Fettleber

Übergewicht und Alkoholmissbrauch begünstigen eine Fettlebererkrankung.
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Bei einer Fettleber handelt es sich um eine der häufigsten Lebererkrankungen, dabei wird verstärkt Fett in den Leberzellen eingelagert.

Medizinische Expertise

Rainer Hubmann

Dr. Rainer Hubmann

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Hauptstraße 54, 4040 Linz
www.hubmannsv.at
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Die Leber spielt eine zentrale Rolle bei der Verdauung, Energiebereitstellung und Entgiftung. Trotz ihrer Regenerationsfähigkeit kann sie bei übermäßiger Belastung verfetten. Die Kombination von Alkoholkonsum und Übergewicht erhöht das Risiko einer Fettlebererkrankung.

  • Bei der Fettleber lagert sich zu viel Fett in den Leberzellen ein.
  • Es wird zwischen einer nicht-alkoholischen Fettleber und einer alkoholischen Fettleber unterschieden.
  • Wer eine Fettleber hat, für den steigt das Risiko von Leberentzündungen und Leberkrebs.
  • In den meisten Fällen ist die Fettleber Anlass zu einer Veränderung des Lebensstils.
  • Eine gesunde Ernährung, Fasten und Bewegung können helfen.
Art Hepatitis
Beschreibung zu viel Fett in den Leberzellen
Ursachen bzw. Risikofaktoren Alkohol, Übergewicht, Diabetes
Symptome Druckgefühl im Oberbauch, Völlegefühl
Diagnose Labortest, Bildgebende Verfahren, Leberbiopsie
Therapie Alkoholverzicht, Übergewichtsreduktion

Die Leberverfettung ist eine Zivilisationskrankheit, rund ein Viertel der Bevölkerung ist von einer Fettleber betroffen. Es wird zwischen drei Stufen der Fettleber unterschieden:

Stufe 1: reine Fettleber ohne entzündliche Reaktion
Stufe 2: Fettleber mit entzündlicher Reaktion
Stufe 3: Leberzirrhose

In der Vergangenheit wurde starker Alkoholkonsum als Hauptursache für diese Krankheit gesehen. Mittlerweile geht man davon aus, dass die Ursachen einer Leberverfettung in der Lebensweise liegen: Übergewicht, falsche Ernährung - besonders zu viele Kohlenhydrate - und zu wenig Bewegung begünstigen die Entstehung einer Fettleber. Allerdings können auch schlanke Personen an einer Fettleber erkranken. Eiweißmangel - zum Beispiel durch Unterernährung - kann die Leber ebenfalls auf Dauer verfetten.

Häufigste Ursachen:

  • Übergewicht (Adipositas, auch bei Kindern ist daher die Entwicklung einer nicht-alkoholischen Fettleber möglich)
  • Alkoholmissbrauch
  • Diabetes Typ 2
  • fettreiche Ernährung
  • Bewegungsmangel
  • Hyperlipidämie (erhöhte Konzentration von Lipoproteinen, sogenannten "Fetttransportern")
  • Metabolisches Syndrom
  • übermäßiger Konsum von Fruchtzucker (Fructose)
  • Eiweißmangel
  • Medikamente (u.a. synthetische Östrogene, Acetylsalicylsäure)
  • Giftstoffe (Toxine, wie u.a. Tetracycline, Dämpfe von Lösungsmitteln)
  • genetische Veranlagung
  • Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)

Die Krankheit kann über Jahre völlig unbemerkt verlaufen. Die Leber lagert Fett ein und verfärbt sich gelblich. Das Organ kann auf die dreifache der normalen Größe anschwellen. Wenn Größe und Schwere der Leber zunehmen, kann es zu sehr unspezifischen Symptomen kommen:

  • Druckgefühl im rechten Oberbauch
  • Appetitverlust
  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • Übelkeit

Bei Übergewicht besteht ein 80-prozentiges Risiko eine Fettleber zu entwickeln, bei Alkoholmissbrauch liegt das Erkrankungsrisiko etwa bei 50 Prozent. In der ersten Phase zeigt die Fettleber noch keine entzündlichen Reaktionen. Erst im zweiten Stadium weist die Leber entzündliche Reaktionen auf, man spricht von einer "Steatohepatitis". 

