Übelkeit in der Schwangerschaft wird auch "Morning-Sickness-Syndrom" oder bei sehr extremer Ausprägung als "Hyperemesis" bezeichnet. Viele Frauen kommen überhaupt erst durch die berühmte Morgenübelkeit auf die Idee, einen Schwangerschaftstest zu machen. Wenigen Frauen ist den ganzen Tag schlecht oder die Übelkeit wird von Erbrechen begleitet. Zum Glück verschwinden diese unangenehmen Beschwerden in der Regel bis zum Ende des 3. Schwangerschaftsmonats wieder. In seltenen Fällen nimmt die Schwangerschaftsübelkeit extreme Formen an: Frauen müssen sich ständig heftig übergeben oder die Beschwerden halten über den 3. Schwangerschaftsmonat hinaus an. Dann ist ärztlicher Rat gefordert. Ansonsten können werdende Mütter gegen die Schwangerschaftsübelkeit einiges selbst tun.
80 % aller Schwangeren kämpfen in den ersten 3 Monaten mit Übelkeit, die bis zum Erbrechen führen kann. Die Gründe dafür sind nicht vollständig geklärt. Vermutlicher Auslöser ist ein hoher Spiegel des Schwangerschaftshormons HCG (Human Choriongonadotropin). Es wird in der äußeren Hülle der Fruchtblase (Chorion) gebildet und kurbelt die Ausschüttung eines zweiten Hormons an, des Progesterons. Da sich im 2. Trimester bereits die Plazenta entwickelt hat und dann die Aufgaben von HCG übernimmt, fällt der HCG-Spiegel nach dem 3. Monat wieder ab. Dann lässt auch die Übelkeit wieder nach. Zudem werden Schwankungen im Stoffwechsel diskutiert. Auch niedriger Blutdruck und die Psyche können eine Rolle spielen, dass sich die unangenehmen Beschwerden in der Schwangerschaft zeigen.
Wenn die Übelkeit zu Erbrechen führt, haben viele Schwangere Angst, dass es ihrem Baby nicht gut gehen könnte. Sie sollten sich aber keine Sorgen machen: Solange sich die Beschwerden im Rahmen halten, ist dies sowohl für Ihr Baby als auch für Sie selbst harmlos. Selbst ein Gewichtsverlust in der Frühschwangerschaft ist in keiner Weise ungewöhnlich. Spätestens wenn die Übelkeit vergeht, steigt das Gewicht der werdenden Mama wieder, denn das kleine Leben in ihr wächst ab dem 2. Trimester rasant.
Behandlungsbedürftig wird Übelkeit mit Erbrechen jedoch, wenn sich die Schwangere öfter als 3- bis 4x pro Tag heftig übergibt und dabei nahezu alle Nahrung und Flüssigkeit, die die Schwangere zu sich nimmt, wieder ausgeschieden wird. Diese extreme Form von Schwangerschaftsübelkeit bezeichnen Mediziner als Hyperemesis gravidarum.
Allerdings sind davon nur 2-3 % aller Schwangeren betroffen. In Folge des Wasserverlustes und der Gewichtsabnahme kommt es zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustands der Schwangeren. Deshalb muss Hyperemesis gravidarum unbedingt ärztlich behandelt werden. In der Regel werden betroffene Frauen im Krankenhaus therapiert, bis die Phase des extremen Erbrechens vorüber ist. Per Infusionen wird der Körper mit Flüssigkeit und Elektrolyten versorgt. Zudem stehen Medikamente zur Verfügung, die gegen die Übelkeit helfen und deren Wirkung auf das Baby im Tierversuch und in großen Studien als unbedenklich eingestuft wurde.
Durch ein paar Verhaltensregeln können werdende Mamas Übelkeit und Erbrechen ein wenig vorbeugen beziehungsweise diese unangenehmen Begleiterscheinungen der Frühschwangerschaft erträglicher machen:
Vor dem Aufstehen essen
Gerade gegen Morgenübelkeit ist es hilfreich, noch vor dem Aufstehen im Bett eine Kleinigkeit zu essen. Das können eine Banane, ein Apfel, ein wenig Trockenobst oder auch Salzstangen, trockenes Brot oder ein Zwieback oder Knäckebrot sein. Trinken Sie dazu am besten einen Kräutertee. Diese erste kleine Mahlzeit können Sie sich von Ihrem Partner servieren lassen oder sie stellen sich die Lebensmittel und eine Thermoskanne schon abends parat auf den Nachttisch. Der kleine Snack liefert Ihnen direkt nach dem Aufwachen Energie und hebt den Blutzuckerspiegel an. Das mindert die Übelkeit.
Unterwegs knabbern
Da ein leerer Magen Übelkeit verstärkt, packen Sie auch unterwegs vorsichtshalber immer etwas zum Knabbern ein.
Gegen Sodbrennen
Nehmen Sie lieber häufig kleine Mahlzeiten zu sich, als den Magen mit wenigen großen stark zu belasten. Das beugt zudem Sodbrennen in der Schwangerschaft vor, mit dem ebenfalls viele werdende Mamas zu kämpfen haben.
Mit Gewürzen sparen
Das Essen nicht zu stark würzen. Nicht zu säurehaltig und auch nicht zu fettig essen. Auch Essig, Zitrusfrüchte sowie rohe Zwiebeln können Übelkeit fördern.
Keine kalten Getränke
Getränke sollten nicht kalt sein, am besten haben Sie Raumtemperatur oder sind lauwarm. Verzichten Sie zudem auf kohlensäurehaltige Getränke und sauren Fruchtsäfte. Falls Sie Erbrechen müssen, achten Sie gut darauf, den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen: Da dem Körper mit der Flüssigkeit auch Salze verloren gehen, besorgen Sie sich am besten Trinkelektrolyte aus der Apotheke, um die Mineralien dem Körper wieder zuzuführen.
Viel lüften
Da Schwangere geruchsempfindlicher werden, versuchen Sie Gerüchen von gekochtem Essen oder dem Dunst des Kühlschrank-Inhaltes aus dem Weg zu gehen. Da die Übelkeit vielfach allein durch solche Gerüche ausgelöst wird, sollten Sie sehr viel lüften.
Ingwer gegen Übelkeit
Als Wundermittel gegen Schwangerschaftsübelkeit gilt Ingwer. Studien zeigen dass die asiatische Knolle bei schwangerschaftsbedingte Übelkeit äußerst wirksam ist. Bei den Untersuchungen erhielten Frauen 1 g Ingwerextrakt am Tag. Dies entspricht 1 Teelöffel frisch gepressten Ingwer, 2 ml flüssigen Ingwerextrakt aus der Apotheke oder dem Reformhaus, 10 ml Ingwersirup (ebenfalls aus Apotheke oder Reformhaus) oder vier Tassen Ingwertee. Für eine Tasse Ingwertee geben Sie 200 ml kochendes Wasser auf einen halben Teelöffel frisch geriebene Ingwerwurzel. Das ganze 5-10 Minuten ziehen lassen. In kleinen Schlückchen trinken. Achtung: In extremen hohen Dosierungen kann Ingwer abführend wirken. Nehmen Sie daher nicht mehr als 1 Gramm pro Tag zu sich!
Vitamin B6 kann helfen
Vitamin B6 wird bereits seit vielen Jahren als Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt. Es wirkt zwar nur bei manchen Frauen, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Zu den natürlichen Vitamin-B6-Quellen zählen Vollkorngetreide, Nüsse, Bananen, Geflügel, Fisch, Avocado und Reis. Falls Sie Vitamin B6 als Nahrungsergänzung versuchen möchten, sprechen Sie darüber mit ihren Frauenarzt! Normalerweise werden 10-25 mg dreimal täglich eingenommen.
Ätherische Öle
Frische Düfte - z. B. in eine Duftlampe gegeben oder direkt aus dem Fläschen geschnuppert – können ebenfalls helfen, der Übelkeit ein Schnippchen zu schlagen. Besonders bewährt haben sich ätherische Öle: Zitrone, Mandarinen, Bergamotte oder Pfefferminze. Achten Sie beim Kauf aber auf deren absolute natürliche Reinheit!
Pausen einplanen
Gönnen Sie sich über den Tag verteilt immer wieder ein paar kleine Ruhepausen, denn Übelkeit nimmt zu wenn Sie erschöpft, müde oder gestresst sind. Deswegen am besten mindestens eine Auszeit pro Tag fest einplanen.
Mit dem Zähneputzen warten
Wenn sie erbrochen haben, putzen Sie lieber nicht gleich die Zähne. Denn durch die Magensäure ist der schützende Zahnschmelz weich geworden. Diesen schrubben Sie weg, wenn sie nach dem Erbrechen gleich die Zähne putzen. Diese Gefahr besteht nach einer 1/2 Stunde warten nicht mehr.
Alternative Methoden wie Akupunktur, Akupressur und Homöopathie haben sich gegen Schwangerschaftsübelkeit bewährt. Suchen Sie am besten speziell ausgebildete Ärzte auf, um Übelkeit und Erbrechen so effektiv zu lindern. Auswahl und Dosierung homöopathischer Mittel sind für den Behandlungserfolg entscheidend. Grundsätzlich haben sich aber u.a. folgende homöopathischen Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit bewährt: Sepia, Ipecacuanha, Colchium, Nux vomica, Arsenicum album oder Cocculus. Zudem können Schüßler-Salze Schwangerschafts-Erbrechen mildern: Nr. 2 Calcium phosphoricum, Nr. 5 Kalium phosphoricum, Nr. 7 Magnesium phosphoricum und Nr. 12 Calcium sulfuricum.