Sex in der Schwangerschaft

Mann hält im Bett Bauch seiner schwangeren Frau
Sofern die Schwangerschaft gut verläuft und sich beide Partner dabei wohl fühlen, spricht nichts gegen Geschlechtsverkehr.
© Jes2u.photo / Shutterstock.com

Entsprechende Lust vorausgesetzt, spricht in den meisten Fällen nichts gegen Sex in die Schwangerschaft – sofern diese ohne Komplikationen verläuft.

Woran erkenne ich die unabhängig geprüften Inhalte? Wer unsere Artikel prüft und alle weiteren Infos zu unseren Qualitätskriterien finden Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Die Zeiten, in denen Frauen von Sex in der Schwangerschaft abgeraten wurde, sind zum Glück lange vorbei. Heute weiß man: Wenn in der Schwangerschaft keine Komplikationen auftreten, kann das Liebesspiel dem Ungeborenen keinen Schaden zufügen. Das Kind kann weder erdrückt, noch berührt oder verletzt werden. Denn es schwimmt in seiner Fruchtblase sicher umhüllt von warmen Fruchtwasser und ist zudem rundum auch noch durch die feste Gebärmutterwand geschützt. Durch die Erschütterungen beim Sex und dem Orgasmus schaukelt es höchstens sanft hin und her – und genießt, dass es der Mutter gut geht. Keime, die beim Geschlechtsverkehr in die Vagina übertragen werden können, haben keine Möglichkeit das Ungeborene zu erreichen, da ein Schleimpfropf den Gebärmutterhals sicher verschließt.

  • Sex während der Schwangerschaft ist möglich und für das Kind ungefährlich.
  • Ein harter Bauch aufgrund kleinerer Kontraktionen ist unbedenklich.
  • Der Mythos, Sperma könne Wehen auslösen, ist falsch.
  • Bei früheren Fehlgeburten, auftretenden Blutungen oder anderen Schwangerschaftskomplikationen, kann es vorkommen, dass der behandelnde Arzt von Sex abrät.
  • Gute Hygiene vor und nach dem Sex ist bei beiden Partnern wichtig, um das Risiko auf genitale Infektionen gering zu halten.

Geschlechtsverkehr und Orgasmus samt Kontraktionen der Gebärmutter lösen keine frühzeitigen Wehen aus und steigern bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft auch nicht das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt. Einige Schwangere spüren beim Orgasmus, dass ihr Baby wild im Bauch zappelt. Das ist kein Grund zur Sorge: Das Baby reagiert nur auf den schnelleren Herzschlag und den erhöhten Blutdruck der Mutter beim Orgasmus. Dies führt auf keinen Fall zu einem Sauerstoffmangel des Ungeborenen. Zwar pumpt die Plazenta kurzzeitig weniger Blut zum Baby, aber das trainiert seinen Kreislauf schon einmal ein wenig für die Geburt. Auch der Muskeltonus der Gebärmutter verbessert sich durch die Kontraktionen, was wichtig für die Entbindung ist.

Häufig kommt es beim Orgasmus dazu, dass kleinere Kontraktionen der Gebärmutter ausgelöst werden. Der Bauch kann dann ganz hart werden. Selbst wenn das manchmal unangenehm ist, brauchen sich Schwangere keine Sorgen zu machen. Beim Orgasmus ziehen sich Vagina und Gebärmutter zusammen. Durch diese kleine Welle von Kontraktionen kann aber keine Geburt ausgelöst werden. Wem das Hartwerden des Bauches unangenehm ist, kann die Kontraktionen, wie bei Übungswehen, für einige Minuten veratmen.

