So schön es auch ist, in häuslicher Geborgenheit und familiärer Atmosphäre zu entbinden, muss sich die werdende Mutter dennoch darüber klar sein, dass sich während der Geburt Komplikationen einstellen können, die eine Verlegung in eine Klinik notwendig machen. Deshalb sollte eine Geburt in den eigenen vier Wänden nur angestrebt werden, wenn eine Klinik schnell erreichbar ist. Und: Eine Hausgeburt muss gut vorbereitet werden. Dazu zählt vor allem, früh Kontakt zu einer Hebamme aufzunehmen, damit Zeit für intensives Kennenlernen vor der Entbindung bleibt.
Die wichtigste Voraussetzung für eine Geburt in den eigenen vier Wänden ist ein sicheres Vertrauen in den eigenen Körper und die eigenen Kräfte. Wenn Sie eine Hausgeburt planen, ist es zudem besonders wichtig, sich sehr früh um die betreuende Hebamme zu kümmern: Der richtige Zeitraum dafür ist zwischen der 12. und 20. Schwangerschaftswoche.
So haben die werdenden Eltern genügend Zeit, die Hebamme intensiv kennenzulernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Auch die Hebamme kann besser einschätzen, worauf sie bei ihnen besonders achten muss.
Wichtigste Voraussetzung ist natürlich, dass aus ärztlicher Sicht nichts gegen eine Hausgeburt spricht: Mutter und Kind müssen gesund sein und die Schwangerschaft muss regulär verlaufen, um höhere Risiken für Mutter und Kind ausschließen zu können. Da es jedoch auch noch zu Komplikationen während der Geburt kommen kann, sollte eine gute Infrastruktur am Wohnort vorhanden sein: Das bedeutet, eine Geburtsklinik muss schnell erreichbar sein, falls eine Verlegung ins Spital notwendig wird.
Genauso kann es sein, dass das Neugeborene unmittelbar nach der Entbindung Probleme hat und sofort in eine Kinderklinik transportiert werden muss. In der Regel wird die Mutter ebenfalls aufgenommen. Die werdenden Eltern sollten sich deshalb nach Kliniken in der Nähe umsehen.
Für einige Schwangere kommt eine Hausgeburt jedoch unter keinen Umständen in Frage:
- wenn sie mehr als ein Kind erwartet
- bei einer Plazenta praevia, das bedeutet die Plazenta liegt vor dem Muttermund
- wenn der Kopf des Babys nicht richtig im Becken liegt oder bei einer Steiß-, Beckenend- oder Querlage des Kindes
- wenn die werdende Mutter an Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gerinnungsstörungen, Bluthochdruck, Epilepsie, HIV oder einer Nierenerkrankung leidet
- wenn das mütterliche Becken nicht normal geformt ist
- wenn eine vorhergehende Geburt sehr schwierig war oder ein Kaiserschnitt erfolgt ist
- bei vorzeitigen Wehen, wenn eine Frühgeburt vor der 37. Woche droht oder das Baby aller Voraussicht nach weniger als 2500 Gramm wiegt
- bei bekannten oder zu erwartenden kindlichen Erkrankungen, die gleich nach der Geburt behandelt oder weiter abgeklärt werden müssen
- bei zu langer Schwangerschaft (Übertragung ab zwölf Tage)
- bei grünem Fruchtwasser
Mit der Hebamme bereiten sich die werdenden Eltern auf die Geburt vor. Sie besprechen mit ihr den Ablauf der Geburt und gehen gemeinsam durch, welche Dinge sie zuhause haben sollten, um gut auf den großen Moment vorbereitet zu sein. Dazu gehört meist Folgendes:
- ein gut zugängliches Bett, am besten mit verstellbarem Kopfteil in einem ausreichend großen Zimmer, das trocken ist und konstant auf 25 Grad beheizbar ist. Außerdem muss das Zimmer für Notfälle mit einer Trage erreichbar sein
- ein stabiler Stuhl mit Rückenkissen als Stütze für den Vater, falls es zu einer Hockgeburt kommt
- Ablagemöglichkeiten
- eine tragbare Lampe mit Verlängerungskabel
- ausreichend Kissen und weitere Lagerungsmöglichkeiten wie Gymnastikball, Keile, etc.
- zwei bis drei wasserfeste Unterlagen
- saubere Bettlaken
- weiche Handtücher
- ein großer Mülleimer und mehrere Müllsäcke
- Wärmeflasche oder Kirschkernkissen sowie Eiswürfel im Kühlfach
- einen Behälter für die Plazenta
- Vlieswindeln als Vorlage für den Wochenfluss und Einmalhöschen
- eine Badeschüssel fürs Baby, Handtuch
- Erstlingsausstattung fürs Baby
Die Hebamme wird zudem auch noch einiges mitbringen, wenn sie ins Haus kommt, z.B. Instrumente zum Abnabeln und Nähen. Zur Standardausrüstung gehören auch daheim ein paar medizinische Geräte, etwa zur Überwachung der Herztöne des Babys, zum Schleimabsaugen und zur eventuellen Sauerstoffversorgung des Neugeborenen.
Die Schwangere sollte auch einen Frauenarzt auswählen, der im Bedarfsfall herbeigeholt werden kann, z.B. um eine Dammverletzung oder Risse in der Scheide zu nähen. Spätestens drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin sollten die werdenden Eltern auch Kontakt zu einem Kinderarzt aufnehmen, der bereit ist, nach der Entbindung gleich zu ihnen nach Hause zu kommen, falls das Kind ärztlich versorgt werden muss.
Da jede Geburt auch unvorhersehbare Notfallsituationen mit sich bringen kann, muss man bei der Hausgeburt auch dafür alles arrangieren: Notieren Sie alle wichtigen Telefonnummern, wie die der Rettung, der nächstliegenden Geburtsklinik sowie des nächsten Kinderspitals mit Intensivstation. Befestigen Sie die Telefonnummern in unmittelbarer Nähe des Telefons. Für den Fall einer Verlegung in die Klinik, sollte für Mutter und Kind auch auch eine gepackte Tasche bereitstehen.
Und letztlich nicht zu vergessen: Falls während der Geburt weitere Kinder im Haushalt sind, muss für sie die ganze Zeit eine extra Bezugsperson anwesend sein, die sich ausschließlich um die Kinder kümmert. Ganz wichtig: Die Kinder über den Geburtsverlauf aufklären, damit sie nicht ängstlich reagieren, wenn sie ihre Mutter unter den Wehen schreien hören oder über Stunden nicht zu ihr dürfen.
Auch die Nachbarn rechtzeitig über die geplante Hausgeburt informieren. Das gibt zusätzliche Freiheit, die Wehen so zu verarbeiten, wie sie es brauchen – auch lauthals, wenn nötig.
- Heim K; Geburtenregister Österreich. Bericht Geburtsjahr 2012. Bericht, 2014, Kirchdorf an der Krems
- Meine Schwangerschaft, Silvia Höfe, Dr. med. Alenka Scholz, Gräfe und Unzer, 1. Auflage, München, 2014
- Das große Buch zur Schwangerschaft, Prof. Dr. med. Franz Kainer, Annette Nolden, Gräfe und Unzer, 7. Auflage, München, 2013
- Schwangerschaft und Geburt, Birgit Gebauer-Sesterhenn, Dr. Med. Thomas Villinger, Gräfe und Unzer, 1. Auflage, München, 2012