Denn die Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt und das Herz verlässlich schlägt. Nur durch ein leistungsstarkes Herz kann der Körper ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden.
Mit dem Ersatz von kranken oder nicht mehr funktionierenden Herzklappen können Betroffene in den meisten Fällen nach der Operation wieder ein unbelastetes und aktives Leben führen.
Herzklappenerkrankungen entstehen fast immer in einem schleichenden Prozess. Betroffene führen daher erste Symptome wie verstärktes Atmen oder leichte Atemnot bei Spaziergängen oder körperlichen Alltagstätigkeiten oft aufs Älterwerden zurück. Doch nicht immer liegt es am Alter. Wenn die Herzklappen defekt sind, führt das zu einer verminderten Pumpleistung des Herzens, was sich in Luft- und Atembeschwerden äußern kann.
Aber nicht nur Atemnot, auch Wasseransammlung in den Beinen oder ein starker Anstieg des Pulses bei leichten Tätigkeiten können erste Hinweise auf eine Herzklappenerkrankung sein. Dazu kommen bei manchen Betroffenen kurze Schwindel- oder Schwächeanfälle, wiederkehrendes Druckgefühl im Brustkorb und insgesamt ein Leistungsabfall.
Wenn der Hausarzt den Verdacht auf eine Herzklappenerkrankung äußert und in einer ersten Untersuchung veränderte Herztöne feststellt, kann im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie) oder einer vertiefenden Röntgenuntersuchung die Erstdiagnose bestätigt oder widerlegt werden. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind eine Magnetresonanztherapie und eine Herzkatheterisierung, die detaillierte Erkenntnisse über das Ausmaß der Herzklappenerkrankung geben.
Es muss bei jedem Betroffenen ein individuelles Behandlungskonzept erstellt werden, das den allgemeinen Zustand, Begleiterkrankungen, die genaue Klappenerkrankung und deren Stadium berücksichtigt.
Eine Klappenerkrankung kann
- durch operative Reparatur der Klappe,
- einen operativen Klappenersatz,
- einen minimal-invasiven Klappenersatz über die Leistenarterie,
- über eine Klappensprengung oder
- abwartend
behandelt werden. Es ist aber nicht jede Option bei jeder Klappenerkrankung (Aortenklappenstenose, Aortenklappeninsuffizienz, Mitralklappenstenose, Mitralklappeninsuffizienz) möglich.
Bei der Herzklappenoperation wird die erkrankte Herzklappe – in jedem Fall unter Vollnarkose – repariert oder ersetzt. Welche Operationsmethode angewendet wird, hängt vom Gesamtzustand des Betroffenen, von der Herzklappe, die erkrankt ist und vom Verlauf der Erkrankung ab. Ziel jeder Herzklappenoperation ist es, die Klappenfunktion zu normalisieren und dadurch langfristig den Herzmuskel zu entlasten.
Operation am offenen Herzen
In den meisten Fällen erfolgt der Herzklappenersatz während einer Operation am offenen Herzen. Das bedeutet, dass der Chirurg den Brustkorb und das Herz öffnet, um die erkrankte Klappe entfernen zu können. Dann wird die neue Herzklappe eingesetzt, vernäht oder durch den Einsatz eines Stützringes gestärkt und dadurch repariert.
Ersatz der Herzklappe ohne Brustöffnung
Minimal-invasiver Eingriff: Wenn möglich, wird sich der Chirurg für einen minimal-invasiven Eingriff entscheiden, bei dem die Klappe ausgetauscht wird, ohne dass der Brustkorb geöffnet werden muss. In diesen Fällen setzt der Chirurg einen kleinen Einschnitt am Brustbein oder unter den rechten Brustmuskel und über kleine Sonden wird die neue Herzklappe eingeführt und vernäht. Während des Einsatzes steht das Herz still – eine Herz-Lungen-Maschine hält den Kreislauf aufrecht, der alle Organe mit sauerstoffreichem Blut versorgt.
Implantation über einen Katheter: Möglich ist seit wenigen Jahren auch die Implantation einer Aortenklappe über einen Katheter, die sogenannte Transkatheter-Technologie. Dabei wird über die Leistenarterie oder über die Herzspitze mittels eines Katheters die neue Klappe in Position gebracht und verankert. Diese Technik kommt immer öfter bei alten Menschen zum Einsatz, deren Operationsrisiko für einen offen-chirurgischen Einsatz zu hoch eingeschätzt wird. Bei der Transkatheter-Technologie beträgt die Operationsdauer etwa 70 Minuten, das Herz wird nicht stillgelegt.
Innovatives Clip-Verfahren: Weil für einen Großteil der Herzklappenpatienten ein operativer Eingriff aufgrund des hohen Alters oder wegen Begleiterkrankungen als risikoreich eingeschätzt wird, wurde vor zirka fünf Jahren eine innovative Therapie entwickelt. Im Linzer Krankenhaus der Elisabethinen kam die minimalinvasive, also wenig belastende Reparatur der Herzklappen-Schwäche durch ein kathetergestütztes Clip-Verfahren zum Einsatz. Dabei werden via Katheter die Mitralklappen mit einem speziellen Clip verbunden und so die undichten Anteile abgedichtet. Der große Vorteil dabei ist, dass der Brustkorb nicht geöffnet und das Herz nicht stillgelegt werden muss. Die Patienten können die Intensivstation schon nach einem Tag wieder verlassen. Bei der herkömmlichen Operation ist das erst nach 3 Tagen bis einer Woche der Fall.
Inzwischen wird diese Methode österreichweit in 8 Spitälern angewendet und insgesamt 240 Patienten mit der neuartigen Clip-Methode behandelt. Die Erfolge werden als wirksam und sicher beschrieben.
Oberstes Ziel jedes Chirurgen ist es, die körpereigene Klappe mittels einer operativen Korrektur zu erhalten. Müssen eine oder mehrere Klappen aber ersetzt werden, dann kommen mechanische oder biologische Herzklappen zur Anwendung.
- Mechanische (künstliche) Herzklappen können ein Leben lang halten, sie bedürfen allerdings einer andauernden Blutgerinnungshemmung (Blutverdünnung).
- Biologische Klappen (Schweineklappen oder Klappen aus Rinderperikard) sind genauso wie menschliche Spenderklappen (Homograft-Klappen) einem Degenerationsprozess unterworfen, der individuell sehr unterschiedlich abläuft und nach einer Maximallebensdauer von 15 Jahren einen neuerlichen Klappenersatz notwendig macht. Es ist in diesem Fall aber keine länger andauernde Blutverdünnung notwendig.
Nach einer Herzklappenoperation ist die regelmäßige Einnahme der Herzmedikamente sowie einer eventuell notwendigen blutgerinnungshemmenden Medikation (Blutverdünnung) genau einzuhalten. Bevor Sie das Krankenhaus verlassen, wird der Arzt die Zusammensetzung der Medikamente und die genaue Einnahme dieser mit Ihnen besprechen und – Ihrem Gesamtzustand entsprechend – Maßnahmen und unterstützende Therapien zur schnellen Gesundung empfehlen.
Schon wenige Tage nach der Operation können Sie im Normalfall von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden, wieder aufstehen und damit beginnen, mit Bewegung und Gymnastik Ihre Leistungsfähigkeit Schritt für Schritt zurückzugewinnen.
Der stationäre Aufenthalt bei einer offenen Herzoperation dauert insgesamt 9 bis 14 Tage, bei einer minimal- invasiven Implantation einer Klappe über die Leistenarterie oder mittels eines Katheters etwa 8 bis 10 Tage. Die Spitalsaufenthaltsdauer variiert aber je nach individuellem Verlauf. Danach schließt sich nach einer kurzen Pause im Normalfall eine 3- bis 4-wöchige Rehabilitation in einem auf Herzpatienten spezialisierten Rehazentrum an.
Sehr wichtig ist es nach Herzklappenoperationen, dass Sie körperlich aktiv bleiben ohne Ihre Leistungsgrenzen zu überschreiten. Dabei werden Sie von Physiotherapeuten und Rehabilitationsexperten begleitet. Erfahrungsgemäß sind Patienten nach Herzklappenoperationen 2 bis 3 Monate nach der Operation wieder gut körperlich belastbar, bei minimal-invasiven Eingriffen deutlich früher.
Die operative Rekonstruktion oder der Ersatz von Herzklappen wird ausschließlich von spezialisierten Ärzten und Ärztinnen durchgeführt.
Entscheidend für den guten Verlauf der Gesundung nach der Operation ist die frühe Mobilisation. In weiterer Folge sind regelmäßige Kontrolltermine bei Ihrem Facharzt für Innere Medizin wichtig. Bei Neuauftreten von Beschwerden wie Atemnot bei Belastung oder Brustschmerzen sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.
Wichtig für den guten Verlauf der Heilung und eine langfristige Funktion der neuen oder reparierten Herzklappen ist es, dass Sie Ihre Medikamente genau und regelmäßig einnehmen und niemals selber absetzen. Auch eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle, denn Nahrung kann die Blutgerinnung beeinflussen. Das gilt auch für körperlichen und seelischen Stress, den Sie auf jeden Fall vermeiden sollten.
Wie bei jeder Erkrankung gibt es auch bei Herzklappenoperationen Risikofaktoren, die die Operationsmethode, den Operations- und Heilungsverlauf beeinflussen:
- Allgemeinzustand
- Begleiterkrankungen
- Stadium der Klappenerkrankung
Für einen medizinisch notwendigen Klappenersatz werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Eine mechanische oder biologische Klappe kostet rund 3.000 Euro, eine über die Leistenarterie eingepflanzte Klappe kostet rund 20.000 Euro – dafür sind in diesen Fällen eine Herz-Lungen-Maschine sowie längere Intensivaufenthalte nicht notwendig, weshalb die Gesamtkosten bei beiden Operationstechniken annähernd gleich sind.
- Interviews mit Prim. Priv.-Doz. Dr. Clemens Steinwender und Dr. Hermann Blessberger
- Dein Herz. Eine andere Organgeschichte, D. Grönemeyer, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Oktober 2012