Blasentraining

Frau führt Blasentagebuch
Der erste Schritt im Blasentraining ist das Führen eines Blasentagebuchs.
© Song_about_summer / Shutterstock.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Blasentraining ist eine Methode, die aus verschiedenen "Teilschritten" besteht, wie z.B. dem Erstellen eines Blasentagebuchs, dem Toilettentraining und gezieltem Beckenbodentraining.

Medizinische Expertise

Dara S. Lazar

Dr.in Dara S. Lazar

Fachärztin für Urologie
Heiligenstädter Straße 46-48, 1190 Wien
www.urologin-wien.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Eine medikamentöse Therapie oder eine Operation hingegen ist nur bei schweren Fällen erforderlich. Häufiger Harnverlust und Inkontinenz, verursacht durch eine hyperaktive Blase, beeinträchtigen die Lebensqualität und den Alltag Betroffener. Blasentraining kann dazu beitragen, dass eine effiziente Blasenkontrolle wieder möglich wird. Eine gezielte Therapie trainiert den Blasenmuskel und wird von verschiedenen verhaltenstherapeutischen Methoden unterstützt, wie etwa von Toilettentraining. Und letztlich sind es beeinflussbare Faktoren, wie Ernährungs- und Trinkgewohnheiten, die sich auf die Funktion der Blase auswirken.

  • Blasentraining verbessert die Kontrolle über die Blase bei Problemen wie überaktiver Blase, Harninkontinenz und häufigem Wasserlassen.
  • Es beinhaltet Übungen zur Stärkung der Blasenmuskulatur und besseren Wahrnehmung des Harndrangs. Tagebuchaufzeichnungen helfen, Auslöser zu identifizieren.
  • Kegel-Übungen und Entspannungstechniken werden eingesetzt.
  • Geplantes Wasserlassen erhöht die Blasenkapazität. Geduld, Ausdauer und Konsistenz sind wichtig.
  • Vor Beginn unbedingt eine Ärzt:in konsultieren.

Ein Blasentraining hilft Betroffenen, die tropfenweise Harn verlieren oder ungewöhnlich häufig zur Toilette gehen müssen, dabei jedoch nur geringe Mengen Harn ausscheiden. Das kann viele Ursachen haben, wie z.B. bei Männern eine vergrößerte Prostata oder bei Frauen einen schwachen Beckenboden. Blasenschwäche tritt häufig auch bei älteren Menschen auf.

Je nachdem, um welche Form der Inkontinenz es sich handelt, wird die Therapie exakt darauf abgestimmt.

  • Beckenbodentraining bei Belastungsinkontinenz: Die erste Wahl bei dieser Form der Inkontinenz ist gezieltes Beckenbodentraining. Es kann von Elektrostimulation unterstützt werden und ist bei leichten Formen erfolgreich. Medikamente spielen hier eine untergeordnete Rolle. In schweren Fällen ist eine minimal-invasive Operation in Betracht zu ziehen, bei der die Harnröhre mit einem Kunststoffband stabilisiert wird.
  • Medikamente und Beckenbodentraining bei Dranginkontinenz: Ursache für diese Form der Inkontinenz ist häufig eine Entzündung der unteren Harnwege (z.B. der Harnröhre). In diesem Fall gilt es, den Verursacher zu eliminieren, z.B. mithilfe einer medikamentösen Therapie. Operationen sind in diesem Fall nicht nötig, In schweren Fällen können Injektionen mit Botulinumtoxin erfolgen. Die Substanz bewirkt eine teilweise Lähmung des Blasenmuskels, die Harnblase kann dadurch mehr und länger Harn speichern. Auch Beckenbodentraining ist eine ideale Begleittherapie.
  • Mischinkontinenz: Die Therapie kombiniert Methoden gegen Belastungs- und Dranginkontinenz, in leichten Fällen schafft Beckenbodentraining Abhilfe. Liegt eine Entzündung der Harnblase vor, muss medikamentös therapiert werden.
  • Überlaufinkontinenz: Zunächst wird der überlaufende Harn durch einen Dauerkatheter oder Bauchdeckenkatheter abgeleitet. Bei Überlaufinkontinenz beim älteren Mann muss eine Prostata-Operation in Betracht gezogen werden.

Ziel einer Therapie ist es, die Kontrolle über die Blase wieder zu erlangen. Betroffenen soll es ermöglicht werden, den Harn wieder länger zu halten und größere Intervalle zwischen den Toilettengängen einzuhalten. Dieses Verhalten können Sie lernen bzw. können Sie den Harnblasenmuskel entsprechend trainieren.

Grundsätzlich stehen 3 Therapieoptionen zur Auswahl:

  • Nicht-medikamentöse Therapie
  • Medikamentöse Therapie
  • Operation

Blasentagebuch

Der erste Schritt im Blasentraining ist das Führen eines Blasentagebuchs, in dem Sie vermerken, wie häufig Sie die Toilette aufsuchen, wie viel Flüssigkeit Sie zu sich nehmen und wie viel Harn Sie ausscheiden. Auch ein unwillkürlicher Harnverlust muss im Blasentagebuch dokumentiert werden.

