Ernährung bei Herzerkrankungen

Lebensmittel
Mediterrane Kost – Gemüse, Nüsse, Knoblauch, Nudeln, Fisch und hochwertige Pflanzenöle – ist für Herz und Gefäße ideal.
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Die Herzgesundheit steht in engem Zusammenhang mit der Ernährung. Menschen mit bestehender Herzschwäche, die zu Wassereinlagerungen neigen, sollten vor allem auf eine reduzierte Salzzufuhr achten. 

Medizinische Expertise

Andrea Färbinger

Mag.a Andrea Färbinger

Expertin für Ernährungswissenschaften
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Bestimmte Nährstoffe wie Vitamin B6, B12, Folsäure und Magnesium schützen den Herzmuskel. Indem sie freie Radikale unschädlich machen, können Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Beta-Carotin einer Arteriosklerose vorbeugen. Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren – sie kommen in hochwertigen pflanzlichen Ölen und Nüssen vor – sowie in Fisch enthaltene Omega 3-Fettsäuren wirken ebenfalls einer Gefäßverkalkung entgegen und stabilisieren den Herzrhythmus. Sparsam sollten hingegen in vielen tierischen Produkten enthaltene gesättigte Fette und Transfette verwendet werden. Sie haben negativen Einfluss auf den Cholesterinspiegel.

  • Vitamine wie B6, B12, Folsäure und Magnesium sind wichtige Nährstoffe und schützen vor Herzerkrankungen.
  • Hochwertige Pflanzenöle und ballaststoffreiche Kost fördern die Gesundheit.
  • Man unterscheidet zwischen verschiedenen Fettsäuren. Zu den ungünstigen Fettsäuren zählen die gesättigten Fettsäuren. Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren wirken sich hingegen positiv auf den Fettstoffwechsel aus.
  • Konserven und Fertiggerichte sollten vermieden und die Salzzufuhr reduziert werden.
  • Auch ein übermäßiger Konsum von Alkohol kann dem Herzen schaden.

Frisches Obst, Gemüse, Nüsse, Fisch und hochwertige Pflanzenöle sind das Fundament für eine ausgewogene und herzgesunde Ernährungsweise. Eine gute Orientierung bildet die mediterrane Ernährung. Mehrere, unabhängig voneinander durchgeführte Studien zeigen, dass die Mittelmeerkost das Risiko von Herzkreislauferkrankungen senkt.

LEBENSMITTEL- GRUPPE EMPFOHLENE MENGE (HERZGESUNDE) INHALTSSTOFFE
Obst und Gemüse 2-3 Portionen Gemüse (1 Portion = mindestens 120 g Gemüse als Beilage, Salat
sowie 2 Portionen Obst pro Tag (1 Portion = mindestens 120 g = 1 Hand voll)
Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, antioxidativ wirksame Vitamine, Kalium
Brot, Getreide, Hülsenfrüchte und Kartoffeln 3 Portionen pro Tag (1 Portion = 75-125 g Brot / Gebäck oder
60-100 g Hülsenfrüchte wie z.B. Linsen, Bohnen, Kichererbsen oder
180-300 g Kartoffeln oder 45-75g Reis oder Vollkornteigware)
Sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe, pflanzliches Eiweiß, B-Vitamine, Magnesium
Milch und Milchprodukte 3 Portionen fettarme Milch oder
Milchprodukte
(1 Portion = 1/4 l Milch oder 150-180 g Jogurt oder 200 g Topfen oder 30-60 g Käse)
B-Vitamine, Vitamin A, Eiweiß
Fleisch 2-3x pro Woche (fettarmes Fleisch wie Geflügel bevorzugen) Eiweiß, B-Vitamine, Zink, Eisen
Fisch 2x pro Woche fettreiche Fische liefern Omega 3-Fettsäuren, (wie Thunfisch, Lachs und Makrele)
magere Fische wie Seelachs, Rotbarsch, Kabeljau sind gute Jod-Lieferanten
Omega 3-Fettsäuren, B-Vitamine, Vitamin D, Magnesium, Eisen, Jod, Zink
Öl und Nüsse Pro Tag 10-15 g (=2-3 Kaffeelöffel) kaltgepresste Pflanzenöle für Salate wie z.B. Raps- oder Leinöl 10-15 g Pflanzenöle zum Dünsten und Braten wie z.B. Olivenöl 1 Portion Nüsse (20-30g) einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Omega 3-Fettsäuren, Vitamin E

Anders als oft angenommen, muss die Ernährung von Herzpatient:innen nicht vollkommen fettfrei sein. Im Gegenteil: die Wahl der richtigen Fette fördert die Herzgesundheit. Wichtig ist es, gesättigte Fette und Transfette zu meiden und stattdessen zu einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu greifen.

Gesättigte Fettsäuren

Sie erhöhen den "ungünstigen" LDL-Cholesterinspiegel und senken gleichzeitig den "schützenden" HDL- Cholesterinspiegel. Lebensmittel mit vielen gesättigten Fetten wie fette Wurst, fetter Käse, Backwaren, Butter und Obers sollten daher nur sehr sparsam verwendet werden.

Transfette

Sie sind künstlich gehärtete Fette, die beispielsweise aus billigem Pflanzen- oder Fischöl gewonnen werden. Durch die chemische Härtung bleiben sie länger haltbar. Ebenso wie gehärtete Fette erhöhen sie das Gesamtcholesterin und begünstigen so Ablagerungen in den Arterien. Transfette sind in vielen industriell verarbeiteten Snacks und Backwaren enthalten – so z.B. in Mehlspeisen, Keksen und Chips.

Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren

Sie wirken sich förderlich auf die Zusammensetzung der Blutfette aus und beugen auf diese Weise einer Gefäßverkalkung vor. Ungesättigte Fettsäuren schützen die Gefäßwände und haben einen positiven Einfluss auf die Blutgerinnung. Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind unter anderem in Ölen enthalten.

Omega 3-Fettsäuren

Sie gehören zur Gruppe der mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Zu den wichtigsten Vertretern zählen die Eicosapentaensäure (EPA), die Docosahexaensäure (DHA) und die Alpha-Linolensäure (ALA). Omega 3 Fettsäuren erweitern die Gefäße und stabilisieren den Herzrhythmus. Außerdem senken sie sowohl den Cholesterin- als auch den Triglyceridespiegel und reduzieren damit das Arterioskleroserisiko. Omega-3- Fettsäuren kommen in fettem Fisch und pflanzlichen Ölen wie Leinöl und in Walnüssen vor.

Welche Fette sind gut für ́s Herz, welche schaden ihm. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:

"Gute" Fette "Schlechte" Fette (sparsam verwenden!)
Nüsse (insbesondere Walnüsse) und Samen Fettreiche Milchprodukte (Schlagobers, fetter Käse, Butter etc.)
Fetthaltiger Fisch (Lachs, Hering und Makrele) Fette Fleisch- und Wurstwaren
Pflanzenöle wie Maiskeimöl, Sonnenblumenöl und Rapsöl (= mehrfach ungesättigte Fettsäuren) Fettreich verarbeitete Lebensmittel (z.B. Kekse und Kuchen)
Olivenöl, Rapsöl (= einfach ungesättigte Fettsäuren) Frittiertes und Paniertes (z.B. Chips, Schnitzel etc.)

Nährstoffe ergänzen sich in deren Wirkung gegenseitig. Eine vielseitige Ernährung beugt Mangelerscheinungen vor. Die folgenden Nährstoffe sind bei bestehenden Herzerkrankungen von besonderer Bedeutung:

  • Antioxidantien: Vitamin C, E, Beta-Carotin
    Antioxidantien fangen sogenannte freie Radikale im Körper ab und machen sie unschädlich. Freie Radikale können Oxidationsvorgänge auslösen, die unter anderem eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) begünstigen. Der regelmäßige Verzehr von Obst und Gemüse (Vitamin C und beta carotin-Lieferanten) und hochwertigen Ölen und Nüssen (Vitamin E-Spender) bietet einen gewissen Schutz gegen die Oxidation von Blutfetten. Vitamin C kann zudem die Häufigkeit und Schwere einer Herzenge (= Angina pectoris) senken.
  • Coenzym 10 und L-Carnitin
    Coenzym 10 ist ein Molekül, das in jeder Körperzelle vorkommt. L-Carnitin setzt sich aus bestimmten Aminosäuren zusammen. Sowohl Coenzym 10 als auch L-Carnitin werden vom Körper selbst gebildet. Beide Substanzen sind für den Energiestoffwechsel von Bedeutung und unterstützen die Herzfunktion. Coenzym 10 ist vor allem in Fleisch, Geflügel, Soja und Mais enthalten. L-Carnitin findet sich hauptsächlich in Fleisch wieder.
  • Folsäure, Vitamin B12 und B6
    Der Körper benötigt diese B-Vitamine, um Homocystein weiterverarbeiten zu können. Homocystein wird bei der Umwandlung verschiedener Aminosäuren gebildet. Fehlen die genannten Vitamine, sammelt sich Homocystein im Blut an und der Stoffwechsel gerät ins Stocken. Die Folgen sind geschädigte Blutgefäße und ein erhöhtes Herzinfarktrisiko.
  • Magnesium und Kalium
    Magnesium wirkt wie ein natürlicher Herzschrittmacher. In Kooperation mit Kalium verbessert der Mineralstoff die Herzleistung und reguliert den Herzrhythmus. Gute Magnesiumquellen sind Nüsse, Weizenkeime, Vollkornprodukte und grünes Blattgemüse. Kalium steckt in Obst und Gemüse. Die tägliche Ernährung kann auch durch ein Magnesiumsupplement ergänzt werden.
  • Sekundäre Pflanzenstoffe
    verleihen den Pflanzen unter anderem Farbe und Geschmack. Sie verstärken die Wirkung von Vitaminen und haben neben antioxidative auch kardioprotektive Eigenschaften. Das bedeutet: sie schützen das Herz. Sekundäre Pflanzenstoffe sind reichlich in Hülsenfrüchten, vollem Korn, Obst und Gemüse enthalten.

Eine Herzschwäche geht häufig mit Wassereinlagerungen im Körper einher, die eine zusätzliche Belastung für den Organismus darstellen. Ärztlich verordnete Entwässerungstabletten (Diuretika) verschaffen Linderung. Daneben ist aber auch auf eine angepasste Salzzufuhr und die Trinkmenge zu achten.

Reduzierter Salzkonsum

Personen mit Herzschwäche wird empfohlen die Zufuhr von Kochsalz auf 4 bis 5 Gramm pro Tag zu beschränken. Mit der durchschnittlichen Ernährung werden mit 10 bis 15 Gramm bis zu dreifach so viel Kochsalz zugeführt. Um Kochsalz einzusparen, sollten salzreiche Konserven und Fertiggerichte gemieden werden. Dasselbe gilt für einige Brot- und Käsesorten. Stattdessen dürfen Sie zu frisch zubereiteten Speisen greifen. Statt Salz können Sie zum Würzen Kräuter verwenden.

Salzreduzierte Kost ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit passt sich der Gaumen aber an die verminderte Salzzufuhr an. Positiver Nebeneffekt: der natürliche Eigengeschmack der Speisen tritt dadurch vermehrt in den Vordergrund.

Angepasste Flüssigkeitszufuhr

Beschränken Sie Ihre Flüssigkeitszufuhr auf maximal 2 Liter pro Tag, bei schwerer Herzschwäche auch auf 1,5 Liter pro Tag. Achtung: neben Getränken werden auch Nahrungsmittel mit hohem Flüssigkeitsgehalt wie manche Obstsorten und Suppen zur Flüssigkeitsbilanz herangezogen werden.

Tipp: Trinken Sie in kleinen Schlucken. Indem sie den Speichelfluss anregen, können zuckerfreie Bonbons mit Zitronengeschmack das Durstgefühl lindern

Alkohol

Betroffene Personen, deren Herzerkrankung durch Alkohol verursacht wurde, dürfen keine alkoholhaltigen Getränke zu sich nehmen. Ansonsten sind kleine Mengen Alkohol erlaubt. Die oberste Grenze liegt bei 24 Gramm Alkohol pro Tag für Männer sowie bei höchstens 16 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen. Zur Orientierung: 24 Gramm Alkohol entsprechen der Menge von zirka 0,6 Liter Bier bzw. 0,3 Liter Wein. Auf hochprozentige Getränke sollte jedoch ganz verzichtet werden.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

24. März 2023

Erstellt am:

24. April 2017

Stand der medizinischen Information:

24. April 2017

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