Die Pille

Frau hält Pillenpackung in der Hand.
Die Pille schützt bei korrekter Einnahme zuverlässig vor einer Schwangerschaft.
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Etwa 4 von 10 Österreicherinnen zwischen 15 und 49 Jahren vertrauen auf die Sicherheit der "Pille". Die Präparate verhindern mit hoher Sicherheit bei korrekter Anwendung eine Schwangerschaft.

Medizinische Expertise

Andreas Nather

Dr. Andreas Nather

Gynäkologe und Leiter von Woman & Health
www.womanandhealth.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Die meisten Pillenpräparate sind sogenannte Mikropillen und enthalten eine Kombination aus einem Östrogen (Ethinylestradiol) und einem Gestagen. Das enthaltene Gestagen entscheidet in der Regel auch darüber, welchen Zusatznutzen eine Pille bietet (z.B. positive Effekte auf Haut und Haare). Auch für die individuelle Verträglichkeit ist neben der Höhe der Östrogendosierung die Wahl des Gestagens von Bedeutung.

  • Die Pille ist ein hormonelles Verhütungsmittel.
  • Man unterscheidet zwischen Kombinationspräparaten und der Minipille.
  • Die Pille unterdrückt die Eireifung im Eierstock und verhindert den Eisprung.
  • Hat man vergessen, die Pille einzunehmen, kann man sich je nach Präparat noch mit einigen Stunden Verspätung nachnehmen.
  • Ist die Pause zwischen den Pilleneinnahmen zu groß, muss zusätzlich verhütet werden.
  • Die Pille kann sich positiv auf Haut und PMS-Beschwerden auswirken.
  • Mögliche Nebenwirkungen sind Gewichtszunahme und ein erhöhtes Thromboserisiko.

Seit ihrer Einführung 1962 hat sich die Pille enorm weiterentwickelt. In Österreich gibt es mittlerweile etwa 40 verschiedene Präparate, die individuell auf die Bedürfnisse der Frau abgestimmt werden können. Damit ist es gelungen, Risiken und Nebenwirkungen auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Im Wesentlichen unterscheidet man heute zwischen

  • Kombinationspräparaten: Östrogen-Gestagen-Pillen (Ein-, Zwei- und Dreiphasenpillen), die Hormone in unterschiedlicher Dosierung enthalten, sowie

  • Minipille: reine Gestagenpillen, sie enthalten kein Östrogen.

Von der Art und Dosierung des jeweiligen Gestagens hängt auch die zusätzliche Wirkung der Pille ab.

Es gibt verschiedene "Generationen" von Pillen:

  • 1. Generation: Dazu zählen die Wirkstoffe Norethisteron, Lanestrenol

  • 2. Generation: Wirkstoffe Levonorgestrel, Norgestrel

  • 3. Generation: Wirkstoffe wie Gestoden, Desogestrel, Norgestimat

  • 4. Generation: Die Wirkstoffe Cyproteron, Dienogest, Chlormadinon verhindern Hautuntreinheiten, Akne, fettige Haut und Körperbehaarung, Drospirenon vermindert überdies auch Wassereinlagerungen.

Allen gemeinsam ist, dass sie aus künstlichen Hormonen hergestellt werden, die den menschlichen Sexualhormonen ähnlich sind. Die Wirkungsweise östrogenhaltiger Pillen liegt darin, dass sie den Eisprung hemmen. Man nennt diese Präparate daher auch "Ovulationshemmer". Pillen, die das Hormon Gestagen enthalten, verhindern das Eindringen der Spermien bzw. das Einnisten einer evtl. befruchteten Eizelle in die Gebärmutter.

Durch die enthaltenen Konzentrationen an Östrogen und Gestagen unterdrückt die Pille, wie bei einer Schwangerschaft, die Eireifung im Eierstock und verhindert den Eisprung. Zusätzlich beeinflussen die Hormone der Pille den Gebärmutterhalsschleim, der dann während des gesamten Zyklus den Muttermund verschließt, sodass beim Geschlechtsverkehr keine Spermien in die Gebärmutter gelangen.

Der dritte Wirkort der Pille ist die Gebärmutterschleimhaut. Unter dem Einfluss der Pillenhormone wird die Gebärmutterschleimhaut, das Endometrium, nicht so stark aufgebaut. Sollte also doch einmal der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass ein Eisprung stattfindet und Spermien den Gebärmutterhals passieren, könnte sich eine befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter einnisten.

Kombinationspräparate

Kombinierte Pillen enthalten Östrogen und Gestagen in unterschiedlicher Zusammensetzung. Östrogen verhindert den Eisprung, Gestagen hemmt den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass sich kein Ei mehr einnisten kann; der Eintritt von Spermien wird aufgrund einer Verdickung des Schleimpfropfs, der den Gebärmutterhals verschließt, verhindert.

