Knochenbruch (Fraktur)

Gebrochene Hand in einem Gips
Eine Knochenfraktur muss in manchen Fällen operativ behandelt werden.
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Knochen können brechen, wenn sie einer zu starken Belastung ausgesetzt werden. Ursache für einen Knochenbruch (Fraktur) ist meist direkte oder indirekte Gewalteinwirkung.

Medizinische Expertise

Vinzenz Smekal

Prim. Priv.-Doz. Dr. Vinzenz Smekal

Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
Waidmannsdorfer Straße 35, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
gelenksdoc.at
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Knochen zählen zu den härtesten und widerstandsfähigsten Bestandteilen des menschlichen Körpers – trotzdem können sie durch verschiedene Ursachen brechen. Wie stark ein Knochen belastbar ist, hängt von mehreren Faktoren, wie z. B. Art und Ausmaß der Gewalteinwirkung sowie Zustand des Knochens, ab.

  • Werden Knochen zu stark belastet, können sie teilweise oder komplett brechen.
  • Meist verursacht ein Knochenbruch starke Schmerzen.
  • Bei Verdacht auf einen Knochenbruch sollte die nächste Unfallambulanz aufgesucht werden.
  • Die Diagnose Knochenbruch wird meist durch eine Röntgenuntersuchung gestellt.
  • Zur Behandlung eines Knochenbruchs stehen konservative und operative Methoden zur Verfügung.
  • Im Schnitt heilt ein Knochenbruch, abhängig von Alter der Betroffene:n und Lokalisation des Bruches, in etwa sechs bis 24 Wochen.
Art Verletzung
Ursache u. a. direkte oder indirekte Gewalteinwirkung
Symptome Schmerzen, Schwellung, Fehlstellung, Bewegungseinschränkung, Hämatom
Diagnose Röntgen, CT, MRT
Behandlung konservative oder operative Therapie

Bei einem Knochenbruch (Fraktur) handelt es sich um eine abnorme Unterbrechung eines Knochens bzw. der Knochenstruktur. Ein Knochen kann teilweise oder komplett gebrochen sein. Meist ist dies mit starken Schmerzen und Funktionsverlust des betroffenen Bereichs verbunden. Die Intensität der Beschwerden ist abhängig von Art und Lokalisation des Bruchs.

Knochenbrüche kommen in jeder Altersgruppe vor. Die Häufigkeit von Knochenbrüchen steigt aber mit zunehmendem Lebensalter an.

Die Knochenstruktur besteht aus einem mineralischen, einem elastischen und einem bindegewebigen Anteil, zusätzlich wird sie von Blutgefäßen und Nerven durchzogen. Diese Zusammensetzung verändert sich im Laufe des Lebens.

  • Bei Kindern überwiegen die elastischen Anteile der Knochenstruktur. Die Knochen "verbiegen" sich eher, als dass sie brechen.
  • Bei Erwachsenen ist das Verhältnis zwischen mineralischen, elastischen und bindegewebigen Anteilen ausgewogen.
  • Im Laufe des Lebens nehmen die elastischen und bindegewebigen Anteile ab, der Knochen wird spröde und bricht leichter.

Wird ein Knochen über seine Elastizitätsgrenze hinaus belastet, bricht er. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich:

  • Massive Krafteinwirkung ist der häufigste Grund für einen Knochenbruch. Typische Auslöser sind Stürze, Schläge oder ein starker Aufprall.
  • Wiederholte mittlere Krafteinwirkung kann zu einer Fraktur führen (z. B. bei einem Marathonläufer). In diesem Fall spricht man von einem Ermüdungsbruch (Stressfraktur).
  • Krankhafte Veränderungen (wie Osteoporose, Knochentumor) können das Risiko eines Knochenbruchs erhöhen.

Knochenbrüche werden nach verschiedenen Kriterien eingeteilt:

  • Lokalisation: z. B. Oberschenkelfraktur, Unterschenkelfraktur, Schädelfraktur
  • Verlauf der Fraktur: Querfraktur, Längsfraktur, Schrägfraktur, Spiralfraktur
  • Form des Spalts: Y-Fraktur, T-Fraktur
  • Anzahl der Knochenfragmente: Einfragmentfraktur, Mehrfragmentfraktur, Trümmerfraktur
  • Ursache: z. B. akute Krafteinwirkung (Abrissfraktur, Biegungsfraktur usw.), chronische Krafteinwirkung (Stressfraktur), pathologische Fraktur (z. B. ausgelöst durch Knochentumor)
    Stellung der Frakturenden: verschobene (dislozierte) oder nicht verschobene Fraktur
  • Ausmaß: vollständige oder unvollständige Fraktur
  • Gelenkbeteiligung: innerhalb des Gelenks (intraartikulär) oder außerhalb des Gelenks (extraartikulär)
  • begleitende Weichteilverletzung: offene oder geschlossene Fraktur (bei einem offenen Knochenbruch sind die Weichteile durchtrennt, der Knochen liegt frei)

Knochenbruch bei Kindern

Bei Kindern sind Knochen noch deutlich elastischer als im späteren Erwachsenenalter. Kommt es zu einem Knochenbruch, bleibt die Knochenhaut häufig intakt – in diesem Fall spricht man von einer Grünholzfraktur. Der Bruch wird durch die intakte Knochenhaut zusammengehalten und mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Unter diesen Voraussetzungen heilt die Verletzung meist deutlich schneller ab als bei Erwachsenen.

Die Beschwerden bei einem Knochenbruch hängen stark von Art und Lokalisation ab. Bei einem Ermüdungsbruch sind die Symptome beispielsweise in der Regel schwächer ausgeprägt als bei einem unfallbedingten Knochenbruch.

Mögliche, aber unsichere Anzeichen für einen Knochenbruch sind:

  • Schmerzen
  • Schwellung
  • Hämatom (Bluterguss)
  • Funktions- bzw. Bewegungseinschränkung

Sichere Anzeichen für einen Knochenbruch sind:

  • Achsenfehlstellung
  • Krepitation (hörbares Knistern)
  • pathologische Beweglichkeit
  • sichtbare Knochenfragmente

Bei Verdacht auf einen Knochenbruch sollte die nächste Unfallambulanz aufgesucht werden. Im akuten Notfall muss man umgehend die Rettung (144) rufen.

Die Ärzt:in wird zuerst die Krankengeschichte (Anamnese) erheben, nach dem Unfallhergang fragen und eine körperliche Untersuchung durchführen. Die Diagnose Knochenbruch wird in der Regel durch eine Röntgenuntersuchung gesichert. Meist lassen sich bereits im Röntgen Stellung und Anzahl der Bruchstücke beurteilen.

In manchen Fällen ist zur Diagnosesicherung eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) notwendig.

Ziel der Therapie ist eine möglichst schnelle Heilung und, dass der betroffene Knochen so früh wie möglich wieder belastet werden kann.

Wie ein Knochenbruch behandelt wird, hängt von mehreren Faktoren wie der Art des Bruchs, der Lokalisation, dem Schweregrad der Verletzung und dem Allgemeinzustand der Patient:in ab. Man unterscheidet zwischen:

  • Konservative Behandlung
  • Operative Behandlung (Osteosynthese)

Wann wird ein Knochenbruch konservativ behandelt?

Knochenbrüche, die nicht oder nur gering verschoben sind, müssen meist nicht operiert werden. Die Knochen werden vom Arzt in die anatomisch korrekte Form gebracht (Reposition) und mit einem Gipsverband, einem Kunststoffverband oder einer Schiene ruhiggestellt.

Wann muss ein Knochenbruch operiert werden?

Ein Knochenbruch muss operiert werden, wenn:

  • die Funktionalität schnell wiederhergestellt werden muss, um Immobilität und dadurch weitere Folgeschäden (z. B. Frakturkrankheit, Sarkopenie) zu verhindern.
  • sich die Knochen mit oder ohne Einrichtung leicht verschieben lassen und dadurch eine Fehlstellung droht, die letztlich eine bleibende Funktionsstörung nach sich zieht.
  • eine Operation den Heilungsverlauf deutlich beschleunigt (z.B. bei einem Kahnbeinbruch).
  • ein offener Bruch vorliegt. In diesem Fall muss der Weichteilmantel wiederhergestellt werden.

Sobald der Bruch so gut verheilt ist, dass der Knochen wieder belastbar ist, sollte schrittweise mit der Mobilisation begonnen werden. Ziel der Therapie ist, die ursprüngliche Funktion wieder herzustellen und einen Muskelabbau zu verhindern. Mit gezielter Physiotherapie werden meist gute Ergebnisse erreicht.

Wie lange es dauert, bis ein Knochenbruch verheilt, hängt von mehreren Faktoren ab. Bei einem unfallbedingten Knochenbruch kommt es beispielsweise immer zu einer Schädigung der umgebenden Weichteile (Muskeln, Bänder, Gefäße). Das Ausmaß dieser Schädigung hat einen wesentlichen Einfluss auf den Heilungsverlauf.

Im Schnitt heilt ein Bruch in ungefähr sechs bis 24 Wochen. In seltenen Fällen kann die Dauer wesentlich länger sein, etwa beim Bruch von langen Röhrenknochen.

Um das Verletzungsrisiko und damit die Gefahr eines Knochenbruchs zu reduzieren, ist ein guter Allgemein- und Trainingszustand wichtig. Bei sportlichen Aktivitäten können zusätzlich sportartenspezifische Protektoren (z. B. Handgelenksschützer, Schienbeinschoner, Helm) vor Verletzungen wie Knochenbrüchen schützen.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

3. Februar 2023

Stand der medizinischen Information:

3. Februar 2023

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