Um schwere gesundheitliche Schäden zu vermeiden, sollten alkoholabhängige Menschen so früh wie möglich mit einer Therapie beginnen. Betroffene und Angehörige können sich bei einer Suchtberatungsstelle kostenlos und anonym beraten lassen.
- Alkoholentzug ist der Verzicht auf Alkohol bei bestehendem Alkoholismus.
- Ein Alkoholentzug erfolgt immer unter absoluter Alkoholabstinenz.
- Alkoholentzug sollte unter ärztlicher Aufsicht stattfinden.
- Alkoholentzug umfasst die Phasen: Entgiftung, Entwöhnung und Nachsorge.
- Während eines Alkoholentzugs können leichte bis schwere Entzugserscheinungen auftreten.
- Eine gefürchtete Komplikation ist das sogenannte Delirium tremens, das unbehandelt lebensbedrohlich sein kann.
Art | Therapie bei Alkoholismus |
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Ablauf | Entgiftung, Entwöhnung, Nachsorge |
Symptome | körperliche Symptome: u.a. Zittern, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen psychische Symptome: u.a. Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Unruhe |
Risiken | Delirium tremens (oder Alkoholdelir) |
Nachsorge | ärztliche Betreuung, Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen |
Alkoholentzug ist der freiwillige oder unfreiwillige Verzicht auf Alkohol bei bestehendem Alkoholismus. In dieser Phase lernt ein alkoholkranker Mensch, seinen Alltag und sein Leben ohne Alkohol zu gestalten. Das Ziel von Alkoholentzug ist eine langfristige Abstinenz, also dass Betroffene gar keinen Alkohol mehr brauchen. In manchen Fällen kann das Ziel der Therapie aber auch sein, weniger zu konsumieren.
Der Alkoholentzug selbst erfolgt unter strikter Alkoholabstinenz. Er kann mit milden bis schweren Entzugserscheinungen einhergehen. Ein Alkoholentzug muss immer unter ärztlicher Aufsicht stattfinden, da Entzugserscheinungen unbehandelt lebensbedrohlich sein können.
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Wie stark die Symptome bei einem Alkoholentzug ausfallen, hängt unter anderem davon ab, wie lange der Alkoholismus bestand. Die ersten Symptome treten innerhalb von 24 Stunden nach Absetzen des Alkohols auf.
Mögliche körperliche Symptome bei Alkoholentzug:
- starkes Schwitzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Zittern
- Kopfschmerzen
- Mundtrockenheit
- allgemeines Unwohlsein
- Schwächegefühl
- Temperaturanstieg
- Blutdruckanstieg
- Herzklopfen
Mögliche psychische Symptome bei Alkoholentzug:
- Konzentrationsprobleme
- Schlafstörungen
- Angstzustände
- Innere Unruhe, Reizbarkeit
- depressive Verstimmung
Risiken bei Alkoholentzug: Delirium tremens
Die schwerste Entzugserscheinung ist das Delirium tremens (oder Alkoholdelir). Patient:innen sind zunächst ängstlich und sehr unruhig, später kommen weitere Symptome hinzu, unter anderem:
- Krampfanfälle
- starke Desorientierung
- Verwirrtheit
- Halluzinationen und Wahnvorstellungen
- Herzrasen
- Kreislaufstörungen
Es handelt sich dabei um einen lebensbedrohlichen Zustand, der unbehandelt tödlich enden kann.
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Der erste Schritt aus der Alkoholabhängigkeit ist, dass der Betroffene erkennt, dass er Hilfe braucht. Unterstützung finden Patient:innen und Angehörige bei Suchtberatungsstellen. Auch Hausärzt:innen können eine erste Anlaufstelle sein.
Für eine erfolgreiche Behandlung sind mehrere Schritte notwendig:
1. Körperliche Entzugsbehandlung (Entgiftung)
Zuerst muss der Körper vom Alkohol entwöhnt werden. Da diese Phase mit gefährlichen Komplikationen wie Krampfanfällen einhergehen kann, erfolgt der körperliche Entzug meist im Krankenhaus unter ärztlicher Aufsicht. Um die Entzugserscheinungen zu lindern, kommen unter anderem Medikamente zum Einsatz – man spricht in diesem Fall von einem "warmen Entzug". Ein sogenannter "kalter Entzug" bedeutet, dass der Alkohol abrupt abgesetzt wird und keine Medikamente zur Symptomlinderung eingesetzt werden. Da das für Körper und Psyche besonders schwierig ist, wird heutzutage überwiegend ein "warmer Alkoholentzug" empfohlen.
2. Psychische Entwöhnung
Nach dem körperlichen Entzug ist es wichtig, einen Weg aus der psychischen Abhängigkeit zu finden. Bei der psychischen Entwöhnung kommen verschiedene Methoden zum Einsatz: u.a. Gruppentherapien, Einzelgespräche, Entspannungstechniken, Sport- und Bewegungstraining, Kunst- und Musiktherapie. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, die Familie miteinzubeziehen. Das Ziel ist, gemeinsam mit den Therapeut:innen eine Strategie zu entwickeln, ohne Alkohol auskommen zu können.
