Cybermobbing (Mobbing im Internet, Mobbing online)

Handy mit Hassnachrichten, im Hintergrund sitzt Jugendliche die ihr Gesicht versteckt
Betroffene von Cybermobbing fühlen sich oft ohnmächtig und hilflos.
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Ob Beleidigungen und Belästigungen, die Verbreitung von Lügen und Verleumdungen, die Veröffentlichung intimer Details oder Nacktfotos – Cybermobbing kann ganz unterschiedlich aussehen. Tatsache ist, dass es Menschen verletzt.

Medizinische Expertise

Doris Reinwald

Mag.a Doris Reinwald

Psychotherapeutin, Klinische Psychologin & Gesundheitspsychologin
Merangasse 20, 8010 Graz
www.teamfrei.webnode.at
Simone Friesacher

MMag.a Simone Friesacher

Klinische- und Gesundheitspsychologin, Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin
Grazbachgasse 56, 8010 Graz
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Inhaltsverzeichnis

Bei Cybermobbing werden Personen bewusst über Digitale Medien, vor allem über Soziale Netzwerke, beleidigt, bloßgestellt, beschimpft, bedroht oder belästigt. Der Begriff "Mobbing" bedeutet übersetzt so viel wie "anpöbeln" oder "über jemanden herfallen". Ein zentraler Ort an dem es häufig zu Mobbing und in der Folge zu Cyber-Mobbing (oder umgekehrt) kommt, ist die Schule. Kinder und Jugendliche, die davon betroffen sind, brauchen Unterstützung und können durch gezielte Strategien gestärkt werden.

Zusammenfassung

  • Cybermobbing bezeichnet ein Phänomen, bei dem Digitale Medien genutzt werden, um einen Menschen bewusst zu beleidigen, zu belästigen, zu bedrohen oder bloßzustellen. 
  • Es gibt kein klares "Opferprofil" – jede Person kann betroffen sein.
  • Cybermobbing findet meist auf der verbalen und psychischen Ebene statt. 
  • Oft werden die grenzüberschreitenden und verletzenden Angriffe von anderen verharmlost und heruntergespielt, obwohl sie ernsthafte Auswirkungen haben.
  • Ist man von Cybermobbing betroffen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten dagegen vorzugehen.

FAQ (Häufige Fragen)

Was ist Cybermobbing?

Bei Cybermobbing wird eine Person bewusst über Digitale Medien, vor allem über Soziale Netzwerke, beleidigt, bloßgestellt, beschimpft, bedroht oder belästigt.

Was sind die Anzeichen von Cybermobbing?

Kennzeichnend für Cybermobbing ist, 

  • wenn eine bewusste aggressive Handlung über digitale Medien vorliegt,
  • wenn diese Handlung wiederholt auftritt, 
  • wenn es eine Machtungleichheit zwischen den Beteiligten gibt. 
Was sind die Gründe für Cybermobbing?

Die Ursachen für Cybermobbing können vielfältig sein. Oft hängen die Angriffe mit einer längeren Vorgeschichte zusammen, z.B. mit ungelösten Konflikten oder gescheiterten Beziehungen. Klassisches Mobbing beginnt oft in der Schule oder Klasse. Cybermobbing kann daraus entstehen oder umgekehrt: Online-Streitigkeiten können in der Schule weiter eskalieren.

Bei Cybermobbing werden Kommunikationskanäle wie SMS, E-Mail, Chat, Social Media, Instant Messenger oder Websites genutzt, um eine Person bewusst zu beleidigen, zu bedrohen, bloßzustellen oder zu belästigen. Der Betroffene ist dabei wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg negativen Handlungen eines Einzelnen oder einer Gruppe ausgesetzt, mit dem Ziel, das Opfer sozial auszugrenzen. 

Zur Rechtslage in Österreich: 

  • Die ursprüngliche Fassung (2016-2020) von § 107c Strafgesetzbuch sprach von "fortgesetzter Belästigung", was eine wiederholte Handlung über einen längeren Zeitraum implizierte. Mit der Novelle 2020 wurde der Begriff auf "fortdauernd" geändert, was auch eine einmalige, aber über längere Zeit sichtbare Handlung (z. B. das Veröffentlichen eines Bildes, das über längere Zeit im Netz bleibt) strafbar macht.
  • "Klassisches" Mobbing ist in Österreich nicht als eigenes Delikt strafbar; nur einzelne Straftaten wie z.B. Beleidigung oder Körperverletzung können verfolgt werden. Cybermobbing hingegen kann bereits durch eine einzelne schwere Handlung strafbar sein und wird durch die fortdauernde Wirkung im Netz (z. B. ein Bild oder Post, der über längere Zeit sichtbar bleibt) zusätzlich erfasst.

Mobbing ist für Außenstehende oft schwer zu erkennen, da die Handlungen meist im Verborgenen geschehen und von den Ausführenden häufig bagatellisiert werden.

Ob Erwachsene, Kinder, Jugendliche oder Lehrer:innen, Mann oder Frau – Cybermobbing kann jeden Menschen treffen. Es gibt kein klares "Opferprofil". 

In einer HBSC-Studie ("Health Behaviour in School-aged Children") aus dem Jahr 2021/2022 gaben je nach Schulstufe, zwischen 8 und 13 % der befragten Schüler:innen aus Österreich an, in den vergangenen Monaten zumindest einmalig Opfer von Cybermobbing gewesen zu sein.

Es lassen sich verschiedene Formen von Mobbing unterscheiden:

  • Verbales Mobbing: z.B. Beleidigung, Verspottung, Verbreiten von Gerüchten, etc. 
  • Physisches Mobbing: z.B. Stoßen, Schlagen, etc. 
  • Psychisches Mobbing: z.B. durch Ignorieren, Ausschluss aus einer Gruppe, etc.

Meist findet Cybermobbing auf der verbalen und psychischen Ebene statt. In Ausnahmefällen kann es aber auch zu physischer Gewalt, z.B. in Form von "Happy Slapping", kommen. Dabei werden Prügeleien, bei der eine Person grundlos geschlagen und verletzt wird, von den Täter:innen gefilmt und die Gewaltszenen im Anschluss über Soziale Medien verbreitet – mit dem Ziel, das Opfer zu demütigen.

Die Ursachen für Cybermobbing können vielfältig sein. Oft hängen die Angriffe mit einer längeren Vorgeschichte zusammen, z.B. mit ungelösten Konflikten oder gescheiterten Beziehungen.

Weitere Auslöser können sein:

  • In der Schule, in der Arbeit, aber auch in der Freizeit, wie z.B. im Sportverein kann man sich nicht aussuchen, mit welchen Leuten man zusammentrifft. Gibt es Unterschiedliche Interessen oder Werte, eine eigene Gruppendynamik, Rangordnungen oder liegen Missverständnisse, Kommunikationsprobleme, Stress oder externe Belastungen vor, können schneller Konflikte entstehen. 
  • Konflikte aus dem realen Leben werden online häufig weitergeführt. Nachdem man sich online nicht gegenübersteht, fällt das Streiten hier sogar leichter. Konflikte können schneller eskalieren.
  • Zerbrechen Liebesbeziehungen oder Freundschaften, können unter Umständen auch Rachegefühle aufkommen.
  • Prinzipiell ist der Umgangston online häufig grob und rau. Der Übergang zu Mobbing kann hier fließend passieren.

Cybermobbing funktioniert dann gut, wenn es ein großes Publikum gibt, das entweder mitmacht oder nichts dagegen unternimmt.

Die Schule als zentraler Ort

Klassisches Mobbing beginnt oft in der Schule oder Klasse. Cybermobbing kann daraus entstehen oder umgekehrt: Online-Streitigkeiten können in der Schule weiter eskalieren. Die Konsequenz: Die Schule muss unbedingt einschreiten, sobald sie Kenntnis von Cybermobbing hat.

Klassisches Mobbing beginnt oft in der Schule. Cybermobbing kann daraus entstehen oder umgekehrt: Online-Streitigkeiten können in der Schule weiter eskalieren. Die Konsequenz: Die Schule muss unbedingt einschreiten, sobald sie Kenntnis von Cybermobbing hat.

MMag. Simone Friesacher, Klinische- und Gesundheitspsychologin, Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin

Bei Cybermobbing werden verschiedene Online-Kommunikationskanäle (z.B. E-Mail, Social Media, Instant Messenger, etc.) seitens einer oder mehrerer Personen benutzt, um einen anderen Menschen bewusst, vorsätzlich und wiederholt zu verletzen, zu beleidigen, zu belästigen oder seinen Ruf zu schädigen.

Kennzeichnend für Cybermobbing ist, 

  • wenn eine bewusste aggressive Handlung über digitale Medien vorliegt,
  • wenn diese Handlung wiederholt auftritt, 
  • wenn es eine Machtungleichheit zwischen den Beteiligten gibt. 

Für die Opfer ist es häufig besonders schwer, sich der Situation zu entziehen, da die Belästigungen rund um die Uhr stattfinden können und die Täter:innen meist "unsichtbar" und anonym sind. Gerade junge Menschen fühlen sich dabei oft ohnmächtig und hilflos. 

Erhalten Betroffene keine Unterstützung aus ihrem Umfeld, kommt es häufig zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben. Die Folge können kurzfristige, aber auch langfristige massive gesundheitliche Auswirkungen auf psychischer und physischer Ebene sein – wie z.B. Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Angststörungen oder Depressivität.

Ist es Ihnen passiert, dass z.B.: 

  • jemand ihren Insta Account übernimmt?
  • jemand online gemeine Bilder von Ihnen verbreitet?
  • jemand unter Ihren Postings verletzende Kommentare macht?

