Sie zählen zur Familie der Kugelbakterien. Dazu gehören auch Meningokokken, die jedoch häufiger eine bakterielle Gehirnentzündung ("Meningitis") hervorrufen. Besonders gefährdet, nach einer Pneumokokken-Infektion eine schwere Erkrankung zu entwickeln, sind Babys und Kleinkinder, sowie betagte Menschen. Sie haben ein doppelt hohes Sterblichkeitsrisiko wie gesunde Menschen, die infiziert werden. Das Bakterium wird durch Sprechen, Husten, Niesen (Tröpcheninfektion) übertragen, die Inkubationszeit beträgt 1 bis 10 Tage. Eine Impfung schützt vor der Infektion.
Weltweit sterben pro Jahr etwa 2 Millionen Menschen an den Folgen einer Pneumokokkeninfektion. 50% davon sind Kinder. In Österreich erkranken um die 9.000 Menschen jährlich an einer Pneumokokkeninfektion. Etwa 2% der Erkrankten entwickeln eine invasive Pneumokokkeninfektion, fast die Hälfte davon eine Sepsis (Blutvergiftung), knapp die Hälfte eine Pneumonie (Lungenentzündung).
Pneumokokken sind allgegenwärtig in der Bevölkerung. Für gesunde Erwachsene sind die Erreger meist ungefährlich, bei immunschwachen Personen oder Babys können sie zu schweren Erkrankungen führen. Der Erreger wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, meist von Kleinkindern auf Erwachsene, und kann den Nasen- und Rachenraum besiedeln. Während bei gesunden Erwachsenen grippeähnliche Symptome auftreten, tragen Kinder mit Grunderkrankungen (Herzfehler, Immunschwäche, Frühgeburten), ältere Menschen und Immungeschwächte ein deutlich höheres Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs.
Ursache von Pneumokokken
23 der insgesamt etwa 90 Pneumokokken-Bakterien sind Erreger von 90% aller Pneumokokken-Erkrankungen. Vor allem Kinder, immunschwache und ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko, eine Pneumokokken-Infektion mit schweren Krankheitsverläufen zu entwickeln.
Invasive Pneumokokken-Erkrankungen sind:
- Lungenentzündung (Pneumonie): Eine bakterielle Lungenentzündung infolge einer Pneumokokken-Infektion kann einen ganzen Lungenlappen betreffen, etwa 10% der Erkrankten sterben. Auch das Rippenfell oder der Herzbeutel können in Mitleidenschaft gezogen werden und dadurch zum Tode führen. Das Risiko erhöht sich mit zunehmenden Alter bzw. wenn bereits eine andere Erkrankung (Diabetes, Herzerkrankung) vorliegt auf 30%.
- Gehirnhautentzündung (Meningitis): Pneumokokken siedeln sich nach einer Tröpfcheninfektion im Nasen- oder Rachenraum an. Sie können von dort weiter in die Ohren gelangen und eine Mittelohrentzündung auslösen. In der Folge kann es zu einer eitrigen Meningitis kommen. Jede 5. dieser Erkrankungen betrifft Menschen über 65 Jahren, das Sterblichkeitsrisiko liegt bei 80%.
- Blutvergiftung (Sepsis): werden die Bakterien über die Blutbahnen weitertransportiert, können sie eine Blutvergiftung hervorrufen. Diese endet meist infolge eines Multiorganversagens tödlich
Schwere Verläufe einer Pneumokokken-Infektion (2018)
Symptomatik | GEMELDETE INFEKTIONEN 2018 | % |
---|---|---|
Pneumonie, Bakteriämie | 257 | 55,3 |
Pneumonie, Sepsis | 109 | 23,4 |
Sepsis | 52 | 11,2 |
Meningitis | 42 | 9,0 |
Pneumonie, Pleuraempyem | 5 | 1,1 |
Symptome und Krankheitsverlauf von Pneumokokken
Bei Kleinkindern sind hohes Fieber, Erbrechen, Ohrenschmerzen, Atemnot oder Husten erste Anzeichen der Erkrankung. Eine Infektion der oberen Atemwege kann in eine Meningitis münden. Bei Kindern entwickelt sich die Erkrankung rascher als bei Erwachsenen und kann somit lebensbedrohlich sein. Bei gesunden Erwachsenen zeigen sich erkältungsartige Symptome, die meist nicht so drastisch verlaufen wie bei den genannten Risikogruppen.
Komplikationen
Schwere Verläufe können eine Reihe von Komplikationen bzw. invasive Infektionen mit sich bringen (z.B. eine bakterielle Lungenentzündung, Meningitis oder Blutvergiftung). Bis zu 40% der schwer Erkrankten sterben an der Krankheit, 15% tragen Folgeschäden davon.
Die Diagnose, ob eine Pneumokokken-Infektion vorliegt, wird mithilfe eines Abstrichs aus dem Nasen-Rachenraum oder durch einen Bluttest erstellt.
Im Zuge eines Labortests werden Blut, Gelenks- und Lungenflüssigkeit oder Liquor nach dem Erreger Streptococcus pneumoniae untersucht.
Bei Kleinkindern sollte im Verdachtsfall mit einer Antibiotika-Behandlung begonnen werden, ehe die Erkrankung durch eine Laboruntersuchung bestätigt wird.
Betroffene müssen möglichst früh behandelt werden, denn unbehandelt oder bei zu später Behandlung erhöht sich das Risiko, an der Infektion zu sterben.
Menschen in unmittelbarer Umgebung eines mit Pneumokokken Infizierten sollten innerhalb von 3 Tagen nach Erkrankungsausbruch des Erkrankten behandelt werden, um eine Masseninfektion zu verhindern.
Behandelt wird mit Penicillinen, Laktam-Antibiotika bzw. Makroliden. Problematisch dabei ist die weltweite Zunahme von Antibiotikaresistenzen, wie etwa in Spanien, Frankreich oder in den USA. Daher wird Risikogruppen eine Impfung dringend empfohlen.
Eine Impfung kann das Risiko einer Pneumokokken-Erkrankung bzw. deren Komplikationen um bis zu 90 % verringern. Sie wird jeweils Säuglingen sowie Kleinkindern im 2. Lebensjahr im Zuge der Mutter-Kind-Pass 6er-Impfung verabreicht. Senioren erhalten eine einmalige Impfung. Betroffene, die bereits eine bakterielle Lungenentzündung durchgemacht haben, haben ein erhöhtes Neuerkrankungs-Risiko, da die natürliche Immunität nur gegen einen Erreger besteht. Der Impfstoff hingegen schützt vor 23 Pneumokokken-Typen.