3. Behandlung von Begleiterkrankungen
Eine Alkoholabhängigkeit kann mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen einhergehen. Um die Chancen auf Heilung zu erhöhen, sollten bei Bedarf auch Begleiterkrankungen gut behandelt werden.
4. Nachsorge
Um Rückfälle zu vermeiden, werden Betroffene auch nach einem Alkoholentzug durch Fachleute begleitet und unterstützt. Dazu zählen u.a. regelmäßige Besuche einer Suchtberatungsstelle und auch ärztliche Betreuung. Auch Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene austauschen und gegenseitig motivieren, können hilfreich sein.
Hören Suchterkrankte auf zu trinken, erzeugt das Stress beim zentralen Nervensystem, das sich an die Wirkung des Rauschmittels gewöhnt hat. Dies kann sich in psychischen und körperlichen Symptomen äußern. Zur Behandlung verläuft ein qualifizierter Entzug medikamentengestützt, um Entzugssymptome zu lindern und den Entzug damit zu erleichtern.
Tabletten, Tropfen und Co. als auch Präparate werden eingesetzt, die Entzugserscheinungen lindern können:
Clomethiazol | Clomethiazol hat eine beruhigende, krampflösende und sedierende Wirkung. Der Wirkstoff hilft bei starken Schlafstörungen und verringert die beim Entzug häufig auftretenden Phasen innerer Unruhe, Erregungszustände, Psychosen und Delirien. Clomethiazol besitzt allerdings ein hohes Abhängigkeitsrisiko und kann unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Der Wirkstoff darf deshalb nur vorübergehend und unter kontrollierten Bedingungen während eines stationären Aufenthaltes in einer Suchtklinik eingesetzt werden. |
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Benzodiazepine | Als Alternative zu Clomethiazol stehen Benzodiazepine zur Verfügung, wie Diazepam oder Oxazepam. Auch sie wirken beruhigend, krampfhemmend und angstlösend und werden weltweit im Alkoholentzug eingesetzt. Wie alle Benzodiazepine birgt Diazepam allerdings ein hohes Suchtpotenzial. Die Zufuhr muss daher zustandsgerecht und zügig verringert werden. |
Clonidin | Der Wirkstoff Clonidin reguliert während des Entzugs die vegetativen Symptome wie Schwitzen, Zittern und Herzrasen, die durch das Fehlen der Alkoholwirkung entstehen. Da es jedoch quasi keine sedierende Wirkung und keine krampfverhütende Wirkung bietet, wird Clonidin eher bei leichten Entzugssymptomen verabreicht oder mit Clomethiazol oder Benzodiazepinen kombiniert. |
Betablocker | Sogenannte Betablocker können zur Normalisierung des Herzschlags eingesetzt werden. Sie haben allerdings keine sedierende und auch keine krampfhemmende Wirkung. Deshalb sind sie eher zur Linderung spezifischer Entzugssymptome wie Herzrhythmusstörungen geeignet und werden entsprechend häufig mit anderen Alkoholentzug-Medikamenten kombiniert. |
Ein qualifizierter Entzug besteht aus Entgiftung und Entwöhnung:
In der Entgiftungsphase ist es oft vorteilhaft kurz ein Antiepileptikum zu verschreiben, um Entzugsepilepsien zu verhindern. In der Entwöhnungsphase, also nach der Entgiftungsphase, ist eine tägliche Medikation mit dem Neuroleptikum Tiaprid sinnvoll (meist für 6 Monate). Danach soll als Erhaltungstherapie eine weitere Therapie mit Naltrexon für 6 Monate verordnet werden.
Arzneimittel erleichtern in erster Linie die körperliche Entgiftung. Die psychische Komponente der Alkoholabhängigkeit wird dabei nicht behandelt. Deshalb sollten Patient:innen unbedingt auch eine Therapie zur Entwöhnung durchführen, um sich dauerhaft aus der Sucht zu lösen.
Wie lange ein Alkoholentzug dauert, ist individuell verschieden. Im Schnitt sind es zwischen ein paar Tagen und einer Woche, bis der körperliche Entzug abgeschlossen ist. Da die psychische Abhängigkeit aber weiterhin besteht, ist die Rückfallgefahr in dieser Zeit immer noch sehr hoch. Man spricht von etwa drei bis vier Wochen, bis ein Alkoholentzug inklusive psychologischer Betreuung abgeschlossen ist.
Auch nach Entzug und Entwöhnung sind Patient:innen nicht vor einem Rückfall sicher. Daher spielt in der Behandlung von Alkoholismus auch die Nachbetreuung eine wichtige Rolle.
In verschiedenen Einrichtungen werden Präventions-, Weiterbildungs-, Informations- und Aufklärungsmaßnahmen über die Beratung, Behandlung und Betreuung suchtgefährdeter und suchtkranker Personen angeboten.
Unterstützung finden Betroffene und Angehörige an folgenden Stellen: