Verhüten für den Mann leicht gemacht

Pärchen kuschelt unter der Decke
Mehr Verhütungsmöglichkeiten für Paare – neue Forschung vielversprechend.
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Die Zeiten, in denen Verhütung ausschließlich als "Frauensache" galt, sind vorbei. Wir zeigen, was Männer tun können, um sich selbst aktiv um ihre Verhütung zu kümmern.

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Oft scheint, als ob Frauen eine viel größere Auswahl an Verhütungsmitteln haben, als dies bei Männern der Fall ist. Für Frauen gibt es eine Vielzahl an hormonellen und nicht-hormonellen Mitteln, die oral eingenommen oder implantiert werden können, um einen zuverlässigen Verhütungsschutz zu bieten, sowie die Pille danach nach Verhütungspannen. Das heißt jedoch nicht, dass Männer bei dem Thema Verhütung eine passive Rolle einnehmen müssen. Welche Optionen es jetzt schon gibt und worauf man in Zukunft hoffen darf.

  • Die meistverwendete Verhütungsmethode bei Männern ist das Kondom.
  • Sofern es richtig angewandt wird, schützt die Verhütung mit Kondom mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer Schwangerschaft.
  • Anders als andere Methoden schützt das Kondom auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
  • Bei der Vasektomie, auch Sterilisation des Mannes genannt, wird die Samenleiter durchtrennt.
  • Mögliche künftige Verhütungsmethoden, die noch untersucht werden, sind die Anti-Baby-Spritze und das Vasalgel.

Kondome sind das vielleicht älteste, aber immer noch allseits beliebte Verhütungsmittel. Während es ursprünglich aus Tierhäuten oder Stoffen hergestellt wurde, ist die meist gekaufte Variante heutzutage das Latex-Kondom. Der Gummischutz wird dabei manuell vor dem Geschlechtsverkehr auf das versteifte Glied gestreift und fängt somit den Samenerguss ab. Ein großer Vorteil des Kondoms besteht darin, dass es nicht nur eine Schwangerschaft verhüten kann, sondern auch vor gängigen sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Bei zirka 0,50 Euro pro Kondom ist die Anwendung erschwinglich. Zudem muss die Verhütung nicht vorab geplant werden. Kondome sind leicht zu transportieren und somit jederzeit einsatzbereit.

Wie zuverlässig Kondome funktionieren, hängt primär von der richtigen Handhabung und der Qualität des Kondoms ab. Kondome gängiger Marken sind jedoch genormt und mehrfach überprüft, weshalb man von einer hohen Qualität ausgehen kann. Auf das Ablaufdatum des Kondoms und die Intaktheit der Verpackung sollte aber geachtet werden.

Der Pearl-Index, benannt nach dem amerikanischen Biologen Raymond Pearl, ist ein Wert, der besagt welcher Anteil an sexuell aktiven Frauen trotz der Verwendung einer Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Wert, desto sicherer die Methode. Kondome haben einen Pearl-Index von 2 - 12. (Im Vergleich: Die Anti-Baby-Pille hat einen Wert von 0,1 bis 0,9) Die hohe Differenz der Werte bei dem Kondom ergibt sich daraus, dass eine korrekte Anwendung wesentlich zur Garantie der Sicherheit beiträgt.

Bei der Vasektomie, auch Sterilisation des Mannes genannt, wird die Samenleiter durchtrennt. Die Vasektomie gilt dabei als körperschonender und weniger invasiv als die Sterilisation bei der Frau, weshalb sie viele Paare, die keinen (weiteren) Kinderwunsch verspüren, für einen Eingriff bei dem Mann entscheiden. Die OP wird in der Regel lediglich mit lokaler Betäubung und ambulantem Aufenthalt vorgenommen, d. h. der Mann kann kurz nach dem Eingriff die Ordination wieder verlassen. Die Operation selbst dauert, je nach gewählter Methode mit oder ohne Skalpell, maximal 40 Minuten, und gilt als sehr risikoarm. Der Eingriff gilt als medizinische Privatleistung und muss daher selbst bezahlt werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf zirka 400 - 500 Euro inkl. Vor- und Nachsorgeuntersuchungen. Obwohl diese Summe vielleicht zunächst hoch erscheinen mag, ist es als dauerhaftes Verhütungsmittel längerfristig sicher kostengünstiger als viele andere Varianten.