Mikropillen

Basis der meisten Kombinationspräparate ist das künstliche Östrogen Ethinylestradiol. Mikropillen enthalten weniger als 0,05 Milligramm pro Tablette, manche kommen auch mit etwa 0,02 und 0,03 Milligramm aus. Seit kurzem steht eine weitere Östrogenkomponente, Estradiolvalerat, zur Verfügung, das im Körper rasch in Estradiol umgewandelt wird.

Bei den Mikropillen werden folgende "Phasen-Pillen" unterschieden:

  • Einphasen-Pille: Die Pille wird eine Phase hindurch, also 21 Tage eingenommen und ist ebenfalls eine Kombination von Östrogen und Gestagen. Nach einer einwöchigen Pillenpause sinkt der Hormonspiegel und verursacht eine Abbruchblutung, die meist schwächer ist als die "normale" Periode. Es gibt auch Pillen mit 28 Tabletten, wobei die letzten sieben Tabletten wirkstofffrei sind. Die Vorteile dabei: bei täglich gleicher Einnahmezeit ist diese Pille sehr sicher und enthält wenig Östrogen. Disziplin ist jedoch gefragt, denn wird die Pille innerhalb von zwölf Stunden vergessen, ist ein sicherer Verhütungsschutz nicht mehr gegeben. Dies gilt auch im Fall von Erbrechen oder Durchfall.

  • Zweiphasen-Pille: Eine Zweiphasenpille besteht aus einer Kombination aus Östrogenen und Gestagenen. Die Pille der ersten Woche enthält nur Östrogen, in den 2 Folgewochen eine Kombination aus Östrogen und Gestagen. Sie gilt als sehr sicher, allerdings darf die Reihenfolge der Einnahme der Dragees nicht verwechselt werden, um ausreichenden Empfängnisschutz zu gewähren.

  • Dreiphasen-Pille: Bei Dreiphasen-Pillen ändert sich die Hormon-Kombination stufenweise. In den ersten sechs Tagen werden Östrogen-Gestagen-haltige Pillen eingenommen. In den nächsten fünf bis sechs Tagen Östrogen und Gestagen in leicht erhöhter Menge, in der dritten Phase wird über zehn Tage hindurch die Östrogendosis reduziert, die Gestagendosis gleichzeitig erhöht. Dadurch wird die Hormongabe besser an den normalen Hormonzyklus der Frau angepasst. Allerdings kann es sein, dass in der 2. Zyklushälfte aufgrund des sehr geringen Gestagengehalts Zwischenblutungen auftreten.

Die Minipille (Gestagenpillen)

Die Minipille enthält ausschließlich Gestagen und ist besonders für Frauen geeignet, die das Hormon Östrogen nicht vertragen oder zu Risikogruppen von Thrombosen oder Herzkreislauferkrankungen zählen. Das enthaltene Gestagen bewirkt eine Veränderung der Schleimhaut der Gebärmutter und des Gebärmutterschleimpfropfens und hemmt die Ovulation. Die Minipille wird ohne Pausen eingenommen, dabei bleibt die Monatsblutung für gewöhnlich aus.

Die verschiedenen Pillenpräparate unterscheiden sich in ihrer hormonellen Zusammensetzung und sind jeweils für bestimmte Zielgruppen besser geeignet als für andere. Allen Präparaten gleich ist hingegen die Wirkung. Sie verunmöglichen die Ovulation (Eisprung), verdicken den Gebärmutterschleim und verhindern das Einnisten eines Eis.

PRÄPARAT HORMON GEEIGNET FÜR

Mikropille

  • < 0,05 mg Ethinolestradiol (Östrogen)
  • Estradiolvalerat (= naturidentes Hormon)

Einphasen-Pille

  • Östrogen & Gestagen zum gleichen Anteil
  • Frauen mit späterem Kinderwunsch

Zweiphasen-Pille & Dreiphasen-Pille

  • Östrogen & Gestagen zum gleichen Anteil

Minipille

  • Gestagen
  • Östrogenfrei
  • Frauen in der Stillzeit
  • Frauen, die kein Östrogen einnehmen sollten (Raucherinnen, Thromboseneigung, Frauen vor der Menopause)

Wenn Sie vergessen haben, Ihre tägliche Pille zu schlucken, können Sie das innerhalb einer bestimmten Zeit nachholen. Wie groß dieses Zeitfenster ist, um einen sicheren Empfängnisschutz zu gewähren, entnehmen Sie dem Beipacktext. Wird das Zeitfenster überschritten, ist die Sicherheit der Empfängnisverhütung nicht mehr gegeben, es kann zu einer Schwangerschaft kommen. Um eine Empfängnis zu verhindern, sollten Sie zu zusätzlichen Verhütungsmitteln greifen, z.B. Kondom.

