Die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) tritt meist als Folge einer entzündlichen Grunderkrankung, ausgelöst durch Viren bzw. Bakterien oder aufgrund von Autoimmunerkrankungen auf. In vielen Fällen bleibt die Herzmuskelentzündung unbemerkt und heilt ohne Symptome wieder aus. Allerdings kann diese Entzündung das Herz schwer schädigen und zu einer chronischen Herzschwäche oder plötzlichem Herztod führen.
- Eine Herzmuskelentzündung wird in der Fachsprache auch Myokarditis genannt.
- Häufig ist sie auf eine unzureichend ausgeheilte Grippe oder Erkältung zurückzuführen.
- Mögliche Symptome einer Herzmuskelentzündung sind unter anderem Atemnot, Fieber und schlechte Belastbarkeit. Oft verläuft die Myokarditis aber symptomfrei.
- Eine akute Herzmuskelentzündung mit einem sogenannten fulminanten Verlauf ist lebensbedrohlich und muss umgehend intensivmedizinisch behandelt werden.
- Um eine Myokarditis zu vermeiden, sollte man auch vermeintlich harmlose Erkältungskrankheiten immer vollständig auskurieren.
Art | Entzündung des Herzmuskels |
---|---|
Auslöser | Infekte (Viren, Bakterien, Pilze), Systemerkrankungen, koronare Herzkrankheit |
Symptome | Atemnot, Fieber, Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung |
Diagnose | Herzmuskelbiopsie |
Therapie | Behandlung der Ursache, Bettruhe, bei Bedarf notfallmedizinische Versorgung |
Vorbeugung | Krankheiten vollständig ausheilen |
Es gibt keine genauen Daten zur Häufigkeit, weil viele Fälle gar nicht diagnostiziert werden und ohne Symptome harmlos verlaufen. Medizinisch genau abgeklärt werden nur Betroffene, die eine entsprechende Vorerkrankung – beispielsweise Herzschwäche – haben. Dabei zeigte sich in einer Studie, dass bei 20% von 2200 Herz-Patienten eine Herzmuskelentzündung die Ursache der schlechten Herzleistung war. Die Myokarditis kann in jedem Lebensalter vorkommen, Erkrankungsgipfel liegen im Kindes- und Jugendalter und zwischen 20 und 50 Jahren.
Entzündungen sind Reaktionen des Körpergewebes auf schädigende Einflüsse. Am Ort der Entzündung tritt eine Durchblutungsstörung auf, es erhöht sich die Durchlässigkeit der Gefäßwand. Entzündungen, die das Herz betreffen, zählen immer zu den schweren bis schwersten Erkrankungen.
Je nach Auftreten werden drei große Entzündungsarten unterschieden:
- Myokarditis: Entzündung des Herzmuskels
- Endokarditis: Entzündung an der Herzinnenhaut und der Herzklappen
- Perikarditis: Entzündung des Herzbeutels
Die häufigsten Auslöser der Herzmuskelentzündung sind:
INFEKTIÖSE AUSLÖSER | NICHTINFEKTIÖSE AUSLÖSER | ANDERE URSACHEN |
---|---|---|
Viren | Systemerkrankungen bzw. Autoimmunerkrankungen Dazu zählen
| koronare Herzkrankheit |
Bakterien | Alkohol- oder Drogenmissbrauch | |
Parasiten | Toxische Medikamente bei einer Chemotherapie | |
Pilze | Bestrahlungsfolgen |
Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze können den Herzmuskel im Rahmen verschiedener Infektionskrankheiten befallen, beispielsweise bei grippalen Infekten der Atemwege oder Infekten des Verdauungstraktes.
Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Myokarditis zu erkranken, denn bei ihnen können sich Infektionen im Körper leichter ausbreiten und auf das Herz übergreifen.
