In etwa jeder zweite Mensch hat eine Vagina und dennoch tummeln sich rund um dieses weibliche Geschlechtsorgan viele Mythen und Unwahrheiten. Finden Sie hier die wichtigsten Fakten und erfahren Sie unter anderem, wie das Organ tatsächlich aufgebaut ist, wie groß es ist und welche Bakterien sich darin aufhalten.
- Die Vagina ist ein weibliches Geschlechtsorgan.
- Korrekt wird der äußere Anteil der weiblichen Geschlechtsorgane als Vulva bezeichnet, die Vagina selbst ist eine innere Struktur.
- In der Vagina sollte ein gesundes Bakterienmilieu vorherrschen, das vor Erkrankungen schützt.
- Beckenbodentraining kann viele Beschwerden rund um die Sexualität und Inkontinenz positiv beeinflussen.
Vulva | äußeres Geschlechtsorgan (Genitallippen, Klitoris, Eingang zu Harnröhre und Vagina) |
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Vagina | innere Struktur, innen gelegene Verbindung zwischen Vulva und Gebärmutter |
Video: Lichen sclerosus vulvae: Diagnose, Differentialdiagnose, Therapie
OÄ Dr. Alexandra Ciresa-König (Geschäftsführende Oberärztin, Univ.-Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe, Med Uni Innsbruck) erklärt die wichtigsten Fakten rund um die Hauterkrankung Lichen sclerosus vulvae. (Webinar, 28.11.2022)
Oft wird fälschlicherweise die gesamte weibliche Genitalregion "Vagina" genannt. Tatsächlich wird das äußere Geschlechtsorgan korrekt als Vulva bezeichnet. Zur Vulva zählen:
- innere und äußere Genitallippen (Schamlippen)
- Klitoris
- Eingang zu Harnröhre und Vagina
Die eigentliche Vagina hingegen ist eine innere Struktur, die ebenso wie Uterus, Eierstöcke, Gebärmutterhals und Eileiter zu den Fortpflanzungsorganen zählt.
Die Vagina ist in etwa 65 bis 125 Millimeter lang. Bei sexueller Erregung dehnt sie sich jedoch sowohl in ihrer Länge als auch in ihrer Breite aus.
Die Vagina ist ein Organ, das sich selbst reinigt. Eine gewisse Menge an Ausfluss ist deshalb Teil des natürlichen Reinigungsprozesses. Sobald jedoch Schmerzen auftreten, der Ausfluss verstärkt austritt oder unangenehm riecht, sollte eine Ärzt:in aufgesucht werden. Denn ein veränderter Ausfluss kann auch auf eine Infektionskrankheit hinweisen.
Ein positives Bakterienmilieu kann verschiedenen Erkrankungen vorbeugen. Die Vagina braucht passende Bakterien als Bewohnerinnen, die Milchsäurebakterien sind ein wichtiger Teil der lokalen Abwehr. In kleineren Mengen sind auch andere Bakterien, die in der Vagina leben, nicht schädlich. Nehmen schädliche Bakterien überhand, macht sich das meist an einem veränderten Ausfluss bemerkbar, der von Juckreiz und Brennen begleitet wird. Wenn Sie die gesunden Bakterien Ihrer Vagina fördern möchten, sollten sie übermäßiges Waschen mit aggressiven Seifen gänzlich vermeiden. Für die Scheidenregion reicht warmes Wasser zur Reinigung völlig aus.
Die Beckenboden-Muskulatur ist ein gerne unterschätzter Teil des weiblichen Körpers. Bei unwillkürlichem Harn- und Stuhlverlust ist ein gezieltes Training dieses Muskelsystems oft eine wirksame Therapieoption. Ein Beckenbodentraining wird insbesondere bei unkontrolliertem Harn- oder Kotverlust verordnet. Das sogenannte "Kegel-Training" kann aber auch eine intensivere Empfindsamkeit beim Geschlechtsverkehr fördern. Auch manche Frauen, die davor noch nie einen vaginalen Orgasmus hatten, können so neue Höhepunkte erreichen. Auf der anderen Seite kann aber auch ein zu stark angespannter Beckenboden für sexuelle Beschwerden sorgen. Eine spezialisierte Physiotherapie schafft Abhilfe.
Genitallippen sehen bei jeder Frau anders aus
Nicht zuletzt die mittlerweile große Bedeutung pornographischer Filme sorgt für ein weit verbreitetes Idealbild von äußeren und inneren Genitallippen. Dieses ist von der Realität jedoch oft weit entfernt, denn Genitallippen kommen in den unterschiedlichsten Formen, Größen und Farben vor. Sie sind wie jeder Teil des Körpers individuell ausgeprägt.
Aufbau der Klitoris
Die Klitoris liegt unter der Klitoris-Vorhaut und hat über die anliegenden Schwellkörper Kontakt zum unteren Teil der Vagina. Trotz der Tiefe wird sie in der Medizin als äußeres Geschlechtsorgan geführt. Das sichtbare Klitorisköpfchen ist jedoch nur ein kleiner Teil davon, denn die Klitoris ist insgesamt ungefähr zehn Zentimeter lang.
Sex hält gesund
Sex jeglicher Art kann dazu beitragen, dass die weiblichen Geschlechtsorgane gesund bleiben. Obwohl durch hormonelle Veränderungen nach der Menopause mehr als die Hälfte der Frauen über Beschwerden wie Trockenheit berichten, ist Sexualität lebenslang ein wichtiges Thema. Oft kann mit recht einfachen therapeutischen Optionen wie Gleitmittel oder befeuchtenden Zäpfchen eine beschwerdefreie sexuelle Aktivität auch in höherem Alter unterstützt werden.
- Frauen – Das Große Gesundheitsbuch, A. Rieder, 1. Auflage, Kneipp Verlag, 1.Auflage, Leoben/Wien, 2005