Dyspepsie (Reizmagen)

Eine funktionelle Dyspepsie äußert sich oft durch einen brennender Schmerz im Oberbauch.
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Häufig gibt es für die Oberbauchbeschwerden keine organischen Ursachen. In diesem Fall spricht man von einer funktionellen Dyspepsie (Reizmagen).

Medizinische Expertise

Rainer Schöfl

Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer Schöfl

Leiter der Abteilung für Gastroenterologie & Hepatologie, Endokrinologie, Stoffwechsel und Ernährungsmedizin am Ordensklinikum Barmherzige Schwestern in Linz
www.aerzte-badleonfelden.at
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Inhaltsverzeichnis

  • Dyspepsie sind Beschwerden im oberen Bauchbereich, die als Unwohlsein, Völlegefühl oder Verdauungsstörung beschrieben werden.
  • Als Auslöser kommen unter anderem Entzündungen, Tumore oder Geschwüre in Frage.
  • Gibt es keine organische Ursache, handelt es sich um eine sogenannte funktionelle Dyspepsie (Reizmagen).
  • Ein Reizmagen ist zwar unangenehm, aber ungefährlich.
  • Die Diagnose Reizmagen wird im Ausschlussverfahren gestellt.
Art Verdauungsstörung
Ursache Entzündungen, Tumore, Geschwüre; häufig keine organische Ursache (funktionelle Dyspepsie)
Symptome Schmerzen im Oberbauch, Unwohlsein, Völlegefühl, Appetitlosigkeit
Behandlung je nach Auslöser

Als Dyspepsie wird eine Reihe von Beschwerden im Oberbauch bezeichnet, die unter anderem als Verdauungsstörung, vorzeitiges Sättigungsgefühl, Völlegefühl, Unwohlsein, Oberbauchdruck oder brennender Schmerz beschrieben werden. Die Symptome können kurzfristig auftreten, aber auch wiederkehrend sein.

Die Ursachen für Dyspepsie sind vielfältig. Folgende Auslöser kommen unter anderem in Frage:

  • Entzündungen (z. B. Gastritis, Refluxösophagitis, Duodenitis)
  • Geschwüre
  • Tumore
  • Zwerchfellbruch
  • Motilitätsstörungen (mangelnde Beweglichkeit der Verdauungsorgane)

Häufig kann kein organischer Grund für die Magenbeschwerden diagnostiziert werden. In diesem Fall handelt es sich um eine sogenannte funktionelle Dyspepsie (Reizmagen).

Die Beschwerden, die bei Dyspepsie auftreten, sind individuell verschieden. Häufig kommt es zu:

Treten die Symptome erstmalig auf, halten sie über einen längeren Zeitraum an oder verschlimmern sie sich, ist eine rasche Abklärung ratsam. Alarmsignale sind außerdem:

  • Störung des Nachtschlafs durch die Symptome
  • wiederholtes Erbrechen oder blutiges Erbrechen
  • Schluckstörungen
  • Gewichtsverlust
  • unklares Fieber
  • Blut im Stuhl oder veränderter Stuhlgang

Die erste Ansprechpartner:in bei Verdauungsbeschwerden ist die Hausärzt:in oder Internist:in. Diese wird nach einer ausführlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) eine körperliche Untersuchung durchführen. Wichtig für die Krankengeschichte ist unter anderem die genaue Beschreibung der Beschwerden, wann diese auftreten (z. B. nach dem Essen) und ob sie plötzlich oder chronisch sind.

Für die Diagnose können außerdem nötig sein:

  • Blutuntersuchung (u. a. Entzündungswerte)
  • Testung auf Helicobacter pylori
  • Sonografie des Magen-Darm-Trakts (Ultraschall)
  • Endoskopie des oberen Verdauungstraktes (z. B. Gastroskopie)

Ziel ist es, Erkrankungen mit ähnlichem Beschwerdebild ausschließen zu können. Dazu zählen u. a. Refluxerkrankung, Magenkrebs, Gallenblasensteine, Magengeschwür, Zwöffingerdarmgeschwür oder Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Gibt es eine organische Ursache, steht die Behandlung der ursächlichen Erkrankung im Vordergrund. Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern. Die Therapie richtet sich nach dem am stärksten ausgeprägten Symptom.

Die häufigste Form der Dyspepsie ist die funktionelle Dyspepsie (nichtulzeröse Dyspepsie, Reizmagen, Reizmagensyndrom). Es handelt sich dabei um wiederkehrende oder chronische Beschwerden im oberen Bauchbereich ohne erkennbare organische Ursache. Etwa 30 Prozent der Patient:innen haben zusätzlich ein Reizdarmsyndrom mit Verstopfung, Durchfall und Blähungen.

Die genaue Ursache der funktionellen Dyspepsie ist unbekannt. Vermutet werden unter anderem:

  • gestörte Verdauungsabläufe
  • Infektion mit Helicobacter-Bakterien
  • psychischer Stress
  • bestimmte Medikamente

Da organische Ursachen fehlen, kann die Diagnose nur im Ausschlussverfahren gestellt werden. Bei der Diagnosestellung können außerdem ein Symptomtagebuch und ein Ernährungsprotokoll hilfreich sein.

Ärzt:innen sprechen von einem Reizmagen, wenn die Beschwerden länger als drei Monate anhalten, ohne dass eine organische Ursache diagnostiziert werden kann.

Ein Reizmagen ist in der Regel nicht gefährlich, kann aber die Lebensqualität von Betroffenen einschränken. Die Therapie konzentriert sich beim Reizmagen auf die Linderung der Symptome – zum Beispiel durch Ernährungsumstellung und Medikamente. Vielen Patient:innen hilft bereits das Wissen, dass keine schwerwiegende Erkrankung hinter den Beschwerden steckt.

Weitere Therapiemöglichkeiten sind:

  • Säurehemmer
  • Prokinetika
  • Phytotherapeutika (z. B. Anis, Kümmel, Ingwer, Wermut- und Tausendguldenkraut)
  • Akupunktur
  • magen-fokussierte Hypnotherapie
  • individualisierte Diätberatung

Da die Beschwerden und Auslöser bei Dyspepsie sehr individuell sind, gibt es auch keine allgemeingültigen Diät-Empfehlungen. Hilfreich können aber folgende Maßnahmen sein:

  • Verzicht auf scharfe oder stark gewürzte Speisen
  • mehrere kleine Mahlzeiten, statt wenige große
  • Rauchverzicht
  • wenig Alkohol
  • gesunde, ausgewogene Ernährung
  • regelmäßige Bewegung
  • Stressreduktion

Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

4. April 2024

Erstellt am:

16. November 2023

Stand der medizinischen Information:

16. November 2023


ICD-Code:
  • k30

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