Lebensmittel, die Kopfschmerzen verursachen

Alkohol und Schoko verursachen Kopfschmerzen
Alkohol und stark zuckerhaltige Lebensmittel wie Schokolade können bei manchen Menschen Kopfschmerzen verursachen oder verstärken.
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Plötzlich auftretende Kopfschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Auch einige Lebensmittel kommen als Auslöser in Frage.

Medizinische Expertise

Christian Wöber

Univ.Prof. Dr. Christian Wöber

Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Plenergasse 13/4, 1180 Wien
www.neuro-logie.at
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Es wird zwischen über 200 verschiedenen Kopfschmerzarten unterschieden, entsprechend vielseitig sind auch die möglichen Auslöser. Wenn die Denkzentrale schmerzhaft pocht, ist das nur in seltenen Fällen als Indiz für eine schwere Erkrankung zu deuten. Zumeist sind es vergleichsweise harmlose Ursachen wie Stress, Flüssigkeitsmangel oder eben auch der Konsum bestimmter Lebensmittel, die die Beschwerden verursachen. Welche Nahrungsmittel sich wie auf Kopfschmerzen auswirken, kann wiederum bei jedem Menschen individuell etwas anders aussehen.

Video: Kopfschmerzen verstehen: Was tun, wenn der Schädel brummt?

OÄ Dr. Ingrid Söser-Brence (Abteilung für Neurologie, Krankenhaus der Elisabethinen, Graz) spricht über mögliche Ursachen und Behandlungsoptionen von Kopfschmerzen. (Webinar, 14.2.2022)

Wenngleich jeder Mensch ein wenig anders tickt, gibt es einige Lebensmittel und Inhaltsstoffe, die besonders häufig mit Kopfschmerzen assoziiert werden können:

  • Alkohol

  • Kaffee

  • Schokolade

  • Histamin

  • Zucker

  • Aspartam

  • Geschmacksverstärker (Glutamat)

Übermäßiger Alkoholkonsum ist in vierlei Hinsicht ungesund für den menschlichen Körper. Insbesondere Gelegenheitstrinker kennen ihn zudem als Auslöser teils heftiger Kopfschmerzen. Wer an einem Abend etwas zu viel vom Genussmittel erwischt hat, läuft Gefahr, am nächsten Tag mit einem hartnäckigen Kater und einem entsprechend pochenden Schädel aufzuwachen. Bei Betroffenen regelmäßiger Migräneattacken ist Studien zufolge neben der Menge auch die Wahl des Alkohols ein wichtiger Faktor.

Rotwein ist demnach ein besonders starker Auslöser, während Wodka bei Migränepatienten vergleichsweise selten für Kopfschmerzen sorgt. Auch Bier schnitt in einer Tagebuch-Studie der MedUni Wien einigermaßen gut ab, manche Betroffene berichten sogar von einem positiven Effekt. Als Therapeutikum eignet sich das Hopfengetränk natürlich dennoch nicht. Prinzipiell ist sowohl bei chronischen, als auch bei akuten Beschwerden Alkohol immer als Auslöser in Betracht zu ziehen.

Ein weiteres flüssiges Genussmittel, das manchmal mit Kopfweh in Verbindung gebracht wird, ist Kaffee. Tatsächlich ist der Zusammenhang noch weitgehend unerforscht, es gibt allerdings Indizien in beide Richtungen. Eine mögliche Erklärung für Kopfschmerzen nach dem Kaffeekonsum ist die durch Koffein ausgelöste vermehrte Ausscheidung von Magnesium und Noradrenalin. Bei empfindlichen Menschen könnte dies ein Hämmern bzw. Pochen im Kopf auslösen. Doch auch vom genauen Gegenteil wird häufig berichtet. So schwören viele darauf, dass der Kaffee als Kopfschmerz-Killer wirkt.

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Kopfweh nach Schokolade? Das kann schon passieren. Einen wissenschaftlich gesicherten Zusammenhang gibt es jedoch auch dafür nicht. Doppelblinde, placebokontrollierte Studien erbrachten kontroverse Ergebnisse: In einer Untersuchung erlitten 5 von 12 Patienten nach Schoko-Verzehr eine Migräne-Attacke, während von den 8 Probanden, die nur Placebo erhielten, keiner über Migräne klagte. Andere Ergebnisse lieferte eine weitere Studie: 19 % der Patienten bekamen nach Schokolade-Genuss Kopfweh, aber auch 12 % der Placebogruppe. Die Liste der unterschiedlichen Studienergebnisse ließe sich fortsetzen.

Auch Käse nimmt im Reigen der Übeltäter einen festen, wenn auch keineswegs wissenschaftlich untermauerten Platz ein. Als Schuldiger am Kopfweh nach Käsekonsum werden die durch Milchsäurebakterien gebildeten biogenen Amine diskutiert, wozu etwa Histamin gehört. Das wird immer wieder als Ursache von Kopfschmerz (und anderen Problemen, wie beispielsweise Kurzatmigkeit oder Durchfall) gehandelt. Histaminhaltige Lebensmittel sind unter anderem Käse, Wein und geräuchertes Fleisch. Zu den Nahrungsmitteln, welche die Histamin-Freisetzung fördern, zählen etwa Alkohol, Schokolade, Erdbeeren, Schalentiere und Tomaten. Aber auch hier fehlen letzten Endes klare wissenschaftliche Beweise.

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Ebenfalls nicht ganz klar ist die Datenlage zum künstlichen Süßstoff Aspartam: Einige Untersuchungen weisen einen Zusammenhang zwischen Aspartamkonsum und Kopfweh aus, einige nicht. Genauso unterschiedlich ist die Reaktion auf hohen Zuckergenuss (mehr als 20 % der zugeführten Energie): Einige bekommen davon Kopfschmerzen, die meisten nicht.

Ziemlich ähnlich ist die Lage beim Geschmacksverstärker Natriumglutamat, der zu Kopfschmerzen führen kann. Allerdings dürften weniger als 1 % an einer Glutamatunverträglichkeit leiden und auch diese nur dann, wenn sie größere Mengen von Glutamat zu sich nehmen. Glutamat kommt übrigens in einigen Lebensmitteln von Natur aus vor, etwa in Germ, Paradeisern oder Parmesan. Als künstlich zugesetzten Geschmacksverstärker finden wir ihn in einer Vielzahl von Produkten, beispielsweise in vielen Packerlsuppen und Suppenwürfeln, in vielen Chips und Erdnuss-Flocken, in vielen Sojasaucen und Speisewürzen, in vielen Wurstwaren und Fertiggerichten.

Es ist, wie Ernährungsexperten immer wieder betonen, auch eine Frage der Individualität, ob jemand auf Käse und Co mit Kopfschmerz reagiert oder nicht – so individuell wie auch Gusto und Geschmack sind. Noch nicht genug damit: Ein und derselbe Mensch kann einmal auf Rotwein und Käse mit Kopfweh reagieren. Das nächste Mal isst und trinkt er Emmentaler und Chianti ohne jede negative Auswirkung. Und ein drittes Mal bleibt Sekt am Abend folgenlos, während das perlende Getränk am Nachmittag eine Migräne-Attacke beschert.

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  • Wöber, C., Brannath, W., Schmidt, K., Kapitan, M., Rudel, E., Wessely, P., Wöber-Bingöl, Ç., PAMINA, Study Group: Prospective analysis of factors related to migraine attacks: The PAMINA study, Cephalalgia 27 (2007), 304-314

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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

22. Mai 2023

Erstellt am:

22. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

23. Juli 2020

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