Sperma enthält das Hormon Prostaglandin. Es wird auch in Medikamenten verwendet, um die Geburt einzuleiten. Allerdings ist der Prostaglandin-Gehalt im Sperma so gering, dass ein Ejakulat beim Sex nicht ausreicht, um die Wehen auszulösen. Trotzdem kann regelmäßiger Geschlechtsverkehr, bei dem der Mann in der Frau zum Orgasmus kommt, den Geburtsbeginn um den errechneten Termin herum anregen. Die natürlichen Prostaglandine im Sperma aktivieren die Wehentätigkeit der Gebärmutter aber nur, wenn der Zeitpunkt für die Entbindung reif oder bereits überschritten ist. Denn sie weiten einen leicht geöffneten Muttermund, indem sie das Gewebe weicher und nachgiebiger machen. Wer also schon einige Tage über den Geburtstermin ist und es nicht mehr erwarten kann, sein Baby endlich in die Arme zu nehmen, kann Sex als natürlichen Geburtshelfer ausprobieren.

Besonders in der Spätschwangerschaft (3. Trimester) kann der immer größer werdende Bauch der Schwangeren bei einigen Sexpositionen im Weg sein. Wenn die Frau auf dem Bauch liegt, kann das unangenehm sein. Und wenn sie auf dem Rücken liegt, kann wiederum der Mann leicht auf den Babybauch drücken. Auf Positionen, bei denen die Frau auf dem Bauch oder Rücken liegt, sollte das Paar deshalb in den letzten 3 Schwangerschaftsmonaten besser verzichten. Es gibt ja auch genug Alternativen und Experimentierfreudigkeit kann zu neuen Höhepunkten im Bett führen. Gut geeignet für den Geschlechtsverkehr auch in der fortgeschrittenen Schwangerschaft sind z. B. Sexstellungen, bei denen die Frau auf ihrem Partner sitzt oder ihm den Rücken zudreht. Dabei am besten auf etwas abstützen. Auch die sogenannte Löffelchenposition ist selbst Hochschwangeren noch angenehm. Weil der Mann hier in Seitenlage hinter der Frau liegt, dringt der Penis in dieser Stellung auch nicht allzu tief ein.

Sex gilt normalerweise als völlig unbedenklich während der gesamten Schwangerschaft. Nur in Ausnahmefällen raten Gynäkologen bisweilen zu Enthaltsamkeit. Der Arzt wird Paare immer darauf hinweisen, wenn sie besser nicht miteinander schlafen sollten oder Vorsicht beim Sex geboten ist. Das kann bei bestimmten Komplikationen der Fall sein:

Bei früheren Fehlgeburten

Sind der aktuellen Schwangerschaft schon Frühgeburten vorausgegangen, dann sollte sich die Frau vor allem in den ersten 3 bis 4 Schwangerschaftsmonaten besonders schonen – auch in puncto sexuelle Aktivität. Zwischen der 14. und 20. Schwangerschaftswoche wird der Arzt die Risikoschwangere insbesondere auf eine eventuelle Zervixinsuffizienz untersuchen und auch überprüfen, ob die Entwicklung des Kindes zufriedenstellend verläuft. Ist alles in Ordnung, kann die Zurückhaltung beim Sex langsam aufgegeben werden.

Vorzeitige Öffnung des Muttermundes

Vorsicht wird nötig, wenn bei der Frau eine Zervixinsuffizienz besteht, das heißt die Schwangere über ein derart schwaches Bindegewebe verfügt, dass sich der Muttermund zu früh öffnet und dadurch eine Früh- oder Fehlgeburt droht. Um dieses schlimme Ereignis abzuwenden, erfordert die Zervixinsuffizienz das Verschließen des Muttermundes mit einem sogenannten Zerklagenband. Dieser kleine Eingriff kann ab der 15. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Haben Wehen bereits eingesetzt oder die Fruchtblase ist verletzt, ist das Einsetzen einer Zerklage jedoch nicht mehr möglich.

Wenn Blutungen auftreten

Dabei ist zwischen Blutungen in der Frühschwangerschaft und Blutungen in der späteren Schwangerschaft zu unterscheiden. Nehmen Sie sicherheitshalber bei stärkeren Blutungen immer unverzüglich Kontakt zu einem Arzt auf. Leichte Blutungen sind meist kein Grund zur Sorge. Nach dem Sex kommt es zuweilen auch zu einer leichten Blutung im Vaginalschleim. Diese stammt vom Muttermund, der wegen der stärkeren Durchblutung bei der Berührung so reagiert ("Kontaktblutung"). Sie ist jedoch unbedenklich.

