Dauer der Regelblutung kennen, desto verlässlicher ist das Ergebnis. Die Kalendermethode allein ist nicht empfehlenswert und sollte daher nur in Kombination mit einer anderen Methode wie z. B. der symptothermalen Methode angewendet werden.
Temperaturmethode (Basaltemperaturmethode)
Bei dieser Form der natürlichen Familienplanung wird die morgendliche Körpertemperatur gemessen. 1 bis 2 Tage nach dem Eisprung steigt die Temperatur um bis zu einem halben Grad an und bleibt dann fast bis zur folgenden Menstruation erhöht. Der Temperaturanstieg liegt dann vor, wenn 3 gemessene aufeinanderfolgende Werte um mindestens 0,2 Grad höher liegen als der höchste Wert der vorigen 6 Tage. Wichtig ist, dass die Temperatur immer sofort nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen, mit demselben Thermometer, zirka 5 Minuten, immer an der gleichen Stelle gemessen wird (oral, vaginal oder rektal). Tragen Sie die Werte täglich in eine Tabelle ein, um den Verlauf der Temperatur gut beurteilen zu können.
Der genaue Zeitpunkt des Eisprungs lässt sich mit dieser Methode nicht ermitteln. Da die Samenzellen mehrere Tage überleben können, beginnt die fruchtbare Zeit 5 Tage vor dem Ansteigen der Temperatur bis 3 Tage danach. Auch diese Methode ist eher nur bei Kinderwunsch empfehlenswert.
Zervixschleimbeobachtung (Billings-Methode)
Der Schleim am Muttermund verändert sich im Laufe des Zyklus und es lässt sich anhand der Beschaffenheit und Menge erkennen, ob die Frau fruchtbar ist oder nicht. In den ersten Tagen nach der Regelblutung wird von den Schleimdrüsen am Muttermund nur wenig Schleim produziert, die Konsistenz ist in dieser unfruchtbaren Phase eher dickflüssig bis klumpig. Es bildet sich eine Art Pfropfen am Muttermund, so können auch die Samenzellen nicht hindurch.
Je näher dann der Eisprung rückt, desto klarer und dünnflüssiger wird auch der Schleim. Kurz vorm Eisprung, in der fruchtbarsten Zeit, nimmt die Menge des Schleims zu und er bekommt eine klare, spinnbare Konsistenz, die gerne mit rohem Eiweiß verglichen wird und oft an "glasigem" Ausfluss zu erkennen ist. Man kann damit zwischen den Fingern Fäden ziehen und dadurch gut erkennen, dass die Spermien nun ein leichtes Spiel haben, zur Gebärmutter vorzudringen.
Symptothermale Methode (Rötzer-Methode)
Diese Methode ist eine Kombination aus der Beobachtung von Temperatur, Zervixschleim und Muttermund. Dazu stellen Sie am besten ein Bein auf einen Stuhl, führen einen Finger in die Scheide ein und ertasten dann den Muttermund. Direkt nach der Regelblutung ist dieser hart und geschlossen. Rückt der Eisprung näher, ist er weich und leicht geöffnet. Die Werte und Beobachtungen werden in einem Zykluskalender eingetragen und können mit weiteren körperlichen Anzeichen wie Brustspannen oder Mittelschmerz – ein ziehender, oft einseitiger Schmerz, der vermutlich vom Eisprung ausgelöst wird – ergänzt werden. Wie auch bei den bereits erwähnten Methoden sind die beeinflussenden Faktoren zu berücksichtigen.
Ovulationstest
In Apotheken und Drogeriemärkten sind Ovulationstests erhältlich, die in der Handhabung dem Schwangerschaftstest ähneln. Aber hier wird die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH), das den Eisprung auslöst, im Urin gemessen und kann Aufschluss über die fruchtbaren Tage geben.
Zykluscomputer
Eine weitere Möglichkeit, seinen Zyklus und die fruchtbaren Tage zu beobachten, bieten Computer, die entweder die Temperatur und/oder die Hormonkonzentration im Urin messen. Es stehen Computer für Kinderwunsch oder zur natürlichen Verhütung zur Verfügung. Das Prinzip ist das gleiche, nur die Dauer der "gefährlichen" Zeit ist bei der Verhütung deutlich länger. Der Computer zeigt an, an welchen Tagen die Hormone mit den beigefügten Teststäbchen im morgendlichen Urin gemessen werden müssen.
Das luteinisierende Hormon (LH) löst den Eisprung aus und steigt somit bereits 2 bis 3 Tage vor dem Eisprung an. Der Computer speichert den Hormonanstieg und kann so die fruchtbaren Tage berechnen. Auch hier gilt – je länger die Anwendung (mindestens ein halbes Jahr), desto genauer die Ergebnisse. Denn der Computer speichert die Daten über die gemessenen Monate, wodurch sich mit zunehmender Anwendungsdauer immer verlässlichere Messwerte ergeben. Empfehlenswert ist wiederum die Kombination mit der Temperatur- bzw. Kalendermethode.
Neben dem Temperaturanstieg und der Veränderung des Zervikalschleims berichten manche Frauen vom sogenannten Mittelschmerz, der ziehend oder stechend im Unterbauch oder in der Leistengegend beschrieben wird. Der Mittelschmerz tritt typischerweise erst nach dem Eisprung auf, ist aber kein sicheres Merkmal ob ein Eisprung stattgefunden hat oder nicht.
Die Dauer des Schmerzes ist oft sehr unterschiedlich, manche Frauen spüren ihn nur wenige Minuten, andere wiederum über einen Tag, sehr selten über mehrere Tage lang. Um die Schmerzen etwas zu lindern helfen Wärme (Wärmflasche, warmes Bad), aber auch Sport oder leichte Massagen.
Weitere Anzeichen des Körpers können gespannte oder empfindliche Brüste (nach dem Eisprung), Schmierblutung (Einnistungsblutung) und ein gesteigertes Verlangen nach Sex (Libidosteigerung) sein.
Wollen Sie die Chancen für eine Befruchtung erhöhen, empfiehlt es sich in der fruchtbaren Phase alle 2 Tage Geschlechtsverkehr zu haben. Doch auch wenn Sie sich daran halten – die Wahrscheinlichkeit, in nur einem Zyklus schwanger zu werden, liegt bei höchstens 30 Prozent. Von den Frauen, die geplant schwanger werden, erfolgt dies
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in den ersten 3 Monaten bei zirka 50 Prozent
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in den ersten 6 Monaten bei zirka 75 Prozent
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innerhalb von einem Jahr bei zirka 90 Prozent
Nicht geeignet sind diese Methoden für Jugendliche und für Frauen, die auf gar keinen Fall schwanger werden wollen. Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand oder Stress können den Eisprung und die Dauer des Zyklus beeinflussen. In der praktischen Anwendung liegt der Pearl Index bei 25 (von 100 Frauen, die natürlich verhüten, werden 25 innerhalb eines Jahres schwanger), wobei die Kalendermethode alleine eher schlechter und die symptothermale Methode sehr gut abschneidet.
Grundsätzlich ist die natürliche Familienplanung (NFP) sowohl als chemie- und hormonfreie Verhütungsmethode als auch bei vorhandenem Kinderwunsch sinnvoll. Seien Sie sich dessen bewusst, dass neben Zeit auch Geduld und viel Disziplin erforderlich sind, um in Ihren Körper zu hören und die Anzeichen richtig zu "lesen". Zusätzlich müssen die verschiedenen Einflussfaktoren (Stress, Alkohol, Medikamente, Schlaf, Lebensrhythmus, Krankheiten) berücksichtigt werden.
Will man mit der Basaltemperaturmethode verhüten, ist zu bedenken, dass die Temperatur und der Zyklus von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden können. Dazu zählen Krankheiten mit Fieber, Stress, unregelmäßiger Schlaf, Alkohol am Abend davor oder Medikamente, z. B. Schmerzmittel, die auch die Körpertemperatur senken, Diäten oder Zeitverschiebung. Wer sich in einem Zyklus unsicher ist, ob die fruchtbare Phase schon vorbei ist oder nicht, sollte vorsichtshalber zur Verhütung ein Kondom verwenden.
Ohne Erfahrung kann nicht ohne weiteres natürlich verhütet werden. Sie müssen Ihren Körper zunächst einige Monate konsequent, am besten mit der Rötzer-Methode beobachten und diese Beobachtungen (Temperatur, Beschaffenheit des Zervixschleims) in einen Kalender eintragen. Generell zu empfehlen: Paare, die diese Methode wählen, sollten mindestens die Hälfte des Monats beim Geschlechtsverkehr ein Kondom verwenden.
- Interview mit Dr. Kathrin Sator, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Tulln (NÖ), 03.03.2016
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