Toilettentraining

Die Blase ist "lernfähig" und kann an einen bestimmten Toilettenrhythmus gewöhnt werden. Wichtig ist, auf Regelmäßigkeit zu achten und die „toilettenfreien“ Intervalle möglichst groß zu halten. Ein "vorsichtshalber" Toilettengang sollte vermieden werden, denn die Blase war es bisher gewohnt, bereits auf kleinste Harnmengen zu reagieren und Harndrang zu signalisieren. Ein starker Harndrang kann auch wieder abflauen, diese Zeit sollte man abwarten, um die Blase an größere Mengen Urin und längere Toilettenpausen zu gewöhnen. Am besten, Sie versuchen zunächst, den Harndrang etwa 5 Minuten anzuhalten, später werden diese Intervalle auf 10, 15, 20 Minuten usw. ausgedehnt. Diese Zeit können Sie auch mithilfe positiver Gedanken überbrücken, um Ihren Körper zu entspannen. Bei zusammen gekrümmter Haltung verstärken Sie den Druck auf die Blase, Sie sollten also besser aufrecht sitzen.

Reizstrom & Biofeedback

Beim Biofeedback-Verfahren wird Ihnen anal oder vaginal eine Sonde eingeführt, die die Beckenbodenmuskel aktiviert. Mithilfe eines akustischen Signals sind die Kontraktionen des Beckenbodens hörbar, gleichzeitig werden diese Aktivitäten auf einen Bildschirm als Kurve dargestellt. Sie sollen lernen, anhand der Signale die Beckenbodenmuskeln zu spannen und zu entspannen.

Beckenbodentraining

Ziel des Trainings ist es, die Beckenbodenmuskulatur zu stärken. Diese Methode eignet sich gut bei Belastungsinkontinenz, die durch einen Druck im Bauch verursacht wird. Wichtig ist es, zu Beginn des Trainings Ihren Beckenboden wahrnehmen zu lernen. Mit speziellen Anspannungs- und Entspannungsübungen – z.B. die Beckenbodenmuskeln bewusst anspannen und nach oben ziehen – und wieder nach unten richten. Durch dieses Training wird der Muskel langfristig gestärkt.

Entkrampfende Medikamente zielen darauf ab, eine überaktive Blase zu "entspannen". Sie unterbinden auch die Weiterleitung von Nervenimpulsen, die Harndrang signalisieren. In seltenen Fällen können auch Injektionen mit Botulinumtoxin Abhilfe schaffen. Sie führen zu einer Teillähmung der Blase, die in der Folge wieder größere Mengen an Harn länger halten kann.

Sie werden erst empfohlen, wenn andere Therapieoptionen versagt haben. So kann beispielsweise ein Blasenschrittmacher implantiert werden. Ähnlich wie ein Herzschrittmacher sendet er elektrische Impulse, die die Kontrolle der Blase wieder ermöglichen.

Nach jeder Therapie kann es neuerlich zu Harninkontinenz kommen. Davon sollten Sie sich jedoch nicht entmutigen lassen, denn dafür gibt es verschiedene Ursachen. So kann eine Infektion, seelische Belastung oder Stress zu einem "Rückfall" führen. Günstig ist es daher, ein Blasentagebuch zu führen, um möglichst genau zu ergründen, welches die Ursachen für eine neuerliche Inkontinenz sind. Spezielle Heilgymnastiker oder Inkontinenzberatungen können bei weiteren Trainingsversuchen wertvollen Beistand leisten.

Für die Therapie von Harninkontinenz stehen Allgemeinmediziner und verschiedene Fachärzte (Urologie, Gynäkologie) zur Verfügung. Spezielle Inkontinenzambulanzen in Krankenhäusern helfen ebenfalls weiter. Eine Anlaufstelle ist auch die Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich.

Sie können zusätzlich eine Verhaltenstherapie in Anspruch nehmen, die bei Maßnahmen wie Toiletten- und Blasentraining unterstützt, und damit an Ihrem Lebensstil arbeiten. Dieser spielt nämlich eine wichtige Rolle, z.B. die Ernährungs- und Trinkgewohnheiten. Harntreibende Getränke wie Schwarzer Tee oder Kaffee sollten nicht im Übermaß getrunken werden. Unterstützend wirkt eine abwechslungsreiche, ballaststoffreiche Kost. Spezielle Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens für zuhause erhalten Sie vom behandelnden Arzt oder Therapeuten.

Bei neurologischen Störungen (z.B. Schädel-Hirn-Verletzungen, Verletzungen des Rückenmarks oder Querschnittlähmung) kommt es aufgrund einer fehlgesteuerten Leitung der Nervenimpulse zwischen Gehirn und Blase meist zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Harnkontrolle.

Alle therapeutischen Maßnahmen werden vom Krankenversicherungsträger übernommen. Finanzielle Unterstützung gibt es auf Antrag, z.B. für Inkontinenzvorlagen und andere Heilbehelfe. Vereinzelt bestehen Verträge zwischen Beckenbodentrainings-Zentren und Krankenversicherungsträger. In diesem Fall werden die Kosten für die Therapie übernommen.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

20. Februar 2014

Stand der medizinischen Information:

20. Februar 2014

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge