Erste Hilfe: Was Senioren brauchen

Frau leistet einer älteren Dame Erste Hilfe
Bei Seniorinnen und Senioren können gewisse Grunderkrankungen zu Situationen führen, bei denen Ersthelfer rasch handeln müssen.
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Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2017 Mit fortschreitendem Lebensalter stehen diverse gesundheitliche Probleme im Vordergrund: In vier häufigen Notfällen werden die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen für Senioren erläutert.

Medizinische Expertise

Romana Kandioler

Mag. Romana Kandioler

Spezialistin für den Fachbereich Erste Hilfe und Sanitätshilfe beim Wiener Roten Kreuz
www.roteskreuz.at
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"Menschen in höherem Alter neigen dazu, Schmerzen eine geringe Bedeutung beizumessen. Sie warten lieber, ob es nicht ohnehin von selbst besser wird", warnt Romana Kandioler, Spezialistin für den Fachbereich Erste Hilfe und Sanitätshilfe beim Wiener Roten Kreuz. "Bei betagten Menschen ist vor allem Überzeugungsarbeit zu leisten, dass es besser ist, eine Verletzung, die sich als nicht so schlimm herausstellt, vom Arzt begutachten zu lassen, als die Folgen einer Verletzung, die ohne ärztlichen Rat schlecht verheilt ist, zu ertragen." Besonders bei Stürzen ist das der Fall – aber auch andere ernsthafte Erkrankungen stellen Risikofaktoren für medizinische Notfälle dar.

"Im Grunde sind es zwei Muster, die für das höhere Lebensalter typisch sind", weiß Kandioler. "Das eine sind Folgen von internen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Asthma bronchiale oder COPD, auf der anderen Seite stehen Folgen von Sturzverletzungen, die sich im Alter schlimmer auswirken können als in jüngeren Jahren."

Wie Sie bei diesen für Seniorinnen und Senioren typischen Notfällen vorgehen, erfahren Sie nachfolgend.

Bei Diabetes kann es durch eine zu hohe oder zu niedrige Energiezufuhr, kombiniert mit einer nicht angepassten Dosierung der Medikamente, zu Über- oder Unterzucker kommen. Mürrisches Verhalten, Orientierungs- und Teilnahmslosigkeit können Symptome dafür sein. Unterzucker kann sogar zur Bewusstlosigkeit führen. Wenn Sie die angesprochenen Veränderungen bei einer älteren Person feststellen, ist Folgendes zu tun:

  • Sprechen Sie die Person auf eine mögliche Diabeteserkrankung an sowie auf die Einnahme der Medikamente und der letzten Mahlzeit.
  • Ist die Person bei Bewusstsein, versuchen Sie ihr Zuckerwasser oder Traubenzucker zu geben – einen Unterzucker zu stoppen ist wichtiger, als einen vielleicht vorliegenden Überzucker zu verschlimmern.
  • Ist keine Diabeteserkrankung bekannt oder treten bereits erste Bewusstseinseintrübungen auf, muss die Rettung gerufen werden.

Bluthochdruck tritt im höheren Lebensalter häufig auf und erhöht das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Wenn Sie Anzeichen auf eine dieser Erkrankungen erkennen können, gilt es, sofort die Rettung zu rufen. Danach führen Sie diese Erste-Hilfe-Maßnahmen durch:

  • Bei einem Schlaganfall sollte die Person vorsichtshalber in die stabile Seitenlage gebracht werden, um bei einem Verlust des Bewusstseins rascher reagieren zu können.
  • Versuchen Sie, die betroffene Person zu beruhigen, um den Kreislauf nicht noch weiter zu belasten. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollte sie sich auch möglichst wenig bewegen.
  • Öffnen Sie beengende Kleidungsstücke.
  • Bei einem Herzinfarkt müssen für den Ernstfall bereits Wiederbelebungsmaßnahmen geplant werden. Lassen Sie sich Einmalhandschuhe, Beatmungstücher und nach Möglichkeit auch einen Defibrillator bringen.

Diese Erste-Hilfe-Maßnahmen sind einzuleiten, wenn eine Person einen Asthmaanfall bekommt:

  • Bleiben Sie ruhig und halten Sie die von Atemnot betroffene Person dazu an, ruhig zu atmen. Gemeinsames Ein- und Ausatmen ist hier hilfreich.
  • Körperliche Anstrengung muss vermieden werden.
  • Beim erstmaligen Auftreten eines Anfalls sowie bei längerer Dauer als sonst, muss die Rettung gerufen werden.
  • Sie können der betroffenen Person helfen, eine Sitzhaltung einzunehmen, die das Atmen erleichtert: Aufrechtes Sitzen, eventuell Abstützen der Hände.
  • Sorgen Sie für Frischluftzufuhr, aber achten Sie darauf, dass die Person nicht auskühlt.

"Die Ursachen von Stürzen sind sehr zahlreich", erklärt Kandioler. "Das beginnt bei Sehstörungen, geht über Nebenwirkungen von Medikamenten und beeinträchtigter Beweglichkeit bis hin zu Bodenunebenheiten und schlechter Beleuchtung." Deswegen ist es wichtig, regelmäßig die Sehleistung vom Augenarzt überprüfen zu lassen. Besonders für ältere Menschen ist es wichtig, einen Arzt oder eine Ärztin des Vertrauens zu haben und nicht ständig zwischen verschiedenen Ärzten zu wechseln – sonst kann der Überblick über die verordneten Medikamente und deren Wechselwirkungen rasch verloren werden.

Wenn es zu einem Sturz kommt, müssen Ersthelfer Folgendes tun:

  • Bei Bewusstlosigkeit (z. B. durch eine Gehirnerschütterung) kontrollieren Sie die Atmung, legen Sie die Person in die stabile Seitenlage und rufen Sie dann die Rettung.
  • Offene Brüche werden mit einer keimfreien Wundauflage bedeckt und diese wird fixiert, ohne Druck auf die Wunde auszuüben. Rufen Sie die Rettung.
  • Sind Beine oder Hüfte betroffen, darf die Person nicht mehr aufstehen. Bringen Sie sie in eine möglichst schmerzfreie Position und rufen Sie die Rettung.
  • Werden Hand oder Arm beim Sturz verletzt, können diese Körperteile mithilfe eines Dreieckstuches ruhiggestellt werden. Rufen Sie dann die Rettung.

"Die mangelnde Beweglichkeit im Alter kann nur durch ein aktives Leben kompensiert werden", meint Kandioler. "Bodenunebenheiten wie Teppichkanten, Türstaffel oder Ähnliches haben in Wohnungen, in denen Personen leben, die zu Stürzen neigen, nichts verloren. Gegen die Gewohnheit kein Licht aufzudrehen, weil man sich ohnehin nur kurz in einem Raum aufhält, wirkt am besten eine Minutenlichtschaltung."

  • Interview mit Romana Kandioler, Spezialistin für den Fachbereich Erste Hilfe und Sanitätshilfe beim Wiener Roten Kreuz
  • R. Kandioler, H. Kuderna, G. Michels: Erste Hilfe für Senioren: Notfälle erkennen. Richtig handeln. Besser vorbeugen. Maudrich Verlag, Wien, 2017

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