Tonsillektomie (Mandeloperation, Mandelentfernung)

Die Ärzt:in untersucht den Hals einer Patientin.
Kommt es wiederholt zu schweren Mandelentzündungen, kann eine Mandeloperation sinnvoll sein.
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Bei einer Tonsillektomie (Mandeloperation) werden beide Gaumenmandeln operativ entfernt. Die Operation wird vor allem bei wiederholten Mandelentzündungen durchgeführt.

Medizinische Expertise

Patricia Steinwender

Dr. med. univ. Patricia Steinwender

Fachärztin für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
Eggenberger Allee 49, 8020 Graz
steinwender-hno.at
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Ob eine vollständige Entfernung der Mandeln notwendig ist, wird nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung entschieden. Bei Kindern unter sechs Jahren werden die Mandeln meist nur verkleinert und nicht vollständig entfernt. In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Tonsillotomie.

  • Kommt es wiederholt zu schweren Mandelentzündungen, kann eine Mandeloperation sinnvoll sein.
  • Mandeln können vollständig (Tonsillektomie) oder teilweise (Tonsillotomie) entfernt werden.
  • Beide Verfahren haben sowohl Vor- als auch Nachteile.
  • Eine Mandeloperation findet in der Regel stationär im Krankenhaus und unter Vollnarkose statt.
  • Um die Gefahr von Nachblutungen nach der Operation zu verringern, ist körperliche Schonung wichtig.
Art operative Entfernung der Gaumenmandeln
Indikation u.a. wiederkehrende (etwa 5 x jährlich) schwere Mandelentzündungen, Atembehinderung
Mögliche Komplikationen Nachblutungen

Die Tonsillektomie (Mandeloperation) ist eine Operation, bei der beide Gaumenmandeln (Tonsillen) vollständig entfernt werden. Da Mandelentzündungen vor allem Kinder betreffen, werden Mandeloperationen in dieser Altersgruppe am häufigsten durchgeführt. Es gibt aber auch Indikationen, die eine Tonsillektomie bei Erwachsenen notwendig machen. 

Mandeloperationen gehören zu den am häufigsten durchgeführten Operationen. Es handelt sich dabei um einen Routineeingriff, der jedoch auch Risiken wie Nachblutungen birgt. Daher wird vor einer Operation immer eine individuelle Nutzen-Risiko-Einschätzung durchgeführt. Eine Mandeloperation findet in der Regel stationär im Krankenhaus statt. 

Wird nur ein Teil der Mandeln entfernt, spricht man von einer Tonsillotomie.

  Tonsillektomie Tonsillotomie
Art Mandeln werden vollständig entfernt Mandeln werden verkleinert, aber nicht entfernt. Verfahren kommt vor allem bei Kindern unter 6 Jahren zum Einsatz.
Vorteile Halsentzündungen werden seltener, in der Regel dauerhaft nach der OP weniger Schmerzen, weniger Komplikationen wie Blutungen; Teilerhalt der Abwehrfunktion der Mandeln
Nachteile häufiger vorübergehende Schmerzen und Schluckstörungen, häufiger Blutungen Gewebe kann sich weiterhin entzünden und schlussendlich eine Tonsillektomie notwendig werden

Dass eine Mandelentfernung notwendig ist, kann mehrere Gründe haben. Dazu zählen:

  • wiederkehrende, schwere Mandelentzündungen
  • starke Vergrößerung der Mandeln, die die Atmung beeinträchtigen
  • chronische Entzündung der Mandeln mit Beschwerden (z.B. Schluckbeschwerden)

Bei vergrößerten Mandeln, die keine oder wenig Beschwerden verursachen ist in der Regel keine Mandeloperation notwendig.

Ob eine Tonsillektomie in Frage kommt, muss immer im Einzelfall und nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung entschieden werden. 

  • Bei weniger als drei Mandelentzündungen pro Jahr wird in der Regel von einer Operation abgeraten.
  • Bei drei bis fünf Mandelentzündungen pro Jahr kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
  • Die Entscheidung für eine Operation fällt meist, wenn sechs oder mehr Mandelentzündungen pro Jahr auftreten. 

Eine Tonsillektomie findet in der Regel stationär im Krankenhaus und unter Vollnarkose statt. Die OP wird in der Regel zu einem Zeitpunkt durchgeführt, an dem die Mandeln nicht entzündet sind. 