Die Entscheidung zur Vasektomie sollte jedoch nicht leichtfertig getroffen werden. Sie kann nur durch einen relativ schwierigen Prozess, der sog. "Refertilisierung" rückgängig gemacht werden, und dieser verläuft nicht garantiert erfolgreich. Eine Möglichkeit, die schwerwiegende Entscheidung zur Vasektomie zu entschärfen, besteht darin, vor dem Eingriff Spermien für die Zukunft einfrieren zu lassen. Spezielle Labors sind dazu ausgestattet, Spermien sicher einzulagern, falls später trotz vorgenommener Vasektomie ein Kinderwunsch bestehen sollte. In diesem Fall kann ein Mann ein biologisches Kind bekommen, in dem bei seiner Partnerin eine künstliche Befruchtung mit seinen gespeicherten Spermien vorgenommen wird.

Überraschenderweise bietet jedoch selbst die Vasektomie keinen vollständigen Schutz vor einer ungeplanten Schwangerschaft. Zwar ist diese Verhütungsmethode mit einem Pearl-Index von 0,1 sehr sicher, doch mitunter gelangen trotz dem Eingriff Samenzellen in die Samenflüssigkeit. Besonders häufig kommt das in den ersten Monaten nach dem operativen Eingriff vor.

Von 2009 bis 2011 lief eine erfolgversprechende WHO-Studie, die eine hormonelle Spritze auf den Markt bringen wollte. Diese Anti-Baby-Spritze hätte den Vorteil mit sich gebracht, im Unterschied zu Kondom bzw. Vasektomie mittelfristig wirksam zu sein. Sie wurde alle acht Wochen verabreicht und sollte somit einen durchgehenden Verhütungsschutz für zwei Monate am Stück bieten. Bestandteile der Anti-Baby-Spritze waren bekannte Sexualhormone wie etwa Testosteron.

An der Studie nahmen insgesamt 400 Männer zwischen 18 und 25 Jahren aus acht verschiedenen Ländern teil. Obwohl die Spritze von zirka 90 % der Studienteilnehmer gut vertragen wurde, litten die restlichen 10 % an teils schwerwiegenden Nebenwirkungen, wie etwa Gewichtszunahme, Depressionen und Libido-Veränderungen. Der Leiter der Studie, Prof. Michael Zitzmann, Androloge und Endokrinologe am Zentrum für Reproduktionsmedizin der Universität Münster, schließt nicht aus, dass in der Zukunft weiter an einer Anti-Baby-Spritze für den Mann geforscht würde. Jedoch müsse man an der Zusammensetzung der Spritze arbeiten, so Prof. Zitzmann.

Während weiterhin an einer potentiellen Anti-Baby-Spritze für den Mann geforscht wird, tut sich nun noch eine weitere Möglichkeit auf. Das sog. Vasalgel besteht aus Kunststoff und soll in die Samenleiter injiziert werden, wodurch diese verschlossen wird. Im Gegenzug zu der Vasektomie ist diese Methode jedoch reversibel, d. h. die Wirkung lässt nach zirka zehn Jahren nach und wäre somit vor allem für jüngere Männer, die erst später eine Familie planen, eine gute Option.

Im Gegensatz zu der Anti-Baby-Spritze ist das Vasalgel hormonfrei und die Wirkung kann auch schon vor Ablauf der 10 Jahre mit Hilfe eines Lösungsmittels aufgehoben werden. Im Gegenteil zu einer Vasektomie soll das Vasalgel auch sofort nach der Anwendung zuverlässig wirksam sein. Bisher gibt es nur vielversprechende Tierversuche, doch bereits nächstes Jahr soll die Studie auf Menschen erweitert werden. Bereits 2017 könnte das Vasalgel auf den Markt kommen und somit eine weitere Option für die männliche Verhütung darstellen.


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Zuletzt aktualisiert:

1. Juli 2020

Erstellt am:

25. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

1. Juli 2020

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