Für den Notfall gibt es auch die Pille danach: Beim Wirkstoff Ulipristalacetat sollte eine Einnahme max. innerhalb von 120 Stunden (5 Tagen) nach dem Geschlechtsverkehr erfolgen, beim Wirkstoff Levonorgestrel innerhalb von 72 Stunden (3 Tagen).

Die Hormone der Pille beeinflussen Körperprozesse unterschiedlich, bei manchen bringen sie Vorteile:

  • Reinere Haut: Hautunreinheiten, Akne, fettige Haut und Haarausfall werden oft gemildert, da durch die Pille die Konzentration der männlichen Hormone gemindert wird

  • Geringere Blutungen: Die Blutungsstärke während der Periode nimmt ab

  • Prämenstruelles Syndrom: Beschwerden vor Einsetzen der Regelblutung werden deutlich schwächer

  • Fruchtbarkeit: Die Pille beeinflusst die Fruchtbarkeit nicht

Typische Beschwerden in den ersten Zyklen nach Beginn der Einnahme können Zwischenblutungen, Übelkeit oder Brustspannen und leichte Wasserspeicherung sein. Meistens legen sich diese Symptome im 3. Anwendungsmonat. Einige Frauen reagieren auf bestimmte Gestagene der verschiedenen Antibabypillen mit Stimmungsschwankungen, Unwohlsein, Gereiztheit oder Libidoverlust. Hier hilft meistens der Wechsel auf ein anderes Pillenpräparat.

Pille und Gewichtszunahme

Bei einigen Frauen können die Östrogene der Pille dazu führen, dass Wasser ins Körpergewebe eingelagert wird, dadurch kann auch eine leichte Gewichtszunahme erfolgen oder die Beine können bei langem Stehen anschwellen. Es gibt aber auch Pillen-Präparate, die Wassereinlagerungen entgegenwirken.

Pille und Thromboserisiko

Zu den schwerwiegendsten Komplikationen, die bei der Einnahme der Pille auftreten können, zählen Thrombosen. Gefährdet sind vor allem Frauen, die rauchen, starkes Übergewicht aufweisen, zu Bluthochdruck neigen oder Diabetes haben.

Pille und Krebs

Die Einnahme der Pille senkt die Häufigkeit von Eierstockkrebs sowie von Gebärmutterschleimhautkrebs. Sie erhöht jedoch leicht das Risiko für Gebärmutterhalskrebs. Bezüglich Brustkrebs sind die wissenschaftlichen Daten nicht eindeutig. Während einige Studien keine Risikoerhöhung zeigen, gibt es auch Daten über ein gering erhöhtes Brustkrebsrisiko, vor allem bei Langzeiteinnahme und Beginn vor dem 25. Lebensjahr.

Das Rezept, um eine Pillenpackung kaufen zu können, erhalten interessierte Frauen beim Gynäkologen. Generell ist die Pille nicht oder nur bedingt geeignet für

  • Raucherinnen (erhöhtes Schlaganfallrisiko, Herzinfarkt-Risiko)

  • Frauen mit Venenthrombosen oder Neigungen dazu

  • Betroffene mit Erkrankungen der Leber und Galle

  • Diabetikerinnen

  • Frauen mit erhöhten Triglyzeridwerten

  • Betroffene von Blutgerinnungs- oder Durchblutungsstörungen

  • Nach Brustkrebs

  • Für Frauen mit nicht abgeklärten Blutungen

  • Schwangere

Mindestalter ist für die Verschreibung der Pille keines vorgesehen. Der behandelnde Frauenarzt prüft die Reife der Patientin und entscheidet auf Basis dessen, ob ihr ein verantwortungsvoller Umgang mit der Sexualität zuzutrauen ist. Prinzipiell gilt man in Österreich ab dem 14. Geburtstag als einwilligungsfähig und kann sich die Pille auch ohne Einwilligung der Eltern verschreiben lassen.

Die Kosten können je nach Hersteller stark variieren und reichen in etwa von 10 bis 30 € pro Monat. Wie die Kosten in der Beziehung aufgeteilt werden, muss jedes Pärchen natürlich für sich selbst entscheiden. Prinzipiell ist der Partnerschaft zuliebe, aber zu empfehlen, offen über das Thema zu sprechen. Verhütung ist im Interesse beider Partner und sollte daher auch finanziell keine reine Frauensache sein.

Anders als einigen anderen west-europäischen Ländern gibt es von der österreichischen Krankenkasse bei der Verhütung keinerlei finanzielle Unterstützung. Die Pille muss aus der eigenen Kasse bezahlt werden.

Mehr lesen » 12 Verhütungsmittel für Frauen im Überblick

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