Weibliche Hormone: alle wichtigen Fakten

Symbolbild weibliche Hormone
Die weiblichen Geschlechtshormone beeinflussen viele Prozesse im Körper der Frau.
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"Alles über weibliche Hormone und moderne Verhütung" war das Thema des letzten MeinMed-Abends des Wintersemesters 2018/2019 im Van-Swieten-Saal der MedUniWien.

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Um Hormone, hormonelle Störungen und Verhütung drehte sich der Vortrag von Prof. Priv.-Doz. Dr. Katharina Walch, Professorin an der klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der MedUniWien. Erfreulich: Der Einladung dazu folgten auch einige Herren.

„Kenntnisse über die weiblichen Hormone sind essenziell, um Zyklusstörungen und gynäkologisch-endokrinologische Dysfunktionen korrekt diagnostizieren und behandeln zu können,“ so Katharina Walch. In Mitteleuropa liegt das Lebensalter der Menarche – also dem Eintritt der ersten Regelblutung – bei 12 Jahren. Mitte 50 setzt im Durchschnitt die Menopause ein.

Ein „einflussreiches“ weibliches Hormon ist Östrogen. Bei der Geburt ist der Östrogenspiegel eines Mädchens noch sehr hoch und bildet sich im Laufe der ersten Lebenswochen zurück. Östrogen wird von den Eierstöcken produziert, in kleinem Maß auch von den Nebennieren und in der Schwangerschaft von der Plazenta. In der ersten Zyklushälfte steigt der Östrogenspiegel an, besonders deutlich kurz vor dem Eisprung. Dadurch steigt auch das Luteinisierende Hormon (LH), das den Eisprung auslöst. In der zweiten Zyklushälfte dominiert das „Gelbkörperhormon“ Progesteron, das optimale Bedingungen für die Einnistung einer befruchteten Eizelle schafft. Wird Gelbkörperhormon ausgeschüttet, zeigt sich das auch an der Körpertemperatur. Sie steigt um etwa ein halbes Grad Celcius. Nistet sich ein befruchtetes Ei ein, wird weiter so lange Progesteron ausgeschüttet, bis das von der Plazenta übernommen wird. Nistet sich kein Ei ein, wird die Progesteronproduktion wieder heruntergefahren, die Monatsblutung setzt ein.

Das weibliche Hormon Östrogen hat auch großen Einfluss auf die Entwicklung der primären Geschlechtsorgane, auf das Hautbild, die Stimmung oder auf die weibliche Fettverteilung. Es sorgt auch in der Phase des Eisprungs dafür, dass der Zervixschleim flüssiger wird und männliche Spermien zur Befruchtung einer Eizelle vorankommen. In der Menopause beeinflusst es das Knochenwachstum, der eintretende Mangel kann zu Osteoporose führen. Die Fachärztin: „Ein Östrogenmangel kann zu Zyklusstörungen, Hitzewallungen, trockenen Schleimhäuten, Schlafstörungen, Osteoporose, Juckreiz im Urogenitaltrakt oder Infektionen führen. Oder auch – vor allem in der Menopause – depressive Verstimmung, Herzrhythmusstörungen, Muskel- oder Gelenksschmerzen, Konzentrationsstörungen, Nervosität, erhöhte Blutfette, trockene Augen und Haare mit sich bringen.“

Prof. Priv.-Doz. Dr. Katharina Walch Professorin an der klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie  und Reproduktionsmedizin an der MedUniWien Foto: MeinMed

Kenntnisse über die weiblichen Hormone sind essenziell, um Zyklusstörungen und gynäkologisch-endokrinologische Dysfunktionen korrekt diagnostizieren und behandeln zu können.

Prof. Priv.-Doz. Dr. Katharina Walch Professorin an der klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der MedUniWien Foto: MeinMed

Gegenspieler des Östrogen ist Progesteron. Es wird nach dem Eisprung freigesetzt und ist wichtig für die Erhaltung und Vorbereitung einer Schwangerschaft. „Es leitet eine ‚Ruhephase‘ der Gebärmutter ein. In dieser Phase kann auch die Körpertemperatur leicht erhöht sein“, sagt Katharina Walch. Bereits bei der Geburt ist etwa eine Million Eizellen angelegt. „Ein Marker für die Eizellenreserve ist das Anti-Müller-Hormon (AMH), es korreliert mit den Eibläschen und sinkt ab dem 30. Lebensjahr ab. Das heißt, auch die Eizellenreserven sinken ab.“ Ein Progesteonmangel bringt häufig Zyklusstörungen, Mastodynie oder einen Vitalitätsmangel mit sich oder verursacht starkes Schwitzen, Schlafstörungen, und emotionale Unausgeglichenheit.

Viele junge Frauen laborieren an unterschiedlichen Zyklusstörungen. Mediziner unterscheiden zwischen Tempoanomalie oder Typusanomalie. Von einer Tempoanomalie spricht man, wenn die Blutung gar nicht eintritt, die Intervalle zu groß oder zu klein ist oder die Blutung zu lang oder zu kurz andauert. Eine Typusanomalie beschreibt die Blutungsstärke. Häufig tritt das anfangs der Pubertät auf, entweder in Form von zu starken oder zu unregelmäßigen Blutungen.

Der hypogonadotrope Hypogonadismus (CHH) ist eine seltene Störung der Geschlechtsreifung. Er ist gekennzeichnet durch Gonadotropin (Gn)-Mangel und durch niedrige Spiegel der Sexualhormone, des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des Luteinisierenden Hormons (LH). Zur Therapie wird eine Hormonersatztherapie durchgeführt.

Das POF-Syndrom („premature ovarian failure“) bezeichnet den verfrühten Abbruch der weiblichen Eizellenreifung und damit eine Menopause, die bereits vor dem 40. Lebensjahr klinisch erkennbar wird. Ursachen für diese Erkrankung können genetische Faktoren sein, aber auch Chemotherapie, Autoimmun- oder Stoffwechsel-Erkrankungen. Behandelt wird diese Erkrankung mit Hormonersatztherapie, bei Kinderwunsch ist eine Eizellenspende in Betracht zu ziehen.

Als Hyperprolaktinämie bezeichnet man einen Überschuss des Hormons Prolaktin im Blut. Dieses Hormon sorgt in der Schwangerschaft für das Wachstum der Brust und spielt auch eine Rolle bei der Milchbildung in der Stillzeit. Eine solche Hyperprolaktinämie kann verschiedene Ursachen haben. Bei Frauen führt sie oft zu Zyklusstörungen, zum Ausbleiben der Periode und zu einer milchartigen Absonderung aus der Brust.

Beim polyzystischen Ovarsyndrom (kurz PCOS) kommt es zu einer Eierstockvergrößerung aufgrund von Zystenbildung. Die genauen Ursachen sind bislang noch nicht geklärt. Charakteristisch für PCOS sind Zyklusstörungen, erhöhte Hormonwerte und Eierstockzysten. Ziel der Behandlung ist es, Symptome zu lindern.

Zur Verhütung andererseits steht heute eine breite Palette an hormonellen, aber auch mechanischen Methoden zur Auswahl. „Neben der Sicherheit steht auch die gute Verträglichkeit eines Verhütungsmittels im Fokus“, so Katharina Walch. Hormonelle Verhütungsmittel gehen oft mit „gewünschten Nebeneffekten“ einher. So etwa können moderne Methoden die Regelschmerzen lindern, das Hautbild verbessern und vieles mehr.

Hormone machen aber auch nach der Menopause oft Probleme, dann nämlich wenn z. B, ein Mangel an Östrogen die Lebensqualität beeinträchtigt. Hier rät die Medizinerin zu einer individuellen Beratung, denn die bislang gut bekannte Hormonersatztherapie hat sich weiterentwickelt und auch dabei stehen sanftere, leichtere Methoden, wie z. B. Gels zur Verfügung. Eine Hormonersatztherapie sollte grundsätzlich niedrig dosiert verabreicht werden und darf nicht bei Brustkrebs erfolgen.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Erstellt am:

21. Februar 2019

Stand der medizinischen Information:

21. Februar 2019

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