Bänder

Mann mit verbundenem Fuß, weil er sich die Bänder verletzt hat.
Ein Bändereinriss kann sehr schmerzhaft sein.
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Gehen, Schreiben, Tanzen oder Ballspielen – dank eines ausgeklügelten Zusammenspiels von Bändern, Gelenken, Muskeln und Sehnen kann der Mensch all diese und viele andere Bewegungen ausführen.

Medizinische Expertise

Thomas Kalmar

OA Dr. Thomas Kalmar, MSc

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Karl-Eybl-Gasse 1/1/7, 3500 Krems an der Donau
www.dr-kalmar.at
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Die Bänder werden dem passiven Bewegungsapparat zugeordnet, d.h. sie führen selbst keine Bewegungen aus, wie etwa unsere Muskeln mithilfe der Gelenke. Bänder (Ligamente) sind Verbindungselemente aus Bindegewebe zwischen 2 Knochen. Bänder sind durchwegs straff (außer z.B. an der Wirbelsäule), sie verbinden die Gelenksteile.

  • Bänder sind Verbindungselemente und werden zum passiven Bewegungsapparat gezählt.
  • Unterschieden wird zwischen aufgelagerten Bändern, die die Fußgelenke stabilisieren und eingelagerten Bändern, die das Gelenk von innen stabilisieren.
  • Zu den häufigsten Verletzungen zählen diverse Bänderdehnungen, der Kreuzbandriss und ein Riss des Sprunggelenkaußenbandes.

Ein koordiniertes Zusammenwirken der 4 "Akteure" Bänder, Sehnen, Muskeln und Knochen ermöglicht es dem Menschen, eine Unzahl an Bewegungen zu vollführen.


Jedes Gelenk ist von einer Gelenkskapsel umgeben und wird von Bändern zusammengehalten. Der Bewegungsspielraum eines Gelenks ist daher auch davon abhängig, wie straff die Bänder um das Gelenk sind:

  • Aufgelagerte Bänder: sie stabilisieren die Fußgelenke.

  • Eingelagerte Bänder: sie sind an der Gelenkwand angewachsen und stabilisieren das Gelenk von innen, wie beispielsweise im Knie- oder Hüftgelenk. Halt im Inneren der Gelenkhöhle geben Bänder, wie etwa das Kreuzband in der Kniegelenks- oder Hüftgelenkshöhle.

Bei Gelenken, die stark beansprucht werden, wie etwa Knie, Schulter oder Ellenbogen, liegt ein Schleimbeutel unter den Bändern. Der mit gallertartiger Flüssigkeit gefüllte Beutel federt Belastungen und Reibungen ab, die beim Zusammenwirken von Sehnen, Muskeln und Bändern entstehen. Gemeinsam mit Muskeln können aufgelagerte Bänder mit Krafttraining gestärkt werden, der Erfolg zeigt sich jedoch langsamer als bei Muskeln. Doch kräftige Bänder und Muskeln bieten den besten Schutz vor Verletzungen. Daher sollte das Training auch langsam beginnen. Bei zu raschem Trainingsbeginn können die Bänder empfindlich und gereizt reagieren.

Bänder werden von Bindegewebe gebildet, dieses ist faserig aufgebaut. Werden die Bänder bei sportlichen Belastungen, wie etwa bei Stop-and-go-Sportarten (Tennis, Fußball, Squash) oder auch beim Laufen, z.B. durch Überknöcheln, im Übermaß gedehnt, kann diese Bänderdehnung schmerzhafte Folgen haben und eine längere Trainingspause mit sich bringen.

Bei einer Überdehnung der Bänder reißt das Gewebe nicht ein und das Gelenk bleibt stabil. Es können jedoch Schmerzen und Schwellungen auftreten. In diesem Fall helfen Maßnahmen wie hochlagern, kühl halten, einen stützenden Verband anlegen und in jedem Fall eine ausgiebige Schonzeit. Meist regeneriert sich das Gewebe innerhalb von 1 bis 2 Wochen wieder von selbst, mit Sport sollte erst wieder begonnen werden, wenn die Beschwerden völlig abgeklungen sind.