Typen von Fettleber-Hepatitis:

ASH (Alcoholic Steatohepatitis): durch übermäßigen Alkoholkonsum verursachte "alkoholische Fettleberentzündung"
NASH (Non-alcoholic Steatohepatitis): nicht durch Alkohol bedingte Fettleber, meistens auf Übergewicht zurückzuführen
BASH (Both alcoholic and non-alcoholic Steatohepatitis): Fettleberhepatitis aufgrund von übermäßigen Alkoholkonsum und mindestens einem weiteren Auslöser, meistens Übergewicht

Bei allen Krankheitsbildern kommt es zu einer Einlagerung von Fetten (Triglyzeriden) in den Leberzellen. Eine gesunde Leber enthält etwa 3 bis 4 Prozent Fett, eine Fettleber hortet mehr als 50 Prozent Fett.

  • Verfettung: wenn sich Fett in mehr als 5 Prozent der Leberzellen einlagert
  • Fettleber: bei Einlagerung von Fett in mehr als 50 Prozent der Leberzellen
  • Mikrovesikuläre Verfettung: Es sammeln sich kleine Fett Tröpfchen um den Zellkern. Diese Verfettung ist typisch für akute Form der Fettleber.
  • Makrovesikuläre Verfettung: Der Fettanteil in den Zellen ist sehr hoch, Zellkern und andere Bestandteile der Zelle sind kaum mehr vorhanden. Man sieht diese Form typischerweise bei chronischem Alkoholismus, Diabetes mellitus, Fettsucht und nach längerer Kortisongabe.

Alkoholische Fettleber

  • Infolge eines übermäßigen Alkoholkonsums entsteht zunächst eine Fettleber. Dabei lagern sich Triglyzeride in den Leberzellen an und schädigen diese.
  • Leberzellen sind jedoch für die Energiebereitstellung im menschlichen Körper wichtig.
  • Die Leber verfettet, reagiert druckempfindlich und schmerzt.
  • Bei Alkoholverzicht kann sich die Leber jedoch wieder regenerieren.

Alkoholische Hepatitis

  • Kommt zusätzlich zu einer Fettleber eine Leberentzündung hinzu, spricht man medizinisch von einer alkoholischen Hepatitis (Steatohepatitis).
  • Im Laufe der Erkrankung vergrößert sich die Leber, die Leberzellen sterben ab, in den Lebervenen wird Bindegewebe abgelagert, das verhindert eine ausreichende Durchblutung des Organs.
  • Häufig macht sich die Erkrankung durch Abgeschlagenheit, Schmerzen im Bereich der Leber, Gelbfärbung der Haut bemerkbar.
  • Auch die Blutgerinnung und der Elektrolythaushalt sind gestört.

Leberzirrhose

  • Diese betrifft jede 5. alkoholabhängige Person.
  • Sie ist das Endstadium einer Lebererkrankung und ist durch die Zerstörung der Leberzellen gekennzeichnet.
  • Im schlimmsten Fall kann die Leberzirrhose auch zu Leberkrebs führen.

Ein Nachweis, ob es sich um eine alkoholbedingte oder nicht-alkoholische Fettleber handelt, ist schwierig und kann mit Labortests nicht verlässlich bestätigt werden.

Im Rahmen eines Anamnesegesprächs erfährt die Ärzt:in, ob die Patient:in Alkohol im Übermaß konsumiert. Als Richtwert für "Alkoholmissbrauch "gilt eine Zufuhr von mehr als 20 g Alkohol pro Tag bei Frauen und mehr als 40 g bei Männern.

Labortest

  • Üblicherweise zeigen Labortests (Blutuntersuchung, Lebertest), ob die Leberwerte erhöht sind.
  • So kann beispielsweise ein erhöhter Gamma-GT-Wert oder eine verringerte Anzahl weißer und roter Blutkörperchen Hinweis auf eine Fettleber sein.
  • Die Untersuchungen lassen jedoch keine Rückschlüsse zu, ob es sich um eine alkoholische oder nicht-alkoholische Fettleber handelt.
  • Bleiben die Leberwerte – GPT (Glutamat-Pyruvat- Transaminase), GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase), GGT (Gamma-Glutamyltransferase), und Bilirubin – auch nach 3 Monaten Alkoholverzicht weiterhin erhöht, ist das ein Hinweis, dass eine nicht-alkoholische Fettleber vorliegt.