Eine leichte und vorübergehende Myokarditis kann vollkommen unbemerkt bleiben, weil die Symptome unklar und nur gering ausgeprägt sind. Je nach Schweregrad können aber deutlichere Symptome auftreten. Dazu gehören:
- Atemnot
- Fieber, Gelenksschmerzen
- Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) im Bereich der Knöchel und Unterschenkel
- uncharakteristische Brustschmerzen (Angina pectoris)
- schlechte Belastbarkeit
- andauernde Müdigkeit und Erschöpfung
- Herzschlagunregelmäßigkeiten (Herzstolpern)
Häufig geht einer Herzmuskelentzündung eine Entzündung der Atemwege oder ein schwerer grippaler Infekt voraus. Ist auch der Herzmuskel betroffen, klagen viele über eingeschränkte Belastbarkeit und die beschriebenen Symptome. Entwickeln sich anhaltende körperliche Schwäche sowie Atemnot bei geringster Belastung in Kombination mit Herzschmerzen und Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern, Herzrasen, Herzstolpern), kann das auf eine akute Herzmuskelentzündung hindeuten. In diesen Fällen ist eine umgehende medizinische Abklärung notwendig!
Beim Herzmuskel handelt es sich um den größten Teil des Herzens, die muskulösen Herzwände. Entzünden kann sich der Herzmuskel in jedem Alter und aus den verschiedensten Gründen.
Bei der Herzmuskelentzündung werden folgende Formen unterschieden:
Virusmyokarditis
In 50 bis 80 % der Fälle folgt die Herzmuskelentzündung einer Grippe oder anderen fiebrigen Erkrankungen wie Mumps oder Röteln. Prinzipiell kann aber jeder Erreger, der im menschlichen Körper eine Infektion auslöst, auch eine Herzmuskelentzündung verursachen. Am häufigsten sind es aber die sogenannten Coxsackie Viren – verantwortlich für grippale und fiebrige Erkrankungen und Erkrankungen des Bauchraumes.
Erste deutliche Anzeichen für eine virale Herzmuskelentzündung sind
- große und anhaltende Müdigkeit,
- Schwäche und Schwindel, verbunden mit unrhythmischen Herzschlägen.
Deshalb ist bei grippalen Infekten besondere Vorsicht geboten. Wer eine Grippe oder schwere Erkältung nicht richtig ausheilt, riskiert eine Herzmuskelentzündung. Achtung: Wer Temperatur hat, gehört ins Bett! Wenn die Schlappheit über mehrere Tage anhält, ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren, um eine Herzmuskelentzündung ausschließen zu können.
Wenn eine virale Myokarditis diagnostiziert wurde, dann ist körperliche Schonung und strikte Bettruhe einzuhalten. Andernfalls riskiert der Betroffene schwere Folgeerkrankungen am Herzen oder einen chronischen Verlauf der Myokarditis, der in vielen Fällen mit einer reduzierten Lebenserwartung verbunden ist.
Fulminante Myokarditis
Bei dieser – schlimmsten – Form der Herzmuskelentzündung können Betroffene innerhalb weniger Stunden von absolutem Wohlbefinden in einen sogenannten kardiogenen Schock geraten – eine Schockform, die durch Pumpversagen des Herzens ausgelöst wird. Der kardiogene Schock löst Herzversagen, Atemnot und lebensbedrohende Panik aus.
Die fulminante Myokarditis ist lebensbedrohlich und macht in allen Fällen eine schnelle und kompetente Intensivmedizin, Intubation, Beatmung und sehr oft auch Kreislaufersatzverfahren notwendig. Patienten, die die fulminante Myokarditis überleben, gelten in der Regel aber als langfristig gesund, Übergänge in eine chronische Herzmuskelentzündung – wie bei der viralen Form häufiger der Fall – sind selten zu beobachten.
Müdigkeit und Schwäche können natürlich viele Ursachen haben und sind nicht ausschließlich spezifisch für Myokarditis. Deshalb ist die Diagnose äußerst wichtig. Dazu gehört in einem ersten Schritt die Erfragung der Krankengeschichte – wie Magen-Darm-Infektionen, Grippe, Mumps, Röteln oder Systemkrankheiten wie rheumatische Erkrankungen.