Mehr lesen » Bänderriss und Überdehnung

Kreuzbandriss

Ein Riss des Kreuzbandes im Knie ist die häufigste Art von Bänderverletzungen, die vor allem bei Sportarten wie Fußball oder Skifahren entsteht. Das vordere Kreuzband ist dabei 7 Mal öfter betroffen als das hintere. Mitunter kommt es auch zu einer Kombination von Kreuz- und Seitenbandriss. Bei diesen Verletzungen ist eine rasche Behandlung erforderlich, da bei nicht ausreichender oder nicht erfolgter Behandlung das Risiko für Knorpelschäden und Arthrose steigt.

Im Zuge einer arthroskopischen Operation wird das gerissene Band wieder verbunden. Im Anschluss an die Behandlung ist eine umfassende Nachbehandlung mithilfe von Physiotherapie erforderlich. Nach etwa 2 Monaten kann ein vorsichtiges Muskeltraining beginnen, für sportliche Betätigung sollte man eine Pause von ca. 4 Monaten einplanen.

Eher selten tritt ein Riss des Innenbandes auf. Auch diese Verletzung kann durch entsprechende Schienung in etwa 6 Wochen geheilt werden.

Riss des Sprunggelenksaußenbandes

Es passiert meist rasch und schmerzvoll: Ein Umknicken, Stolpern, dazu ein nicht aufgewärmter Muskel und schon reißt das Sprunggelenkaußenband. Meist schwillt das Gelenk an, es kommt zu starken Schmerzen. Dennoch ist bei dieser Verletzung eine Operation meist nicht erforderlich. Ist die Schwellung abgeklungen, kann eine Schiene angelegt werden und der Betroffene kann das Gelenk wieder normal belasten. Begleitende Maßnahmen (Dehnen, Physiotherapie) verkürzen den Heilungsprozess. Nach etwa 8 Wochen ist das Gelenk wieder normal belastbar.

Um einen Bänderriss auszuschließen, sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden. Anhand der Schwellung und Färbung des betroffenen Gelenks kann er sich ein erstes Bild über den Verletzungsgrad machen. Kommt es neben einer Schwellung zu einem Bluterguss, deutet das auf einen Bänderriss hin. Mit weiteren diagnostischen Griffen kann er eine Diagnose stellen.

So etwa führt er bei Verletzungen am Sprunggelenk einen "Aufklapptest" durch. Kann er das betroffene Sprunggelenk nach außen klappen, liegt ein Bänderriss vor. Ist das Innenband gerissen, lässt sich das Gelenk nach innen kippen, ist das Außenband betroffen, lässt sich das Gelenk nach außen kippen. Bei Verdacht auf Kreuzbandriss ist der "Schubladentest" ein wichtiges Hilfsmittel. Ist das Band gerissen, lässt sich der Unterschenkel des Betroffenen schubladenartig nach vorne ziehen.

Für Sportler gilt: Je besser Muskeln und Bänder trainiert sind, desto kleiner ist das Verletzungsrisiko. Die meisten Verletzungen entstehen aufgrund von falschen Bewegungen, Stürzen oder abrupten Bewegungen, die die Bänder überlasten bzw. reißen lassen. Ein entsprechendes Krafttraining stärkt nicht nur die Muskeln, sondern es entlastet auch die Bänder. Je stärker die Muskeln, desto weniger Belastung sind Bänder ausgesetzt.

Auch Koordinationstraining ist eine gute Möglichkeit, um das Zusammenwirken der Muskeln zu schulen und falsche Bewegungsabläufe zu verhindern. Letztlich kann aber auch die Bodenbeschaffenheit das Verletzungsrisiko erhöhen oder senken. Unebene, steinige oder sehr weiche Böden verlangen stabile Gelenke und starke Bänder, um ein Umknicken oder Stürzen auszuschließen. Wer diese Herausforderung dennoch annehmen möchte, hat auch die Möglichkeit, mit Stützverbänden vorzubeugen. Auch das Schuhwerk sollte darauf abgestimmt sein und die Füße stabilisieren.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

24. September 2020

Erstellt am:

13. Oktober 2014

Stand der medizinischen Information:

24. September 2020

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