Sollten Sie von Cybermobbing betroffen sein, haben Sie folgende Möglichkeiten:

1.    Nicht provozieren lassen Man sollte nicht impulsiv auf verletzende Nachrichten reagieren. Die Nachrichten zielen darauf ab, Ärger zu provozieren. Überlegt reagieren und prüfen, ob die Kommentare strafbar sind; gegebenenfalls sachlich darauf hinweisen oder melden, ohne selbst zu streiten.
2.    Unterstützung holen Oft wird auch versucht, dem Opfer einzureden, dass es selbst an seiner Lage schuld sei. Davon sollte man sich nicht verunsichern lassen. Es hilft, mit nahestehenden Personen darüber zu sprechen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Es bringt oft große Erleichterung, seine Probleme mit einer anderen Person zu teilen z.B. jemand aus der Familie, einer guten Freund:in, Jugendbetreuer:in oder auch jemand aus einer Beratungsstelle (siehe Infobox).
3.    Sichern von Beweisen Auch, wenn man noch nicht genau weiß, wie man mit der Situation umgehen möchte, empfiehlt es sich, Beweise zu sammeln: z.B. Screenshots vom gesamten Thread, Datum der Postings und Username, Profilinfos der Täter:in. 
4.    Melden Eine wichtige Möglichkeit, um sich zu wehren, ist es, öffentliches Cybermobbing der Plattform zu melden – wenn man selbst betroffen ist, aber auch, wenn man es im Netz bemerkt. Dabei erfährt die Täter:in nicht, von wem sie gemeldet wurde.
5.    Täter:innen blockieren Um zu verhindern, dass die Person weiterhin in deinem Profil postet, kann man sie auch auf der jeweiligen Social-Media Plattform blockieren. 
6.    Anzeige erstatten Cybermobbing ist strafbar und kann bei einer Polizeidienststelle angezeigt werden. Bei der Polizei wird die Anzeige aufgenommen und in der Folge werden Ermittlungen durchgeführt. Gesicherte Beweise können vorgelegt werden. Das Ergebnis der Ermittlungen wird an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, die dann entscheidet, ob es zu einer Gerichtsverhandlung, zu einer Diversion (z.B. Geldstrafe, Sozialstunden) kommt oder ob das Verfahren eingestellt wird. Zu beachten ist, dass man eine Anzeige wegen Cybermobbing später nicht mehr zurückziehen kann.
7.    Unterlassungsauftrag Seit 2021 gibt es auch die Möglichkeit, über ein Onlineformular einen gerichtlichen Unterlassungsauftrag einzuleiten. Der Antrag kann nur von Erwachsenen (d.h. bei Jugendlichen durch Erziehungsberechtigte) gestellt werden und kostet etwa 100 €. Auch Folgekosten können entstehen. Nähere Informationen zum Unterlassungsauftrag findet man auf: https://justizonline.gv.at/jop/web/faq/kategorie/1 

Anderen helfen

Bekommen Sie mit, dass jemand schikaniert wird, machen Sie nicht mit, sondern schreiten Sie ein. Merken die Täter:innen, dass das Opfer Unterstützung erhält und nicht allein gelassen wird, hört das Mobbing oft schnell auf.

Prävention ist sowohl offline als auch online relevant. Ist das (Cyber-)Mobbing bereits in Gange, können Konflikte zwar beigelegt werden, dennoch hinterlassen sie Spuren. Umso sinnvoller ist es, Präventivmaßnahmen zu setzen, um zu verhindern, dass Konflikte so groß werden.

In der Schule oder in anderen größeren Gemeinschaften können z.B. Beratungslehrer:innen oder Sozialarbeiter:innen durch präventive Workshops, Projekte, Beratung, Peer-Programme, Schulprojekte zur Medienkompetenz unterstützen und für ein verbessertes Klima sorgen. 

Bei Prävention und Konfliktbewältigung sind Kinder und Jugendliche immer auf die Unterstützung Erwachsener angewiesen. So bekommen sie Handlungsmöglichkeiten und können Konflikte aktiv verhindern bzw. lösen. Um Mobbingdynamiken frühzeitig erkennen und adäquat reagieren zu können, ist es daher auch wichtig, Pädagog:innen und psychosoziale Berufsgruppen im Rahmen von Fortbildungen und Lehrgängen (z.B. "FAIR 2gether" der Pädagogischen Hochschule Steiermark) entsprechend zu schulen.

Die Ziele von Präventionsmaßnahmen:

  • Stärkung der Gemeinschaft
  • Steigende Wertschätzung und verbesserte Beziehungen untereinander
  • Erhöhte Aufmerksamkeit und ein kompetenter Umgang mit kritischen Situationen
  • Konflikte erkennen und einen konstruktiven Umgang erlernen

Bei Prävention und Konfliktbewältigung sind Kinder und Jugendliche immer auf die Unterstützung Erwachsener angewiesen. So bekommen sie Handlungsmöglichkeiten und können Konflikte aktiv verhindern bzw. lösen.

Mag.a Doris Reinwald, Psychotherapeutin, Klinische Psychologin & Gesundheitspsychologin


Autor:in:

  • Nathalie Lackner (Online-Redakteurin für medizinische Themen, RegionalMedien Gesundheit)

Redaktionelle Bearbeitung:

  • Nathalie Lackner (Online-Redakteurin für medizinische Themen, RegionalMedien Gesundheit)

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