Zeigt der Untersuchungsbefund Wasseransammlung in der Lunge oder im Gewebe – verbunden mit Herzrhythmusstörungen – kann das auf eine Myokarditis hinweisen. Da aber auch andere Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems wie Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Herzklappenfehler ähnliche Beschwerden wie die
Myokarditis hervorrufen können, müssen diese – je nach klinischem Bedarf – durch Laborkontrollen, EKG und Langzeit-EKG, durch Lungenfunktionstests, Echokardiographie (Herzultraschall), ev. Magnetresonanztherapie und Herzkatheteruntersuchung ausgeschlossen werden.
Findet sich in allen Untersuchungen keine eindeutige Erklärung für die aufgetretenen Beschwerden oder Herzleistungsschwäche, kann eine vermutete Herzmuskelerkrankung nur durch eine direkte Untersuchung des Herzmuskelgewebes (Herzmuskelbiopsie) im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung zuverlässig nachgewiesen werden. Dabei wird über eine große Vene in der Leistenbeuge ein Katheter über das Venensystem bis ins Herz geschoben und dort mit einer kleinen Zange eine geringe Menge Gewebe entnommen.
Eine akut oder schwer verlaufende Herzmuskelentzündung ist ein lebensbedrohender Notfall. Die ersten Schritte der Behandlung bei bakteriellen Infektionen sind die ausgiebige Bekämpfung der infektiösen Ursachen mit hochdosierten Antibiotika bzw. immunstärkende und antivirale Medikamente (Interferone) bei Viruserkrankungen. Oberste Priorität hat in allen Fällen die absolute Bettruhe.
Wenn die Myokarditis mit Fieberschüben verbunden ist, ist eine dosierte Fiebersenkung notwendig, um das Herz zu entlasten. Auch antientzündliche Medikamente wie Kortison werden von Fall zu Fall eingesetzt. Nach Abklingen der akuten Beschwerden ist über ein paar Monate hinweg körperliche Schonung angesagt, erst dann sollte ein stufenweiser Leistungsaufbau erfolgen, damit sich das Herz wieder langsam an normale Belastungen gewöhnen kann.
Verbunden mit der Behandlung der Herzmuskelentzündung muss allerdings auch die Behandlung der ursächlichen Auslöser sein, speziell im Fall von Systemerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen. Auch die Behandlung von Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche ist zwingend notwendig, um das Herz zu entlasten und zu stärken.
In den meisten Fällen heilt eine Myokarditis folgenlos aus. In seltenen Fällen kann aber ein akutes Herzversagen als Folge schwerer Herzrhythmusstörungen oder einer Herzschwäche auftreten. In sehr schweren und sehr seltenen Fällen kann es notwendig sein, das Herz durch eine künstliche Pumpe zu unterstützen oder eine Herztransplantation vorzunehmen.
Die beste Prävention einer infektionsbedingten Myokarditis ist das komplette Ausheilen der ursächlichen Erkrankung oder Entzündung. Wer krank ist, Grippe oder Fieber hat, gehört ist Bett! Körperliche Schonung kann in diesen Fällen entscheidend sein und eine Entzündung des Herzmuskels verhindern oder zum Ausheilen ohne Folgeerkrankungen führen.
Der plötzliche Herztod vieler sportlicher, durchtrainierter Menschen, die nach viralen oder bakteriellen Infekten ihren Körper zu schnell wieder intensiv fordern, ist eine Bestätigung für die Gefahr, dass Herzmuskelentzündungen ernstzunehmende Krankheiten sind, die zu plötzlichem Herzinfarkt und zum Tod führen können.
- Interviews mit Prim. Dr. Rudolf Vikydal, Kardiologe am Krankenhaus Steyr
- Leitfaden MRT in der Kardiologie. In: Österreichische Ärztezeitung, 22/ 2007, S. 56f.
- B. Stiller, Myokarditis. Therapien für jede Phase. In: Der Allgemeinarzt,20/ 2012, S. 32 f.