Bildgebende Verfahren

  • Mittels Ultraschalls steht eine einfache unschädliche Methode zur Verfügung eine Fettleber zu erkennen. Durch CT oder MRT ist zusätzlich eine "Dichtemessung" möglich.
  • Beide können eine Vergrößerung der Leber oder Knoten sichtbar machen.
  • Seit kurzer Zeit gibt es auch mittels Ultraschall eine Möglichkeit ohne Biopsie die Leberdichte als sogenannte "transiente Elastographie" zu messen.

Leberbiopsie

  • Als "Gold Standard" für eine verlässliche Diagnose wird eine Leberbiopsie (Gewebeentnahme aus der Leber) empfohlen.
  • Dadurch lassen sich Entzündungsfaktoren, sowie Fibrose (Umbau des Lebergewebes in Bindegewebe) diagnostizieren sowie der Fortschritt der Erkrankung erkennen.
  • Darauf basierend kann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.

Die Behandlung einer Fettleber erfolgt in erster Linie, indem die Ursachen der Erkrankung therapiert werden.

Bei alkoholischer Fettleber ist eine völlige Alkoholkarenz nötig. Durch diese Schonung kann sich die Fettleber in etwa 2 bis 3 Monaten wieder verkleinern.

  • Auch eine bereits entstandene Fibrose oder Zirrhose kann sich möglicherweise zurückbilden.
  • Ergänzende Maßnahmen sind ausgewogene Ernährung, ausreichende Vitaminversorgung und Bewegung.
  • Schreitet die Erkrankung fort, kann möglicherweise eine Lebertransplantation erforderlich sein, die jedoch nur bei absoluter Alkoholkarenz durchgeführt wird.

Bei nicht-alkoholischer Fettleber richtet sich die Behandlung nach der Grunderkrankung.

  • Ist die Fettleber aufgrund von Übergewicht oder Diabetes Typ 2 entstanden, ist es wichtig, den Lebensstil zu ändern.
  • Vorrangig geht es darum, Gewicht abzunehmen und seine Ernährung nachhaltig umzustellen.
  • Eine Ernährungsberatung kann bei der Erstellung eines geeigneten Ernährungsplans helfen.
  • Bewegung und Sport ist wichtig und sollte regelmäßig durchgeführt werden (Yoga, Walken, Wandern, Radfahren).

Medikamentöse Therapie der Fettleber

Derzeit steht eine Reihe möglicher Therapieoptionen zur Auswahl, deren Wirksamkeit zum Teil jedoch noch weiterer Studien bedarf. Als Erfolg versprechend haben sich nachstehende Substanzen erwiesen:

  • ACE-Hemmer (Blutdrucksenker) bzw. AT2-Hemmer (weiten die Gefäße)
  • Statine (senken die Leberwerte)
  • Ursodeoxycholsäure hemmt die Kohlenhydratneubildung sowie die Fettsäuresynthese und begünstigt die Insulinausschüttung
  • Vitamin E: Studien zeigten, dass sich der Zustand des Lebergewebes nach 2-jähriger Vitamin E-Gabe wesentlich verbessert. Diese Therapie ist auch für Kinder geeignet.
  • Alkoholverzicht
  • Übergewicht vermeiden
  • Sport (leichter Ausdauersport 3 bis 5 Mal pro Woche)
  • Gesunde Ernährung (Vitamine, Spurenelemente)
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (keine gezuckerten Getränke)

Wichtig sind auch eine regelmäßige Gesundenuntersuchung: erhöhte Leberwerte GPT (Glutamat-Pyruvat- Transaminase), GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase), GGT (Gamma-Glutamyltransferase), Bilirubin) geben Hinweise auf eine Lebererkrankung.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

25. April 2024

Erstellt am:

7. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

13. Juli 2020


ICD-Codes:
  • K76
  • K70

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