Vorzeitige Wehen

Auch dann ist strikte Schonung für die Schwangere angesagt – also auch Zurückhaltung im Bett. Die Chance, dass die Schwangerschaft noch länger aufrechterhalten wird, steigen dadurch.

Verlust von Fruchtwasser

Normalerweise platzt die Fruchtblase unter dem Geburtsvorgang. Bei jeder 10. Frau platzt sie jedoch, bevor sich Wehen zeigen. Dann heißt es, sich unverzüglich auf den Weg ins Krankenhaus zu machen beziehungsweise der Hebamme Bescheid zu geben. Denn meist setzen wenige Stunden nach dem Blasensprung spontan die Wehen ein. Eine gefährlichere Komplikation kann sich ergeben, wenn sich der Kopf des Babys zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Becken positioniert hat und die Nabelschnur vor den Kopf des Babys rutscht (Nabelschnurvorfall).

Beeinträchtigung der Plazenta

Von Plazentainsuffizienz spricht man, wenn deren Funktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Diese Komplikation kann zu einer Mangelversorgung des Ungeborenen führen. Wenn die Plazenta vor dem Muttermund liegt, spricht man von Plazenta praevia. Bei diesen beiden Komplikationen muss die Schwangere besonders sorgfältig überwacht und per Kaiserschnitt entbunden werden. Es kann auch nötig werden, einige Zeit auf Sex zu verzichten.

Bei Lippenherpes

Bei einem akuten Herpes-Ausbruch sollten sie auf Oralsex verzichten. Zwar ist eine Ansteckung des ungeborenen Kindes mit Lippenherpes im Mutterleib ausgeschlossen. Doch leidet die Frau dann um den Geburtstermin herum unter Genitalherpes, muss das Kind per Kaiserschnitt entbunden werden. Sonst könnte sich das Neugeborene mit Herpesviren infizieren, was zu schweren Schädigungen führen kann.

Gute Hygiene sollte eine Selbstverständlichkeit sein – doch während der Schwangerschaft ist sie besonders wichtig. Keime können normalerweise zwar nicht direkt zum Baby gelangen, weil ein Schleimpfropf den Gebärmutterhals sicher verschließt. Genitale Infektionen erhöhen aber das Risiko für Frühgeburten.

Zur Reinigung der Schamlippen und des Scheideneinganges empfiehlt sich ausschließlich klares Wasser, um den vor Keimen schützenden Säureschutzmantel aufrecht zu erhalten. Ebenso wie zu häufiges Waschen oder die Reinigung mit Waschsubstanzen beeinflusst jedoch auch mangelnde Hygiene den Säureschutzmantel der Haut negativ. Von Übertreibung in jegliche Richtung ist also abzuraten. Auf jeden Fall aber ein eigenes Handtuch für den Intimbereich reservieren und falls Sie Waschlappen benutzen, diese täglich wechseln.

Auch für den werdenden Vater gilt, sich während der Schwangerschaft seiner Partnerin gut zu pflegen: Zum Schutz vor einer genitalen Infektion sollte er seinen Penis täglich unter Zurückziehen der Vorhaut mit Seife reinigen. Am besten er wäscht sich kurz vor dem Geschlechtsverkehr noch schnell.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Zuletzt aktualisiert:

15. September 2020

Erstellt am:

7. August 2017

Stand der medizinischen Information:

15. September 2020


Quellen:

Meine Schwangerschaft, Silvia Höfe, Dr. med. Alenka Scholz, Gräfe und Unzer, 1. Auflage, München, 2014

Die Hebammen-Sprechstunde, Ingeborg Stadelmann, Stadelmann Verlag, 8. korr. Auflage, Wiggensbach 2005

Das große Buch zur Schwangerschaft, Kainer, F., Nolden, A., Gräfe und Unzer, 7. Auflage, München 2013

Schwangerschaft und Geburt, Birgit Gebauer-Sesterhenn, Dr. Med. Thomas Villinger, Gräfe und Unzer, 1. Auflage, München 2012


Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge