Welche Kur für wen?

Mann bei physiotherapeutischer Behandlung.
Die klassische Kur bedient sich bereits seit vielen Jahrhunderten der heilenden Wirkung des Wassers.
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Bereits in der Antike wurden Kranke mit heilenden Wässern behandelt. Ziel einer solchen Therapie war es, die Selbstheilungskräfte zu stärken und den Menschen von seinen Leiden zu heilen.

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Inhaltsverzeichnis

Die zeitgemäße Kur kuriert jedoch nicht nur (chronisch) Kranke, sondern trägt auch dazu bei, die Gesundheit zu erhalten. Ein wesentliches Merkmal der klassischen Kur ist die Anwendung natürlicher Heilvorkommen, wie etwa Heilwasser, Heilmoor oder -klima. Je nachdem, an welcher Erkrankung jemand laboriert – ob Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankung – oder ob einem gesundheitlichen Problem (z. B. Burnout) vorgebeugt werden soll, richtet sich die Art der Kur. Das Wirkungsprinzip der Kur ist es, mithilfe von Heilvorkommen (Wässer, Peloide, Klima etc.) im Körper eine Reaktion hervorzurufen, die dazu beiträgt, Beschwerden zu lindern oder zu heilen.

In Österreich stehen 152 natürliche Heilvorkommen in unterschiedlichen Regionen zur Auswahl. Man unterteilt sie in verschiedene Kur-Anwendungsbereiche:

  • Heilwässer (u. a. Schwefel-, Sulfat- und eisenhaltige Wässer, Solen, Mineralthermen)
  • Peloide (z. B. Moor, Schlamm)
  • Kohlensäuregas
  • Heilstollen
  • Luft und Heilklima

Heilwasser

Die klassische Kur bedient sich bereits seit vielen Jahrhunderten der heilenden Wirkung des Wassers. Es kann als Trinkkur oder als Bäderkur therapeutisch angewendet werden. Ein "Heilwasser" muss bestimmte Inhaltstoffe enthalten, deren Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen wurde.

Trinkkur

Eine Trinkkur dauert mindestens 3 Wochen, dabei wird regelmäßig eine vom Kurarzt verordnete Menge des Heilwassers zugeführt. Diese Therapie wirkt über die Schleimhäute des Verdauungstraktes, ein Erfolg stellt sich sehr rasch ein. Trinkkuren sind vor allem bei Stoffwechselerkrankungen, Diabetes oder bei Erkrankungen des Magen-Darmtraktes sinnvoll.

Bäder

Die therapeutische Wirkung von Heilwasser wird in Voll-, Teil- oder Sitzbädern angewendet (z. B. bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates).

Inhalation

Heilwasser wird mithilfe spezieller Geräte fein zerstäubt und über die eingeatmete Luft dem Körper zugeführt. Diese Inhalation schafft Abhilfe bei Atemwegserkrankungen (z. B. bei Asthma, Bronchitis).

Thermalbäder

Das Wasser entstammt mineralstoffhaltigen Quellen, die eine Temperatur von mindestens 20 Grad Celsius haben. Die entspannende Wirkung auf die Muskulatur und die Schmerzlinderung durch den mineralischen Anteil des Wassers helfen vor allem bei chronischen Gelenkerkrankungen, Allergien oder Rheuma.

Schwefelwasser

schützt vor Freien Radikalen, stärkt das Immunsystem und wirkt sich positiv auf den Lipidstoffwechsel (Fettstoffwechsel) aus, indem es das "schlechte" LDL-Cholesterin senkt.

Schwefelheilwasser hilft bei

  • Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankungen (Abnützungen, Entzündungen, wie z. B. Arthrosen)
  • Rheuma
  • Durchblutungsstörungen
  • Neuralgien (z. B. Ischias-Syndrom)
  • Gicht

Vorkommen in Österreich: Baden, Bad St. Leonhard, Bad Häring, Bad Sauerbrunn, Bad Deutsch-Altenburg, Bad Ischl, Bad Schallerbach, Wien-Oberlaa.

Sole- und Solethermen

Sole bezeichnet natürliches Heilwasser, das Jod, Sulfur oder Radon enthält. Es kann als Trink-, als Bäderkur und zur Inhalation angewendet werden.

Soleheilwässer werden angewendet:

  • bei Hauterkrankungen (Akne, Psoriasis, Neurodermitis)
  • um das Immunsystem zu stärken
  • bei Erkrankungen des Verdauungssystems
  • bei Stoffwechselstörungen

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Gleichenberg, Bad Hall, Bad Ischl, Salzerbad, Loipersdorf.

Akrato-Mineralthermen

Akratothermen sind leicht mineralhaltige Wässer (z. B. Fluor, Kalzium-Magnesium-Hydrocarbonat), die aus Quellen aus dem tiefen Boden entspringen. Bäder wirken schmerzstillend und beruhigend.

Anwendung finden Akrato-Mineralthermen:

  • bei Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • bei neurologischen Störungen
  • bei Rehabilitation nach Unfällen

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Sauerbrunn, Bad Tatzmannsdorf, Villach, Bad Bleiberg, Bad Kleinkirchheim, Laa/Thaya

Sulfatwässer

Sulfate sind natürliche Schwefelverbindungen (z. B. Natrium-, Magnesium-, Kalzium-oder Eisensulfat), die sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet werden können. Die Wirkung erfolgt bei Trinkkuren über die Schleimhaut der Verdauungsorgane, die durch sulfathaltiges Wasser aktiviert oder beruhigt wird, in der Folge normalisiert sich die Zusammensetzung der Verdauungssäfte. Bei Bädern wird die heilende Substanz über die Haut aufgenommen, aber auch eingeatmet.

Sulfatbäder werden angewendet:

  • bei Erkrankungen des Bewegungsapparates (Entzündungen, Abnützung, z. B. Arthrosen)
  • nach Unfällen bzw. Schäden am Bewegungsapparat
  • bei Neuralgien, Nervenentzündungen
  • bei funktionellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Durchblutungsstörungen)
  • bei Rheuma

Trinkkuren helfen bei

  • Erkrankungen des Magen- Darmtraktes
  • chronischen Harnwegsinfekten
  • Leber- Gallen- oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen

Vorkommen in Österreich: u. a. St. Lorenzen, Dürnstein/Stm., Bad Sauerbrunn, Bad Aussee.

Eisenhaltige Wässer

Eisen ist lebensnotwendig, um die Blutbildung zu unterstützen. Blutarmut ist meist von Symptomen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Energielosigkeit, Kälteempfindlichkeit oder Konzentrationsschwächen begleitet. Eisen stärkt darüber hinaus das Immunsystem und beeinflusst den Stoffwechsel günstig. Eisenhaltige Wässer können als Trink- oder Badekuren verabreicht werden. Sie wirken sich günstig aus bei

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Sauerbrunn, Bad Tatzmannsdorf, Bad Gams, Bad Pirawarth.

Radonhaltige Wässer

Radon ist ein radioaktives Edelgas, das im natürlichen Heilwasser in niedrigen Dosen enthalten ist. Radonhaltiges Wasser kann innerlich oder äußerlich angewendet werden. Gelangt es in den Körper, entfaltet es seine immunstimulierende Wirkung. Durch das Zusammenspiel des Edelgases mit Wärme und Luftfeuchtigkeit (Bäder oder Heilstollen) kommt es zudem zu einem positiven Wärmeeffekt, der sich entspannend, entzündungshemmend und schmerzlindernd auf Muskeln und das vegetative Nervensystem auswirkt.

Radonhaltiges Wasser hilft bei

  • Arthrosen
  • Gelenks- und Muskelerkrankungen
  • Hohem Blutdruck (es erweitert die Blutgefäße, z. B. bei Venenleiden)
  • Rheuma, chronischer Polyarthritis
  • Wirbelsäulenerkrankungen
  • Osteoporose
  • Verletzungen nach Unfällen
  • Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht)

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Hofgastein, Bad Gastein, Bad Zell, Ötztal.

Mineralsäuerlinge

Natürliche kohlensäurehaltige Mineralwässer werden als Säuerlinge bezeichnet. Sie können als Bäder oder Trinkkuren angewendet werden. Je nachdem, welche Mineralstoffe enthalten sind (bzw. wenn CO2 enthalten ist), wirken die Wässer entspannend, entzündungshemmend, schleimlösend, verdauungsfördernd, beruhigend oder schmerzstillend.

Ihre Hauptanwendungsgebiete sind

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • funktionelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Vegetative Störungen
  • Neuralgien und Nervenbeschwerden

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Sauerbrunn, Bad Gams, Bad Gleichenberg, Bad Schönau, Bad Radkersburg.

Jodsole

Zur Bildung des Schilddrüsenhormons braucht der menschliche Körper eine ausreichende Jodzufuhr. Es wirkt sich auch günstig auf die Durchblutung aus, verbessert die Fließeigenschaft des Blutes, wirkt schleimlösend und stärkt das Immunsystem. Jod stärkt außerdem das Herz-Kreislauf-System, befreit die Atemwege, auf die Haut wirkt es entzündungshemmend. Man kann es als Trink- (bei Magen-Darm-Beschwerden) oder als Wannenkur (Hauterkrankungen) anwenden.

Jodhaltiges Wasser eignet sich zur Behandlung von

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates (Osteoporose, Abnützungen)
  • Hauterkrankungen (Neurodermitis, Ausschläge)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen)
  • Erkrankungen der Atemwege (Asthma, Allergien, Bronchitis)
  • Erschöpfungszuständen

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Pirawarth

Biochemisch betrachtet besteht Moor aus verrotteten Gräsern, Pflanzen und Kräutern. Je nach geographischem Vorkommen beinhaltet es unterschiedliche Pflanzen, die eine therapeutische Wirkung haben. Mooranwendungen werden in Form von warmen Moorbädern angewendet. Dabei lösen sie eine Art "Heilfieber" aus, das den Stoffwechsel ins Lot bringt. Moorpackungen hingegen geben die Wärme langsam und konstant ab und belasten den Kreislauf daher weniger. Fango oder Torf werden mit Wasser vermischt und als Wickel eingesetzt.

Die therapeutischen Wirkungen des Heilmoors liegen in:

  • der Entgiftung, Entschlackung
  • der Wärmetherapie
  • dem heilenden Effekt pflanzlicher Substanzen

Angewendet werden Moorbäder und -packungen bei:

  • Arthrosen
  • Rheumatischen Erkrankungen
  • Gynäkologischen Erkrankungen (Unfruchtbarkeit)
  • Entzündlichen Prozessen (z. B. Gelenke)

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Tatzmannsdorf, Althofen, Bad Großpertholz, Heilbrunn, Neydharting, Harbach

Bei manchen Mineralwässern tritt aus der Quelle auch CO2 zutage, eine Kombination, die therapeutisch genutzt wird. Bei einem Kurbad dringt Kohlendioxid über die Haut ein. In der Folge erweitern sich die Blutgefäße. Die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung werden verbessert.

CO2- Anwendungen wirken sich günstig auf nachstehende Beschwerden aus:

  • Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen)
  • Störungen des vegetativen Nervensystems (z. B. Nervosität, Stress)
  • Rheumatische Erkrankungen

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Tatzmannsdorf, Bad Gleichenberg, Bad Schönau, Bad Eisenkappel, Bad Traunstein.

Im Heilstollen herrscht ein feuchtwarmes Klima, das sich vor allem bei Erkrankungen der Atemwege (z. B. Asthma, Heuschnupfen, COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankung) positiv auswirkt. Je nach weiteren Heilvorkommen (z. B. radonhaltiges Wasser, Mineralsäuerling) ergibt sich eine Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten und Effekten, wie z. B. schmerzlindernde, immunstimulierende Wirkung (Gelenkerkrankungen, Rheuma, chronische Schmerzen, Arthritis u. v. m.), sowie eine Verbesserung bei Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis, Psoriasis).

Als Luftkurort dürfen sich jene Orte bezeichnen, die eine besonders gute Luftqualität aufweisen. Heilklimatische Kurorte zeichnen sich durch stabiles Klima (Reiz- oder Schonklima) aus. Verschiedene Wetterreize be- oder entlasten den menschlichen Organismus. So etwa ist für viele nebelig-graues Wetter, hohe Luftfeuchtigkeit belastend, andere Menschen fühlen sich bei extremer Trockenheit oder Hitze nicht wohl. Pollenallergiker wiederum fürchten die Blütezeit im Frühling, chronische Schnupfenpatienten fürchten die nass-kalte Jahreszeit. Heilklimatische Kurorte nützen diesen Effekt und haben, je nach Erkrankung, unterschiedliche therapeutische Wirkungen.

Kuren sind vor allem bei nachstehenden Erkrankungen sinnvoll:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Erkrankungen der Atemwege
  • Hautkrankheiten

Vorkommen in Österreich: u. a. Bad Eisenkappel, Aflenz, Mönichkirchen, Reichenau/Rax, Semmering, Baden, Galtür.


Autor:in:
Zuletzt aktualisiert:

29. Juni 2020

Erstellt am:

27. Januar 2014

Stand der medizinischen Information:

29. Juni 2020

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