Long COVID (Long-COVID-Syndrom, Post-COVID-Syndrom)

Eine Frau hustet und hält sich die Hand vor den Mund
Die auftretenden Symptome können den Alltag von Long COVID-Betroffenen stark beeinträchtigen.
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Der Begriff Long COVID umfasst gesundheitliche Beschwerden, die mehr als vier Wochen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus fortbestehen oder neu auftreten.

Medizinische Expertise

Barbara Dörner-Fazeny

Univ.-Doz. Dr. Barbara Dörner-Fazeny, M.Sc.(TCM)

Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie & Onkologie Arbeitsmedizin Traditionelle Chinesische Medizin & Akupunktur
Landstraße Hauptstraße 104/21, 1030 Wien
doerner-fazeny.com
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Bei den gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer COVID-19-Erkrankung kann es sich um körperliche, geistige und psychische Beeinträchtigungen handeln. Zu Long COVID gehört auch das Post-COVID-Syndrom. Vom Post-COVID-Syndrom spricht man, wenn die Beschwerden auch 12 Wochen nach der akuten COVID-19-Erkrankung bestehen und es keine andere Erklärung für die auftretenden Symptome gibt.

  • Unter Long COVID versteht man die Langzeitfolgen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
  • Die auftretenden Symptome können den Alltag von Betroffenen oft stark beeinträchtigen.
  • Menschen mit Long COVID sind häufig stark erschöpft und schwach, haben Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Ängste, Haarausfall, Schlafstörungen und andere mehr.
  • Long COVID kann jeden betreffen, der eine Infektion mit dem Coronavirus hatte. Nach bisherigen Erkenntnissen ist das Ausmaß der akuten Erkrankung nicht entscheidend für das Risiko an Long-Covid zu erkranken.
  • Bei Verdacht auf Long COVID ist die erste Ansprechpartner:in die Hausärzt:in.
Art Langzeitfolgen nach einer COVID-19-Erkrankung
Ursachen Infektion mit dem Coronavirus
Symptome u.a. Atemprobleme, Erschöpfung, Fatigue, verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsprobleme
Diagnose u.a. Anamnese und körperliche Untersuchung
Behandlung richtet sich nach Symptomen

Unter dem Begriff Long COVID werden alle gesundheitliche Langzeitfolgen zusammengefasst, die nach einer akuten Infektion mit dem Coronavirus auftreten und nicht anderweitig erklärbar sind. Dazu zählen alle Beschwerden, die mehr als vier Wochen nach der Infektion weiterhin bestehen oder neu hinzukommen. Mögliche Beschwerden sind beispielsweise:

  • Atemprobleme 
  • Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit
  • Konzentrationsprobleme

Man unterscheidet drei Stadien bzw. Verläufe:

Akute COVID-19-Erkrankung: Symptome bis maximal 4 Wochen nach Erkrankungsbeginn
Anhaltende COVID-19-Erkrankung
(Ongoing-COVID-Syndrom):
Beschwerden bestehen auch nach mehr als vier Wochen bis maximal 12 Wochen
Post-Covid-Syndrom: Symptome bestehen auch nach 12 Wochen noch bzw. es sind neue Beschwerden dazu gekommen

Unter Long COVID versteht man also sowohl die anhaltende COVID-19-Erkrankung als auch das Post-COVID-Syndrom. 

Long-Covid ist eine sehr komplexe Multisystemerkrankung, wobei immunologische Mechanismen eine große Rolle zu spielen scheinen. Es ist noch nicht vollständig geklärt, wie Long COVID genau entsteht und welche Risikofaktoren die Erkrankung begünstigen. Weitere Forschung ist dringend notwendig. 

Folgende Faktoren könnten mögliche Risikofaktoren sein:

  • weibliches Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen
  • Vorerkrankungen bzw. Grunderkrankungen
  • Anzahl der Symptome während der akuten COVID-19-Erkrankung (mehr als 5 Symptome in der Akutphase)
  • Schwere der COVID-19-Erkrankung
  • Virusvariante
  • wiederholte Infektionen
  • Impfstatus

Long COVID kann jedoch prinzipiell jeden treffen. Sowohl junge, als auch ältere Menschen können an Long COVID erkranken. Die Langzeitfolgen können sowohl nach einem milden Verlauf auftreten als auch nach schwerem Krankheitsverlauf. Nach einem schweren Verlauf scheint das Risiko für Long COVID aber erhöht zu sein. 
 
Am häufigsten betroffen sind nach derzeitigem Wissensstand:

  • 30-50-Jährige
  • Frauen häufiger als Männer
  • seltener Kinder und Jugendliche

Die Symptome, die bei Long COVID auftreten, sind sehr vielfältig. Auch wie stark die Beschwerden ausfallen, ist sehr individuell. Symptome können einzeln, aber auch in Kombination auftreten, sie können permanent vorhanden sein oder in Intervallen vorkommen.

Zu den häufigsten Beschwerden bei Long COVID zählen:

  • Fatigue: anhaltende Müdigkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit
  • Schwäche: Betroffene fühlen sich erschöpft und ausgelaugt. Bereits leichte körperliche oder geistige Tätigkeiten sind schwer zu bewältigen
  • Post-Exertional Malaise (PEM): die verminderte Leistungsfähigkeit verschlechtert sich bei körperlicher oder geistiger Anstrengung weiter
  • "Brain Fog": Konzentrationsprobleme, Schwindel, Wortfindungsstörungen, Erschöpfung
  • anhaltende Geruchs- und Geschmacksstörungen
  • Kurzatmigkeit
  • Schlafstörungen
  • Herzrasen

Weitere mögliche Beschwerden:

Insgesamt sind mehr als 200 verschiedene Symptome in Zusammenhang mit Long COVID bekannt, darum gibt es auch kein "typisches" Krankheitsbild. Allerdings ist Vorsicht geboten: Alle Symptome können viele verschiedene Ursachen haben und gehören daher von Long-Covid erfahrenen Ärzt:innen präzise differenziert.

Ja, auch Kinder können an Long COVID erkranken, wenn auch deutlich seltener als Erwachsene. Die möglichen Beschwerden sind ähnlich wie bei Erwachsenen:

  • Müdigkeit, Erschöpfung, Leistungsminderung
  • Kopfschmerzen
  • eingeschränkte Belastbarkeit
  • anhaltende Geruchs- und Geschmacksstörungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Kurzatmigkeit
  • Schlafstörungen

Bei Verdacht auf Long COVID ist die erste Ansprechpartner:in die Hausärzt:in. Diese wird nach einer ausführlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) eine körperliche Untersuchung durchführen. Die Abklärung der einzelnen Symptome erfolgt nach festgelegten Leitlinien. 

Um mögliche andere Erkrankungen ausschließen zu können, sind daher oft weitere Untersuchungen notwendig. Bei Bedarf kann die Hausärzt:in an weitere Fachärzt:innen und auch Therapeut:innen überweisen.

Eine ursächliche Therapie gegen Long COVID gibt es derzeit nicht. So unterschiedlich die Symptome von Long COVID sind, so unterschiedlich kann auch die Behandlung aussehen. Die Therapie von Long COVID zielt in erster Linie darauf ab, auftretende Beschwerden zu lindern und eine Verschlechterung zu verhindern. 

Folgende Maßnahmen können zum Einsatz kommen:

  • Atemtherapie
  • Ergotherapie
  • Physiotherapie
  • Entspannungsübungen
  • Psychologische Unterstützung
  • Rehabilitation: Je nach Schweregrad der Erkrankung können stationäre oder ambulante Rehabilitationsmaßnahmen zum Einsatz kommen.

Der Verlauf von Long COVID ist sehr unterschiedlich. Wann eine Rückkehr in den Alltag und in den Beruf möglich ist, hängt unter anderem von den Beschwerden ab und wie stark diese ausgeprägt sind. Auch die berufliche Tätigkeit und die Arbeitsbedingungen spielen eine Rolle. 

Generell gilt: Ruhe und ausreichend Zeit zur Erholung sind wichtig. Überforderung kann das Risiko für eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes erhöhen.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

5. März 2024

Stand der medizinischen Information:

5. März 2024


ICD-Code:
  • U09.9

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