Bei der OP werden die beiden Gaumenmandeln mit Hilfe chirurgischer Instrumente vom vorderen und hinteren Gaumenbogen gelöst. Der Eingriff dauert in der Regel etwa 15 bis 30 Minuten.

Nach der Operation bleibt die Patient:in zur Überwachung meist noch für ein paar Tage im Krankenhaus. Wie lange der Spitalsaufenthalt dauert, wird individuell entschieden. Dabei spielt neben dem Alter der Patient:in auch der Verlauf vor, während und nach der Operation eine Rolle. 

Da die Gaumenmandeln eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen, wird die Tonsillektomie in Österreich möglichst erst nach dem sechsten Lebensjahr durchgeführt. Bei jüngeren Kindern wird meist eine Tonsillotomie empfohlen, bei der nur ein Teil der Gaumenmandeln, z.B. mit dem Laser oder mittels Radiofrequenz abgetragen wird. Neben dem Vorteil, dass die Abwehrfunktion der Mandeln so zum Teil erhalten bleibt, kann dieser Eingriff meistens auch ambulant durchgeführt werden. 

Die Tonsillotomie ist insgesamt mit weniger Schmerzen verbunden und auch das Risiko für Nachblutungen ist geringer. Sind die Mandeln chronisch entzündet, wird bei Kindern unter 6 Jahren jedoch nur in Ausnahmefällen eine Komplettentfernung empfohlen.

Körperliche Schonung Nach der Operation ist zwei bis drei Wochen körperliche Schonung wichtig. Kein Sport, kein schweres Heben. Verzichten Sie außerdem auf Tätigkeiten, die die Durchblutung übermäßig fordern wie heißes Baden oder Duschen sowie Sonnenbäder.
Schmerzmedikation Da nach der Operation Schmerzen auftreten können, werden von der Ärzt:in üblicherweise schmerzstillende Medikament verordnet. Typisch sind Schmerzen, die in Ohren, Zunge und Zähne ausstrahlen. Ein bis zwei Wochen nach der OP sollten diese weitgehend abgeklungen sein. Bei anhaltenden Schmerzen ist ein Arztbesuch ratsam. Medikamente, die die Blutgerinnung bzw. Blutstillung beeinflussen (z.B. Acetylsalicylsäure) dürfen nicht eingenommen werden.
Weiche Kost Um den OP-Bereich nicht zusätzlich zu reizen, ist weiche Kost empfehlenswert. Verzichten Sie auf hartes Essen wie Nüsse, Kerne oder Chips, säurehaltige Produkte (wie frisches Obst), scharf gewürzte Speisen, heißes Essen, kohlensäurehaltige Getränke sowie Alkohol. Greifen Sie stattdessen zu pürierter Kost, Suppen, Nudeln, Joghurt oder weiches Weißbrot.
Rauchverzicht Verzichten Sie nach der Operation auf das Rauchen.
Keine Reisen Von Reisen ist in den ersten Wochen nach der Operation abzuraten.

Komplikationen nach der Tonsillektomie kommen bei etwa einem bis fünf Prozent aller Patient:innen in Form von Nachblutungen vor. Nachblutungen sind immer ein Grund für eine ärztliche Kontrolle, auch wenn die Blutstillung von selbst eintritt. Nur die Ärzt:in kann beurteilen, ob eine sekundäre Blutstillung notwendig ist. 

Lebensbedrohliche Nachblutungen sind selten, da es dabei aber zu einem großen Blutverlust kommen kann, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Wählen Sie den Notruf 144!

Allgemeine Maßnahmen bei schweren Nachblutungen:

  • Stabile Seitenlage (sodass Blut ausgespuckt werden kann)
  • Notruf 144 wählen!
  • Kühlende Umschläge im Nacken können die Blutung verringern
  • Nichts zu essen oder zu trinken geben!

Nachblutungen können bereits am Tag der Operation oder einige Tage danach auftreten. Prinzipiell ist das Risiko für Nachblutungen in den ersten drei Tagen und sechs bis acht Tage nach der OP, wenn sich der Wundschorf löst, am größten. Blutungen sind aber auch noch bis zu vier Wochen nach der Mandeloperation möglich. Daher sollten vor allem Kinder nach einer Tonsillektomie so lange sorgfältig überwacht werden, bis die Wunde vollständig verheilt ist. Lassen Sie ihr Kind mindestens 14 Tage nach der Operation nicht unbeaufsichtigt und in Ihrer Nähe schlafen.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

6. März 2024

Stand der medizinischen Information:

6. März 2024


ICD-Code:
  • 5-282

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